(Update) Israel als „Taubenvergifter“: Kreisler-Tochter protestiert gegen antiisraelische Karikatur

Die „Stuttgarter Zeitung“ (StZ) will nun offenbar der Süddeutschen Zeitung Konkurrenz machen. Es geht – mal wieder – um den sogenannten Nahost-Konflikt. Dazu wird der Wiener Musiker und Holocaust-Überlebende Georg Kreisler missbraucht, woraufhin seine Tochter eine wütende Protestnote gen StZ verfasste.

Wir erinnern uns: In der SZ erschien vor kurzem eine Karikatur, die, in Kombination mit der Bildunterschrift, Israel als gefräßigen Moloch darstellt. Solche Ikonographie ist, wie Kommentatoren richtig feststellten, dem „Stürmer“ entliehen. Dahinter will die StZ wohl nicht zurückstecken, und reaktiviert das alte Bild des Juden als Brunnenvergifter. Israels Premier Netanyahu sitzt auf einer Bank und wirft einer bedröppelt dreinblickenden Friedenstaube vergiftete Brotstückchen hin:

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Vorsichtshalber, man hat aus der Moloch-Affäre gelernt, wird das ganze in den Kontext von Georg Kreislers Gassenhauer „Tauben vergiften“ gestellt. Denn der ist erstens Jude und zweitens tot, dient also als Alibi und kann sich nicht wehren.

Natürlich sitzt Netanyahu alleine auf der Bank. Wo kämen wir hin, würde man die palästinensische Seite (ganz zu schweigen vom Iran) ebenfalls zur Verantwortung ziehen? Ergebnis: Ob SZ oder StZ, die (freundlich ausgedrückt) Israelphobie scheint ihren festen Platz in der süddeutschen Presselandschaft zu haben.

Georg Kreislers Tochter Sandra Kreisler hat schon reagiert und hinterließ der StZ heute folgende Message, die auf Facebook zu finden ist:

Meine Nachricht an diese Arschlöche., per Leserbrief: „Bezüglich Ihrer Luff- Karikatur, die mir zugetragen wurde, möchte ich hiermit aufs SCHÄRFSTE protestieren! Wie kann man nur eine Zeichnung veröffentlichen, die den Namen und die Arbeit meines Vaters in Zusammenhang mit einer Meinung stellt, die erstens deutlich NICHT die seine war, zweitens KEINERLEI Verbindung mit dem zitierten Lied hat und drittens rein inhaltlich ebenso antisemitisch wie inhaltlich falsch ist.
Ich erwarte eine Klarstellung dergestalt, dass Georg Kreisler niemals eine derartige Meinung geäussert hat, und eine öffentliche Entschuldigung des Karikaturisten.
Es ist eine Schande, derart auf dem Grabe meines Vaters zu tanzen.

Israel tut seit Jahren nichts anderes, als ein Angebot nach dem Anderen für eine friedliche Lösung bereitstellen – wenn aber die EU dem Millionär Abbas immer weitere Millionen in Aussicht stellt, solange der Konflikt NICHT gelöst wird, und zugleich die arabischen Länder keinerlei Interesse an einer Lösung des Konflikts haben (also weder Geld für ihre „Palästinensischen Brüder“ noch irgendeine andere Hilfe für friedliche Lösungen bereitstellen – sehr wohl aber den Konflikt zur Ablenkung von ihren innenpolitischen Fehlern verwenden), dann ist es klar erkenntlich, wer kein Interesse daran hat, den Konflikt zu lösen.
mfg, Sandra Kreisler“

Update: Die Redaktion und der Zeichner haben sich inzwischen bei Sandra Kreisler gemeldet und sich entschuldigt. Der stellvertretende Chefredakteur Michael Maurer hat folgende Nachricht an Frau Kreisler geschrieben:

Sehr geehrte Frau Kreisler,
Ihre Kritik akzeptiere ich und bedauere es, dass Sie sich durch die Karikatur verletzt fühlen. Das war weder die Absicht des Karikaturisten noch die der Redaktion. Wenn Sie einverstanden sind, würde ich Ihren Text als Leserbrief veröffentlichen und eine Erklärung der Redaktion hinzufügen. Könnten Sie mir kurz Bescheid geben, ob Sie Ihren Text dafür frei geben?

Mit freundlichen Grüßen
Michael Maurer
Leiter Newsroom
Stellvertretender Chefredakteur

 

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Alexander Scheiner, Israel

Danke, Sandra Kreisler, dass Sie diesen journalistischen Nulpen den passenden Namen geben: Arschlöcher. Alexander Scheiner, Israel

Puck
Puck
11 Jahre zuvor

Treffender als Sandra Kreisler kann man es nicht darstellen.

ebertus
ebertus
11 Jahre zuvor

Nun gut, posthume Vereinnahmung durch die Tochter, deren Verhältnis zum Vater und wie immer mal zu lesen war eher sehr ambivalent ist; vorsichtig ausgedrückt…

Dennoch, als Sängerin von „Wortfront“ und mit dem Text nicht schlecht:

http://www.youtube.com/watch?v=3OIq2a0zmD4

Elisabeth Lahusen
Elisabeth Lahusen
11 Jahre zuvor

Presse zu Nahost- WAS GEORG KREISLER dazu sagte: „Die Berichterstattung in den deutschen Zeitungen über den Nahen Osten aber ist doch nahe am: Haut den Juden! Es hat gerade heute wieder einer in der »Basler Zeitung« einen Artikel geschrieben, in dem er die Palästinenser gleichsetzt mit den Juden in der Hitlerzeit. Und das ist einfach falsch. Es wohnen genügend Palästinenser in Israel, die sagen, sie leben lieber in Israel als in einem arabischen Staat, denn in Israel gibt es mehr Demokratie. Und Palästina war nie ein Staat, das darf man nicht vergessen. Wenn sie jetzt einen Staat verlangen, so ist das etwas Neues. Ich bin nicht dagegen, daß sie einen Staat haben, nur gegen die Art und Weise, wie sie einen Staat zu erzwingen versuchen. Man soll nicht vergessen, daß die Palästinenser lange Zeit auf die Auslöschung des Staates Israel hingearbeitet haben und heute immer noch viele darauf hinarbeiten.
Offensichtlich fällt es uns hier schwer, von einer historischen Situation für sich und nicht von einer Metapher für uns selbst zu sprechen. Immer geht es da um so eine klammheimliche Schadenfreude: Die Juden haben auch ihre Juden. Die Juden sind selber Faschisten und so weiter. Und dabei sehen wir, ich weiß nicht ob Sie uns da recht geben, eine fatale Tendenz, daß sich dabei auch die Begriffe umdrehen lassen, wie zum Beispiel all die Formen des ästhetischen und rhetorischen Widerstands, »Provokation«, »Tabuverstoß«, »Subversion« links verschwunden sind und dafür rechts und sehr rechts wieder auftauchen. Toleranz ist dabei nur noch ein Mantel für die imaginäre Mitte.“
GEORG KREISLER

Markus Metz, Georg Seeßlen: Kunst kommt von Revolution
KONKRET-Gespräch mit Georg Kreisler. Zweiter Teil.
Konkret – Nr. 08/ 2002
https://www.georgkreisler.de/gk_02c_e03.html

Dante
Dante
11 Jahre zuvor

@EBERTUS

Nun gut, posthume Vereinnahmung durch die Tochter,…

Sie verwechseln hier Kritik an einer Vereinnahmung mit der Vereinnahmung selbst.
Die postume Vereinnahmung von Georg Kreisler geht eindeutig auf das Konto der Karikaturisten, indem sie ein Kreisler-Lied für Israel-only-bashing verwurstet haben.

Alexander Scheiner, Israel

Antisemitismus ist der älteste Beitrag der christlichen Leitkultur in Europa.

Ganz besonders dafür geeignet um ihn zu verbreiten sind journalistische Nulpen, die sonst keine Leser haben. Mit dem Antisemitismus locken sie ihre Leser an wie ein Kuhfladen Fliegen.

P. P. Engel
P. P. Engel
11 Jahre zuvor
trackback

[…] Debatte um eine antiisraelische Karikatur in der “Stuttgarter Zeitung” ist in vollem Gange. Was treibt die Dauer-Kritiker Israels […]

trackback

[…] Debatte um eine antiisraelische Karikatur in der “Stuttgarter Zeitung” ist in vollem Gange. Was treibt die Dauer-Kritiker Israels an? […]

Sergeant Pepper
Sergeant Pepper
11 Jahre zuvor

Aaaaarrrrrgeh, nein – jemand hat es wahrhaftig gewagt, Israel zu karikieren?! In einer Karikatur auch noch, dem ikonographischen Gipfel der Hassbotschaft?!

Oder Moment, nicht Israel, sondern Netanyahu? Nicht „den Juden“, sondern Benjamin Netanyahu, den rechtsnationalen und militaristischen Staatschef Israels, wobei suggeriert wird, der unter seiner Schirmherrschaft stattfindende forcierte Siedlungsbau in Gaza sei irgendwie giftig für den Friedensprozess.

Warum das jetzt schlimm ist? Ganz einfach: Normalerweise darf man das, jemanden karikieren, sogar den Papst mit vollgesch*ssener Büx. Da kommen fast immer ganz fiese Sachen raus, wenn jemand karikiert wird, aber dieser Staatschef ist Israeli, also Jude. Die darf man nämlich nicht karikieren, das ist fast so schlimm wie bei Mohammed. Und das Lied „Tauben vergiften“ vom alten Kreisler ist auch noch mit drin. Der war auch Jude, also ist das doppelt schlimm. Da muss ganz schnell die Tochter sagen, was der tote Vater gedacht hätte, obwohl der Netanyahu gar nicht kannte. Und außerdem hätte der das Bild sicher auch nicht gemocht, weil er ja Jude war und Karikaturen über Juden bestimmt auch grundsätzlich doof gefunden hätte. Es ist antisemitisch, also total rassistisch und volksverhetzend, Juden zu karikieren und ihnen dabei auch noch Judenlieder in den Mund zu legen, da spielt der Inhalt gar keine Rolle. Für Juden gelten Sonderregeln, von wegen Holocaust und so. Deswegen heißen antijüdische Rassisten auch nicht einfach bloß „Rassisten“, sondern „Antisemiten“ und deshalb dürfen Juden auch alles, was andere nicht tun dürfen, zum Beispiel selbst Militaristen, Rassisten oder Faschisten sein, so wie der Netanyahu, und wenn man das dann ausspricht, kritisiert oder karikiert, ist man automatisch selbst Antisemit und Rassist. Dies öffentlich festzustellen ist übrigens auch schon rassistisch, aber es ist nicht rassistisch, überall Rassismus zu unterstellen, weil man ja nicht gegen, sondern für eine Rasse ist, auch wenn es sich dabei um die eigene Rasse handelt. Mit dumpfer Propaganda, Lobbyismus, Interessen- oder Klientelpolitik hat das aber natürlich nichts zu tun, denn dumpfe Propaganda, Lobbyismus usw. betreiben nur die Rassisten und Antisemiten und wenn man das auch von Juden glaubt, ist man selbst wieder automatisch Antisemit und Rassist. Ist doch ganz einfach, oder? ^^

Max
Max
11 Jahre zuvor

Vielen Dank Sergeant Pepper, dass du das irre Gedankenspiel so schön erläutert hast, nach welchem selbst nationalistische, militaristische Rechte nicht karrikiert werden dürfen, wenn sie zugleich auch Juden sind. Diese absurde Sonderstellung hat tatsächlich rassistische Züge, denn sie unterscheidet sehr klar zwischen Juden und Nichtjuden und für beide gelten sehr unterschiedliche Regeln.

Dante
Dante
11 Jahre zuvor

Vielen Dank Sergeant Pepper, dass du das irre Gedankenspiel so schön erläutert hast,…

Meiner Meinung hat er das nicht, s.u..

@Sergeant Pepper

Da kommen fast immer ganz fiese Sachen raus, wenn jemand karikiert wird, aber dieser Staatschef ist Israeli, also Jude. Die darf man nämlich nicht karikieren, das ist fast so schlimm wie bei Mohammed.

Sicher nicht. Dafür ist die Kritik an dieser Karikatur von den auf Mohammedkarikaturen folgenden Ausschreitungen und Mordaufrufen (bis hin zum tatsächlichen Versuch) doch zu weit entfernt.

Da muss ganz schnell die Tochter sagen, was der tote Vater gedacht hätte, obwohl der Netanyahu gar nicht kannte.

Das ist unerheblich. Den Nahostkonflikt einschließlich der Siedlungen gab es zu seinen Lebzeiten schon.

Und außerdem hätte der das Bild sicher auch nicht gemocht, weil er ja Jude war und Karikaturen über Juden bestimmt auch grundsätzlich doof gefunden hätte.

Nein, nicht, weil er Juden für über jeder Kritik erhaben gehalten hätte, sondern weil er gegen einseitige Israel“kritik“, gegen jenes Israel-only-Bashing war. Frau Lahusen hat uns in #4 dankenswerterweise eine Stellungnahme von Georg Kreisler höchstpersönlich zur Nahostkonflikt-Berichterstattung geliefert, die die Einschätzung seiner Tochter über die Haltung ihres Vaters voll bestätigt.
Und es ist wahr, ich teile diese Einschätzung. Netanyahu ist ein rechtskonservativer Politiker, der zweifellos einen wenig nachgiebigen Kurs gegenüber den Palästinensern vertritt. Und er hat den Bau von Wohnungen für Siedler (was etwas anderes ist als der Bau von Siedlungen) im Westjordanland angekündigt. Man kann das als „Vergiftung des Friedensprozesses“ sehen. Auf diese Bank gehören jedoch auch arabische Führer, und gegen den Giftcocktail, den die im Repertoire haben (Hamas-Charta, ihre Erziehung der Jugend zu Judenfeinden, Qassam-Beschuss Israels, Verehrung von gemeinen Mördern als Helden), sich fast wie Vitamine ausnehmen.

Dante
Dante
11 Jahre zuvor

Der letzte Halbsatz muss heißen:
…,nehmen sich die Bauvorhaben fast wie Vitamine aus.

Puck
Puck
11 Jahre zuvor

@St. Pepper & Max

Vor lauter rechtschaffener Entrüstung über die „Extrawurst“ die Israel angeblich gebraten kriegt, sind Ihnen offenbar verschiedene Dinge entgangen:

1. Der Titanic wurde gerichtlich verboten, das Heft mit dem besagten Papst-Titel weiter zu verkaufen.

2. Auch Karrikaturen anderer Staatschefs stoßen zuweilen sauer auf. Vielleicht können Sie sich an den diplomatischen Wirbel erinnern, als die TAZ den polnischen Staatschef als „Kartoffel“ bezeichnete?

3. Sie können an jedem X-beliebigen Tag an einen X-beliebigen Kiosk gehen und werden dort mindestens eine Zeitung finden, die Israel kritisiert. Das angebliche Tabu, Israel zu kritisieren existiert also nicht.

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[…] Karriktur und die ganze Geschichte gibt es in diesem Beitrag von Martin Niewendick bei den […]

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[…] heimlicher Saboteur und Weltenbrandstifter. Das ist nichts neues: Im August dieses Jahres veröffentlichte die Stuttgarter Zeitung eine Karikatur, auf der der israelische Premier Netanjahu, auf einer Parkbank sitzend, eine Friedenstaube […]

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[…] Zeitung und die Stuttgarter Zeitung wegen antisemitischer Karikaturen vertreten (siehe hier und hier). Weiterhin vertreten sind die ungarische Jobbik-Partei für ihren Vorschlag, eine Liste der […]

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[…] geschehen etwa im vergangenen Jahr in der Stuttgarter Zeitung, bei Augstein, und zuletzt in der Süddeutschen Zeitung. Der Karikaturist Burkhard Mohr hatte aus […]

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[…] Und zwar immer deutlicher, wie uns die jüngsten Beispiele, beispielsweise in der Süddeutschen Zeitung zeigen. Und es sind eben leider keine einzelnen Ausrutscher, und beileibe nicht nur der Süddeutschen. […]

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[…] wieder gab es heftigen Protest für die vorgenommene Umdeutung. Georg Kreislers Tochter Sandra Kreisler schrieb an die Redaktion: […]

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