Luftangriffe auf feindliches Gebiet haben einen schlechten Ruf: Sie gelten, wenn sie sich nicht präzise gegen die militärische Infrastruktur richten, spätestens seit dem 2. Weltkrieg als Terror. Viele Briten schämten sich schon während des Krieges für die Strategie von Airmarshall Sir Arthur Harris, dem Oberbefehlshaber von Bomber Command, deutsche Städte zu bombardieren. Die Legende von den angeblichen Terrorangriffen diente dann später vielen Deutschen, sich als die Opfer darzustellen, die sie nie waren. Auch die Angriffe der Ukraine selbst wenn sie kaum mehr als Nadelstiche sind, auf russisches Gebiet sind in der Öffentlichkeit umstritten, gerade so als ob der Angreifer das Recht hätte, selbst nicht angegriffen zu werden. In seiner heutigen Morgenmeldung zum Krieg in der Ukraine erklärte das britische Verteidigungsministerium den militärischen Effekt der Luftattacken: Die Russen ständen nun vor dem Dilemma entweder ihre Grenzverteidigung oder ihre Truppen in der Ukraine zu verstärken. Beides wird ihnen nicht gelingen.
Genau diesen Effekt hatten auch die Bombenangriffe auf Deutschland im zweiten Weltkrieg, die so maßgeblich zum Sieg der Alliierten beitrugen: Sie zwangen die Nazis Truppen abzuziehen um zum Schutz des eigenen Landes einzusetzen. Piloten die über Hamburg, Essen und Berlin gegen die alliierten Bomber kämpften fehlten an der Front. Deutschland verlor schnell die Luftüberlegenheit. Die alliierten Bodentruppen an allen Fronten wussten das zu nutzen. Auch zwangen führen die Bombenangriffe dazu, dass Deutschland weniger militärische Ressourcen an der Front einsetzen konnte: Es musste Munition für die Luftabwehr produziert werden, weniger 8.8er Rohre konnten in Panzer und Panzerabwehrkanonen eingebaut werden, weil sie für die Flugabwehr gebraucht wurden. Sicher, die Moral der Bevölkerung wurde noch nie durch Luftangriffe zerstört. Aber sie haben eine große militärische Wirkung. Heute sehen wir diese Effekt, wenn, auch in viel kleinerem Maßstab, im Ukrainekrieg. Der Westen muss die Ukraine dabei unterstützen, auch im Luftkrieg erfolgreich zu sein.