Vom 9. bis zum 16. September finden in Düsseldorf die Invictus Games statt. Soldaten und Soldatinnen aus 22 Ländern, die im Einsatz verletzt wurden oder unter psychische Folgeschäden leiden, treten in zehn verschiedenen Sportarten gegeneinander an. Doch ob sie im Zentrum des öffentlichen Interesses stehen werden, ist fraglich.
Nachdem er 2013 an den US Warrior Games teilgenommen hatte kam Harry, Duke of Suxxes, der Sohn von König Charles III und Enkel der im vergangenen Jahr verstorbenen britischen Königin Elisabeth II, auf die Idee, eine ähnliche Veranstaltung in Großbritannien durchzuführen. Die US Warrior Games sind ein vom amerikanischen Verteidigungsministerium organisiertes Sportereignis, bei dem im Einsatz verwundete Soldaten und Veteranen in zwölf Sportarten wie Bogenschießen, Rollstuhl-Basketball oder Kugelstoßen gegeneinander antreten. Harry gelang es innerhalb nicht einmal eines Jahres mit Unterstützung des damaligen Londoner Oberbürgermeisters Boris Johnson und des britischen Verteidigungsministeriums die Invictus Games zu gründen, die 2014 erstmals in London stattfanden. Damals traten Soldatinnen und Soldaten aus 14 Ländern, darunter die USA, Deutschland und Afghanistan gegeneinander an. Seitdem hat sich das Sportereignis weiterentwickelt. Die Invictus Games fanden in den USA, Kanada und Australien statt und auch die Zahl der teilnehmenden Nationen ist gewachsen: Wenn die sechsten Invictus Games am 9. September in der Düsseldorfer Merkur-Spiel-Arena eröffnet werden, kommen die 500 Teilnehmer aus 22 Ländern. Afghanistan ist nicht mehr dabei, dafür nehmen erstmals Delegationen aus Israel und Kolumbien teil. Edan Kleiman, Vorsitzender der 50.000 Mitglieder zählenden IDF Disabled Veterans Organisation: “Wir sind erfreut und stolz, an den Invictus Games teilzunehmen und den Staat Israel zu vertreten.“ Verwundete israelische Soldatinnen und Soldaten seien ein leuchtendes Beispiel für Beharrlichkeit in der Rehabilitation und hervorragende Leistungen im Sport und werden Israel bei den Invictus Games weiterhin würdig vertreten. „Wir erleben täglich, welch wichtige Rolle der Sport nicht nur für die Physis, sondern auch für die mentale Stärke spielt und er den Betroffenen ermöglicht, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen. Nicht weniger wichtig ist die wunderbare Gelegenheit, verwundete Kriegsveteranen und -veteraninnen aus anderen Staaten zusammenzubringen, um lebenslange Kameradschaften zu knüpfen.”
Unterstützt werden die Spiele unter anderem von der Bundeswehr. Ihr Schirmherr ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Die Teilnehmer kommen aus Armeen, die zur westlichen Werte- und Militärgemeinschaft gehören, auch wenn sie nicht Mitglieder ihrer Verteidigungsorganisationen sind. So nimmt auch die Ukraine mit einem Team aus 24 Sportlern an den Wettkämpfen teil. Sie wurden im April im Lwiw ausgewählt. Für das ukrainische Ministerium für Veteranenangelegenheiten ist es wichtig, dass noch während des Krieges Voraussetzungen für eine wirksame Rückkehr von Veteranen in das Zivilleben geschaffen und das Rehabilitations- und Genesungssystem entwickelt wird, um allen Kriegsheimkehrern einen wirksamen Rehabilitationsmechanismus zu bieten: „Darüber hinaus können die Diplomatie von Sportveteranen und ihre Auswirkungen auf die internationale Gemeinschaft nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Stimme der Veteranen ist ein direktes Zeugnis der Verbrechen des Angreifers und muss gehört werden.“
Dass sich in der öffentlichen Wahrnehmung allerdings die diesjährigen Invictus Games ändern könnte, hat viel damit zu tun, dass der Prinz Harry von 2014 mit dem aus dem Jahr 2013 nicht mehr viel zu tun hat. Harry war damals ein aktives Mitglied des britischen Königshauses und bemüht, die von ihm in seiner Jugend verursachten Skandale wie Partyauftritte in Naziuniform vergessen zu machen. Mit nur geringen Aussichten König zu werden, präsentierte er sich in erster Linie als Soldat. Harry, ein ausgebildeter Hubschrauberpilot, absolvierte während seines aktiven Dienstes Einsätze im Irak und in Afghanistan. In seiner Biografie gab er an, 25 Taliban von einem Apache-Hubschrauber aus getötet zu haben. Nur weil das Militär ihn zurückgezogen hätte, wären weitere 30 Taliban noch am Leben. Der offiziellen Lesart der Ereignisse stehen Gerüchte entgegen, nach denen der Prinz nicht aktiv am Kampfgeschehen teilgenommen hätte, sondern seine Dienstzeit während der Auslandseinsätze in der Etappe verbrachte.
Wie dem auch sei, der Harry aus dem Jahr 2023 ist weniger Soldat, sondern ist ein zunehmend glückloser Medienunternehmer, der dringend auf Aufmerksamkeit angewiesen ist, um ausreichende Mittel einzunehmen, um seinen nicht gerade von soldatischer Bescheidenheit geprägten Lebensstil zu finanzieren. Spätestens nach seiner Hochzeit mit der amerikanischen Schauspielerin Meghan Markle (Suits) 2018 versuchte sich Harry als Gegenentwurf zum Rest des Königshauses zu inszenieren. Dem warf das Ehepaar Rassismus vor, von der britischen Boulevardpresse fühlten sich die beiden schlecht behandelt und 2020 zog das Paar nach Kanada und gab seine Aufgaben als Mitglied des Königshauses auf, womit auch ihre staatliche Finanzierung endete. Mittlerweile lebt das Ehepaar in Kalifornien und lebt von der Selbstvermarktung. Der Duke und die Dutches von Suxxes setzen sich für die Umwelt, die Stärkung von Frauen und Mädchen sowie Ausbau lokaler Gemeinschaften ein. Auf der Internetseite finden sich Texte mit poesiealbumhaftiger Schlichtheit: „Der Herzog und die Herzogin von Sussex erkennen die einzigartigen Perspektiven an, aus denen verschiedene Gemeinschaften die Welt betrachten. Und obwohl dies eine Zeit beispielloser Herausforderungen und Polarisierung ist, sind unsere Gemeinschaften in der Lage, Lösungen zu liefern, die eine bessere Zukunft für alle schaffen.“
Die britische Journalistin Julie Burchill kauf den beiden ihr angebliches Engagement nicht ab. In der Mail on Sunday schrieb sie im März: „Der edle Prinz möchte behilflich sein, anderen Kraft geben und Menschen ermutigen, verletzlich zu sein – am liebsten, während sie auf den Kopf gestellt werden und ihnen das Geld aus der Tasche geschüttelt wird.“
Für 20 Pfund konnten die Zuschauer Harry bei einem „Therapiegespräch“ mit dem Hamas-Unterstützer und dem Arzt Gabor Maté zuschauen, der bei ihm das Aufmerksamkeitsdefizit ADHS diagnostizierte. Für 100 Millionen Dollar schloss das Paar einen Vertrag mit dem Streamingdienst Netflix, für dass es Serien, Dokus und Filme produzieren soll. Die im Winter ausgestrahlte Mini-Serie „Harry & Meghan“ war allerdings so langweilig, dass sich nicht weniger Zuschauer wünschten, Harry würde sie mit einem Feuerstoß aus einem Apache von den Leiden erlösen, die sie vor dem Fernseher auszuhalten hatten. Spotify hat mittlerweile die Lust an den beiden verloren und einen mit 23 Millionen Euro dotierten Vertrag gekündigt. Die Erwartungen des Streamingdienstes erfüllt sich nicht und es wurden auch zu wenige Podcasts von den beiden Ödnisexperten veröffentlicht. Das Herzogpaar kann also gute Schlagzeilen und öffentliche Aufmerksamkeit gut gebrauchen und beides wird es beim Besuch der Invictus Games in Düsseldorf bekommen, die von dem US-Rapper Macklemore eröffnet werden.
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Invictus Games
Der Artikel erschien in einer ähnlichen Version bereist in der Jungle World