In Zeiten wilder Vereinswechsel fällt es häufig schwer bei den Berufsfußballern noch so etwas wie Vereinstreue und ‚Liebe‘ zu Club und Fans zu finden. Der gestrige Wechsel von Julian Draxler vom FC Schalke 04 zum VfL Wolfsburg befeuerte erst die Debatten. Doch immer dann, wenn man glaubt Profifußball sei inzwischen wohl ausschließlich ein eiskaltes Geschäft, dann erhält auch der ‚Fußballromantiker‘ plötzlich mal wieder neue ‚Seelennahrung‘:
Wenige Stunden nach der Verkündigung des Draxler-Wechsels wurde auch der Abgang von Jakub Blaszczykowski von Borussia Dortmund nach Italien, zum AC Florenz, offiziell. Ein Wechsel, der vielen Dortmund-Fans aufgrund des seit Jahren schon völlig untadeligen Auftretens des Polen schwer im ‚Magen‘ lag, der aber aufgrund fehlender sportlichen Perspektiven im überfüllten Mittelfeld des BVB aber nachvollziehbar erschien.
Doch das wahrlich bemerkenswerteste an diesem Abgang folgte dann erst noch wenig später. Der ‚Kicker‘ zitiert den Mittelfeldspieler aktuell mit wahrlich bemerkenswerten Aussagen, gerade auch in Bezug auf sein feines Gespür für Fanempfindungen. Denn offenbar hätte er auch nach Gelsenkirchen wechseln können. Doch das wollte ‚Kuba‘ nicht: „Schalke wollte unbedingt, aber aus Respekt für die Fans des BVB habe ich diese Möglichkeit nicht in Betracht gezogen“, teilte der 29-Jährige mit und stellte außerdem noch klar, dass er daran glaubt, „dass es im Fußball und im Leben um mehr geht als nur Geld“. Rums. Das saß!
Die Liebeserklärung an seinen alten Club ging aber noch weiter: „Die Fans waren immer phänomenal. Dank ihnen war ich in der Lage, mit dem Verein so weit zu kommen. Ich danke den Fans für all die Jahre und hoffe, dass ich noch die Gelegenheit bekomme, es ihnen persönlich zu sagen. … In Dortmund bleibt ein Teil von meinem Herzen.“
Unabhängig davon, dass es sich hier um den BVB und S04 handelt, solche Gedanken und das entsprechend konsequente Handeln beweisen den ungewöhnlich großen Charakter eines Profis, der in Dortmund nicht umsonst jahrelang so geschätzt wurde.
In den letzten Tagen gab es zahlreiche Beispiele, die zeigten, dass die Bundesliga inzwischen reines Geschäft bei vielen ist. Spieler die ständig wechselnde Trikots in die Kameras halten, die betonen, dass sie ihren derzeitigen Club besonders schätzen, die Fans und Zuschauern glauben machen wollen, dass sie ihren Club besonders mögen gibt es häufig. Profis die auch entsprechend konsequent handeln sind dagegen eher die seltene Ausnahme.
Respekt ‚Kuba‘! Und danke dafür, dass Du den Fußballromantikern unter uns wieder etwas Hoffnung gegeben hast, dass Profisport für manche Kicker eben doch noch mehr ist als die Jagd nach dem höchstmöglichen Gehaltsscheck. Und das, wie gesagt, auch völlig losgelöst vom Einzelfall und der Rivalität zwischen S04 und BVB. Es gibt sie offenbar doch noch die Profis, denen ihr Verein, ihr Arbeitgeber, wirklich etwas bedeutet. Das steht für mich seit gestern nun endgültig fest. Eine tolle Erkenntnis! ‚Danke‘, im Namen aller verbliebenen Fußballromantiker, Jakub ‚Kuba‘ Blaszczykowski!
Kubas Absage an die Blauen ist eine Ohrfeige für Gier-Leute wie Andy Möller, Jens Lehmann und Christoph Metzelder, aber seit dem Verbleib von Marco Reus (im Gegensatz zu manchen Schalker Spielern ohne Verhandlungsgeplänkel mit anderen Vereinen) wiederum nichts Neues für Schwatzgelbe, wenn man das Thema "Geld oder Liebe" isoliert betrachtet:-)
[…] Einen Platz im Kader fand der ehemalige Sechziger bisher in den Pflichtspielen in Dortmund noch nicht. Lediglich in Saisonvorbereitungsspielen kam er hin und wieder noch vereinzelt zum Einsatz. Beim Testspiel in Bochum blieb er als einziger BVB-Akteur ohne Einsatzminute. Die Zeichen waren und sind eigentlich eindeutig. Man braucht Leitner unter Thomas Tuchel beim BVB offenbar bisher nicht. Durch die Ausleihe von Adnan Januzaj von Manchester United dürften die Einsatzchancen von Leitner im Dortmunder Mittelfeld nun auch nicht größer geworden sein als vor den Abgängen von Großkreutz und Blaszczykowski. […]
[…] die deutsche Version auf den Buchmarkt gelangte. Und inzwischen ist der Pole bekanntlich eben auch kein Spieler von Borussia Dortmund mehr, was die Vermarktungschancen des Buches hierzulande sicher nicht verbessert haben dürfte, um es […]