Iranischer Kleriker: Drei Viertel aller Moscheen mussten schließen

Moschee im Iran Foto: مسجد پیرزن Lizenz: CC BY 3.0


Einer, der es wissen muss, nämlich ein hochrangiger iranischer Kleriker klagt, dass 3/4 aller Moscheen in seinem Land ihre Tore schließen mussten. Von unserem Gastautor Thomas von der Osten-Sacken.

Als ich vor vielen Jahren im Iran war fiel es mir schon auf: Selbst an Freitagen blieben Moscheen in Städten wie Teheran oder Isfahan gähnend leer. Schon damals zeigten so Iranerinnen und Iraner, was sie von dem klerikalen Regime hielten. Seitdem ist die Lage nicht besser geworden, das Gegenteil ist der Fall und hat inzwischen Ausmaße erreicht, die Herrn Mohammad Abolghassem Doulabi zu dieser Klage veranlasst:

A senior Iranian cleric says around 50,000 of Iran’s 75,000 mosques are closed, showing the declining numbers of Iranians attending. 

Doulabi, who is also a member of the Assembly of Experts – a deliberative body empowered to appoint the Supreme Leader – said the outcome of religion in Iran has led to people leaving religion.

Emphasizing the weakening of religiosity among society and in turn, a weakening legitimacy of a government ruling by religious diktat, he said: “When people look at the output of the religion, they decide to enter the religion or leave the religion,“ with reasons including “the humiliation of people in the name of religion,“ “falsification of religious concepts and teachings,” and “depriving people of a decent life and creating poverty in the name of religion.”

He made the remarks as growing numbers of Iranians of all ages are becoming weary of the regime’s justification of Islam as the base of its brutal dictatorship, reflected by months of violent protest since September in the wake of the death in morality policy custody of Mahsa Amini, arrested for the inappropriate use of her hijab.

Doulabi, der auch Mitglied der Expertenversammlung ist – einem beratenden Gremium, das zur Ernennung des Obersten Führers ermächtigt ist – sagte, das Ergebnis der Religion im Iran habe dazu geführt, dass die Menschen die Religion verlassen.

Er betonte, dass die Religiosität in der Gesellschaft abnehme und damit auch die Legitimität einer Regierung, die nach religiösem Diktat regiert, schwächer werde: „Wenn die Menschen das Ergebnis der Religion betrachten, entscheiden sie sich, der Religion beizutreten oder sie zu verlassen“, und nannte als Gründe unter anderem „die Erniedrigung der Menschen im Namen der Religion“, „die Verfälschung religiöser Konzepte und Lehren“ und „die Beraubung der Menschen eines angemessenen Lebens und die Schaffung von Armut im Namen der Religion“.

Er äußerte sich in einer Zeit, in der immer mehr Iraner aller Altersgruppen der Rechtfertigung des Islam durch das Regime als Grundlage seiner brutalen Diktatur überdrüssig werden. Dies spiegelt sich in den monatelangen gewaltsamen Protesten wider, die seit September nach dem Tod von Mahsa Amini, die wegen des unangemessenen Tragens ihres Hidschabs verhaftet wurde, im Gewahrsam der Moralpolitik stattfanden.

Der Text erschien bereits in der Jungle World

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