Im Zeichen der Corona-Krise: Moers Festival hat keine Eier zur Absage

Noch soll das für Pfingsten (29. Mai bis 1. Juni 2020) geplante Moers Festival wie geplant stattfinden.

Moers PK 2020 Screenshot
Moers 2020 Online-Pressekonferenz, Screenshot

In einer maximal verstörenden Online-Pressekonferenz am heutigen Vormittag zeigte sich, dass die aktuellen Macher und Macherinnen des renommierten Moers Festivals vor allem eines sind:

Mutlos, unentschieden – und provinziell wie Moers, die kleinste Großstadt Deutschlands.

Während aufgrund der Corona-Pandemie etwa die Olympischen Spiele, das Glastonbury Festival und die Ruhrfestspiele abgesagt wurden, fanden die Moerser Provinzler bislang noch nicht zu einer solchen verantwortungsvollen Entscheidung.

Der gern im Look eines evangelischen Pfarrers – schwarzer Anzug, weisses Hemd – auftretende künstlerische Leiter Tim Isfort scheute sich nicht, auf der durchchoreografierten Veranstaltung, zu der keine Fragen zugelassen waren, das geplante Programm so bekanntzugeben, als wäre die Welt nicht aus den Angeln:

Stammgast John Zorn würde das Event wie üblich mehrfach und in unterschiedlichen Formationen beehren. Weitere grosse Namen wären etwa Heiner Goebbels, Wolfgang Puschnig und John Scofield.

Zur Erhöhung des Frauenanteiles beim Festival ‚weisser alter Männer‘ (Isfort) habe man heuer mit dem PENG-Festival kooperiert – dessen Ursprung in der Förderung der Gleichberechtigung im Jazz liegt.

Stolz trug Isfort vor, er wäre mit seinem Team auf Entdeckertour in Äthiopien gewesen: ‚Vertrackte Rhythmen, polyrhythmische Spiele‘. Ein Faszinosum für alte weisse Männer vermutlich; ein geplanter Schwerpunkt der bislang nicht abgesagten Veranstaltung, zu der Dutzende internationale Gäste aus Dutzenden von Ländern einfliegen müssten, bei auch zukünftig unklarer Flugplan-Lage.

Die vermittels eines stockenden Videostreams ausgesendete Pressekonferenz, die live höchstens 70 Mal abgerufen wurde, mag wohl als Kunstprojekt geplant gewesen sein:

Halbdunkel, leere Zuschauerreihen. Eine akustische Endlosschleife mit Kaffeetassen-Klappern, Handyklingeln und Wispern. Dazu Isfort aus dem Off.

Und am Ende der 40 Minuten eine Einblendung: ‚Keine Gewähr, wir arbeiten in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden.‘

Nur versteht das wieder mal kein Schwein.

Nach der misslungenen Performance sagte Thorsten Töpp, der Pressemann des Moers Festivals auf telefonische Nachfrage: ‚Wir wollten uns alle Optionen offen halten und hoffen auf eine positive Entwicklung der Corona-Lage, letztlich müssen die Behörden entscheiden.‘

Die Veranstaltungsfirma des Moers Festivals ist eine Tochter der Stadt Moers.

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Carsten Born
4 Jahre zuvor

Es ist so oder so gezockt:

Entweder man macht weiter, lässt die Kosten weiter steigen und wettet darauf, dass das Festival stattfindet. Dann ist man entweder der Held oder richtig vor die Wand gefahren.

Oder man stoppt jetzt und schreibt die Kosten ab, die bis jetzt schon entstanden sind. Wenn die Beschränkungen Ende Mai noch gelten, hat man Geld gespart. Wenn sie nicht mehr gelten, gibt es kein Festival und die Kosten bis heute sind verloren.

Die Möglichkeit, jetzt zu stoppen und dann weiterzumachen, gibt es nicht. Dann fehlt die Zeit.

Tim Isfort hat sich für die vermutlich riskantere Version entscheiden, somit dickere Eier bewiesen. Absagen kann ja jeder. Und wissen kann es derzeit keiner.

Angelika
Angelika
4 Jahre zuvor

ich vermute, es wird in diesem Jahr gar keine Festivals gegen, im ganze Land nicht

Klaus Denzer
Klaus Denzer
4 Jahre zuvor

Herr Thomas Meiser, Sie haben nichts, aber auch gar nichts verstanden. Offensichtlich waren Sie noch nie bei einer PK (Pressekonferenz) des mœrs festivals seit Tim Isfort als künstlerischer Leiter verantwortlich zeichnet. Alle PK's waren bislang ein Schauspiel mit besonderer Choreographie. Ihr Artikel strunzt nur so voller Vorurteile und Unkenntnis, das ist an Dummdreistheit kaum zu überbieten. Ihre persönlichen Meinungen haben in einem seriösen Artikel nichts zu suchen. Ihre Aussagen "hat keine Eier", "maximal verstörenden Online-Pressekonferenz", "mutlos, unentschieden und provinziell wie Moers", "Look eines evangelischer Pfarrers" zeigen ihre offensichtlichen Vorurteile gegen das mœrs festival auf. Ist das ein persönlicher Rachefeldzug? Wurden Sie mal nicht akkreditiert? Nach diesem Artikel kein Wunder. Sie schreiben weiter John Zorn, John Scofield, Heiner Goebbels und Wolfgang Puschnig wären etwa große Namen – die Sie offensichtlich nicht kennen – und ein Armutszeugnis, falls Sie dies bezweifeln. Ihr weiteres Pamphlet zu kommentieren erübrigt sich, Sie disqualifizieren sich selbst. Zu guter Letzt: "Die Veranstaltungsfirma des Moers Festivals ist eine Tochter der Stadt Moers", auch diese Aussage ist falsch. Sie sollten sich schon informieren, bevor Sie einen Text schreiben. Fazit: Sie wissen nichts. Ihre Meinung haben Sie exklusiv. Sie brauchen dringend Nachhilfe. Üben.

elke bauer
elke bauer
4 Jahre zuvor

Es zeugt weder von Mut noch von künstlerischem Engagement, Moers 2020 nicht abzusagen. Es ist ein Gebot der gesellschaftlichen Verantwortung. Wenn die Veranstalter nicht in der Lage sind, adäquat auf eine weltweite Pandemie zu reagieren, müssen wohl übergeordnete Behörden eingreifen. Ein solches Versagen würde den künstlerischen Ruf und wirtschaftlichen Erfolg des Moers Festivals auf Jahre beschädigen.

Hannah Nurso
Hannah Nurso
4 Jahre zuvor

@ Elke Bauer: Würden Sie bitte definieren, was Sie mit "gesellschaftliche Verantwortung" meinen? (Nicht nur) Ihre Argumentation dreht sich um um diesen Ausdruck, jedoch erscheint er mir wie eine hohle Phrase – in Anbetracht von all dem, was wir ansonsten tolerieren.

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