Über Kolonialismus und Imperialismus wird zurzeit viel diskutiert. Im Kern so banal und ein alter Begleiter der Menschheit wie der Krieg, soll beides gegen den Westen instrumentalisiert werden. Was eine äußerst dumme Idee ist.
Für den Westen und alle Denker und Denkerinnen, die er hervorgebracht hat, gilt, dass sie Imperialisten waren und vom Kolonialismus profitierten. Ob Goethe, Austen, Shakespeare, Newton, Darwin oder Mozart: Sie alle waren Profiteure der Ausbeutung des globalen Südens. An ihren Gänsekielen, Taktstöcken und Rechenschiebern klebt Blut. In der FAZ war zu lesen, dass in Großbritannien sogar Einheiten wie die römischen Zahlen und das metrische System nun kritisch hinterfragt werden sollen. Und es stimmt: Ja, alle Genannten und noch viele Menschen mehr haben vom Kolonialismus und Imperialismus und in einem bestimmten Maß profitiert. Die römischen Zahlen breiteten sich nur aus, weil die Römer ein großes und jahrhundertelang bestehendes Reich besaßen und einen erheblichen Teil der damals bekannten Welt unterworfen hatten. Hätten sie es gekonnt, da soll man sich nichts vormachen, hätten sie den Rest auch noch erobert. Und wenn die Araber nicht einmal ebenfalls ein großes Reich besessen und die Null aus Indien importierten, gäbe es bis heute wahrscheinlich kein metrisches System. Es sei denn, wir hätten irgendwann einmal auf unsere beiden Hände geschaut und scharf nachgedacht.
Egal, wie weit wir in der Menschheitsgeschichte zurückblicken: Ein Großteil dessen, was wir kennen und das unser Denken beeinflusst und unser Wissen bereichert hat, steht im engen Zusammenhang mit Eroberungen, Imperien und Großmächten. Es mag sein, dass ein großer Dichter vor 2000 Jahren mit Blick auf die Mare der Eifel Liebesgedichte entwarf, die unsere Herzen bis heute rühren würden. Nur weil er nicht lesen und schreiben konnte und ein römischer Legionär vielleicht der Ansicht war, in einem Steinbruch wäre er sinnvoller einzusetzen, wissen wir nichts von ihm. Nicht einmal, ob es ihn je gegeben hat. Man muss es nicht schön finden, aber es ist so banal, dass die Aufregung über Kolonialismus und Imperialismus kaum nachzuvollziehen ist: Immer schon haben Menschengruppen andere erobert und ausgeplündert. Auch wenn man nicht genau weiß, wie es dazu kam, dass wir Homo Sapiens uns gegen andere Menschenarten wie Neandertaler, Denisova-Mensch und noch mindestens eine weitere Art, deren Reste wir zum Teil noch heute in unseren Genen mit uns tragen, durchsetzen konnte, eines ist sicher: An unserer offenen, herzlichen und sympathischen Art lag es ganz sicher nicht.
Allein für die vergangenen gut 1000 Jahre macht Ulrich Menzel in seinem Buch „Die Ordnung der Welt“ auf dem eurasischen Kontinent zwölf Imperien aus: Zwei chinesische Kaiserreiche, das Reich des Großkahns der Mongolen, das Osmanische Reich, Genua, Venedig, die Niederlande, Großbritannien, die USA, das absolutistische Frankreich, Spanien und Portugal. All diese Imperien hatten eine Dauer von mindestens hundert Jahren und zeichneten sich nicht nur dadurch aus, dass sie groß waren und erfolgreiche Eroberer: „Große Mächte sind in der Lage, entweder allein oder maßgeblich für internationale Ordnung zu sorgen. Auch wenn die Staaten bezüglich der Merkmale von „Größe“ ein Kontinuum bilden, so gibt es doch eine Schwelle, jenseits der ein Staat erst befähigt ist, den Status einer großen Macht an der Spitze der Hierarchie der Staatenwelt einzunehmen und in der Lage zu sein, deren Anarchie einzuhegen, indem er für internationale Ordnung sorgt. Er tut das durch die Bereitstellung von internationalen öffentlichen Gütern. Große Mächte sind dazu bereit, weil sie über die notwendigen Mittel verfügen und weil sie als größte Nutznießer ein besonderes Interesse daran haben“, schreibt Menzel. Öffentliche Güter meint die Sicherung von Handelswegen, die Schaffung von Frieden innerhalb der Grenzen des Reiches oder die Förderung von Wissenschaft und Kultur, deren Erzeugnisse nicht nur den eigenen Bürgern zur Verfügung stehen, sondern Allgemeingut der Menschheit werden. Die großen Reiche hatten ein Janusgesicht: Sie beruhten auf Eroberung und Ausbeutung, schufen aber auch das Wissen und die Rahmen, in denen sich die Menschheit entwickeln konnten. Vieles, was uns bis heute prägt, wurzelt zu einem Teil in diesen Reichen, zu einem noch größeren Teil allerdings in weiteren Herrschaftssystemen, deren nähere Betrachtung Wenzels Buch gesprengt hätten: Ägypten, Griechenland, Persien, das Reich der Assyrer, Rom, die Reiche der Inka und Maya, das in der Spätantike geschaffene Reich der Araber, das Maurya-Reich, Byzanz und Babylon, um nur einige zu nennen. Und zu diesen Großreichen, die Jahrhunderte Bestand hatten, kommen Dutzende in Afrika, Asien und Mitteleuropa hinzu, die nie die Größe und Bedeutung der Genannten erreichten.
Und wer sich jetzt auf einem Globus oder Google-Earth anschaut, wo diese Reiche lagen, wird feststellen, dass von vielen Regionen auf diesem Planeten einmal Herrschaft ausging, sie später aber beherrscht wurden. Frühere Kolonialmächte wurden später Kolonien, Kolonien stiegen zu Hegemonialmächten und Imperien auf, um dann erneut an Bedeutung, Einfluss und Macht zu verlieren.
Heute ist Englisch die wichtigste Sprache in Wirtschaft und Wissenschaft, bestimmen die Werte des Westens große Teile der Welt. Die Gründe dafür liegen in einer Mischung aus militärischer Stärke, technischer Überlegenheit und wirtschaftlicher Macht. Aber kein Imperium besteht auf ewig: In hundert Jahren kann Chinesisch die weltweit bestimmende Sprache sein und Konfuzius der Denker, an dem sich viele auch in Europa, Afrika und den Amerikas orientieren. Und wenn die demografischen Probleme Chinas sich als zu groß erweisen sollten, steht Indien bereit, ein neues Zeitalter zu prägen. Oder eine andere Macht in Asien, der dynamischsten Region der Welt.
Das alles sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man über Kolonialismus und Imperialismus redet. Beides sind politische Phänomene, die kurz nach der Zeit begannen, als die ersten Menschen sesshaft wurden. Also ungefähr vor 12.000 bis 14.000 Jahren. Und Kolonialismus und Imperialismus sind natürlich auch keine Spezialität des Westens, das wäre dann doch des Eurozentrismus zu viel.
Was den Westen eher auszeichnet, ist die Bereitschaft zur kritischen Reflexion über sein Handeln und der, mal mehr, mal weniger ausgeprägte Wille, sich mit seinen Verbrechen auseinanderzusetzen. Das begann schon zu Anfang der Kolonisation, als der Dominikaner Bartolomé de Las Casas bei Kaiser Karl V. auf eine bessere Behandlung der indigenen Völker Amerikas drang. Es war auch Las Casas, der sich später gegen die Sklaverei wandte und sie als Sünde und Verbrechen bezeichnete. Viele sollten ihm folgen, was schließlich dazu führte, dass sie im Herrschaftsbereich der westlichen Mächte im Laufe des 19. Jahrhunderts abgeschafft wurde. Damit endete eine brutale Ausbeutungspraxis, die weit über 10.000 Jahre lang wohl überall auf der Welt praktiziert wurde und bis heute nicht ganz ausgemerzt ist. Vor allem in arabischen Staaten gibt es noch Sklaverei.
So wichtig es ist, über die Verbrechen des Kolonialismus zu forschen, sie ins Bewusstsein von mehr Menschen zu bringen und Wiedergutmachung zu leisten, wo immer es möglich ist, so wenig eignet er sich dazu, den Westen insgesamt in Frage zu stellen und zu denunzieren. Es war die von christlichen Theologen teilweise ideologisch vorbereitete Aufklärung, die Ideen wie die Menschenrechte populär machte. Und es waren vor allem westliche Staaten, die diese Rechte im Zweifelsfall auch militärisch erkämpften. Zum Beispiel, indem sie im 2. Weltkrieg Deutschland in die Knie zwangen und in Westeuropa die Demokratie durchsetzten.
Dass heute die Staaten des Westens wieder verstärkt wegen ihrer kolonialen und imperialistischen Vergangenheit angegriffen werden, hat nur am Rand mit dem Interesse an der Geschichte zu tun. Imperialismus und Kolonialismus werden instrumentalisiert, um den gesamten wirtschaftlichen und ideologischen Komplex zu attackieren, für den der Westen steht: Die Kombination aus Kapitalismus, technischem Fortschritt, positiver Wissenschaft, Individualismus, Menschenrechte und Aufklärung. Den Kritikern geht es dabei um seine Vernichtung, nicht um seine Weiterentwicklung. Eine auch nur halbwegs realistische Alternative haben sie nicht anzubieten, eine menschlichere und fortschrittliche schon gar nicht. Den einzige realistischen Gegenentwurf zum Westen bieten China und die anderen asiatischen Mächte. Wer sich heute über den Westen als repressives System beklagt, das es zu zerstören gilt, könnte später einmal unangenehm überrascht werden.
Ein bisschen Konkretion, um welche Leute und um welche Aussagen es geht, hätte dem Text gut getan.
"…Dass heute die Staaten des Westens wieder verstärkt wegen ihrer kolonialen und imperialistischen Vergangenheit angegriffen werden, hat nur am Rand mit dem Interesse an der Geschichte zu tun…" (siehe Artikel)
Wäre das Interesse an Geschichte ausschlaggebend, so wäre m.E. das Interesse an der vorkolonialen Geschichte weitaus größer.
Leonhard Harding (Prof. em.) hat sich u.a. mit der vorkolonialen Geschichte Benins befasst, Prof. J. Zimmerer hat eine (wie ich finde interessante) Rezension geschrieben.
https://www.wissenschaft.de/rezensionen/buecher/das-koenigreich-benin-geschichte-kultur-wirtschaft/
"…Zu sehr hält sich wohl noch immer die aus dem 19. Jahrhundert stammende Vorstellung vom geschichtslosen Afrika…"
"…Harding benennt die Probleme deutlich, die sich daraus für eine an westlichen Vorstellungen von Wissenschaftlichkeit (gleich Schriftlichkeit) geschulte Disziplin ergeben…"
Geschichte wird 'gestutzt' und benutzt. Das war oft so, ist so, wird so bleiben – beim Themenkreis Kolonialismus natürlich auch.
'Man' lässt 'Geschichte' irgendwo anfangen (Schriftlichkeit, schriftl. Quellen, z.B. Verfassungen, Gesetzgebungen, Verträge, 'Buch'religion usw. zählen- narrative Elemente, Rituale, Kunst, Handwerk, Handelsbeziehungen usw. usw. bleiben außen vor).
Als ich bei Harding studierte (lange her …), hat mich fasziniert, wie er auf die Handelsbeziehungen zwischen dem Reich der Ashanti und Reichen in der Sahelzone in vorkolonialer Zeit einging. Aus diesem Themenbereich entwickelte sich dann ein Prüfungsthema (1. Staatsprüfung, Lehramt).
Wenn ich Ausführungen zum Thema Kolonialismus, Imperialismus, Post-Kolonialmus etc. lese, dann ist eines meiner Teststäbchen, ob da auch Interesse an der vorkolonialen Geschichte ist und wenn ja, in welcher Weise. Die Benutzer, Ausnutzer der Geschichte, spannen Pferdchen vor diverse politische (Interessen)Karren. Die vorkoloniale Geschichte scheint zu stören, denn man springt gewissermaßen sofort den Gegner (Kolonialherren, koloniale Ausbeutung, Völkermord usw.) an. Aber es ist wenig glaubwürdig, dass man die Verbrechen, die Ausbeutung in kolonialer Zeit bedauert, anprangert, Entschädigung fordert usw., wenn man sich gar nicht (bzw. viel zu wenig!) mit dem befasst, was denn da zerstört wurde (von Handelswegen, die in vorkolonialer Zeit hervorragend funktionierten über
traditionelle Religionen usw. usw..).
@Angelika, die usw. "Die vorkoloniale Geschichte scheint zu stören"
Das sehe ich auch so. Denn die ist durchaus spannend. Ich hab bei mir zuhause Ibn Battuta, der schreibt u.a. über seine Reise nach Mali, den damaligen arabischen Sklavenhandel und seine Ansichten über die dortige Bevölkerung. Wenn das ein "woker" lesen würde, hätte er Probleme mit seiner Lieblingsphilisophie. daß alles Elend von den Europäern gekommen ist. Tatsächlich hat es in Afrika auch schon vor der ankunft der Europäer eine afrikanische Geschichte gegeben. Und zwar eine lebhafte. Die woken ignorieren die aber bewußt, sofern sie überhaupt Kenntnisse darüber haben.
Ibn Battuta zu lesen ist eine echte Bereicherung.
@Angelika usw Dass ist wie mit dem Holocaust: das ist Teil UNSERER Geschichte. Mit der vorkolonialen Geschichte haben WIR nix zu tun. Mit Namibia bspw. schon.
Der chinesische Gegenentwurf zum Neoliberalismus ist eigentlich auch westlich, da er auf den wissenschaftlichen Arbeiten von Marx und Engels beruht.
Allerdings stellt er Solidarität statt Profitgier in den Mittelpunkt des menschlichen Handelns, deswegen wird er von vielen Westlern abgelehnt.
Ähnlich ist es mit dem politischen Islam, auch der stellt sich ausdrücklich gegen die menschliche Profitgier (Zinsverbot) und den übersteigerten Individualismus des Westens.
Im übrigen kann man den westlichen Imperialismus und Kolonialismus nicht mit der Ausbreitung des Islams oder anderer nicht-westlicher Großmächte vergleichen.
Der Westen wurde von der Gier nach Profit angetrieben, während es dem Islam vor allem darum ging alle Menschen zu vereinen.
So steht der westliche Kolonialismus und Imperialismus auch für Sklaverei und Ausbeutung, während der Islam für Toleranz und Fortschrittlichkeit steht.
@paule t. es fehlt kein Hinweis. Nicht direkt jedenfalls. Ich selber hatte auch keinen gesehen, bis ich den Link in der 4.Zaeile des Textes entdeckt habe. Anscheinend macht man das heute so.
Ich bin also dem Link gefolgt und fand folgenden Text.
https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/britische-universitaeten-entkolonialisierung-der-naturwissenschaft-17346787.html
Darum geht es dem Autor. Es geht um die woken. Den woken wiederum geht es nicht um die Schuld bzw. Wiedergutmachung einzelner Staaten gegenüber einzelnen Ethnien, es geht schon gar nicht um den Holocaust, sondern um die generelle Verurteilung der "Weißen", für alle verbrechen insgesamt. Dabei glauben sie offenbar, daß die Aufklärrung so eine Art Katalysator gespielt hat. So, wie ich Laurin verstehe, vrteidigt er die Aufklärung gegen den Angriff der woken.
@Albert Rech: Der Islam war vor allem die Vereinigungsideologie der arabischen Stämme. Als die erfolgt war, kam es zu einem der größten Eroberungszüge der Geschichte, bei dem ungeheure Reichtümer angehäuft wurden. Auch die Kopfsteuern für Ungläubige waren lukrativ – so sehr, dass man aus wirtschaftlichen Gründen schon bald von der Missionierung nicht mehr ganz so sehr angetan war. Muslime kontrollierten den Handel im Mittelmeer, in Afrika und im Arabischen Meer. Dazu kam dann der Handel mit Sklaven aus Afrika und – in geringerem Umfang – Europa.
Im Zusammenhang mit der Instrumentalisierung von Kolonialismus und Imperialismus als Angriff auf die Ideen des Westens zu behaupten, dass WIR mit der vorkolonialen Geschichte nichts zu tun hätten, ist natürlich völliger Blödsinn und der Versuch, diesbezüglich den Holocaust als Vergleich zu bemühen brandgefährlich.
Der „Westen“ um den es im Artikel geht, meint auf jeden Fall Europa, Amerika (Nord- und Südamerika) Australien, Neuseeland und unter gewissen Umständen auch die demokratischen Länder Asiens, die sich an „westlichen Werten“ orientieren. Bis auf Deutschland hat aber keines dieser Länder den Holocaust zu verantworten. Die westlichen Gesellschaften sind allerdings alles andere als reinrassige Konstrukte, (das hätten die Nazis gerne so gehabt), denn in diesen Gesellschaften leben unzählige Menschen, die von ihrer Ethnie her zu hundert Prozent Indigene sind, oder deren Vorfahren sowohl Europäer waren, als auch der indigenen Bevölkerung angehörten:
Beispielsweise die Latinos
beispielsweise die African Americans in den USA,
beispielsweise die Mestizen in der spanisch sprachigen Welt.
Bartolomé de las Casas, den Stefan in seinem Artikel erwähnt, war Bischof von Chiapas, einem Bundesstaat in Mexiko, ein Land dessen Einwohner zu 60% aus Mestizen besteht. Mestize bedeuten „Mischling“ und Vermischungen hat es immer schon gegeben, auch in Europa beispielsweise in Köln am Rhein vor 2000 Jahren zwischen Römern und Germanen, in Spanien währen der Maurenherrschaft zwischen den aus Nordafrika stammenden Muslimen und der auf der iberischen Halbinsel lebenden Bevölkerung usw…
Wer nun behauptet WIR hätten mit vorkolonialer Geschichte nichts zu tun, der grenzt all jene Menschen in unserer westlichen Welt aus, deren Vorfahren nicht, bzw. nicht nur dem christlichen Abendland entsprungen, sondern deren Wurzeln darüber hinaus auch indigenen Ursprungs sind und wem in diesem Zusammenhang nur Holocaust und Namibia einfällt, der hat den Text von Stefan Laurin scheinbar nicht gelesen, geschweige denn zu verstehen versucht.
Aber ich möchte mich nicht streiten und beim Thema bleiben, weshalb ich gerne das aufgreifen will, was @Helmut, @Angelika usw… bereits angesprochen haben.
„ Wäre das Interesse an Geschichte ausschlaggebend, so wäre m.E. das Interesse an der vorkolonialen Geschichte weitaus größer.“
"Die vorkoloniale Geschichte scheint zu stören"
Den beiden Aussagen stimme ich voll zu. Die Darstellungen der vorkolonialen Zeit verzichten häufig auf faktenbasiertes Wissen, nähren sich allerdings um so stärker aus Legenden und Mythen. Mit der präkolonialen Geschichte Afrikas bin ich allerdings nicht ganz so bewandert wie Angelika und Helmut, dafür kenne ich mich mit der präkolumbianischen Geschichte ein wenig aus:
Wenn von der Geschichte Lateinamerikas die Rede ist, dann wird alles, was vor Kolumbus Entdeckung der „neuen Welt“ in Amerika stattfand, ausgeblendet, was einer gewisser Logik folgt, denn das Lateinische bzw. die sich daraus entwickelten romanischen Sprachen sind erst mit Spaniern und Portugiesen nach Amerika gekommen. Das heißt nicht, dass es dort vorher keine Sprachen gab. Viele dieser Sprachen sind heute verschwunden, was sicherlich auch mit der Kolonialisierung zusammenhängt und was zu bedauern ist. Aber dieses Schicksal teilt auch die Lateinische Sprache, die heutzutage nur noch als Schriftsprache existiert und lediglich von katholischen Geistlichen gesprochen wird. das nur am Rande. Was auf jeden Fall bleibt ist der Eindruck, dass die Kolonialisierung Amerikas zum Untergang der präkolumbianischen Kulturen und zur Unterjochung der dort lebenden indigenen Bevölkerung geführt hat, was auch nicht von der Hand zu weisen ist. Worüber allerdings nie geredet wird: auch vor der Conquista, also in der „Alten Amerikanischen Welt“ hat es schon Kolonialisierung und Imperialismus gegeben bsp.: die Reiche der Inkas, Mayas und Azteken und bevor jemals ein Europäer den Boden der Neuen Welt betreten hat (von Eric dem Wikinger mal abgesehen), sind dort Menschen als Sklaven ausgebeutet worden. Mehr noch: Sowohl Azteken als auch Mayas, die beiden mächtigsten Völker Mittelamerikas zu Beginn der europäischen Kolonialisierung, kannten auch Menschenopfer. Neben den Kriegen, die beispielsweise die Azteken zur Unterwerfung und Ausbeutung anderer Völker führten um diese anschließend zu Tributleistungen an die Azteken zu verpflichten, gab es die sogenannten „Blumenkriege“ die als einziges Ziel hatten, Gefangene zu machen, denen dann an einem ganz bestimmten Feiertagen bei lebendigem Leibe mit einem Obsidianmesser das Herz aus der Brust gerissen wurde. An einem solchen Feiertag wurden häufig hunderte Menschen geopfert weil die Azteken glaubten nur durch solche Menschenopfer die nach Blut dürstenden Götter gnädig stimmen zu können. Eines dieser Völker, die darunter litten, waren die Tlaxalteken, ein Nahua Volk, welches heute noch im nach ihm benannten mexikanischen Bundeststaat Tlaxcala lebt. Die Tlaxalteken waren aufgrund des ständig drohenden Genozids durch die Azteken dann auch ein idealer Verbündeter der spanischen Conquistadoren und ohne solche Verbündeten wäre eine Eroberung Mexikos nie möglich gewesen, man bedenke: Tenochtitlan, die Hauptstadt der Azteken, das heutige Mexiko-Stadt, zählte mit weit mehr als 100.000 Einwohnern damals schon neben London, Paris und Tokio zu den größten Städten der Welt und Hernán Cortés, der Eroberer Mexikos, hatte gerade einmal 300 Spanier, die ihn bei seiner Eroberung begleiteten.
Interessant ist die Stereotype mit der bis heute vorgegangen wird:
Europäer… Katholische Kirche… Cortéz = Imperialisten/Kolonialisten = das Böse
Azteken… Ethnische Religionen/Glaube an Naturgottheiten… Moctezuma = das Gute
Im Nationalmuseum für Anthropologie und Geschichte in Mexiko-Stadt (nach meinem Geschmack eines der schönsten Museen der Welt) ist eine 3,5 Meter im Durchmesser messende und 24 Tonnen schwere monolithische Basaltskulptur mit dem Namen „Piedra der Sol (Stein der Sonne) ausgestellt. Dieser Sonnenstein befand sich im religiösen Zentrum Tenochtitlans auf oder an einer der Hauptpyramiden, die dort gestanden haben, wo sich heutzutage die Kathedrale von Mexiko-Stadt erhebt, die wiederum aus den Steinen der damaligen Pyramiden errichtet wurde. Bei dem Sonnenstein handelt es sich um den Stein, auf dem die Azteken ihre Menschenopfer töteten.
Bekannt ist dieser Stein allerdings unter einem ganz anderen Namen, der nichts von seiner grausamen Funktion erahnen lässt, nämlich als Aztekenkalender!
Ohne Zweifel faszinieren die Mesoamerikanischen Kalender, wie man vor einigen Jahren beim Auslaufen des Mayakalenders erst wieder beobachten konnte, denn diese Kalender sind Zeugnis der mathematischen Fähigkeiten, welche die vorkolumbianischen Völker besaßen, obwohl sie noch nicht einmal das Rad kannten. Aber man sollte einen Opferstein auch Opferstein nennen, statt ihm einen Namen zu geben, der völlig vom Thema ablenkt. Aber genau so funktioniert präkolumbianischen Geschichtsklitterung. Die Mexikanische Geschichte ist bis heute eine der blutigsten der Welt. Aber das ist sie nicht erst seit dem Eintreffen der Europäer, das war sie vorher schon. Davon wollen bloß immer weniger Menschen etwas wissen. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass es bei der deutschsprachigen Wikipedia gleich zwei Artikel über den Opferstein gibt, einen unter dem Namen Stein der Sonne, einen anderen unter dem Namen Aztekenkalender. Beide sind nicht gerade die besten und wirken, als würden hier Vertreter der Cancel Culture schon kräftig mitschreiben.
Hier noch ein Link zum Stein der Sonne, den wahrscheinlich jeder schon mal irgendwo gesehen hat:
Mir klingt das zu sehr nach "Whataboutism". Klar gab es schon immer Großreiche und Machtpolitik und damit verbunden beispielloses Gemetzel und Unterdrückung. Aber weder das Osmanische Reich, noch jene der Wikinger oder Araber, weder die genuesischen und venezianischen Handelsimperien noch das Großreich Ghengis Khans waren so weltumspannend wie die Kolonialreiche der Europäer im 19. und frühen 20. Jahrhundert (auch die USA und die UdSSR kamen da im Kalten Krieg nicht ran). Der Artikel ignoriert auch komplett die Rassenideologien, die kann man aber nicht einfach mit dem Verweis auf die vorher stattgefundene Aufklärung weg diskutieren (offensichtlich taugte die Aufklärung damals noch nicht als Bollwerk dagegen), sie waren ein zentraler Bestandteil des Imperialismus. Ein weiterer Eckpfeiler des Imperialismus, der Nationalismus, brachte dann auch Genozid und "Bevölkerungsaustausch" nach Europa. Die Kritik der hier so oft verfemten Postcolonial Studies richtet sich nunmal genau auf die Tendenz, dass der Pseudo-Rationalismus der Rassetheorien zeitlich nach der Aufklärung kam. Das hat sehr wohl mit Geschichte zu tun. Aber ob das nun eine logische Folge, ein unangenehmer Nebeneffekt oder eine Pervertierung war, kann man dann gerne diskutieren.
Den Westen als "repressives System" attackieren doch neuerdings eher die "Merkel muss weg"-Krakeeler und jene Leute, die vom "großen Reset", "großen Austausch", "großer Transformation" (irgendwas Großes muss es immer sein) faseln.
@5: "So steht der westliche Kolonialismus und Imperialismus auch für Sklaverei und Ausbeutung, während der Islam für Toleranz und Fortschrittlichkeit steht."
Ja, diese Toleranz konnte und kann man z.Zt. auf deutschen Straßen bewundern.
Die islamischen Araber haben schon Jahrhunderte die Sklaverei als eine der Hauptstützen ihres Wirtschaftssystems betrieben, bevor irgendein weißer Mensch seinen Fuß auf schwarzafrikanischen Boden gesetzt hatte. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Die weißen Imperialisten haben ein Handelsangebot der arabischen Sklavenhändler angenommen und den Export der Handelsware Mensch vom afrikanischen Kontinent in großem Stil betrieben. Das macht es nicht besser, aber Sie sollten den Fakten den Vorrang vor Wunschdenken eine Chance geben.
Die amerikanische militärische Hochseeflotte und daraus resultierend die "Marines" wurden u.A. gegründet, um gegen die von Nordafrika ausgehende arabische Piraterie und dem daraus resultierenden Handel mit weißen Sklaven, im besonderen US-Amerikanern, ein Ende zu bereiten. Und natürlich, um die Schutzgelder, die die USA an die arabischen Sklavenhändler Jahr für Jahr zahlen mußte, einzusparen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Sklaverei_im_Islam
https://de.wikipedia.org/wiki/Barbareskenstaat
oder einfacher ausgedrückt
https://www.welt.de/geschichte/article188890981/Barbaresken-Piraten-Ihren-ersten-Krieg-fuehrten-die-USA-gegen-Muslime.html
sneaking_beauty: Rassismus gab und gibt es auch in der arabischen Welt: "Aus dieser historischen Erfahrung heraus hat sich bei der arabischstämmigen Bevölkerung in Libyen ein Überlegenheitsgefühl gegenüber dunkelhäutigen Afrikanern festgesetzt. Bis heute ist es in dem Land üblich, einen schwarzen Mann als "Abid", Sklave, zu bezeichnen."
https://www.spiegel.de/politik/ausland/libyen-sklavenmaerkte-das-erbe-des-arabischen-rassismus-a-1181801.html
Im Unterschied zum Westen gibt es allerdings auch bis heute Sklaverei.
Anitsemitismus……………doch nicht (nur) in Deutschland, und wenn, dann weniger schlimm als in…..
Kolonialismus……………..doch nicht durch Deutschland, und wenn, dann weniger schlimm als durch…
Imperialismus……. doch nicht durch Deutschland, und wenn, dann weniger schlimm als durch….
Und "im übrigen":
Derzeit sind Antisemitismus, Kolonialismus, Imperialismus der sog. westlichen Welt , Deutschland eingeschlossen, gänzlich fremde Kategorien, stattdessen hockaktuell in…….?????
Na, dann!!
Rassismus,……..
Faschismus………
Nationalismus……..
sh. -12-
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."
acta diurna
😉
@der, der auszog, ich hab mit Interesse deine Aussagen über den aztekischen "Sonnenkalender" , der gar kein Sonnenkalender ist, gelesen. Tatsächlich klammert man auf diese Weise jegliche ernsthafte Beschäftigung mit dem Thema aus. Über die afrikanischen Königreiche gibt es so gut wie keine Literatur. Wir pflegen unsere selbstgefällige Nabelschau. "Selbstgefällig" und "Selbstgerecht" sind die richtigen Bezeichnungen. Ohne die auch an unseren Schulen gelehrte Geschichtsschreibung aus europäischer Sicht, wäre manche woke Position gar nicht denkbar. Und freiwillig liest kaum jemand arabische oder türkische historische Literatur. Da bleibt man lieber in der eigenen Blase und zitiert sich gegenseitig. Ausnahmen bleiben die wenigen Zeitgenossen, die Spaß an der Geschichte ausserhalb des Tellerrandes haben. Ich freue mich, daß die sich in solchen Diskursen melden, obwohl es schwer ist wirklich etwas gegen bornierte Selbstgechtigkeit zu argumentieren. Die Woken brauchen die eurozentristische Geschichtsschreibung quasi als Lebenselexier, um die Europäer zu verurteilen, und weil ihre Weltsicht ohne sie nicht funktioniert. Das wird so bleiben. Aber man muß ja nicht jeden geistigen Unfug unkommentiert lassen.
@ abaraxasrgb
wenn man sonst nichts hat … kann man ja immer noch auf andere herabschauen.
Und wenn das knallharter Rassismus ist? Egal, ich bin der Herren-abaraxasrgb!
@#4
Thomas Weigle
… der Westen???
…. Holocaust???
… und wovon träumst du nachts?
Es gibt eine Geschichte vor dem Kolonialismus. Auch in den Ländern, die kolonisiert wurden. Sie ist weitaus länger als die der Kolonialgeschichte selbst und sie hat sehr wohl mit der Kolonialgeschichte als ganzes zu tun. Wer sie absichtlich ignoriert ist kein Historiker sondern ein Geschichtsfälscher.
Mit der vorkolonialen Geschichte,also der Zeit bevor die Europäer die Welt für sich entdeckten, hat Deutschland erstmal nix zu tun. Deutschland ist selbst erst sehr (zu)spät die koloniale Eroberung eingetreten. Konnte auch vorher nicht, im Gegensatz zu bspw. den Niederlanden,weil es ein Flickenteppich von (halb)staatlichen Gebilden war.
Hier wird einmal mehr der Versuch unternommen,alles was links von Laurin und Followern steht, auf durchsichtigste Art und Weise zu diskreditieren. Nix Neues also hier. BTW Auch die Aufklärung hat ja recht blutige Protagonisten hervorgebracht und auch in den Kolonien heftigst gewütet, bspw. in Algerien, dass ja vom Vaterland der Aufklärung heftigst geschunden wurde
Wir als Bundesbürger haben allen Grund den USA dankbar zu sein, da ohne sie eine Befreiung vom Faschismus erheblich schwerer, wenn nicht gar unmöglich gewesen wäre. Nur welchen Grund könnte ein Iraner haben,den USA dankbar zu sein? Das Unglück des Iran begann mit dem vom CIA inszenierten Putsch gegen Mossadegh. Es folgten der Foltershah und die Kopfabschneidermullahs. Welche Gründe sollte viele Iraki haben, den USA dankbar zu sein? Die kamen vom Regenin die Traufe,wobei die Traufe offensichtlich schlimmer war als der Regen.
Es gibt also viele Menschen, nicht nur im Iran und Irek, die allen Grund haben,den Westen zu verfluchen.Die sog. Aufklärung geht denen ganz sicher am Ar… vorbei. Das sollte man bedenken, wenn man sich wieder einmal in Sachen Aufklärung stolz vor die Brust klopft.
Was in den vorkolonialen Zeiten in den späteren Kolonien passierte, interessiert mich nur am Rande. Die Verbrechen und Massaker die dort passiert sein mögen, rechtfertigen keinesfalls die kolonialen Mordzüge der Europäer, nicht mal eine gewaltfreie Besetzung.
@#19
Thomas Weigle
deinen Post in 19 verstehe ich genauso wenig, wie deine Anspielung auf den Holocaust.
…was hat der Flickenteppich Deutschland mit dem Text zu tun?
…was sollen deine Relativierungen "auch die Aufklärung hat ja recht blutige Protagonisten hervorgebracht."?
…was sollen die herablassenden Bemerkungen für alles was scheinbar rechts von deiner Meinung steht irgendwo bei Stefan Laurin und seinen Follower?
… Bist du eigentlich willens zu diskutieren und auf das einzugehen, was man an deinen Aussagen kritisiert?
… oder bin ich als Deutschamerikanierin einfach nur zu blöd um dich zu verstehen?
@Heather: Thomas Weigle hat viel Meinung und wenig Ahnung: Groß Friedrichsburg zum Beispiel, eine Kolonie Brandenburgs, wurde bereits 1683 gegründet. Ganz so spät war das nicht.
Hier eine Liste der deutschen Kolonien vor der Reichsgründung 1817:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kolonien_deutscher_L%C3%A4nder_vor_1871#Brandenburgisch-Preu%C3%9Fische_Kolonien
@ Thomas weigle # 19
Thomas, es geht mir nicht um Diskreditierung von wem auch immer. Wer bezweifelt denn hier, dass auch die immer noch nicht abgschlossene Aufklärung nicht auch ein blutige Epoche war und sogar noch ist. Schon allein deswegen, weil ihre Protagonisten über erheblich stärkere und brutalere Durchsetzungsmittel verfügten und verfügen.
Es geht darum, dass es Leute gibt, die den blutigen Teil der Geschicht davor und die unbestreitbare Tatsache, dass Opfer auch Täter waren oder sein können, entweder verschweigt oder ignoriert. Es zählen aber in der Geschichte alle Opfer und zwar dann wenn sie jeweils Opfer waren und auch alle Täter wenn sie jeweils Täter waren. Das macht die Sache dann entsprechend moralisch auch komplizierter und die kollektive Identitätssuche und – bestimmung schwieriger. Nicht mehr und nicht weniger.
Heather, als jemand der das schöne Privileg hat zu ca. 50% aus einer der ältesten liberalen Demokratien zu kommen, fällt es Dir vermutlich auch schwer, einen Ayatollah- und Diktatoren-Versteher nachzuvollziehen.
Die Einzigen, die anscheinend Dialektik nicht verstehen sind – unfreiwillig komisch bzw. tragisch – die "Linken" (also die, die sich aus der Selbstetikettierung "links" einen Distinktionsgewinn erhoffen … das ist so ein selbst induziertes Schuld-Münchhausen-Schopf-Ding).
Ich denke moralische Hybris ist das säkulare Gegenstück zum heiligen Geist an Pfingsten 😉
Da ich weder aktiv Sklaven halte, noch an die Erbschuld-Hypothese glaube, finde ich das Thema eigentlich nur dahingehend wichtig, als es gilt die Errungenschaften des Westens gegen illiberale Zeitgenossen(sic!) zu verteidigen.
Immerhin hat es die westliche Welt geschafft in ihrem Einflussbereich die Sklaverei zu ächten 😉
@ abraxasrgb
es wäre schon eine echte Verbesserung, wenn bei dir "Geist" zum Vorschein käme, "Heiliger Geist" muss gar nicht unbedingt sein …
@ Stefan Laurin.Das stimmt, diese Kolonie hatte ich nicht im Blick. Wohl deshalb,weil sie in der Kolonialgeschichte bestenfall eine Fußnote im Vergleich zu den damals schon bestehenden Kolonialreichen war.Dies ändert nichts an der geschichtlichen Tatsache, dass das Deutsche Reich erst sehr spät um"seinen Platz an der Sonne" (Wilhelm) erkämpfte. Darum ging es mir. Wie heißt es so schön in deinem Link"traten als Kolonialmächte in der frühen Neuzeit kaum in Erscheinung" Zur "Bedeutung" preuß. Kolonien vor 1871 auch Cristopher Clark "Preußen".
@ Arnold Voss
Arnold Zustimmung zu dem, wie du es formulierst. So habe ich aber den Artikel von @ Stefan Laurin nicht verstanden. Und einige Kommentare auch nicht.
Dieses ständige Hervorheben der Errungenschaften des Westens und die Dominanz der Werte der Aufklärung erscheinen mir angesichts der diversen Entwicklungen eher frivol. Nur eines dazu- ich habe mal gehört, dass Armut nicht schändet. Tut sie sehr wohl- und zwar das System,dass sie zulässt. Wir leben in einem der reichsten Länder dieser Erde, dennoch sind laut dem neuesten Armutsberichtes der Bundesregierung etwas mehr als 25% unserer Bevölkerung von Armut bedroht bzw. sind arm. Was hat dass bitte schön mit Aufklärung und "Errungenschaften" des Westens zu tun?
Beati pauperes spiritu … die wirkliche Armut ist in diesem Land endemisch grassierend, nämlich die mentale, nicht die monetäre Armut. 25% sind nicht zufällig der Umfragewert für die GRYNEN? ?
@ abraxasrgb
"Beati pauperes spiritu": Geist schreiben, heisst nicht, Geist haben.
Herzlichen Gkückwunsch Thomas Weigle.
Sie haben es wieder einmal geschafft, eine Diskussion mit sehr viel Potenzial zu einem guten und wichtige Text innerhalb kürzeszer Zeit an sich zu reißen und kaputt zu machen. denn spätestens da, wo Sie Laurin und seinen Followern unterstellen, alles was links ist 'auf durchsichtigste Art und Weise zu diskreditieren', kippt das Gespräch ins Absurde um sich dann irgendwann völlig vom eigentlichen Thema wegzubewegen. An dieser Stelle zeigen Sie recht deutlich, dass Sie sich gar nicht mit Inhalten auseinandersetzen wollen, sondern dass Sie schlichtweg auf Krawall gebürstet sind und lieber irgendwelche Ideologischen Klassenkämpfe austragen möchten.
Die Agressivität ihrer Sprache, die Sie dabei benutzen und auf die ich Sie neulich schon aufmerksam machte ('Grünenhasser' , 'Endsieg' etc.) zieht sich eigentlich als roter Faden durch fast alle Diskussionen, in die Sie sich einbringen, wobei sie rot durchaus politisch nehmen können und Sie (vermutlich sind sie Rentner?) offensichtlich die Zeit besitzen und den Drang verspüren, zu wirklich jedem Beitrag etwas sagen zu müssen, wozu andere Menschen, beispielsweise die arbeitende Bevölkerung, nicht immer die Zeit besitzt. Dagegen ist prinzipiell so auch nichts einzuwenden, denn wir leben in einem freien Land, wo jeder seine eigene Meinung haben und frei äußern darf. Leider neigen Sie dazu, jedes Gespräch, welches nicht mit Fußball zu tun hat, in Richtung Nazideutschland oder Kommunismus drehen zu wollen. Zumindest ist mir das in dem einen Jahr, indem ich hier reinschaue, so aufgefallen.
So richtig schäbig, ist allerdings Ihr inflationäres Heranziehen des Holocaust, bei jeder sich bietenden Gelegenheit, obwohl ein Zusammenhang oftmals gar nicht vorhanden ist,.so wie es auch unter diesem Beitrag der Fall ist und was auch anderen Lesern auffällt – siehe #6, siehe #8, siehe #17, siehe #21 usw. Wissen sie überhaupt was mit dem Holocaust gemeint ist?
Was Sie machen, Thomas Weigle, würde ich als Instrumentaliserung des größten je in der Geschichte der Menschheit begangenen Verbrechens bezeichnen. Sie mißbrauchen den Holocaust, 1. um sich bei den Ruhrbaronen als der große Lehrmeister produzieren zu können, der sie aber nicht sind. wie man an ihren teils sehrschrägen Beiträgen als Gastautor und Kommentator nachlesen kann, 2. um sich selber unantastbar zu machen, und 3. um alles um Sie herum, was Sie rechts Ihrer wirren und kruden Ansichten vermuten. in Schach halten und notfalls mit der Nazikeule umbolzen zu können.
Ich weiß, dass mein Kommentar auch nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun hat. Aber vielleicht nehmen Sie ihn diesmal zum Anlass, in sich reinzuschauen und an sich zu arbeiten, den noch kommenden Diskussionen auf den Ruhrbaronen zu liebe Denn mit dem untertänigen Buckeln in Ihren Kommentaren #27 und #28, nachdem sie vorher alles in Schutt und Asche gelegt haben, mögen Sie vielleicht die Betreiber und Autoren dieser Internetseite beeindrucken. Den Followern Stefan Laurins, die hier lesen und kommentieren, und davon gibt es mehr als ihre einzig aktikve linke Hinrnhälfte zu erahnen vermag,,haben Sie ebenfalls vors Bein getreten, die scheinen Ihnen jedoch total egal zu sein. Aber so geht das nicht. Thomas Weigle.
Eine Leseempfehlung zum Thema: Jared Diamond, "Germs, Guns and Steel" (auf deutsch "Arm und Reich").
Damit kann man argumentativ die kopfgeburtlichen Kritiken bzw. Ideologien von Sozialwissenschaftlern, recht charmant und naturwissenschaftlich buchstäblich auf den Boden der Tatsachen zurück holen.
@#11 Stefan Laurin:
Rassismus gibt es überall (global scheint es so zu sein, dass immer die "dunkelhäutigere" Gruppe am meisten diskriminiert wird – siehe Südasien, Afrika, Lateinamerika oder Nahost), das streitet doch niemand ab. Die Frage ist, wann er zum bestimmenden Prinzip wurde, wie das kam und welche Mächte dies global durchgesetzt haben. Frühere Reiche haben auch diskriminiert und gemetzelt, aber anhand anderer Kategorien. Als "Barbaren" galten eben alle Nicht-Hellenen oder Nicht-Römer, danach alle Nicht-Christen oder Nicht-Moslems, etc. Die Ausformulierung der "Minderwertigkeit" anderer Völker anhand von Hautfarbe kam aber nunmal in der nachkolumbianischen Zeit richtig auf und wurde erst ab dem 18./19. Jahrhundert z.T. auch mit den Instrumenten der modernen Wissenschaft begründet. Wie gesagt, ich würde nicht den Schluss daraus ziehen, dass die Aufklärung zwangsläufig zu den Werken von Gobineau und Chamberlain führte (eher war's wahrscheinlich andersrum: Machtpolitik in den Kolonien gab sich einen pseudo-rationalen Anstrich, um sich einen Schein der zivilisatorischen Überlegenheit zu wahren), aber Adornoianer bleibe ich hier trotzdem.
Heute lässt sich auch nicht abstreiten, dass z.B. Staaten wie Südafrika oder Zimbabwe stark vom Imperialismus oder der Apartheid-Zeit geprägt sind, auch der ganze indische Subkontinent (Stichwort Blasphemie-Gesetze in Pakistan). Die europäischen Mächte haben damals eben nicht gerade die fortschrittlichen Kräfte in den Kolonien gefördert. Einen konservativen Islam gab es schon immer, aber der Islamismus als Ideologie entstand z.B. auch durch den Einfluss europäischer Ideen (nachzuschauen bei Paul Berman, der das besser ausführen kann als ich).
Whataboutism hilft da nicht weiter: wenn ich den Imperialismus kritisiere, kann man nicht mit dem Gegenargument "Aber Timur Lenk, Aurangzeb oder Attila waren doch auch Verbrecher" kommen (umgekehrt auch nicht, wenn man z.B. den Islamismus für seine Verbrechen kritisiert).
@sneaking_beauty, Kolumbus und seine Zeitgenossen hat an allen neuentdeckten Menschen in erster Linie nur interessiert, ob sie leicht zu bekehren, und wie gut sie bewaffnet waren. Über die Hautfarbe hat Kolumbus nur gesagt, dass sie vom Breitengrad abhängt. er vergleicht die Hautfarbe der Kanarier mit denen der Antillen und Menschen weiter südlich. Ein Kriterium für die Fähigkeiten war es ihm noch nicht. Nach Kolumbus kam es in Europa zu religösen Veränderungenn, die lange vor dem Dreissigjährigen Krieg schon blutig ausgegangen waren. Als die britischen und Niederländischen Protestanten in die Kolonien der immer noch katholischen Spanier und Portugiesen eingedrungen waren, weil sie an dem immensen Reichtum den die aus den Kolonien herausgezogen hatten teilhaben wollten, spielte naturgemäß das "Christ" sein, keine Rolle mehr. Als der spanische König Karl I. mit dem Geld der Augsburger Kaufleute Fugger zum Deutschen Kaiser gekrönt wurde und dann Karl der V. wurde, waren die religiösen Differenzen schon deutlich sichtbar. Der Mönch, der zu viel geschrieben hatte mußte sich vor dem Konzil dafür verantworten, wurde aber von einem Kurfürsten geschützt und versteckt, so dass er Zeit genug hatte, die religöse welt zu verändern. Der Vertrag von Tordesilla, in dem den Papst Alexander VI. 1494 die Welt zwischen Spanien und Potugal aufgeteilt hatte, wurde von niemanden mehr anerkannt. Auf dem europäischen Festland war es nicht anders. Die Macht der Päpste war kein stabilisierender Faktor mehr in Europa und die lokalen Autoritäten arbeiteten nur noch für sich und gegen die anderen Autoritäten. Die Begründung dafür, dass die Christen zurecht die Weltherrschaft beanspruchen konnten, weil Gott es so wollte, verlor unter diesen Umständen an Bedeutung. Die Achtung oder Mißachtung fremder Ethnien war keine Glaubensfrage mehr, sondern eine Frage der militärischen Fähigkeiten dieser Völker. Vor einigen Völkern hatten die Kolonisatoren Respekt, weil sie die nicht besiegen konnten, und vor anderen Völkern, die leicht zu besiegen waren, hatten sie keinen Respekt. Möglicherweise kommt die Aufteilung der Menschen nach der Hautfarbe daher. Denn die Japaner z.B. waren hellhäutig und die Afrikaner waren dunkelhäutig. Vor den Japanern hatten sie regelrechte Angst, und vor den Afrikaner eben nicht. Aber alles was ich jetzt schreibe, da ist das Thema aufklärung noch nicht dabei, habe ich vor Jahren hier bei den Ruhrbaronen schon ausfühlicher beschrieben. Hier der link zum letzten Teil, der die Linkadressen zu den früheren teilen enthält.
https://www.ruhrbarone.de/der-beginn-des-europaeischen-kolonialismus-teil-3/130614
Über das was wir jetzt diskutieren bzw. diskutieren sollten, habe ich damals nichts geschrieben, Doch diese Diskussion heute läßt mich darüber nachdenken, ob ich mir nicht doch die Mühe machen sollte, weil wir über die "Aufklärung" sprechen, aber jeder etwas anderes düber versteht.
Der Grundgedanke dafür wäre, wie schon gesagt, der Niedergang der Zentralmacht Kirche, mit der Entwicklung zu ehrgeizigen Projekten lokaler Fürsten, die zum Absolutismus führten, der widerum aber den intelektuellen große geistige Freiräume zugestand, quasi als Widerspruch zu sich selbst. Aber die so entstandenen Ideen führten, als sich die Rahmenbedingungen änderten, zu Revolutionen .gegen die Autoritäten. Das müßte ich aber erst mal beweisen und das dauert. Mal sehen, ob ich das mache.