Die Dortmunder Nordstadt ist das härteste Stück Ruhrgebiet. Der Stadtteil gilt seit über 100 Jahren als Krisengebiet und ist zugleich eines der schönsten und aufregendsten Quartiere des Reviers. Hipster, Junkies, Dealer und Malocher-Rentner leben hier nebeneinander auf engstem Raum.
Wenn Dirk Hamelmann die Nordstadtwache verlässt, muss er nur ein paar Minuten gehen, bis er auf die ersten Dealer trifft. Sie stehen auf Münsterstraße. Dort bieten junge Schwarz- und Nordafrikaner offen Haschisch und Kokain. Der Erste Polizeihauptkommissar und stellvertretende Leiter der Wache schiebt seinen Dienst in einem Bezirk, der bundesweit immer wieder als No-Go-Area bezeichnet wird: Der Dortmunder Nordstadt. Erst in der vorletzten Woche sorgte ein Vorfall für eine Debatte im nordrhein-westfälischen Landtag: Als eine Zivilstreife am vorletzten Samstagnachmittag sah, wie ein junger Mann auf der Mallinckrodtstraße ein Trinkpäckchen nach einem Streifenwagen warf und die Beamten lauthals beschimpfte, griffen die Polizisten ein. Sie forderten den jungen Mann auf, seine Personalien anzugeben. Dann ging es los: Immer mehr Menschen, am Ende waren es um die hundert, kamen zusammen, einige davon bedrängten die Beamten, die schließlich Unterstützung anforderten. Am Ende musste der Trinkpäckchenwerfer mit aufs Revier.
Für die Opposition war der Vorfall ein Beleg dafür, dass es in NRW No-Go-Areas gebe, in denen die Polizei nicht mehr Herr der Lage sei. Für Innenminister Ralf Jäger (SPD) war die Diskussion indes der Beleg dafür, dass der NRW-Landtag in Teilen eine „No-Brain-Area“ ist. Das Gerede von der Nordstadt als No-Go-Area kennt Hamelmann seit Jahren. Er hält es für Unsinn: „Wenn unsere Beamten wegen eines geworfenen Trinkpäckchens eingreifen, zeigt das doch, dass wir wirklich jedes Delikt verfolgen, das wir mitbekommen.“ Eine No-Go-Area, in die sich weder die Bürger noch die Polizei hineintrauen würden, sei die Nordstadt nicht: „Wir haben hier ständig über 80 Beamte im Einsatz, es gibt einen Schwerpunktdienst, der sich unabhängig von Notrufen und Streifenfahrten um die Probleme in dem Viertel kümmert. Die kontrollieren die Internetcafés und Bars, gehen gegen die Drogenhändler vor und achten darauf, dass das Verbot der Straßenprostitution eingehalten wird.“ Der Menschenauflauf, der seine Kollegen in Bedrängnis brachte, ist für Hamelmann, der in der Nordstadt aufgewachsen ist, kein Zeichen besonderer Nordstadtprobleme, sondern ein Beleg für den schwindenden Respekt gegenüber der Polizei: „Bei uns in der Nordstadt zeigt sich das an solchen Aufläufen, aber Kollegen, die in Fußballstadien oder auf Demonstrationen im Einsatz sind, erleben doch dasselbe: Will die Polizei jemanden kontrollieren, mischen sich immer häufiger dessen Kumpels ein. Das ist ein Problem, und das können wir nicht dulden. Aber es ist kein Nordstadtphänomen.“
Die Nordstadt ist ein besonderer Stadtteil. Hier leben Dortmunds Künstler, sind die besten Clubs, Galerien und Kneipen der Stadt, gibt es liebevoll renovierte Altbauwohnungen zu günstigen Preisen. Aber nirgendwo in Dortmund und vielleicht im ganzen Ruhrgebiet ist die Kriminalität höher, ist der Armut greifbarer. An der Mallinckrodtstraße stehen Männer aus Südosteuropa in Trauben vor den schäbigen Cafés und Zockerläden. Der Bürgersteig ist übersäht mit Kippen und Sonnenblumenkernen. Hier hat sich vor Jahren ein Arbeiterstrich etabliert, die Männer warten auf Jobs. Wenn sie einen bekommen, schuften sie für ein paar Euro in der Stunde schwarz in Lagern und auf Baustellen. Gleich nebenan auf dem Nordmarkt, dem Zentrum des Viertels, sitzen die Junkies und Säufer, es stinkt nach Bier im Sommer, oft ist es laut und ab und zu kracht es. Nur ein paar Meter weiter, rund um die Schleswiger Straße, warten die letzten Prostituierten, die sich nach dem Verbot des Strichs vor fünf Jahren auf die Straße trauen, auf Freier. Die meisten von ihnen sind heroinabhängig. Um die 20 Frauen aus der Szene sind ständig im Gefängnis, weil sie die Strafen nicht zahlen können, die sie kassieren, wenn die Polizei sie erwischt, denn die Nordstadt ist, wie ganz Dortmund, ein Sperrbezirk. Auf der Münsterstraße ist es ab Mitternacht gefährlich, hier kann man ohne Grund zusammengeschlagen werden oder fängt sich einen „Elfmeter“ ein: Man sitzt auf einer Bank, schaut auf sein Handy und mit Anlauf bekommt man einen Tritt ins Gesicht. Wird man wieder wach, ist das Smartphone weg und die Jacke mit der Brieftasche meist auch.
Doch die Nordstadt ist auch ein Viertel der hervorragenden Schulen, sie ist Dortmunds jüngster Stadtteil, nirgendwo in der Stadt leben mehr Kinder als hier. Das Helmholtz-Gymnasium schneidet im Vergleich mit anderen Schulen in NRW beim Zentralabitur hervorragend ab, die Grundschule in der Kleinen Kielstraße wurde 2006 vom damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler als beste Schule Deutschlands ausgezeichnet. Integrationsangebote, an denen andernorts gefeilt wird, haben hier eine jahrelange Tradition. Tagsüber ist die Nordstadt ein Stadtteil der Frauen und Kinder. Die Klettergerüste auf den Spielplätzen sind umlagert, die Mütter sitzen auf den Bänken und schauen zu, wie ihr Nachwuchs im Sandkasten spielt. Aber gegen Abend wird es dann in einigen Straßen unangenehm, wird die Nordstadt ein Stadtteil der Männer. Sie lungern in großen Gruppen vor den Kaffeehäusern und Shishabars rum, pfeifen Frauen hinterher und sorgen dafür, dass so mancher Gang zu einem Spießrutenlauf wird. Es gibt Dortmunder aus dem reichen Süden der Stadt, die in ihrem Leben noch nie einen Fuß in dieses Viertel gesetzt haben.
„Seit über hundert Jahren heißt es in Dortmund ‚Im Norden wohnen die Horden‛“, sagt Bastian Pütter. Pütter ist Chefredakteur des Obdachlosenmagazins Bodo und hat seine Magisterarbeit über die Geschichte der Nordstadt geschrieben: „Als es Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Industrialisierung in Dortmund richtig losging, brauchte man Platz für die vielen Arbeiter, die auf einmal nach Dortmund kamen.“ Die Stadt schuf für sie einen neuen Stadtteil, modern, mit Parks, Plätzen und breiten Straßen. Und schaffte eine Möglichkeit für die wohlhabenden Bürger im Süden der Stadt, in Immobilien zu investieren und so am Boom teil zu haben. „Wer neu nach Dortmund kommt, landet in der Nordstadt. Das waren erst die Bauernsöhne aus der Umgebung, die hier Jobs in den Stahlwerken bekamen, dann zogen Polen hier hin, später Türken, Griechen, Spanier und Portugiesen, vor ein paar Jahren kamen die Bulgaren und Rumänen, und nun sind es vermehrt Menschen aus Nordafrika.“ Dabei, sagt Pütter, seien die Zuwanderer diejenigen, die den Stadtteil wirtschaftlich am Leben halten würden. Viele Deutsche hätten die klassische Ruhrgebietsmentalität und würden einfach darauf warten, dass einer kommt und ihnen eine Job gibt. „Die Türken und Araber sind da anders“, sagt Pütter, „die gründen Unternehmen, das kann eine kleine Werbeagentur sein, eine Dönerbude oder ein Reisebüro. Das sind Unternehmer.“ Und die ewigen Meldungen über Menschenansammlungen und Beschwerden über mangelnden Respekt gegenüber der Polizei habe es schon im Kaiserreich gegeben. Die Nordstadt sei trotzdem nie No-Go-Area gewesen: „Nirgendwo in Dortmund sieht man so viele Polizisten und Mitarbeiter des Ordnungsamtes wie hier.“
Und die gehen auf Streife in dem Viertel des Ruhrgebiets, mit dem größten Bestand an Gründerzeithäuser. Sie prägen den Charakter des Quartiers, das nur durch die Bahnlinie von der Dortmunder Innenstadt getrennt ist. Läge die Nordstadt in Frankfurt, München oder Köln, die Mieten wären hier hoch, der Stadtteil würde als Musterbeispiel für Gentrifizierung durchgehen. Aber weil die Mieten hier immer noch günstig sind, eine Altbauwohnung für fünf Euro den Quadratmeter zu bekommen ist, sammeln sich hier viele, die eines nicht haben: Geld. Das sind Zuwanderer, Familien mit Kindern, aber auch Studenten und Künstler. Und Menschen, die die Nordstadt lieben. Das spannendste Kulturangebot im Ruhrgebiet gibt es in diesem Viertel. Hier liegt das Subrosa. Keine Kneipe im Revier hat ein vergleichbares Programm. Im Subrosa tritt regelmäßig der Hamburger Sänger und Olli-Schulz-Kumpel Bernd Begemann auf, spielen Bands aus der ganzen Welt auf der winzigen Bühne und sorgen dafür, dass der Schweiß von den mit Borussia-Dortmund-Devotionalien dekorierten Wänden tropft. In der Nebenstraße finden im Rekorder Konzerte und Partys statt, und nur ein paar Meter weiter liegt das kleine Rockaway Beat. Hier gibt es Gitarren aus den sechziger Jahren zu kaufen, und den besten Kaffee im ganzen Stadtteil. Im Sissikingkong, einer Mischung aus Club, Bar und Restaurant, finden Lesungen, Konzerte und Partys im Keller statt, in einem umgebauten Straßenbahndepot gibt es eins von mehreren Programmkinos im Viertel, dazu noch eine Galerie. Künstler haben in den billigen Nordstadthäusern ihre Ateliers. Alles gute Gründe hier zu leben.
Der Schriftsteller Sascha Bisley kennt beide Seiten der Nordstadt: „In den paar Jahren, die ich hier wohne, ist es besonders mit dem Quartier um den Nordmarkt bergab gegangen.“ Es gebe noch immer eine gute Nachbarschaft, man grüßt sich auf der Straße, aber vor allem die Zuwanderer aus Südosteuropa seien ein Problem: „Viele lassen gewisse Verhaltensregeln vermissen. Wenn in Häusereingänge geschissen wird, geht das einfach nicht, und wenn 150 Männer im Pulk auf der Straße zusammen stehen ist das nicht für jeden angenehm.“ Weg will er trotzdem nicht. Bisley schwärmt von dem preiswerten Loft, den er in einem Hinterhof bewohnt, und von dem Laden, den er mit einem Freund eröffnen will. Dort wollen sie ihre Filmproduktion unterbringen und Lesungen veranstalten. „Aber wenn hier nicht bald was passiert, wird die Mischung explosiv. Dann können Rechtsradikale bei der nächsten Wahl abräumen.“ Ja, Polizei und Ordnungsamt seien auf der Straße, aber sie würden nur die Symptome bekämpfen, nicht die Ursachen der Probleme.
Die Hauptursache der Probleme steht für den Bodo-Chef fest: „Dortmund ist wirtschaftlich schwach, es gibt kaum Jobs. Viele, die unsere Zeitung auf der Straße verkaufen, hätten gerne wieder einen der Hilfsarbeiterjobs, die sie früher hatten, aber es gibt diese Jobs nicht mehr. Das Ruhrgebiet ist die ärmste Region Westdeutschlands, und in Ecken wie der Nordstadt kann man erleben, was das bedeutet. Wer hier auf der Straße rumlungert, würde in Städten wir Frankfurt die Büros in den Hochhäusern putzen. Aber Dortmund ist nicht Frankfurt, es gibt weder die Hochhäuser, noch die Büros und schon gar nicht die Jobs.“
Was viele Menschen in der Nordstadt stört, ist ein Gefühl der Ungerechtigkeit. Sie sehen, wie die Polizei die Dealer fest nimmt und wie sie dann am nächsten Tag an der selben Stelle stehen. Bei herrscht das Gefühl vor, dass die Polizei bei den Drogenhändlern ohnmächtig ist, während sie bei ihnen jedes Knöllchen wegen Falschparkens konsequent eintreibt. Dirk Hamelmann, der Nordstadtpolizist, kennt diese Vorwürfe. „Wir lassen uns vieles im Kampf gegen die Dealer einfallen, aber wir machen die Gesetze nicht.“ Viele der Drogenhändler wohnten nicht in der Nordstadt und kämen von außerhalb angereist. „Wenn wir können, erteilen wir Bereichsbetretungsverbote, dann dürfen sie sich drei Monate hier nicht blicken lassen.“ Und wenn sie bei einem Dealer Geld finden, von dem sie sich sicher sind, dass er es mit Drogen verdient hat, ziehen sie das Geld ein. „Der Dealer muss dann nachweisen, dass er das Geld legal erworben hat. Gelingt ihm das nicht, bekommt er es nicht zurück, und es geht unter Beachtung von Einspruchsfristen in die Landeskasse.“ 400.000 Euro an Drogengeld wurde seit Ende 2013 sichergestellt. Insbesondere bei der Bekämpfung von Straßenraubdelikten, aber auch gegen Einbrüche und Taschendiebe sei man erfolgreich. „Wir arbeiten hart daran, die Nordstadt sicherer zu machen, und wir sind auf einem guten Weg.“ Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der Straftaten bis August um sechs Prozent zurück. Die Wohnungseinbrüche und die Taschendiebstähle gehen zurück, die Gewaltkriminalität sogar um 19 Prozent. Die Arbeit der Polizei wirkt und das besser, als der Eindruck in der Öffentlichkeit ist. Die Nordstadt ist kein No-Go-Area und die Polizei hat das Quartier auch nicht aufgegeben: „Ich sage den Bürgern, die sich über Kriminalität beschweren immer: Geben sie nicht auf, wir tun es auch nicht.“
Der Artikel erschien in einer ähnlichen Version bereits in der Welt.
Ich wohne in Duisburg und besuche die Nordstadt gerne als Tourist. Das alteingesessene marokkanische Restaurant "Marrakesch" ist einfach großartig, gerne kaufe ich beim italienischen Supermarkt "Andronaco" ein oder gehe in den Biergarten "Schmiedingslust" im Fredenbaumpark, und die hochgeschossigen Jugendstilhäuser an Borsigplatz, Mallinckrodtstraße und Nordmarkt sind ebenso wie das Hafenamt einfach eine Augenweide.
Wie sagte der Bierbrauer Habich so schön? "Im Norden geht die Sonne auf!" Das ganze Gerede von den "No-Go Areas" ist doch bloß politisch interessengeleitet, ich kann es mittlerweile nicht mehr hören!
Wer in Frankfurt in den Hochhäusern putzt, hat dort ebenso den Anschluss an die Gesellschaft verloren wie der Bodo-Verkäufer in Dortmund.
So lange meine Tochter dort wohnte, habe ich sie regelmäßig besucht. Das einzige was ihr dort wirklich auf die Nerven ging, war die regelmäßige Anmache auf der Straße. Die hat sie dann letztlich aus dem Stadtteil vertrieben. Jetzt wohnt sie in Berlin Moabit. Auch ein Migrantenviertel, aber so gut wie keine Anmache mehr, Miete nicht viel teurer und die Spree ganz in der Nähe.
Stefan Laurin,
ich meine, Du hast die gesamtgesellschaftliche Situation im Quartier "Nordstadt Dortmund" zutreffend beschrieben. Das geschieht zudem, wie ich meine, durch Dich sehr einfühlsam mit viel Verständnis für alle Menschen, die dort leben, egal welcher sozialen/kulturellen Schicht sie sich zuordnen lassen, und für alle Akteure, die das Quartier (mit-)prägen und letztendlich auch, so entnehme ich das jedenfalls Deinem Kommentar, mit einer gewissen persönlichen Wertschätzung für die Existenz eines solchen großstädtischen Quartiers und für die Lebensqualität, die man für sich in einem solchen Quartier entdecken kann, nicht trotz, sondern wegen seinen (Be-)Sonderheiten im Vergleich mit sog. "bürgerlichen/großbürgerlichen" Stadtquartieren.
Aufgefallen ist mir auch , Stefan Laurin, daß Du nicht mit einem großen Hammer verbal auf all diejenigen einschlägst, die tatsächlich, die vermutlich, die unterstellt verantwortlich zu sein scheinen, für all das, was "man" dem Quartier regelmäßig an Negativen zuzuschreiben geneigt ist.
Besserwisserei? Ratschläge? Kritik von Außen?
Bevor ich diesbezüglich loslege, versuche ich immer, mir vorweg bewußt zu machen, daß das meinerseits stets von einem Standpunkt aus erfolgt, der räumlich, sozial, kulturell, der bezüglich der personalen und sozialen Lebenseinstellung, weit weg ist von dem vieler, vieler Menschen, die in der Nordstadt Dortmunds wohnen, arbeiten, leben. Das hilft mir jedenfalls dabei, nicht voreilig, nicht oberflächlich, nicht einseitig, nicht überheblich, nicht besserwisserisch über " Menschen und Mächte" im Quartier zu befinden, mich mit "gutgemeinten (?)" Ratschlägen zurückzuhalten, aber nicht trotzdem, sondern gerade deshalb sehr interessiert zu sein und zu bleiben an dem, was sich in diesem Quartier tut -auch über Restaurant Kino-besuche und gelegentlichem Einkauf dort.
Dass ein Vergleich der gesamtgesellschaftlichen Situation im Quartier Nordstadt mit der in südlichen Stadteilen Dortmund zwangsläufig dazu führt, über das Wie, das Warum der immer größer werdenden und sich immer rasanter vollziehenden Spaltung der Gesellschaft insgesamt nachzudenken und darüber zu diskutieren, ist selbstverständlich und geschieht alltäglich, auch regelmäßig bei den Ruhrbaronen, z.B. dann, wenn über vermutete Wahlerfolge der AFD in den sog Segregationsquartieren der großen Ruhrgebietskommunen bei der nächsten Landtagswahl in NRW geredet wird. Das mache ich jetzt hier nicht.
Im übrigen ist es -sh. meine Anmerkungen vorweg- zunächst und primär Sache der Quartiersbewohner, darüber nachzudenken, darüber zu befinden, ob sie, wie sie, wann sie, z.B. mit welchen konkreten Zielen und mit welchen Mitteln und Möglichkeiten ,sie sich daran machen, die Lebensbedingungen im Quartier für möglichst viele seiner Bewohnern zu verbessern, was angesichts der gesamtgesellschaftlichen, gesamtstaatlichen Rahmenbedingungen von vielen Quartiersbewohnern als Zumutung aufgefaßt werden wird.
"Quartiers-Verantwortungsgemeinschaft" steht an.
Und diese Verantwortungsgemeinschaft ist viel mehr als das, was sich z.B. in der zuständigen Bezirksvertretung zusammenfindet. Ob diese "Quartiersverantwortungsgemeinschaft" und wie sie derzeit in der Nordstadt funktioniert ,ob und wie zu optimieren wäre, weiß ich nicht. Und Ratschläge dazu….-sh. oben- habe ich nicht zu erteilen.
Die Beschreibung ist sehr treffend.
Ein zentraler Satz ist für mich: "Läge die Nordstadt in Frankfurt, München oder Köln, die Mieten wären hier hoch, der Stadtteil würde als Musterbeispiel für Gentrifizierung durchgehen."
Der Stadtteil wird unter Wert gehandelt. Das liegt an der wirtschaftlichen Situation, aber auch darin, dass hier Menschen eine Heimat finden, die in anderen Städten keine Chance hätte, d.h. potenzielle "Problemfälle".
Ich kenne die Nordstadt seit vielen Jahren. Alle Bekannten, die dort wohnten und aufgewachsen sind, sind aus dem Stadtteil "geflohen". Die hing u.a. mit dem Sicherheitsgefühl zu tun. Nach dem n-ten Einbruch in direkter Nachbarschaft verlieren auch alte Menschen lieber ihre Heimat als dass sie Opfer werden. Ich vermeide bspw. selbst das Durchfahren des Stadtteils, weil einfach zu viele Menschen unerwartet und oft berauscht die Strasse überqueren.
Hier wird wieder auf potenzielle Erfolge rechter Parteien verwiesen. Ist das realistisch? Bei der letzten Wahl war die Nordstadt fast zuplakatiert. Es gab eine geringe Wahlbeteiligung und die üblichen Parteien waren vorne. Die Menschen haben kein Interesse an Politik und sich aufgegeben.
Da scheint es ein Highlight zu sein, wenn im eigenen Revier Stärke und Macht demonstriert wird, wenn der Staat für Ordnung sorgen will. Konsequenzen scheint das auch nie zu haben.
Unsere Justiz lässt hier Unterstützung für die Polizei vermissen. Ich bin deshalb bspw. für eine Videoüberwachung der konfliktträchtigen Bereiche, damit zumindest Beweise einfacher gesichert werden können.
Wie schaffen es die Anwohner nur, in so kurzer Zeit so viele Personen im arbeitsfähigen Alter auf die Strasse zu bringen, wenn Polizei oder Rettungskräfte im Einsatz sind.
"Ich vermeide bspw. selbst das Durchfahren des Stadtteils, weil einfach zu viele Menschen unerwartet und oft berauscht die Strasse überqueren."
Schätze, ich muss Sie mal einladen, mich zu begleiten. Mir ist in der Nordstadt noch nie Jemand vor die Haube gelatscht, weder bekifft, besoffen noch nüchtern. Fürchten muss man sich in dieser Hinsicht eher in Hörde oder Hombruch, wo Kinder mangels kognitivem Aufmerksamkeits-Koeffizienten ihrer – meist jungen – Eltern die Straßen für sichere Spielplätze halten.
"Die hing u.a. mit dem Sicherheitsgefühl zu tun. Nach dem n-ten Einbruch in direkter Nachbarschaft verlieren auch alte Menschen lieber ihre Heimat als dass sie Opfer werden."
Die Nordstadt ist – was Raub und Körperverletzung angeht – sicherlich das gefährlichste Viertel in Dortmund, aber Wohnungseinbrüche haben Sie über das ganze Stadtgebiet verteilt. Bei uns in der Nachbarschaft in Dorstfeld wurde in so ziemlich jeder EG Wohnung bereits mind. Einmal eingebrochen. In der Nordstadt ist doch generell eh eher weniger zu holen, als im Süden Dortmunds.