Als Kind und als Jugendlicher war ich in ein glühender Lokalpatriot!
Und was erzählt man neuen Bekanntschaften und Verwandten in der Fremde bzw. im Urlaub über seine Heimat, wenn man aus dem beschaulichen Örtchen Waltrop stammt?
Richtig, man erzählt den Leuten vom dort beheimateten Schiffshebewerk!
Denn das Hebewerk kannten immer schon relativ viele Leute, egal ob sie aus Süd- oder Norddeutschland stammten.
Richtig stolz war ich damals, in den späten 1970er- und den 1980-er Jahren, auf das Bekannteste was mein Heimatort in den Augen Auswärtiger hergab.
Mit regelrecht leuchtenden Augen erzählte ich seinerzeit noch von der tollen Technik, von den großen Ausmaßen, von der beeindruckenden Hubhöhe usw..
Morgen, am 03. Oktober 2012, feiert das 1962 eröffnete ‚neue Hebewerk‘ im Schleusenpark Waltrop/Henrichenburg offiziell seinen 50. Geburtstag!
Es ist sogar unter der Schirmherrschaft des örtlichen Fördervereins und des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) eine Feier in der Maschinenhalle des 1992 eröffneten Museums organisiert worden.
Mir ist dabei allerdings gar nicht zum Feiern zu Mute. Mich macht ein Besuch beim Hebewerk, dem ehemaligen Vorzeigeobjekt meiner Heimat, inzwischen nur noch traurig und sogar ein wenig wütend.
Total verkommen ist das Technikwunder von einst nämlich inzwischen. Bereits seit 2005 liegt es wegen ‚technischer Mängel‘ sogar komplett still. Ob es jemals wieder saniert werden wird steht in den Sternen.
Selbst die direkt davor verlaufende Verbindungsstraße im Dreistädteeck zwischen Datteln, Castrop-Rauxel und Waltrop passt sich dem jämmerlichen Zustand des Geburtstagskindes inzwischen an.
Die Brücke über den Kanal ist seit Monaten ebenso marode, derzeit nur noch einspurig befahrbar.
Auch hier gilt leider: Zukunft ungeklärt!
Als meine Familie im Vorjahr mal wieder Verwandtschaft aus Ulm bei uns in Waltrop zu Gast hatte, da haben wir den sonst zu solchen Anlässen eigentlich immer üblichen Besuch am Schleusenpark bereits verschämt ausfallen lassen.
Gäste aus dem gepflegten Süden der Republik hätte man mit dem Zustand unserer ehemaligen Sightseeing-Highlights wohl schon nicht mehr beeindrucken können.
Zwar wirbt das angegliederte Museum noch immer gerne damit, dass es in den letzten 20 Jahren bereits stolze 1,5 Mio. Besucher verzeichnen konnte. Ob sich angesichts der derzeitigen Situation in den nächsten Jahren noch allzu viele hinzugesellen werden, erscheint mir zumindest fragwürdig.
Der Dortmunder Hafen kann übrigens auch schon ein Lied vom Niedergang des Schleusenparks in Waltrop-Oberwiese singen. Denn wenn nun, wie derzeit zufällig auch zeitgleich zum Hebewerksgeburtstag noch der Fall, die Ende der 1980er-Jahre in direkter Nachbarschaft zum Hebewerk errichtete ‚neue Schleuse‘ repariert bzw. saniert werden muss, dann ist der Dortmunder Kanalhafen über Wochen für die Schiffer gar nicht mehr erreichbar.
Ich befürchte daher, dass wenn sich an der Unterfinanzierung der ganzen Region hier im Kreis Recklinghausen nicht bald etwas grundlegend ändert, sich wohl zukünftig auch nicht mehr allzu viele runde Geburtstage im Waltroper Schleusen- und Schiffshebewerkspark ergeben werden.
Nach feiern ist mir daher Morgen nun wirklich nicht zu Mute. Eher fühle ich mich zum Heulen, wenn ich an diesen Niedergang der letzten Jahre denke!
Wer am 03. Oktober aber vielleicht trotzdem an der Geburtstagsfeier des Schiffshebewerks in Waltrop teilnehmen mag, für den gibt es die passenden Infos auch im Netz:
http://www.lwl.org/pressemitteilungen/mitteilung.php?urlID=27957
(Fotos zum Vergrößern anklicken.)
Ich weiß noch, wie ich damals als kleiner Junge extra mitten in der Nacht von meinem Papa geweckt wurde, damit wir uns die Brücke angucken konnten, als sie damals per Schwertransporter angeliefert wurde.
Kann alles genau so unterschreiben. Wir haben auch jedem Besuch immer das Hebewerk gezeigt. Früher jedenfalls…
also, ich bin als kind in den siebzigern noch in den ruinen des alten schiffshebewerkes herumgeklettert. das war so am arsch, da war an ein museum oder an industriekultur noch gar nicht zu denken.
mein erstes bier hab ich an der abgerockten stinkbude geklaut.
heute sehe ich dort holländische reisebusse, yachthäfen und papa christo der da einen feinen biergarten betreibt.
das kulturprogramm im schleusenpark ist im vergleich zu damals aller ehren wert und für leuten aus ulm fallen mir spontan ein dutzend bestaunenswerte besonderheiten in diesem teil der ruhrstadt ein.
klar, ein kampf für den dauerhaften erhalt des schleusenparks ist in jedem fall unterstützenswert aber fürs blasen von trübsaal ist der anstehende geburtstag eigentlich kein grund.
[…] Industriekultur – 50 Jahre ‚neues‘ Schiffshebewerk (Ruhrbarone) […]