Die Fußball-Bundesliga geht so langsam in ihre entscheidende Phase. Unsere Autoren Peter Hesse und Robin Patzwaldt haben daher auch in dieser Woche wieder mehr als genug Themen gefunden, über die sie sich am virtuellen Wasserspender in der Ruhrbarone-Redaktion in ihrer Pause unterhalten konnten.
In der neuesten Ausgabe ihres Fußballtalks geht es um Ralf Ranknick, Bastian Schweinsteiger, Marco Rose, Kalle Rummenigge und die UEFA. Aber schaut doch einfach selbst….
Peter Hesse: Hallo Robin, die Personalie der Woche ist vermutlich Ralf Rangnick, der gerade gleichzeitig zum Jogi Löw-Nachfolger bei der Nationalelf und zum Schalke-Retter hochgejazzt wird. Beides kann er nicht machen, für welches Amt soll er sich entscheiden?
Robin Patzwaldt: Hallo Peter! Rangnick ist da in einer komfortablen Situation. Aus meiner Sicht sollte er sein Herz entscheiden lassen, auch wenn das im modernen Profizirkus sicher nicht üblich ist. Mag er Schalke, oder glaubt hier noch etwas gutmachen zu wollen, was ihm in seiner früheren Zeit dort verwehrt wurde, dann ist das sicherlich eine reizvolle, wenn auch schwierige Aufgabe. Will er seine Karriere krönen, ginge er sicher besser zum DFB. Aber wie er sich auch entscheidet, es wird nicht einfach, darüber sollte er sich im Klaren sein.
Peter Hesse: Eine andere Kapriole hat die Bildzeitung in dieser Woche aufgetan: die Zeitung mit den vier Buchstaben macht sich gerade stark für Bastian Schweinsteiger als Nachfolger von Fredi Bobic bei Eintracht Frankfurt. Ich finde das gar nicht so falsch. Denn Schweini ist bestens verdrahtet und als gelernter Bürokaufmann dürften ihm Zahlenspiele nicht fremd sein. Zudem kann gut reden und ist mit 121 National-Spielen (sowie 342 Bundesliga-Einsätzen) eine Spielerpersönlichkeit mit ganz viel Lebenserfahrung. Würdest du ihm auch eine erfolgreiche Management-Karriere zutrauen?
Robin Patzwaldt: Schlicht und einfach: Nein! Ich halte Schweinsteiger für völlig überschätzt. Bobic wird für die Eintracht schwer zu ersetzen sein, aber einen so unerfahrenen Typen als seinen Nachfolger, das kann ich mir schwer vorstellen. Und den ‚Bast‘ erst recht nicht.
Peter Hesse: Okay, das sind klare und deutliche Worte von Dir. Schwenken wir mal zu Borussia Dortmund, die am Samstag beim 1. FC Köln antreten. Cheftrainer Edin Terzic sagte in der heutigen Pressekonferenz, dass Jadon Sancho, Rafael Guerreiro und Mateu Morey definitiv ausfallen werden, der Einsatz von Marco Reus ist ebenso fraglich – aber Mats Hummels wird wieder spielen können. Dortmund tut sich erfahrungsgemäß gegen „vermeintlich“ schwächere Gegner immer schwer – und das Hinspiel im Signal-Iduna-Park haben die Kölner ja auch mit 2:1 gewonnen. Ich denke nach den vier kräftezehrenden Spielen gegen Berlin, Sevilla, Bayern München und Borussia Mönchengladbach in den letzten Tagen sollte man nicht zu viel erwarten – zumal die Kölner nicht weiter im Abstiegsstrudel versinken wollen. Ich weiß nicht, ob man hier einen Sieg erwarten kann, was glaubst du?
Robin Patzwaldt: Gut war, dass der BVB in dieser Woche mal normal durchtrainieren und etwas durchpusten konnte. Ob es zum Sieg in Köln reicht, da bin ich, wie du, skeptisch. Normal muss es, wenn die Dortmunder noch unter die ersten Vier kommen will. In der Vorwoche kam der Klub ja mit dem Druck gegen Hertha BSC ganz gut klar. Die Aufgabe in Köln wird aber sicher nicht einfacher. Ich wäre mit einem 1:0-erfolg schon sehr glücklich. Wenn nicht gewonnen wird, könnte es mit der Terzic-Euphorie auch schnell wieder vorbei sein. Das ist ja überhaupt eine komische Lage, in der der BVB da mir der Rose-Verpflichtung gekommen ist. Denkst du, dass Rose unbeschädigt in Dortmund wird starten können, wenn das in Mönchengladbach so weiterläuft?
Peter Hesse: Wäre jetzt ein normaler Spielbetrieb und kein improvisiertes Corona-Notprogramm – ich glaube Rose wäre schon längst rausgeflogen. Am Anfang warst du sehr skeptisch bei der Terzic-Verpflichtung – ich relativ euphorisch, weil ich mir wünschte, dass es mal ein echtes BVB-Eigengewächs auf die Trainerbank schafft – und der soll natürlich die Erfolge nach Hause fahren. Zugegeben: das Spiel gegen die Bayern offenbarte alles was beim BVB aktuell nicht stimmt: wenn du nach wenigen Minuten in München mit 2:0 führst, wieso ist der Wille, der Mut, die Schlitzohrigkeit und die Ausdauer nicht da, so ein Spiel bis zur 90. Minute nach Hause zu fahren. Als die Bayern zum 2:2 aufholten, hast du als Zuschauer gemerkt, wie Schwarz-Gelb ins Schwimmen gerät – und nur noch das Ergebnis verwalten will. Und das war natürlich fatal – und die letzten Minuten gegen Sevilla an anderer Stelle hätten auch noch ins Auge gehen können. Momentan ist alles relativ okay – das liegt jetzt an den nächsten Spielen und ob die Champions League Platzierung gelingt. Nur wenn den Blick nach vorne werfen, wo ein Trainer Rose zur neuen Saison das Heft in der Hand hat – und der legt eine Serie mit drei Unentschieden und zwei gehörigen Punktverlusten hin. Tja, dann werden alle gegen ihn Wettern. Und wir beide vermutlich auch…
Robin Patzwaldt: In den von dir angesprochenen Vor-Corona-Zeiten hätte mich das alles noch mehr aufgeregt. Das ist der Vorteil. Wir haben alle deutlich wichtigere Probleme als Fußball in diesen Tagen. Das rückt viel zurecht. Doch man kann sich eben auch Sorgen um die Zukunft des Fußballs machen. Wenn ich zum Beispiel sehe, dass der UEFA-Bos jetzt offenbar darauf drängt die EM-Spiele alle mit Zuschauern in den Stadien durchzuführen, dann wird mir ganz anders. Wie weltfremd und abgehoben der Fußball doch sein kann. Da wird einem übel. Und das zeigt einem dann auch, dass man das Ganze nicht so ernst nehmen darf, wie vielleicht früher noch….
Peter Hesse: Beim Auftritt von Karl-Heinz Rummenigge im Aktuellen Sportstudio vor ein paar Wochen ist mir auch echt anders geworden: da sitzt ein zu Geld gekommener Geld-Hai, der mit völliger Arroganz und fernab jeden Menschenverstandes sein Tun und Handeln verteidigt. Ich habe nur gedacht, dass „Rolex-Kalle“ mal unbedingt ein Praktikum bei einer alleinerziehenden Mutter machen soll, die nicht ihrem Job nachgehen kann und auf engstem Raum mit Kurzarbeiter-Geld zwei Kinder durchbringen muss – solche Menschen verdienen innerhalb der Corona-Pandemie viel mehr Mitgefühl und Aufmerksamkeit. Und keine Fußball-Millionäre, denen ein Nachtflug-Verbot auferlegt wird – und die so acht Stunden zu spät in Katar ankommen. In solchen Momenten frage ich mich natürlich auch: ist das noch meine Sportart, wo es nur noch um die drei Dinge geht, die da heißen: Geld, Geld und noch mehr Geld?
Robin Patzwaldt: Na guck, da sind wir uns zum Schluss in dieser Woche dann doch noch einmal einig. Freuen wir uns aber jetzt erst einmal wieder auf das kommende Bundesliga-Wochenende, auch wenn es derzeit nicht mehr so ungetrübt möglich ist wie noch vor gut einem Jahr….