Am 16. Juni 2024 starb Jörg Metes. Jörg stieß vor sieben Jahren zu den Ruhrbaronen.
Er veröffentlichte damals einen Text bei uns, der auf gewisse Weise sehr typisch für ihn war. In sorgfältiger und beharrlicher Kleinarbeit hatte er minutiös nachgezeichnet, wie ein von der heutigen Bundestagsabgeordneten Lamya Kaddor erfundenes Gerücht über die Soziologin Necla Kelek sich verbreitete und langsam in allen deutschen Redaktionsstuben festsetzte.
Einer schrieb das einfach vom anderen ab. Keiner überprüfte das. Außer Jörg. Das „Prinzip der gefühlten Wahrheit“ nannte Jörg das.
Jörg war für „gefühlte Wahrheit“ nicht zu haben.
Für ihn gab es eine objektive Wahrheit und er scheute sich nicht, ihr auch durch Stunden an Recherche, das Lesen ödester Dokumente und schwurbeligster „Expertenberichte“ auf den Grund zu gehen. Und egal ob es um das Gerücht über Necla Kelek ging, Worte, die Helmut Kohl in den Mund gelegt wurden, oder um eine Studie mit einer bellenden Kuh:
Wenn die Wahrheit, die er fand, mit der „gefühlten Wahrheit“ seiner Mitmenschen kollidierte, dann bemühte er sich die Geschichte mit einer ebenso bewundernswerten wie ungewöhnlichen Strenge geradezurücken. Die amerikanische Literaturwissenschaftlerin P.C. Hodgell beschrieb diese Haltung einmal treffend: „Was durch die Wahrheit zerstört werden kann, sollte das auch.“
Aber Jörg war kein hartherziger, kompromissloser Inquisitor der Wahrheit.
Er war ein stiller, liebenswürdiger und äußerst aufmerksamer Mensch, der lachte, als hätte er das Lachen gerade erst gelernt und der es mit seinem untrüglichen Gespür für Sprache und seinem feinen Humor sogar bei den ernstesten Themen schaffte, einen so zum Lachen zu bringen, dass einem die Tränen liefen.
Ich habe um Jörg geweint. Wir trauern um ihn.