„Islamismus-Grauzone“-Influencer auf „Pro-Pali“-Camp in Dortmund

Camp an der FH Dortmund im Mai Foto: Laurin

Sich selbst als „pro-palästinensisch“ verstehende Camps an Hochschulen sind in den letzten Monaten vor allem in den USA sowie vermehrt auch in Deutschland zu Schauplätzen antizionistischer und antisemitischer Agitation geworden. In Dortmund wurden an der FH und der TU bisher zwei Camps durch die Dortmunder Students for Palestine (DSFP) veranstaltet. Von unserem Gastautor Felix Zeigler.

Beim ersten Camp kam es bereits zu antisemitischen Vorfällen: Unter anderem wurde auf vielen Plakaten das Symbol der roten Hände abgebildet, welches im Kontext antiisraelischer Proteste auf einen brutalen Lynchmord zur Zeit der zweiten Intifada verweist. Damals hatte ein palästinensischer Mob zwei junge israelische Reservisten ermordet. Die schockierenden Bilder, als einer der Mörder sich für das Blut der Israelis an seinen Händen von der aufgebrachten Menschenmenge feiern ließ, gingen um die Welt.[1] Nachvollziehbarerweise berichtete ein jüdischer Studierender im Interview mit den Nordstadtbloggern von der „angsteinflößende[n] Wirkung“[2], die solche Symbole auf Jüdinnen und Juden haben.

Um das zweite Camp blieb es bisher dagegen erstaunlich ruhig. Und dies obwohl an dem Aufbau des Protestcamps die autoritäre, marxistisch-leninistische Organisation SDAJ Dortmund beteiligt war. Aktuellen Recherchen nach trügt dieser Schein allerdings: Es haben bisher mindestens drei Influencer an dem Camp teilgenommen, die auf ihren Kanälen antisemitische Inhalte verbreiten und sich teilweise aufgrund islamistischer Versatzstücke mindestens einer Grauzone des Islamismus[3] zurechnen lassen:

  1. Issam Bayan war mindestens am 28.06. im Camp und interviewte dort eine der Organisatoren. Bekannt wurde er durch Videos, in denen er sich über Transpersonen lustig macht, die Unterstützung von LGBTQ als größte Sünde im Islam bezeichnete und Döner-Verkäufer, die Alkohol anbieten, als „Drecksmuslime“ beschimpfte.[4] Auf Instagram relativierte er den antisemitischen Genozid vom 7.Oktober, dem größten Massaker an Jüdinnen und Juden seit der Shoah, und bezeichnete die ermordeten Israelis als „Siedler“. Den Zionismus, die israelische Nationalbewegung, nennt er eine „rassistische Ideologie“.
  2. Mosinan ist nach eigenen Angaben regelmäßig beim Camp. Auf seinen Plattformen bietet er u.a. Personen wie Marcel Krass eine Bühne, der durch seine enge Zusammenarbeit mit Pierre Vogel als einer der bekanntesten Salafisten Deutschlands bekannt wurde. Mittlerweile hat Krass sich öffentlichkeitswirksam vom Salafismus distanziert, doch seine Nähe zum Islamismus ist weiterhin augenscheinlich: Noch im März hat er bei einer Veranstaltung der islamistischen Hizb ut-Tahrir in Hamburg referiert. Ansonsten macht Mosinan auf seinen Kanälen Werbung für die antisemitische BDS-Kampagne und bezeichnet Zionisten als die „eigentlichen Antisemiten“.
  3. Der Influencer Youknowwhatamin war am 21.06. im Camp. Er betätigt sich auf Instagram hauptsächlich als „Männer Mentor & Coach“ und teilt vorwiegend antifeministische und sexistische Inhalte darüber, wie „wahre“ Männer und Frauen zu sein und auszusehen haben. Seit dem 7. Oktober finden sich auf seinem Kanal aber auch vermehrt antisemitische und geschichtsrevisionistische Postings: U.a. schwadroniert er von einem angeblichen „Schuldkult“ in Deutschland. Dieser mache den deutschen Staat als „Sklave“ seinen israelischen „Herren“ gefügig und führe dazu, dass Deutschland Israel unkritisch unterstützen würde. Dabei bezeichnet er Zionisten als „jüdische Nazis“ und teilt die weit verbreiteten, manipulierten Karten „Palestinian Loss of Land“.[5] Diese suggerieren, dass ein palästinensischer Staat seit der israelischen Staatsgründung sukzessive durch jüdische Siedlungen verdrängt worden wäre, was historisch nichtzutreffend ist. Ein palästinensisches Herrschaftsgebiet hat es in der Geschichte nie gegeben.

 

Die Students for Palestine scheint alles dies nicht zu stören, im Gegenteil, sie teilen die Influencer auf ihrem Instagram-Kanal und bewerben sie somit. Das dies für von Antisemitismus und Islamismus betroffene Personen bedrohlich wirken muss, ist selbstverständlich. Jüdische Studierendenvertretungen berichten seit Monaten, dass aufgrund der akuten Bedrohungslage – auch und gerade durch solche Protestcamps – viele jüdische Studierende die Hochschulen meiden und ihr Studium nicht fortführen können. Dieser Zustand darf nicht länger akzeptiert werden. Die TU in Dortmund und die kritische Öffentlichkeit sollte genau beobachten, inwieweit das Camp an der TU Dortmund für antisemitische und islamismusaffine Propaganda genutzt wird.

[1] https://democ.de/zsg_blogindex/rote-haende-bedeutung-israel-paleastina/

[2] https://www.nordstadtblogger.de/resuemee-eine-woche-pro-palaestinensisches-protestcamp-an-der-fh-was-wurde-erreicht/

[3] vgl. Heiner Vogel (2023): Grauzonen des Islamismus?

[4] Vgl. ebd.: S. 16

[5] RIAS Bayern (2021): From the river to the sea – Israelbezogener Antisemitismus in Bayern: https://report-antisemitism.de/documents/From_the_river_to_the_sea_-_Israelbezogener_Antisemitismus_in_Bayern_2021_-_RIAS_Bayern.pdf

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