Zwei Gitarren durchfräsen in Moll-Harmonien die Dunkelheit, umrahmen wie dichte, erdrückende Wände die latent psychotisch anmutende Stimme von Paul Banks. Dazu donnert die Rhythmusgruppe in basslastig treibendem Viererbeat – nicht ohne vereinzelt mit charakteristischen Joy Division-Synkopen auf der Snaredrum aufzuwarten. Auch wenn bei der New Yorker Band Interpol im Jahre 2010 ein Album, der Sound und zum Teil die Besetzung neu sind, blieben die live in der Dortmunder Westfalenhalle erzeugten Stimmungsbilder verlässlich monochrom.
Karg mutet diese Show an, denn sie will gar keine solche sein. Bewegungen auf der Bühne, irgendwelche Konversation mit dem Publikum, ja sogar die gerademal auf trübes Halbdunkel dosierte Bühnenbeleuchtung – all das scheint nach maximaler Verflüchtigung des Äußeren streben zu wollen. Das Erzeugen und Rezipieren von Interpols morbider Romantik ist eben als möglichst autistischer Vorgang intendiert. Aber dadurch wirken solche Emotionen auch so unmittelbar und direkt, eben wie ein gepflegt zelebrierter November-Blues, der jede Massenextase außen vor lässt. Die Versenkung in solche Gefilde hat in Dortmund aber auch wieder etwas latent routinemäßiges.
Treffsicher, nicht wirklich risikofreudig, dosieren Interpol die Mischung ihrer Songs. Da evozieren ältere Stücke vor allem vom zweiten Alben „Antics“ die wütend-treibende, erfrischend punkige Aufbruchsstimmung – was in der Westfalenhalle sogar phasenweise die Tanzbeine in Bewegung versetzt. Zum anderen markieren Stücke wie „Summer Well“, „Safe Without“ oder „Lights“ vom aktuellen, selbstbewusst „Interpol“ betitelten Album die Gegenwart der Band. Theatralischer, grüblerischer und irgendwie auch erwachsener geworden scheint diese.
Es ist ja auch viel passiert inzwischen: Nach Fertigstellung des aktuellen Albums stieg Bassist Carlos Dengler wegen gewandelter Lebenspläne aus der Band aus. Bassist David Pajo und Keyboarder Brendan Curtis setzen das Erbe fort und damit auch die unbestechliche handwerkliche Perfektion dieser Musiker.
Verlässlich verweigern sich Interpol den meisten aktuellen Trends. Denn die düster-melancholischen Rock-Existenzialisten schöpfen nach wie vor aus dem Gründergeist der Jahrtausendwende, der sich bei Post-Punk-Bands wie den Strokes bediente und der -natürlich!- die Austrahlung der „ewigen“ Joy Division reflektiert. Das macht 2010 den zeitlosen Sound von Interpol so wirkungsvoll.
CD-Tipp
„Interpol“ (2010)
Der Grund für die „fehlende Show“ liegt wohl in der unglaublich schlecht gewählten Location…Das kann nur en Booker gewesen sein, der die Westfalenhalle nicht kennt. Westfalenhalle, Indie-Konzert und intensives Konzerterlebnis? Geht gar nicht…
<a href="https://www.cureconnections.com/other-band-concert-reviews/8956-interpol-22-11-2010-dortmund-westfalenhalle.html" title="Meine erste Interpol Show". Ich fand es genial, obwohl ich eigentlich ein alter The Cure-Hase bin ;-). Die nahezu halbleer Halle war jedenfalls sehr merkwürdig, so etwas habe ich glaube ich noch nie erlebt. Um so beeindruckender die Performance von Interpol!
Meine erste Interpol Show. Ich fand es genial obwohl ich eigentlich ein alter The Cure-Hase bin ;-). Die nahezu halbleere Halle war schon sehr merkwürdig, so etwas habe ich glaube ich noch nie erlebt. Um so beeindruckender die Performance von Interpol, die sich dadurch wirklich überhaupt nicht aus der Ruhe haben bringen lassen. Etwas mehr von meinen Eindrücken:
https://www.cureconnections.com/other-band-concert-reviews/8956-interpol-22-11-2010-dortmund-westfalenhalle.html