Am kommenden Montag beginnt die Impfung. Doch was passiert, wenn man sich erkundigen will, wann die eigenen Eltern geimpft werden können? Von Stefan Laurin und Sebastian Flyte.
Mit ihrer rustikalen Art zerschmetterte die Empfangsdame in der Hausarztpraxis meine Impf-Euphorie innerhalb von 30 Sekunden.
„Also, wir haben gar keine Informationen. Und wir impfen auch nicht.“
„Aber können Sie mir vielleicht sagen, wo das zuständige Impfzentrum für meinen Vater ist“, fragte ich ahnungslos, denn mein Vater hat die Grenze von 80 Jahren deutlich überschritten und sollte eigentlich zur 1. Gruppe gehören, die geimpft wird.
„Nein, wir haben keine Informationen. Wenn Sie was dazu wissen wollen, dann müssen sie die Kassenärztliche Vereinigung anrufen. Wir werden ihren Vater aber auf jeden Fall nicht impfen“, sprach sie und legte auf.
Seit März tobt das Corona-Virus und wer schon geglaubt hat, dass das Chaos und die schlechte Vorbereitung in den Schulen der Höhepunkt des krisengeschüttelten Dilettantismus ist, der hat sich noch nicht mit der Organisation der Massenimpfung beschäftigt. Normalerweise müsste ja Jeder denken, dass sich die Verantwortlichen seit Monaten darauf vorbereiten und alles in trockenen Tüchern sei. Doch das Gegenteil ist der Fall – und das knapp 1 Woche vor dem Startschuss für die sehnlichst erwarteten Pickser, die dem Virus den Garaus machen sollen.
In vielen Kommunen und Landkreisen lässt sich die Politik zwar für jedes neue Impfzentrum feiern. Doch die Organisation dahinter lässt 1 Woche vor dem Start zu wünschen übrig. Und das ist noch untertrieben.
„Ja, also“, begann das Telefonat mit der Kassenärztlichen Vereinigung, nachdem man sich 20 Minuten durch die verschiedensten Anrufmodule durchdrücken musste, um zum „Terminservice für die Corona-Impfung“ zu gelangen. „Wie das genau aussehen wird, das kann ich Ihnen auch nicht sagen. Am besten, Sie verfolgen die Tagespresse.“
„Können Sie mir aber sagen, wie ich an einen Termin komme?“
„Das muss ich Sie leider vertrösten. Dazu liegen mir keine Informationen vor.“
„Aber wo das Impfzentrum im Kreis Neuss ist?“
„Nein, dazu habe ich keine Informationen. Da wenden Sie sich bitte an Ihre Kommune.“
„Aber Ihre Vereinigung soll doch für die Durchführung zuständig sein?“
„Da kann ich Sie nur an den zuständigen Kreis verweisen“, sagt der Mann von der Vereinigung, die eigentlich alles wissen sollte.
Doch beim Kreis Neuss wiederum gibt man sich irritiert. „Wenn Sie was zum Impfprogramm wissen wollen, dann müssen Sie sich an die Kassenärztliche Vereinigung wenden.“
„Von denen komme ich ja gerade. Die haben mich an den Kreis verwiesen.“
„Kann ich mir gar nicht vorstellen. Die sind doch zuständig. Wir haben hier keine Informationen vorliegen.“
Immerhin weiß ich nun, wo das Impfzentrum ist. Problem: Mein Vater wird es in seinem Alter gar nicht dahin schaffen, weil es etwa 40 Kilometer weit entfernt ist – und derzeit ist auch noch nicht klar, ob ihn jemand begleiten darf. Denn das würde ja zu einer Menschentraube vor den Impfzentren führen. Und Menschenansammlungen sollten ja tunlichst vermieden werden.
Guten Tag meine Damen und Herren, guten Morgen Offenbach: Die Corona-Hotline der Nachbarstadt Frankfurts ist erst ab 10 Uhr geschaltet. Ich rufe an und lande in der Warteschleife. Zum Glück komme ich schon nach gut zehn Minuten an. In Zeiten wie heute ist das eine gute Zeit, ich will mich nicht beklagen.
Aber eine Antwort auf die Frage, wann meine Mutter sich impfen lassen können, erhalte ich nicht. „Der Impfstoff ist noch nicht da. Wir wissen nicht, wie das mit der Impfung laufen wird. Zwei Werktage vor dem Beginn der Impfung ist das eine irritierende Antwort. Immerhin werde ich nicht von Pontius zu Pilatus geschickt. Alle Informationen zur Impfung wird Frankfurts kleine Nachbarstadt auf ihrer Homepage veröffentlichen, die Stadt bleibt der zentrale Ansprechpartner.
Wieder eine Enttäuschung.
Offen. Ist doch auch, wer entscheidet, wer größere Überlebenschancen bekommt und früh den Impfstoff bekommen kann.
Wer wählt die Heime aus?
Dass die EU lieber Industriepolitik gemacht hat , statt Impfstoffe zu bestellen , ist auch wenig nachvollziehbar.
In USA und UK wurden schon 6stellige Personenzahlen geimpft.
@Ke: Die EU macht Industriepolitik? Ich habe immer das Gefühl, die wollen die Industrie abschaffen.
@Stefan Laurin
Nicht Bösartigkeit unterstellen, wenn auch Dummheit ausreicht. Die durch nichts legitimierte Versagerbande, die passenderweise durch Top-Gun-Uschi angeführt wird, kann willentlich nichts abschaffen. Nicht mal die Sommerzeit.