Der Initiativkreis Ruhr plant eine internationale Schule im Ruhrgebiet. RWE-Chef Dr. Jürgen Großmann will das Vorhaben mit eine 5 Millionen Spende aus seiner eigenen Schatulle unterstützen. Dabei geht es auch viel billiger…
Foto: Leibniz Gymnasium
Für viele international tätige Manager und Ingenieure ist es ein wichtigen Kriterium bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes, für Unternehmen ein Standortfaktor: Die internationale Schule. Gerade wer häufig den Arbeitsplatz wechselt und seine Jobs auf dem weltweiten Arbeitsmarkt für Führungskräfte sucht, will dass die Probleme seiner, die mit den ständigen Umzügen einhergehen, möglicht gering bleiben. Eine passende Schule muss nicht nur Unterricht auf Englisch anbieten, sondern auch einen Abschluss der International anerkannt ist – den International Baccalaureate (IB), das Markenzeichen aller Internationalen Schulen. Um den IB herum ist ein großer Markt entstanden– vor allem für kommerzielle Schulbetreiber. Bei Gebühren von bis zu 20.000 Euro zusätzlich zu den normalen Schulgebühren für den IB ist das wenig verwunderlich. Dass es auch preiswerter und im Rahmen des öffentlichen Schulsystems geht, zeigt nicht nur die Goetheschule in Essen, die als erste Schule des Ruhrgebiets den IB als Abschluss anbot, sondern auch das Leibniz-Gymnasiums aus dem Dortmunder Kreuzviertel.
Rektor Dr. Bernd Hamann wird vom kommenden Schuljahr an neben dem Abitur auch den IB im Angebot haben: „Wir werden im Februar von der International Baccalaureate Organisation (IBO) testiert und dann im Sommer beginnen können.“ Dass seine Schüler dann neben dem IB auch das Abitur machen werden und sich nicht nur auf den internationalen Abschluss konzentrieren können, ist für Hamann eine Stärke seines Konzepts.
Deutschland ist das einzige Land weltweit, das noch nicht alle Fächerkombinationen des IB anerkennt – vor allem im Bereich Mathematik reicht den hiesigen Kultusbehörden die IB-Qualität nicht in jedem Fall aus. Wer später an einer deutschen Universität studieren will, wird sein Abitur spätestens beim Einschreibe-Termin zu schätzen wissen.
Die Idee ein Gymnasium zu einer internationalen Schule auszubauen kam den Dortmundern vor fünf Jahren: Die Stadt stellte fest, dass sie im Standortwettbewerb erhebliche Nachteile gegenüber Städten hatte, die eine solche vorweisen konnte. Unternehmen entschieden sich auch deshalb gegen Dortmund. Die Stadt wurde aktiv und begann ein Verfahren um eine städtische Schule zur internationalen Schule auszubauen – den das Leibniz Gymnasium für sich entscheiden konnte. Als Bilinguale Schule hielt sich der Aufwand der Umrüstung zur internationalen Schule in Grenzen. Bilinguale Züge an Gymnasien gibt es in Nordrhein-Westfalen seit 1970. Die Schulen führen in der Regel eine bilinguale Klasse pro Jahrgang. Die Aufnahme erfolgt auf Antrag der Eltern nach Beratung durch die Schule. Am häufigsten wird Englisch angeboten, gefolgt von Französisch, Italienisch, Spanisch, Niederländisch und Neugriechisch. In Zügen mit der Fremdsprache Englisch kann auch Biologie als bilinguales Sachfach einbezogen
werden. Im Ruhrgebiet gibt es im Moment in Essen, Dortmund Gelsenkirchen, Bochum, Duisburg und Oberhausen insgesamt 44 bilinguale Schulen.
Der Ausbau des Leibniz-Gymnasiums zu einer Internationalen Schule kostete Geld – allerdings weit weniger, als die Fünf- Millionen-Spende von RWE-Chef Jürgen Großmann vermuten lässt. 20.000 Euro gab die Stadt aus, um die Lehrer durch die International Baccalaureate Organisation zertifizieren zu lassen.
Weitere 40.000 Euro gab die Wirtschaftsförderung dazu, und die Stadtsparkasse spendete Geld für ein paar Computer mit Internetzugängen sowie eine kleine Bibliothek mit englisch- sprachigen Büchern. Für knapp 100.000 Euro hat Dortmund nun eine Internationale Schule. Jürgen Großmann, von der Dortmunder Wirtschaftsförderung gefragt, ob er sich an den Kosten beteiligen wolle, lehnte übrigens ab. Er, so ließ er mitteilen, unterstütze nur eine Privatschule.
Und während der Initiativkreis mit viel Geld eine Internationale Schule aufbauen wird, können sich die Städte im Ruhrgebiet überlegen, wie viele Schulen sie nach dem Vorbild der Goetheschule und des Leibniz Gymnasiums einrichten. 100.000 Euro kann sich auch die klammste Stadt leisten und so nicht nur für ausländische Spitzenkräfte attraktiv werden, sondern auch den eigenen Bürgern ein internationales Bildungsangebot machen. Es wäre nur nicht so elitär wie eine private internationale Schule…
„Internationale Schulen“ für alle, trifft’s meines Erachtens nicht ganz. Ich sehe zur Zeit mehre Initiativen, die sich um eine Bereicherung der Schulszene in der Metropole Ruhr kümmern. Das IB an öffentlichen Schulen ist hier eine Option.
In Bochum wird es eine Internationale Schule geben, die ein Ableger aus Velbert-Heilingenhaus ist. Deren Arbeit soll sich trotz Titels „Internationale Schule“ vom Vorgehen einer Internationalen Schule wie in Düsseldorf unterschieden. Letzteres will m.E. auch RWE/Großmann. Eine weitere Initiative ist die Gründung bilingualer Privatschulen als Ersatzschulen, an denen zwar nach NRW-Lehrplan unterrichtet wird, aber mit zwei Lehrern in beiden Sprachen. Hierzu gibt es in Bochum das Projekt der Carolinen-Schule.
Das scheinen mir dabei die Unterschiede zu sein, die zu jeweils zu hinterfragen sind:
x Welcher Lehrplan? Cambridge Curriculum (IB), NRW-Lehrplan (jederzeitiger Wechsel an öffentliche Schule) oder beides?
x Welche Sprache? Nur Englisch mit Deutsch als erster Fremdsprache, Deutsch mit Englisch als zweiter Sprache oder beide Sprachen? (ggf. natürlich auch andere Sprache, aber außer bilingual mit französischem Abitur sehe ich da gerade nichts)
x Nur Privatschule oder auch Ersatzschule?
Mit den Fragen hängt auch zusammen, an wen welche Klientel sich die Schule wendet. Eine Internationale Schule als Privatschule kann teuer für Eltern werden, private Ersatzschulen erhalten staatlcieh Zuschüsse für ihre Arbeit (den staatlichen Teil). Privat- bzw. private Ersatzschulen sind aber auch immer mit weiteren Fragen verbunden, so nach der Qualität der Gebäude, der Lehrmaterialien und der Klassengröße. Jede Schule besteht aus einem Set von Optionen bei der Ausgestaltung.
Die Ausgestaltung der Schulgelder (Eltern-Spenden an den zugehörigen Förderverein/Trägerverein) hat auch Einfluss auf die Klientel
Die eine (Internationale Schule, Cambridge Curriculum, IB, Deutsch als 1. Fremdsprache, Schulgebühr bis ? 1500) Form wendet sich meines Erachtens an ein internationales Publikum. Hier gibt es das Stereotyp des internationalen, Englisch sprechenden Managers den Großmann in die Metropole Ruhr holen will; alternativ auch als akademisches Lehrpersonal an eine Universität.
Da gibt es auch immer eine deutsche Kientel, die es sich leisten will, den Nachwuchs auf so eine „elitäre“ Einrichtung zu schicken. Hierfür wird auch durchgefochten, dass die deutsche Schulpficht, die für ausländische Kinder vermeintlich nicht gelte, auch an einer derartigen Privatschule erfüllt werden könne, die keine Ersatzschule sei.
Die andere Form wendet sich an ansässige Eltern mit speziellen Bildungsbedürfnissen für ihre Kinder. Meine Frau (english native speaker) und ich hoffen, unsere Kinder bilingual zu erziehen. Da stellen sich uns viele Fragen: Wie sollen wir da vorgehen in einem einheitlichen Bildungssystem, bei dem Englisch ab der 1. oder 3. Klasse verpflichtend ist? Werden sich die Kinder langweilen, wenn sie bereits vor der Einschulung fließend Englisch sprechen?
[…] Schulen machen. Vor allem weil Kommunalpolitiker nicht wissen, wie einfach es ist, ihn auf öffentlichen Schulen anzubieten. Und große Klassen und ein mieser Matheunterricht machen gleich doppelt so viel Spaß, […]