Am 17. Februar diesen Jahres ist der Dortmunder Autor und Musik-Journalist Dirk Siepe verstorben. Er war mehrere Jahre Chefredakteur beim Musikmagazin Visions. Der Vater von Dirk Siepe hat die Plattensammlung Michael Lohrmann übergeben, seinem alten Chef beim Dortmunder Musikmagazin. Dieser hat in wochenlanger Kleinarbeit alle Vinyl-Scheiben seiner Sammlung gesichtet, geordnet, professionell gereinigt und mit neuen Innen- und Außenhüllen versehen – und viele dieser Exemplare verkauft. So sind schlussendlich 10.000 Euro zusammen gekommen, die Walter Siepe und Michael Lohrmann nun dem BVB-Fanprojekt als Spende übergeben haben.
Wenn man jemand gut gekannt hat, der nun nicht mehr unter den Lebenden ist, fällt es schwer die richtigen Worte zu finden. Dirk Siepe war für mich ein Kumpel, langjähriger Weggefährte, Arbeitskollege und Freund. Wir hatten viele gleiche Interessen und wurden in der gleichen Musiker-Clique in Dortmund groß. Auf einer Rosenmontagsparty 1987 lernte ich ihn damals kennen. Ich wusste bei unserer ersten Begegnung, dass er ein Fanzine herausgab und er wollte dort was über meine damalige Band Guinea Pigs schreiben. Ein Jahr später waren die Karten neu gemischt: Meine Band hatte sich aufgelöst und da er für ein paar Monate nach Brasilien zog (weil sein Vater dort beruflich zu tun hatte), vertrat ich ihn in seiner Band (den Spanish Flies) als Drummer. Konzerte hatten wir in dieser Phase zwar keine, aber viele launige Proben im Ceag-Gebäude, wo damals auch so ambitionierte Bands wie The Idiots, The Secrets of Cash’n’Carry, Rim Shout oder Angel Dust probten. Auch Drummer Jörg Michael (damals Mitglied bei Avenger und Der Riss, später bei Running Wild, Saxon und Stratovarius) probte hier beinah täglich, und an seine punktgenauen Double-Bass-Attacken erinnere ich mich bis heute.
In den frühen 1990er Jahren wurde für Dirk, seinen WG-Kumpel Jens Prüter und auch mich die Schreiberei immer mehr zu einem professionellen Standbein. Wurden wir in der ersten Zeit noch mit Gratis-CDs oder einem feucht-fröhlichen Händedruck „bezahlt“, konnten wir nach und nach für unsere Autorenschaft Honorar-Rechnungen stellen. Das war ein gewaltiger Schritt nach vorne. Für mich sogar einer, der bis zum heutigen Tag gilt. Neben der Schreiberei war Borussia Dortmund ein gemeinsames Hobby, was Dirk Siepe und ich teilten. Ich erinnere mich noch blendend an die Auswärtsfahrt zum UEFA-Pokal-Finale in die Niederlande im Mai 2002, wo Borussia Dortmund knapp mit 2:3 unterlag. Auf dem Rückweg zum Bus mussten wir Dirk so beruhigen, dass er nicht noch in eine brutale Auseinandersetzung mit gegnerischen Fans geriet. Auch die BVB-Meisterschaften 1995, 1996 und 2002 verbrachte ich zusammen mit Dirk; die letztgenannte war besonders spektakulär, weil Dirk Siepe damals nur zwei Straßen vom Borsigplatz entfernt wohnte – und der Tag der Meisterschaft genau auf meinen Geburtstag fiel. Dirk und seine damalige Freundin Silke schenkten mir damals ein Brasilien-Trikot – das habe ich natürlich immer noch in meinem Besitz.
Ich persönlich finde es besonders rührend, dass eine fünfstellige Summe mit seiner LP-Sammlung zusammen gekommen ist. Und dieser Erlös nun an eine Organisation gespendet wird, die BVB-Fan Dirk auf Wolke Sieben hoffentlich ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Der Volksmund sagt nicht umsonst: „Tue etwas Schönes. Die Menschen können es nachmachen.“ Auch ich habe ganze 44 Vinyl-Alben aus der Sammlung von Dirk erworben – und bin sehr dankbar, dass ein Stück seiner Seele nun bei mir im Plattenschrank weiterlebt. Die Spende hat das Fan-Projekt Dortmund e.V. heute auf der Südtribüne entgegengenommen und wird das Geld in präventive Arbeit einsetzen. Das Dortmunder Fanprojekt ist eine sozialpädagogische Einrichtung – und probiert gerade bei Fans, die nicht nur die Schokoladenseite vom Leben kennen, Krisensituationen richtig einzuschätzen, bei Problemlagen zu unterstützen und angemessene Angebote zu offerieren. Alles in Allem eine ganz tolle Aktion. Besonderen Dank gilt Walter Siepe und Michael Lohrmann für ihren tatkräftigen Einsatz.
Tolle Sache! Ich war in den 1990er Jahren eine zeitlang Visions-Abonnentin – und habe mir häufig Alben gekauft, für die Dirk Siepe damals schwärmte: Mother Tongue, Torbonegro, Queens of the Stone Age, Fu Manchu, usw. – schön das sein Spirit so weiter lebt!