Internationale Balletgala XX in Dortmund

Otto Bubeníček und Jiří Bubeníček, Foto: Ballett Dortmund
Otto Bubeníček und Jiří Bubeníček, Foto: Ballett Dortmund

Die Internationale Ballettgala XX wurde am Wochenende in Dortmund vom Publikum gefeiert. Die Ballettgala findet zweimal im Jahr statt. Die Auswahl an internationalen Ballettkünstlern, die Ballettdirektor Xin Peng Wang auch wieder in diesem Jahr eingeladen hatte, war beeindruckend. Dem Theater Dortmund war es gelungen, eine Reihe internationaler Stars aus Spanien und Norwegen – aus London und San Francisco nach Dortmund zu holen. Die gelungene Mischung aus Ballettklassikern und modernen Tanz-Choreografien kam beim Publikum gut an.

Das besondere an einer Gala ist neben der internationalen Besetzung und dem Vergnügen, Künstler und Künstlerinnen anderer Häuser kennenlernen zu dürfen, die Sammlung von Highlights verschiedener Ballettstücke. Interessant ist dabei vor allem auch die abwechslungsreiche Mischung aus Handlungsballett, klassischem Spitzentanz und modernen Tanz-Ausdrucksformen – perfekt gleichermaßen für den Balletteinsteiger und den Tanzliebhaber.

Otto Bubeníček und Jiří Bubeníček, Foto: Ballett Dortmund
Otto Bubeníček, Jiří Bubeníček; Foto: Ballett Dortmund

Unter anderem waren die berühmten Zwillinge Otto und Jiri Bubenícek aus Polen am Wochenende im Opernhaus Dortmund zu sehen. Die Brüder arbeiten künstlerisch eng zusammen, u.a. an der Semperoper in Dresden und in Hamburg. Sie begeisterten mit „Les Indomptes“, einer Choreografie von Claude Brumachon zu der Musik des zeitgenössischen Komponisten Wim Mertens. In „Drei Streifen Tanz“ kann man sie mit mit einer eigenen Choreografie „The Piano“, die sich auf den berühmten Film von Jane Campion bezieht, wiedersehen. Auch die beiden ersten Solisten, die so genannten „Principals“ des San Francisco Ballet, konnten für Dortmund gewonnen werden: Mathilde Froustey und Davit Karapetyan zeigten am Wochenende u.a. einen zauberhaften Pas de Deux aus dem Ballet „Giselle“, das neben dem hauseigenen Stück aus Schwanensee eine klassische „Spitzentanz“-Choreografie war.

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Steven McRae, Foto: Theater Dortmund

Steven McRae vom Royal Ballet London tanzte den Grand pas de Deux „Schwarzer Schwan“ mit Partnerin Iana Salenko ausdrucksstark und innig und mit aus dem Blickwinkel des Zuschauers geradezu federleichten Bewegungen. Trotz des technisch sehr anspruchsvollen Parts, gelang es dem Paar, neben der bestechenden Eleganz, mit schauspielerisch gekonntem Mienenspiel den Plot der Geschichte in diesem kurzen Ausschnitt darzustellen. Auch von McRae’s Solo Czardas, das er in einer Uraufführung auf die Dortmunder Bühne brachte, waren die Zuschauer sichtlich begeistert: Der Künstler war in der Vergangenheit schon öfter in Dortmund aufgetreten – das Publikum hat ihn offensichtlich in’s Herz geschlossen. Wer im Ruhrgebiet lebt, weiss, dass man aus diesem nicht so schnell wieder herauskommt, da ist das Dortmunder Publikum treu in seiner Zuneigung. So hoffen viele, dass der australische Ausnahmetänzer MacRae, nach seiner Pause in den letzten Jahren, möglichst bald wieder häufiger in Dortmund zu sehen sein wird.

Dem Tanz von Daniel Proietto vom norwegischen Nationalballett (Musik: Nina Simon) folgte ein  Stück der Tanzcompagnie Gauthier Dance, das etwas ganz Besonderes in den Mittelpunkt seiner Choreografie rückte: Humor. Nicht unbedingt üblich im Opernhaus, lachte das Publikum laut und herzlich über die fast grotesken Annäherungsversuche eines Mannes an eine Frau, die auf einem überdimensionalen Sofa sitzt. Sie versucht mehr oder weniger erfolgreich sich dieser „Kontaktaufnahme“ (neudeutsch: Anmache) zu entziehen – bis sie dem Tanzpartner doch erliegt.

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Gauthier Dance: Sofa, Foto: Theater Dortmund

Die Szene findet ihren Höhepunkt, als zu dem Sofa – Pas de deux ein Mann stößt und sich auf einmal die Sache zu einem „Pas de trois“ entwickelt und aus der anfänglichen Mann-Frau eine Mann-Mann-Konstellation wird. Auch das Stück “Freistoß” im zweiten Teil des Abends, eine Uraufführung von Roberto Scafat, war im besten Sinne humoresk, ohne Hau-Drauf-Komik zu bemühen. Der Begriff „Fußball-Ballett“ bekam durch die tänzelnd-gekonnten Bewegungen eine völlig neue Dimension, und man lernte, dass selbst üble Fouls ästhetisch sein können. Dass das Stück eigens für Dortmund konzipiert wurde, war unschwer daran zu erkennen, dass die einen Tänzer gelb-schwarze Trikots anhatten und „die Bösen“, rot-blau trugen. Balsam auf geschundener Borussenseele – so was kommt an in Dortmund.

Nicht verschwiegen werden soll, dass die Moderation des Kammersängers Hannes Brock zwar unzweifelhaft beim älteren Publikum sehr gut ankam. Die etwas schlüpfrig-„lustigen“ Bemerkungen und teils Dortmund-spezifischen Gags des durch den Abend führenden Conferenciers sorgten aber beim jüngeren Publikum nicht unbedingt für dieselbe Heiterkeitsstufe.

Yanela Pinera und Camilo Ramos, Foto: Theater Dortmund
Yanela Pinera, Camilo Ramos; Foto: Theater Dortmund

Das Ballett nichts Verstaubtes ist und zukunftsfähig bleibt, war dennoch spätestens klar, als das von Xin Peng Wang neu gegründete NRW-Juniorballett auftrat. Die jungen Tänzerinnen und Tänzer gaben ihr Bühnen-Debut in Dortmund mit „Krieg und Frieden“ (Dimitri Schostakowitsch) – eine Aufführung, die eindeutig in der Talentzone angesiedelt war! Als Abschluss der Ballettgala zeigte der Nachwuchs die Uraufführung von Raimondo Rebeck “Eine volle halbe Drehung”. Der Ballettabend hingegen war eine volle ganze Drehung, hingewandt zu seinem Publikum, das die Höchstleistungen der Tänzer und Tänzerinnen mit lang anhaltenden XXL-Applaus und standing ovation würdigte.

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