Unseren zweiten Urlaub in Tel Aviv im letzten Jahr hatten wir sehr spontan gebucht: Nach der Rückkehr aus Tel Aviv im Januar – dort hatten wir 25 Grad Celsius und Sonnenschein – war ich mies gelaunt: Am Flughafen Frankfurt/Main erwartete uns Schneeregen. Und eine andere Temperaturlage.
Unsere Zeit dort – vom ersten bis zum 9. Juli – fiel auf die Veranstaltungzeit der Pride 2023 in Tel Aviv. Eigentlich nicht so „unser Ding“ – im Nachhinein ärgerten wir uns, dass wir nicht drei Tage länger gebucht hatten. Die Abschlussparade, die direkt an unserem Hotel vorbeizog, haben wir wegen unseres Abfluges am Freitag leider verpasst. Die Stimmung wegen der Pride 2023 war etwas besonders, ebenso die Sicherheitsmaßnahmen an der Strandpromenade in Tel Aviv: Kein Wunder, etwa 80 km weiter wurde man dort – wenn man sich als schwul oder lesbisch outet – wahlweise vom Hochhaus geschmissen oder zu Tode geschleift. Damals herrschte in Gaza noch das Hamas-Regime. Um so erstaunlicher, dass man seit Oktober 2023 immer wieder anti-israelische Propaganda von „Queers für Palästina“ und ähnlich aufgestellten Gruppierungen in den sozialen Medien sieht.
Tel Aviv
Als wir am ersten Juni am Abend in Tel Aviv ankamen, waren wir nach einem langen Flug und längerer Wartezeit wegen des Transits in Istanbul, relativ erledigt. Gut gelaunt waren wir trotzdem: Wir checkten in unserem Hotel – dem Armon Hayarkon – ein und marschierten direkt los zur Dizengoffstraße. Unser Programm für diese Woche war relativ übersichtlich: Strand – viel Strand, um genau zu sein: Extrem viel Strand – war geplant. Außerdem ein Besuch in Masada- und En Gedi. Inklusive Zwischenstopp, um im Toten Meer zu baden. Außerdem hatten wir eine Bauhaus-Tour geplant (Diese wurde bereits im vorherigen Beitrag dieser Serie thematisiert!).
Jetzt saßen wir, am späten Abend des ersten Juni, gut gelaunt in der Rova-Weinbar, aßen eine Kleinigkeit zu Abend und genossen israelisches Bier und Wein. Früh ging es ins Hotel: Wir wollten am nächsten Morgen nicht verschlafen.
Was uns der Taxifahrer, der uns am Abend zuvor vom Ben-Gurion-Flughafen zum Hotel gefahren hat, prophezeit hatte, wurde wahr: Der zweite Juni 2023 versprach schon morgens ein heißer Tag zu werden. Wir packten unsere Strandsachen ein und machten uns auf den Weg. Ein leckeres Frühstück im BAYZ – Mezizim Beach – Bar & Restaurant schaffte es, unsere eh schon gute Laune nochmal zu steigern. Dem leckeren Schakschuka und vorzüglichen Kaffee sei Dank!
Die Temperatur an diesem Vormittag unterschied sich deutlich von der, die wir am Tag zuvor noch in Duisburg erleben durften. Um die 39 Grad, Sonne.
An der Strandpromenade war wesentlich mehr los als im Januar, bei unserem vorherigen Aufenthalt in Tel Aviv. Was zum einen an den sommerlichen Temperaturen, zum anderen an der Pride 2023 lag. Regenbogen-Flaggen an der gesamten Uferpromenade, sämtliche Strandbars waren auf das Mega-Event ausgerichtet. Die Temperatur machte uns – etwas – zu Schaffen. Wir sorgten für Flüssigkeitsversorgung und kehrten noch in die Hilton Bay – Beach Bar ein. Eine leckere Wassermelone mit Fetakäse, israelisches Bier und nochmals Kaffee gaben uns die Power, die wir jetzt brauchten, um den restlichen Tag am Strand zu überleben.
Für ein paar Schekel holten wir uns am Automaten ein Ticket, um zwei Liegestühle und zwei Sonnenschirme zu mieten. In unserem Strandabschnitt war die Besucherzahl überschaubar: 40 Grad Celsius zeigte das Thermometer am Strand an. Verlockend für Menschen aus kühleren Klimazonen, wie uns. Wenig verlockend für Israelis, die diese Temperaturen gewohnt sind.
Den Nachmittag verbrachten wir am Strand, stärkten uns zwischendurch bei Kaffee und Eis in der Hilton Bay – Beach Bar, die direkt an unserem Strandabschnitt lag.
Erst am späten Nachmittag zog es uns wieder zum Hotel. Den ersten „richtigen“ Tag in Tel Aviv hatten wir erfolgreich mit „Nichtstun am Strand“ verbracht.
Dieses Programm haben wir, erfolgreich, die komplette Woche durchgezogen: Einige Ausflüge ausgenommen.
Zwei Tage später nutzten wir den Sonntag für eine Tour durch die „Weiße Stadt“ – bevor es am Nachmittag wieder zum Strand ging.
Die Abende haben wir in den uns bekannten Locations, bevorzugt in der Imperial Crafts Cocktail Bar, verbracht. Einen kleinen Ausflug in die Nähe des Rothschild-Boulevards ausgenommen. In der Abraxas-Bar, die uns auf Google ins Auge gefallen war, hatten wir ein leckeres Abendessen und coole Drinks. Der junge Mann der uns bediente, war kurz zuvor noch in Deutschland gewesen: In Berlin, Köln und München, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Etwas überraschend an diesem Abend, war ein plötzlicher Ansturm auf den Laden: Innerhalb von Sekunden ist die Bar komplett mit Menschen überfüllt. Es wird ungemütlich an der Bar. Wir zahlen, um weiter zu ziehen. Minuten später ist der Laden merkwürdigerweise komplett leer. Wie auch immer: Wir wollten sowieso weiterziehen!
Der Rückweg führt uns über den Rothschild-Boulevard. Der ganz in Zeichen der Pride 2023 geschmückt ist.
Ramla
Ramla, eine kleine Vorstadt von Tel Aviv, hat nach der Terrorattacke der Hamas vom 7. Oktober 2023 leider traurige „Berühmtheit“ in den Medien gefunden: Dort wurden und werden immer noch die Opfer des Terrorangriffs identifiziert. Eine schwierige Aufgabe, da die islamistischen Terroristen durch Verstümmelungen und Verbrennen der Toten alles versucht haben, um Identifizierungen unmöglich zu machen.
Wir waren dort am 6. Juni 2023 mit Oliver Vrancovic, der uns bei unserem ersten Besuch im Januar 2023 Tel Aviv gezeigt hat, verabredet: Leckerer Humus in einem kleinen Restaurant und eine Führung durch Ramla standen auf dem Programm.
Die Hinfahrt mit der Bahn klappt reibungslos: Das Bahn- und Bussystem in Israel ist vorbildlich. Über eine App kann man jede Fahrt in Israel buchen und bezahlen. Die Bahnen sind im Vergleich zu Bahnen in Deutschland extrem sauber, ebenso die Bahnhöfe. Die Züge sehen gleich aus, was aktuell BTW von irgendwelchen Verschwörungstheoretikern im Web thematisiert wird: Sobald eine Bahn in Israel, während der Berichterstattung, durchs Bild fährt, kann man immer wieder lesen, dass das Video angeblich in Deutschland gedreht wurde.
Die Bahnen amen BTW während unserer Reise immer pünktlich. bei den Bussen fällt hin und wieder einer aus: Also ähnliche Zustände im Nahverkehr wie in Duisburg.
En Gedi
Bei unserem Aufenthalt im Januar war Masada noch für den Tourismus geschlossen. Grund genug, eine Tour für den Urlaub im Juni zu buchen. Auf dem Programm stehen Masada, der En-Gedi-Nationalpark und Baden im Toten Meer.
Als wir am 7. Juni 2023 wach werden, spüren wir noch die lange Nacht in der Imperial Crafts Cocktailbar. Wir treffen uns zu einer eher unchristlichen Uhrzeit an der alten Textilfabrik auf der Kaufmannstreet. Der heiße Kaffee belebt uns. Mit dem Bus geht es durch die Hitze der judäischen Wüste zu einem kurzen Zwischenstopp, um eine kleine Mahlzeit und Kaffee zu uns zu nehmen.
Dann geht es weiter zum En-Gedi-Nationalpark. Der Aufstieg ist, der langen Nacht geschuldet, kein pures Vergnügen: Entlohnt werden wir mit einer wahnsinnigen Aussicht auf das Tote Meer und die Umgebung. Unser Guide, ein jüdischer Amerikaner der seit vor Jahrzehnten mit seinen Eltern nach Israel kam, erklärt sehr viel.
Trotz des niedrigen Blutspiegels im Restalkohol: Die (Tor)Tour hat sich gelohnt! Eine absolute Empfehlung!
Masada
Orte und Wahrzeichen „palästinensischer Geschichte“ sieht man selten in Israel, wohl aber Orte der jüdischen Geschichte. Wie zum Beispiel die Festung (oder was davon übrig ist) Masada.
Erbaut von Herodes, später Fluchtort des jüdischen Widerstands im Jüdischen Krieg. Der Legende nach, entzogen sich die jüdischen Geflüchteten durch Suizid von der Gefangennahme durch die Römer.
Der Ausblick auf die judäische Wüste und das Tote Meer ist unbeschreiblich. Absolute Empfehlung für jeden Israel-Urlaub!
Totes Meer
Besonders gefreut hatten wir uns bei diesem Ausflug auf das Tote Meer. Am Morgen, nach der Heimkehr aus unserer Stammbar, hat uns ein Hotel-Mitarbeiter, in einem längeren Gespräch, mitgeteilt, dass er diese Location „überschätzt“ einstuft. Er hätte es nicht besser formulieren können. Der Strand ist steinig, das Wasser ist salzig und – hier am tiefsten Punkt der Erde – unangenehm warm. Man sieht nichts im Wasser, der Boden ist steinig. Beim Versuch, aus der Rückenlage aufzustehen, scheitere ich. Meine Freundin stolperte über irgendeinen Felsen im Wasser, fällt komplett in die salzige Brühe und verlor ihre Badelatschen (Profi-Tipp: RICHTIGE BADESCHUHE EINPACKEN!). Dank instinktiv schnell geschlossener Augen bleiben die Kontaktlinsen drin und das Salzwasser draußen. Ein Mitarbeiter empfiehlt, schnell zu duschen damit nichts von der salzige Brühe ins Auge gerät.
Google fragt mich, als wir wieder an unserem Platz sind, wie es hier war. Meine Antwort auf Google ist extrem kurz und sehr schmeichelnd: „Etwas salziges Wasser“ – viel mehr braucht man über diesen Ort nicht zu wissen. Definitiv nicht meine favorisierte Location in Israel.
Taxifahren in Israel
Ein heikles Thema: Man sollte hier aufpassen. Nach der Rückkehr von unserer Tagestour machten wir den Fehler, wir hatten keine Lust noch mehr zu laufen, die drei Kilometer zum Hotel mit dem Taxi zurückzulegen. Der Taxifahrer ist superfreundlich. Erklärt viel. Gibt Tipps. Normalerweise warte ich immer ab, bis der Taxifahrer den Betrag für die Fahrt gebucht hat. Ich zahle in Israel über App (Uber und Gett) und hatte dabei nie größere Probleme. Ausser auf dieser Fahrt. Fast 300 Euro werden mir für die drei Kilometer im – zugegeben – sehr zähflüssigen – Verkehr berechnet. Die Straße ist dicht, wegen der bevorstehenden Pride-Parade. Ein kurzer Chat, via App, mit dem Transportunternehmen regelt das Problem: Der Betrag wird komplett erstattet. Laut Transportunternehmen kann sich der Fahrer – man mag keine schwarzen Schafe in den eigenen Reihen – einen neuen Job suchen.
Sarona, Tel Aviv
Am vorletzten Tag ging es in Tel Aviv nach Sarona. Wir ärgern uns später etwas, dass wir dieses Viertel erst so spät entdeckt haben. Grund für den Trip: Mit Arye Sharuz Shalicar sind wir zum Brunch verabredet.
Das Frühstück im Café Landwer ist grandios. Wir schauen, nachdem uns Arye begrüßt hatte, etwas ratlos auf die Karte: Dies ist komplett in Hebräisch. Arye ist sichtlich irritiert, weil ich die Google-Lens-App nicht auf meinem iPhone nutze – ich installiere diese sofort und kann die Karte via Kamera in Echtzeit übersetzt lesen. Wir haben ein üppiges Frühstück und ein längeres Gespräch über Tourismus in Israel. Ein unterschätztes Themenfeld.
Wir bleiben noch länger in diesem Viertel: Man sieht viel „deutsche Spuren“ in Sarona. In der Markthalle werden bayerische Speisen angeboten. Klar ist, bei unserem nächsten Trip nach Tel Aviv – im Mai 2024 – werden wir uns hier verstärkt umsehen.
Tel Aviv im Zeichen der Pride 2023
Den letzten Tag, Donnerstag, in Tel Aviv genießen wir nochmals am Strand. Es ist der Vortag der großen Pride-Parade, die an unserem Hotel vorbeiziehen soll. Die Strandpromenade ist überlebendig. Gäste aus der ganzen Welt sind heute in Tel Aviv um sich das Spektakel anzusehen. Man fühlt sich sicher, an jeder Ecke wachen bewaffnete Sicherheitskräfte.
Wir beenden unseren letzten Tag in Tel Aviv im Loullie, einer größeren Strandbar mit Restaurant, an der Strandpromenade von Tel Aviv. Auch hier sind die Zeichen auf die Feierlichkeiten der Pride 2023 gestellt. Die Bar ist voll, immer wieder strömen Gäste von der Strandpromenade hinein. Die Stimmung nimmt uns mit.
Wir buchen einen Tisch für den späten Abend, für das letzte Abendessen in Tel Aviv in 2023. Wohlwissend: Wir werden wiederkommen.
Der Terrorangriff von Oktober hat die Wiederkehr jetzt hinausgezögert – um so mehr freuen wir uns auf unseren Israel-Urlaub Ende Mai 2024.
Auf Ruhrbarone: Urlaub in Israel – Teil 1 / Urlaub in Israel – Teil 2 / Urlaub in Israel – Teil 3
Hier im Blog geht es demnächst weiter mit Israel erleben – Teil 5!