Ist die NATO zu dumm für rote Linien – oder einfach zu feige?

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Seit fast drei Wochen hält die Ukraine mutig und selbstbewußt dem russischen Angriffskrieg stand. Und die NATO schaut zu. Spätestens seit Putins Gewinke mit dem Fakt, dass Russland Atomwaffen besitzt und die auch einsetzen kann, hat man dort eine finale Rechtfertigung, den Ukrainern einfach beim Sterben zusehen zu können, und das alles ganz tragisch finden zu können, aber eben nicht die westlichen Werte mit den eigenen Soldaten verteidigen zu müssen.

Der nun wirklich nicht für seine sichere Verortung in westlichen Werten bekannte polnische Vizepremier Jaroslaw Kaczynski sieht dies nun, zumindest ein stückweit, anders, und bringt eine NATO-Mission in der Ukraine ins Gespräch, und benennt dabei auch offen, dass diese bewaffnet sein müsste.

Wenig verwunderlich sehen das die westlichen Regierungschefs anders. Atombomben und so. Und ausserdem: das ist ja nicht NATO-Gebiet. So what?

Einen bemerkenswerten Schritt weiter geht sogar noch Bundesverteidigungsministerin Lambrecht, wie bei t-online nachzulesen ist:

Ähnlich äußerte sich Lambrecht zu der Frage, ob die Nato auch im Fall eines Einsatzes von Chemiewaffen durch Russland bei der Linie bleiben werde, nicht militärisch einzugreifen. „Das ist kein Krieg, an dem die Nato beteiligt ist“, sagte sie. „Wir müssen verhindern, dass es einen Flächenbrand gibt.“

Man lasse sich das auf der Zunge zergehen. Giftgaseinsätze, mit das widerwärtigste und abartigste Tötungsmittel, sind halt kein Grund einzugreifen, weil die NATO nicht am Krieg beteiligt ist. Ein klares „STOP“ an Russland gibt es hier also nicht.

Wieso aber, so fragt man sich, kann die NATO da eigentlich keine rote Linie ziehen? Wieso nicht sagen, dass zumindest Giftgaseinsätze nicht hinnehmbar sein werden? Weil man schon bei der Bombardierung von Schulen, Krankenhäusern und Flüchtlingskonvois wegschaut? Weil man abgestumpft ist? Weil man sich von Angst leiten läßt, und einfach zu feige ist?

Und merkt man dabei nicht, dass man damit Putin signalisiert: „Mach ruhig. Finden wir kacke, aber wir werden dir da nichts entgegensetzen.“ Ist man wirklich so dumm? Was wäre dann eigentlich, wenn Putin sich für einen lokal begrenzte Atomwaffeneinsatz in der Ukraine entscheidet?

Das ist dann wahrscheinlich auch keine rote Linie, oder vielmehr: „Das ist kein Krieg, an dem die Nato beteiligt ist.“

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Max Netcup
Max Netcup
2 Jahre zuvor

Ist die NATO zu dumm für rote Linien – oder einfach zu feige?

Wie wäre es denn mit: Zu klug !

Sie beklagen dass "die westlichen Werte" nicht mit eigenen Soldaten verteidigt würden.

Genau da liegt der Hase im Pfeffer: Wollen Sie Ihren Sohn dafür hergeben? Wegen einer Geschichte über angeblich geplante "Giftgaseinsätze", von der wir überhaupt nicht wissen, ob sie überhaupt stimmt? Klug ist es aber abzuwarten:
https://www.fr.de/politik/ukraine-krieg-konflikt-russland-zehn-tage-entscheidung-ben-hodges-ehemaliger-generalleutnant-usa-zr-91415136.html Meine Meinung.

Emscher-Lippizianer
Emscher-Lippizianer
2 Jahre zuvor

Oh, Mann. Im Jahre 1939 hieß die Devise der Appeasement-Experten "Pourquoi mourir pour Danzig?" Der Kommentar #1 ersetzt "Danzig" durch "Ukraine". In Europa gehen die Lichter aus…

Arnold Voss
2 Jahre zuvor

@ Max Netcup

Aus dem von ihnen verlinkten Artikel:

"Eine Bedingung bei seiner Aussage sei allerdings, dass der Westen, angeführt von den USA*, die Unterstützung in der Ukraine* beschleunigen und ausweiten müsse. Das Land benötige mehr Waffen und Munition, um auf die Angriffe aus Russland* entsprechend reagieren zu können. "

Sorry, abwarten ist was anderes.

Bochumer
Bochumer
2 Jahre zuvor

Das Problem ist auch, dass es ein – aus neutraler Vorkriegssicht berechtigtes – Interesse der Russen gibt, dass die Nato nicht in die Ukraine expandiert.

Wir können uns nur bedingt an dem Krieg beteiligen. Der Westen macht mit den Waffenlieferungen viel. Evt. kann man die Migs der Polen noch liefern.

Wichtiger wäre aber ein Öl- und Gasembargo und zwar jetzt. Da wäre es natürlich gut, die erneubaren wären weiter ausgebaut worden. Das hat man aber versäumt in der Merkel-Ära. Und auch auf den Ruhrbaronen sind da viele Artikel mit wenig Weitsicht erschienen. Jetzt ist es zu spät.

Max Netcup
Max Netcup
2 Jahre zuvor

@Arnold Voss, stimmt: Abwarten ist was anderes.
Aber Waffen bringen keinen Frieden, sondern tragen zu immer mehr Gewalt bei.
Sie gelangen auch unkontrolliert in weitere Hände.
Die aktuellen Waffenlieferungen kann ich nicht beeinflussen.
Aber meine Söhne schicke ich nicht:
https://youtu.be/1q-Ga3myTP4
(Reinhard Mey & Freunde – Nein, meine Söhne geb' ich nicht [Offizielles Video]

Und zur Erinnerung: Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Immer und überall.
Auch als vor 54 Jahren das Massaker in My Lay geschah:
https://www.linksdiagonal.de/2022/03/16/my-lai-16-maerz-1968-vor-54-jahren/
Man muss das anklagen. Und fordern: Die Waffen nieder.

Angelika, die usw.
Angelika, die usw.
2 Jahre zuvor

Die NATO dumm?
Sicherlich werden da auch Fehlentscheidungen getroffen.
Aber: Die NATO dumm?

Eher doch einige der Damen und Herren Journalisten.
Was wird da so alles gesagt und geschrieben. Allein schon diese 'Gespräch'srunden bei Lanz, Illner, AnneWill … Puh! … Journalisten-Selbstdarsteller im Schulterschluss mit Poliitkern (auch fast alle Selbstdarsteller). Diese Artikelchen, die Papier und Tinte nicht wert sind.

Gut, es gibt sie, die gut Ausgebildeten, die Engagierten, die rhetorisch Versierten usw..
Und es gibt die vielen anderen.

Berthold Grabe
Berthold Grabe
2 Jahre zuvor

Die Fragen sind berechtigt…
Und zeugt nicht von besonderer Klugheit der Westmächte, sondern von Opportunität.
Die ist verständlich, aber auch erbärmlich Angesichts der sonst so gerne vorgetragen Moral.
Der westen schwächt seine Positionen und signalisiert vor allem in Fragen der Menschrechte, Verhandelbarkeit, bevor dazu eine Notwendigkeit bestünde.
Also nix mit hohem moralischen Ross, wenns darauf ankommt.
Verhandeln wir auch erst, wenn Putin versuchen sollte in die baltischen Staaten vorzudringen?

Ali Mente
Ali Mente
2 Jahre zuvor

Genau, diese verdammten Feiglinge. Wir wollen endlich den Atomkrieg – jetzt sofort!!!

Angelika, die usw.
Angelika, die usw.
2 Jahre zuvor

Und wer keine Angst vor einem Flächenbrand hat, diesen nicht unbedingt vermeiden will, der (die) ist was?

Es gibt da Antworten, die nicht sehr schmeichelhaft sind.

der, der auszog
der, der auszog
2 Jahre zuvor

„Ist die NATO zu dumm oder einfach nur zu feige?“, fragt der Kriegsdienstverweigerer Sebastian Bartoschek aus einer sehr Kommoden Position heraus, nämlich aus der, selber nie in eine militärische Aktion verwickelt werden zu können, noch nicht einmal im Friedensfall für eine Übung

Da gibt man die Frage gerne zurück:
Warum hat der Autor den Kriegsdienst verweigert? Zu dumm für Bundeswehr und NATO oder einfach nur zu feige?

Angelika, die usw.
Angelika, die usw.
2 Jahre zuvor

#10
Ach, wie schön …
Noch einer, der sich bei wikipedia mal den Lebenslauf ansah und stutzte …

Nansy
Nansy
2 Jahre zuvor

Der miltärische Teil der Nato ist nicht dumm! Der politische Teil dagegen ist oft einfältig und taktisch unklug unterwegs.
Dumm und gefährlich ist das ständige Verlautbaren von Politikern, dass man keinesfalls in den Krieg eingreifen werde, dass man keinesfalls eine Flugverbotszone errichten werde usw. Das ist taktische unteridnisch. Man läßt den Gegner besser im unlaren darüber, wie weit man gegebenenfalls gehen wird.
Alles was er wissen soll, ist das man nicht an einem Kreig mit Russland interessiert ist.
Man vermeidet auch unbedingt Aussagen wie diese: "Wenn Russland Giftgas oder ….. einsetzt, dann werden wird das oder das tun" – Zu solch einer Aussage ist es gottseidank noch nicht gekommen.
Dann muss man nämlich wie angedroht handeln und hat keine Optionen mehr. Wenn man nicht handelt, ist man unglaubwürdig (siehe Obama in Syrien).
Putin, bei allen Fehleinschätzungen zu Beginn des Krieges, hat das besser drauf: er gibt die Alarmbereitschaft seiner Nuklearstreitkräfte bekannt, sagt aber nicht ob und wann er sie genau einsetzen würde….
Taktisch ist er leider besser…

SvG
SvG
2 Jahre zuvor

@ 5; Max Netcup: "Und fordern: Die Waffen nieder."
Das hilft bestimmt.

SvG
SvG
2 Jahre zuvor

@10; der, der auszog:
Es gab und gibt viele Gründe, den Wehrdienst zu verweigern. Nicht alle haben etwas mit dumpfem Pazifismus zu tun. Vielleicht kommt man zur realistischen Selbsteinschätzung, daß man für die Bundeswehr nicht geeignet ist. Das kann schlichte Versagensangst sein, Mode und Mitläufertum – man will ja im eher linken Freundeskreis bleiben; oder wie bei mir die Selbsterkenntnis, daß ich bei der BW wahrscheinlich wg. meiner Unfähigkeit zur Ein- und Unterordnung sowie einer grundsätzlichen Anerkennungsproblematik von nicht natürlichen Autoritäten mehr Zeit in Disziplinierungsmaßnahmen denn an der Waffe verbracht hätte. Da fühlte ich mich in der häuslichen Pflege doch nützlicher. Jedoch befürwortete ich damals den Nato-Doppelbeschluß und die reagan'sche Rüstungspolitik und halte diese auch heute noch für (wollte ich schon immer mal verwenden) alternativlos. Oder anders ausgedrückt: Nur weil ich Brot essen möchte, muß ich keine Bäckerlehre machen.

Manni
Manni
2 Jahre zuvor

"Und die NATO schaut zu."

Ich finde es gut, dass die NATO den Ball flach hält und auch die Bundesregierung besonnen reagiert.

Auch wenn der hasszerfressene Kaczynski nun, "eine NATO-Mission in der Ukraine ins Gespräch" bringt: sollen wir uns von so jemandem, dem Demokratie und Menschenrechte egal sind, in den dritten Weltkrieg zerren lassen?

Aber zur Frage des Autors:"Wieso aber, so fragt man sich, kann die NATO da eigentlich keine rote Linie ziehen?"
die einfache Antwort, die jeder Küchenpsychologe geben kann: wer so etwas tut, der muss es auch durchziehen, sonst wird er zur Witznummer. Egal ob der Anlass dann passt oder nicht.

"Was wäre dann eigentlich, wenn Putin sich für einen lokal begrenzte Atomwaffeneinsatz in der Ukraine entscheidet?"
Das wäre dann und nicht jetzt.
Was möchte der Autor selbst denn dann tun?
Vielleicht doch eher nach der Devise: geht ihr voran, lässt mich in's Gebüsch?

@Angelika #6: Danke!

Manni
Manni
2 Jahre zuvor

@Bartoschek,#15: "wieso sie wollen, dass die NATO tatenlos daneben steht, während Zivilisten abgeschlachtet werden?"

Wie wär's mal mit sachlicher Argumentation?
Woher wissen Sie, dass alle, die gegen den Kriegseintritt der NATO sind, auch automatisch tatenlos daneben stehen?
Was ist mit den Sanktionen und deren Wirkung?
Und müssen wir eigentlich auf jede (unbestätigte) Meldung gleich mit Schaum vor dem Mund reagieren? Wenn ja, warum?

Angelika, die usw.
Angelika, die usw.
2 Jahre zuvor

#15

Will der Autor uns denn vielleicht mal sagen, ob er einen 3. Weltkrieg will?

Mir tun Kriegsopfer leid.

Die in der Ukraine -> z.Z.. (die verletzten Kinder, die in Lwiw behandelt werden usw. – ich dachte sofort an die Kinder im Friedensdorf in Oberhausen, die im Vietnamkrieg verletzt wurden, zum Teil schwere Verbrennungen – das ist so, wenn man älter wird, dann verknüpft man Erinnerungen mit dem Zeitgeschehen).
Die im Jemen -> z.Z..
Mir tun auch Kinder in Laos leid, die immer noch auf Minen treten (Rückbleibsel aus dem Vietnamkrieg, Streumunition).
usw.
Mir tun auch die Menschen in Nordkorea leid.
Auch Minderheiten in China.
Auch…

Und:
Ich will keinen 3. Weltkrieg.

der, der auszog
der, der auszog
2 Jahre zuvor

@Angelika, die usw.

Den Blog Ruhrbarone kenne ich nunmehr seit 12 Jahren und weil die Autoren hier auch immer wieder gerne Biographisches von sich preisgeben, weiß ich, dass die meisten, der hier noch regelmäßig Schreibenden den größtmöglichen Bogen, den man in Deutschland um Militär, Bundeswehr oder NATO machen konnte, auch gemacht haben. Sebastian Bartoschek ist Kriegsdienstverweigerer, Stefan Laurin hat ebenfalls den Dienst an der Waffe verweigert und Robin Patzwaldt war bei der Freiwilligen Feuerwehr. Da ist auch nix gegen einzuwenden. Es wirkt nur manchmal recht surreal, wenn Menschen mit einer solchen Vita versuchen, Russland in Schutt und Asche zu bloggen.

Insofern braucht man nicht unbedingt Wikipedia, wo eh jeder alles reinschreiben kann und manches erst so eine Relevanz bekommt. Trotzdem Danke für den Hinweis,

(#14)

Alles richtig was Du schreibst, aber der Ton macht die Musik und der ist in einigen Beiträgen hier, speziell wenn sie mit dem Krieg zu tun haben, schon recht schräg, besonders gegenüber denjenigen, die den Dreh in die andere vermeintlich richtige Richtung – aus welchen Gründen auch immer – (noch) nicht vollzogen haben.

nussknacker56
nussknacker56
2 Jahre zuvor

Mir scheint, dass hier dringend einige Dinge richtiggestellt werden müssen:

– Ob jemand vor mehr als 20(!) Jahren den Wehrdienst verweigert hat, spielt für die Beurteilung einer Aussage im Jahr 2022 keine Rolle. Wer damit „argumentiert“, zeigt nur, dass er keine Argumente hat. Es ist im Übrigen absolut kein Ruhmesblatt, seine Meinung über die Jahrzehnte nicht zu korrigieren. Ein ehemaliger Wehrdienstverweigerer darf sogar seine damalige Entscheidung infrage stellen, ohne sich deswegen anmachen lassen zu müssen.
– Niemand der hier Diskutierenden will einen 3. Weltkrieg. Es ist völlig unverständlich, wenn einige immer wieder diese Frage stellen.
– Niemand hat hier die Moral für sich gepachtet.
– Allen hier tun die Kriegsopfer leid. Mir persönlich tun auch die betroffenen Männer leid, die in solchen Aufzählungen gewöhnlich vergessen werden.

Vielleicht trägt das etwas zur Versachlichung der Diskussion bei.

Arnold Voss
2 Jahre zuvor

@ der, der auszog @ Angelika, die usw.

Keiner der Ruhrbarone Autoren hat in den letzten Jahren in irgendeiner Weise den Krieg verherrlicht, noch Länder und Regierungen dazu aufgefordert Krieg zu führen.Im Gegenteil. Es ist also ein Umkehrung der Tatsachen, wenn man nicht den Anlass dieses und anderer Artikel zum Ukraine Krieg, in diesem selber sieht. Der Kriegstreiber sind nicht die Ruhrbarone, sondern Putin und seine Armee. Nicht die Ruhrbarone bloggen Russland virtuell in Schutt und Asche sondern Putins Armee macht das ganz real mit der Ukraine.

Die Ukraine war keine Gefahr für Russland und hatte auch nicht vor Russland anzugreifen. Sie wurde trotzdem angegriffen und das in einer Brutalität, die alle hier anwesenden Kommentatoren und Autoren wohl ohne Unterschied als grauenvoll und erschreckend empfinden. Der Angriff beweißt obendrein im Nachhinein, dass der Wunsch der Ukraine, in die NATO zu kommen, in jeder Weise berechtigt war. Und ss war und ist die imperiale Aggressivität Russlands unter Putin, die auch die anderen westlichen Anrainerstaaten in die NATO getrieben hat.

Das Märchen von der Umzingelung Russlands durch Staaten, deren gesamt militärische Kraft zusammen der zweit größte Militärmacht der Welt um ein Vielfaches unterlegen ist, wird hier zwar immer noch von einigen geglaubt. Aber das ändert nichts daran, dass es nicht der Wahrheit entspricht, sondern von Anfang an Propaganda war, die in Deutschland allerdings erstaunlich breit für bare Münze genommen wurde.

Diesem in jeder Weise terroristischen Angriffgskrieg Russlannds auf die Ukraine kann man mit guten Gründen abwartent zuschauen und dabei die Opfer dieses Krieges aufs tiefste Bedauern. Man kann aber auch mit guten Gründen der Ukraine miltärisch zur Seite springen, um die Opfer vor den Tätern zu schützen. Denn bei einem Angriffskrieg sind die Täter die Angreifer und nicht die Opfer. Wer aus pazifistischer Überzeugung den Tätern nicht in die Arme fällt, bzw. den Verteidigern nicht zu Hilfe eilt, muss deswegen damit leben, dass er die Opfer schwächt und die Täter stärkt.

Um sich aus dieser Tatsache rauszureden, muss man nicht gleich seine begründete Angst vor dem dritten Weltkrieg bemühen. Die Angst derer, die jetzt schon im Krieg drin stecken, ist auf jeden Fall die, die im Moment realer und vor allem psychisch weitaus brutaler und zerstörerischer ist als die der Menschen, denen Putin mit seiner atomaren Drohung ganz bewusst Angst einjagen will, um sie von eben dieser Hilfe für die Opfer seines Terrors abzuhalten.

Das Problem ist nur, dass wer aus begründeter Angst anderen nicht zur dringenden Hilfe eilt, nicht dadurch davor geschützt ist, das nächste Opfer zu sein. Genausowenig schützen Mitleid und demonstrative Empörung die aktuellen Opfer nicht vor den weiteren Massakern und Bombardierungen der Täter. Ich bitte das zu bedenken, wenn hier denen Kriegstreiberei vorgeworfen wird, die für ein härtere Gangart gegenüber Putins Russland und seiner Armee plädieren.

Max Netcup
Max Netcup
2 Jahre zuvor

@13; SvG, @ 5; Max Netcup: "Und fordern: Die Waffen nieder." Das hilft bestimmt.
===
Ja, das hilft. Denn stell Dir vor es wäre Krieg, und keiner ginge hin.
"Die Waffen nieder" ist der Titel eines Romans von Bertha von Suttner, der in seiner Zeit sehr einflussreich war:
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Waffen_nieder!#Handlung
Und ist gerade aktuell wie nie. Was mir Sorgen macht, ist die Technisierung heutiger Kriege: Raketen die selbst ihre Ziele suchen, oder Drohnen die unterstützt durch "künstliche Intelligenz" ganz selbstständig entscheiden, auf was oder wen sie schießen. Dass Soldaten nicht mehr so entscheidend in den Kriegen sind. Vor allem für diese "intelligenten" Waffen (Werbeslogan: "fire and forget") sollte gelten: Ab in die Tonne – die Waffen nieder.
Kriege sind lange nicht mehr so romantisch und heldenhaft wie in den Zeiten der Ritter.
Der Krieg ist ein Verbrechen an die Menschheit. Und Pazifismus so nötig wie nie.
https://wri-irg.org/en/story/2022/ebco-russiaukraine-peace-only-solution-protect-conscientious-objectors-and-all-civilians

der, der auszog
der, der auszog
2 Jahre zuvor

Nussknacker (#20)

Ich werfe es niemandem vor, wenn er vor 20 Jahren eine andere Meinung hatte als heute und schon gar nicht, wenn er früher einmal der Ansicht war, dass es für ihn besser wäre, den Dienst an der Waffe zu verweigern. Genau deshalb schrieb ich nämlich in #19: „da ist auch nix gegen einzuwenden“

Ich verwehre mich allerdings dagegen, dass andere Meinungen oder unverständliches Handeln, wie beispielsweise die gegenwärtige Haltung der NATO, von vorne herein als „dumm“ oder „feige“ abqualifiziert werden. Wer sich so äußert, der will polarisieren, was einer Diskussion – und ich halte diese Diskussion für wichtig – nicht gerade dienlich ist, aber offensichtlich zum Sprachstil des „Journalisten“ Sebastian Bartoschek gehört.

Zu meiner Position in der gegenwärtigen Diskussion:
Gestern hat Selenskyi eine beeindruckende Rede vor dem Deutschen Bundestag gehalten, einem Parlament, für das man sich, wie Stefan es zurecht beschrieben hat, „schämen sollte“, weil die Reaktion der Parlamentarier unmittelbar zur Tagesordnung überzugehen und die Rolle der die Sitzung leitenden Karin Göring-Eckard erst einmal Geburtstagsglückwünsche in den Saal senden zu müssen, jedes Fingerspitzengefühl für die Konflikte der Ukraine vermissen ließ. In dieser Rede bemühte sich der ukrainische Präsident um einen Vergleich mit der Berliner Mauer und er warf Deutschland zu Recht vor, für diverse Steine in der Mauer verantwortlich zu sein (s.o.), zumal die Tür zur NATO 2008 von den USA als mögliche Option für die Ukraine geöffnet wurde und vom deutschen Team Merkel/Steinmeier wieder zugeschlagen wurde (was man im Nachgang für wesentlich dümmer halten müsste, als das derzeitige Nichteingreifen der NATO, was aber in Deutschland nicht wirklich diskutiert wird)

Die Berliner Mauer – und davon sprach Selenskyi nicht – hatte den damaligen Oberbürgermeister von Berlin, Willy Brandt, 1961 veranlasst, die Alliierten Mächte USA und Großbritanien aufzufordern, diesen Mauerbau mit militärischen Mitteln zu begegnen. Er warf damals in einem Brief an den US Präsidenten John F. Kennedy den Westmächten vor, tatenlos zuzusehen und forderte sie darin zum Handeln auf, was sie allerdings nicht taten. Aus historischer Sicht ist man sich heute einig, dass die Reaktion der Westalliierten damals richtig war, denn man hatte quasi Ostberlin geopfert, um einen möglichen dritten Weltkrieg zu verhindern.

Eine ähnliche Situation haben wir derzeit in der Ukraine. So Recht Selenskyi, (aber auch die Osteuropäischen Länder) mit ihrer Kritik in den letzten Jahren gerade an Deutschland hatten, um so fataler würde sich ein Eingreifen der NATO in den Krieg, welches über Waffenlieferungen hinausgeht, auf den Weltfrieden auswirken. Die Gegenwärtige Haltung der NATO ist nämlich verzwickt. Und nochmal: sie mit Begriffen wie „dumm“ oder „feige“ in Verbindung zu bringen ist schlechter Stil und genau diesen Stil stelle ich mit meinen Kommentaren in #10 und #19 in Frage, indem ich dem Autor einen Spiegel vorzuhalten versuche.

@Arnold

Meine Meinung über die Rollen der USA, Deutschlands, Putin etc. habe ich Dir vor ca. 2 Wochen ausführlich dargelegt. Sie decken sich im Großen und Ganzen mit dem, was Du jetzt in #21 schreibst, weshalb ich nicht alles nochmal wiederholen muss und lediglich einen Link zu der damaligen Diskussion posten möchte:

https://www.ruhrbarone.de/sevim-dagdelen-und-die-friedensbewegung-kaempfen-um-ihr-ueberleben/206306#comment-1309130

Manni
Manni
2 Jahre zuvor

@nussknacker, #20:"Niemand der hier Diskutierenden will einen 3. Weltkrieg. Es ist völlig unverständlich, wenn einige immer wieder diese Frage stellen."

Da wir hier im Forum weder Ton und Stimmlage noch den Gesichtsausdruck sehen, geschweige denn die Gedanken der Foristen lesen können gilt das geschriebenne Wort.
Und dabei sind nun mal die Beiträge "Ist die NATO zu dumm für rote Linien – oder einfach zu feige?" und "Für dieses Parlament muss man sich schämen" sowie einige Kommentar dazu hart an der Grenze der Kriegstreiberei (wenn nicht sogar schon deutlich darüber).
Also bitte durchatmen, mal neutral noch mal lesen und kurz nachdenken über die Frage: müssen wir die unseligen Geschichten vom Boxeraufstand und vom Kriegsbeginn 1914 wiederholen?

"Ob jemand vor mehr als 20(!) Jahren den Wehrdienst verweigert hat, spielt für die Beurteilung einer Aussage im Jahr 2022 keine Rolle."

Zugegeben, seine Meinung im Laufe der Zeit zu ändern mag eine Folge der Umstände oder auch ein persönlicher Reifeprozess sein. Es hat allerdings ein arg schales Geschmäckle, wenn jemand, der aus Gewissensgründen (!) den Kriegsdienst verweigerte, nun reklamiert dass sich sein Gewissen gewandelt habe. Richtig fragwürdig wird es, wenn mit dieser Wandlung auch gleich die Forderung einhergeht, man möge doch umgehend in den Krieg eintreten, vor allem eingedenk der Tatsache, dass die Fordernden nicht mehr zu Altersgruppe der kämpfenden Soldaten gehören.
Und dies persönlich zu beurteilen, steht jedem Foristen selbstverständlich frei, ob es nun Ihnen gefällt oder nicht.

SvG
SvG
2 Jahre zuvor

@22, Max Netcup:"Ja, das hilft. Denn stell Dir vor es wäre Krieg, und keiner ginge hin."
Dieses Zitat wird ebenso oft wie falsch B Brecht zugeschrieben. Die passende Antwort lautet:"
Dann käme der Krieg zu Dir." Folgend eine echte Brecht'sche Kantate:
Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt
Und läßt andere kämpfen für seine Sache
Der muß sich vorsehen: denn
Wer den Kampf nicht geteilt hat
Der wird teilen die Niederlage.
Nicht einmal den Kampf vermeidet
Wer den Kampf vermeiden will: denn
Es wird kämpfen für die Sache des Feinds
Wer für seine eigene Sache nicht gekämpft hat."

Helmut Junge
Helmut Junge
2 Jahre zuvor

Entscheiden würde das Joe Biden, und der hat gesagt, dass er nicht will- Den Autoren geht es um Deutschland. Da könnte folgenden Grund haben. Deutchland hat bereits zwei Kriege gegen Rußland geführt, die Amerikaner aber noch keinen. Briten und Franzosen haben zuletzt mit der Türkei vor 160 Jahren im sogenannten Krimkrieg gegen die Russen gekämpft. Das waffenstarrende Deutschland müßte mit allem was imKrieg gebraucht wird, erst durch Polen marschieren. Das Bild ist in Polen sicher beliebt. Dafür wird es vermutlich keine Genehmigung geben, und eine eigene Grenze hat Deutschland nicht mit der Ukraine. Deutschland hätte aber im Verteidigungsfall genügend marode Brücken, die der Russen nicht überwinden könnte, ohne in der Elbe abzusaufen. Wir wären also abgesichert. Atomwaffen hat Deutschland im Gegensatz zu USA, Frankreich und Großbritannien auch nicht. Also wird der Russe seine Atomwaffen gegen uns auch nicht einsetzen. Falls deutsche Soldaten Polen als Aufmarschgebiet benutzen dürfte, funktionieren die Waffen nicht oder die Bkleidung wäre falsch. Ach, was soll ich sonst noch schreiben? Daß einige hier, ohne eigene Kriegserfahrung, sogar ohne die USA einzubeziehen, die Russen jederzeit schlagen würden, glaube ich gerne. Aber Ok. Biden will nicht, also wird das nichts. Allerdings Hut ab vor den vielen Generälen hier im Blog. Ich habe übrigens meinen Wekrpaß wiedergefunden. Der ist allerdings aus Altersgründen vor sehr langer Zeit abgelaufen. Beschränkt tauglich hieß damals, falls sie mich brauchen, muß ich hin, aber erstmal als Kanonenfutter. Mann, der ist abgelaufen!

Reginald
Reginald
2 Jahre zuvor

İch will den Eisernen Vorhang zurück.Jetzt und sofort.Mit den blutrünstigen Russen Nazis will ich nichts mehr zu tun haben.Alle die in irgendeiner Weise sich den Nazirussen zugehörig fühlen sollen dort hingehen.Jetzt und sofort sollen Sie hier verschwinden und in İhr Nazireich gehen.Auch die Ungarn,Serben sollten sich sofort entscheiden auf welcher Seite der Mauer Sie Leben wollen.Scholz hat Recht Die Zeitenwende ist da.Für Europa heißt es jetzt Aufrüsten,Aufrüsten und nochmal Aufrüsten.Es ist nicht sicher ob uns Uncle Sam helfen würde.

Manni
Manni
2 Jahre zuvor

@Reginald, #20:"Für Europa heißt es jetzt Aufrüsten,Aufrüsten und nochmal Aufrüsten."

Zu welchem Zweck wollen Sie denn noch aufrüsten, wenn Sie zuerst wie gewünscht Ihren Eisernen Vorhang zurückbekommen? Oder soll's lieber eine hohe Mauer sein?

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