Durch die Zustimmung zu den Netzsperren hat sich die SPD den Zorn der Internet-Community zugezogen. Der hat auch den Apple-AppStore erreicht.
Es hätte alles so schön werden können: Während die CDU das Internet vor allem alles Hort staatlicher Regelungswut begreift und offensichtlich als Bedrohung empfindet und das auch offen sagt, wollte sich die SPD als moderne und offene Partei präsentieren. Natürlich im Internet: Und so wurde (Zumindest bis zur Europawahl und dem Gesetz zu den Netzsperren) getwittert, gebloggt und genetzwerkelt. Und, klar, auch auf dem coolsten Gadget wollte die SPD präsent sein: Dem iPhone. Als erste Partei Deutschlands hat die SPD ein eigenes App veröffentlicht.
Gut, ich habe schon vor ein paar Tagen darüber geschrieben und einige Verbesserungsvorschläge für das nächste Update gemacht: Warum kann man über das App keine Internetseiten zur Sperrung vorschlagen? Wieso können Mitglieder nicht online austreten? Es gäbe noch so viele ungenutzte Möglichkeiten… .
Aber was von den Wahlkampfmanagern als hippes Tool gedacht war, um die Modernität der Partei zu unterstreichen, geht nach der Netzsperren-Aktion nach hinten los. In den Kommentaren im Appstore entlädt sich der Protest und auch wenn Kommentare gelöscht werden – gestern waren es zeitweise über 100, im Moment sind es 62 – gut kommt die SPD dort nicht weg: Die paar Jubelssozis (Weiter so!") sind deutlich in der Minderheit. Typischer ist das schon was Generation C64 postet: "Sinnlose Applikation, da uns die SPD soeben gezeigt hat, dass sie keine Online-Kompetenz besitzt" und mehr als einmal liest der nach Orientierung suchende iPhone-Nutzer den alten Satz "Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten." und becontinued wundert sich: "Das die sich überhaupt noch ins Netz trauen."
Das täte die SPD im Moment vielleicht wirklich besser nicht: Überall wo sie online Auftritt schlägt ihr die blanke Wut entgegen. Der online Wahlkampf gerät zum Rohrkrepierer – er schadet den Sozialdemokraten mehr als er nutzt. Vielleicht wäre es im Moment für der Genossen ratsam mit Streuselkuchen durch die AWO-Heime zu ziehen.
noch was schönes zum Generationenkonflikt
https://blog.koehntopp.de/archives/2518-Falscher-Planet,-falsches-Jahrtausend.html
@Philip: Herrlich! Vor allem die verlinkte TV-Debatte.Darin vergleicht ein – nun ja: – christdemokratisches Urgestein das Internet mit Kassetten, die über den Basar verbreibet werden, und kann keinen qualitativen Unterschied feststellen.
Die Proteste im AppStore finde ich peinlich. Die haben mit der Sache nichts zu tun. Und bewirken eher wenig. Eher sollte man mal seine Bundestagsabgeordneten informieren, was man von der Gesetzgebung hält.