Gestern Abend wurde im Dortmunder Jazzclub domicil der Jazzatlas Ruhr vorgestellt. Ein Projekt der Ruhr2010, also des Kulturhauptstadtbüros. Es handelt sich, so der Untertitel der CD-Rom, um „eine Reportage in Texten, Bildern, Tönen von Michael Rüsenberg“. Grimme-Preisträger Michael Rüsenberg hat im Jazzatlas Ruhr die WDR-Reihe „Jazzstädte“ fortgeschrieben. Die CD ist konventionell aufgebaut, die Navigation ist einfach. Man kann sich informieren über die Jazz-Akteure, -Orte, -Projekte und -Festivals im Ruhrgebiet. Eine ehrenwerte Sache.
Zwei Dinge fallen allerdings auf. Die Präsentation im domicil war ein wenig seltsam, mutete an wie mit heißer Nadel gestrickt. Die CD kam offenbar frisch aus der Presse. Michael Rüsenberg, der sie vorstellte, hampelte ziemlich herum mit der Navigation. Das Ganze war langatmig und unsexy, eine vertane Gelegenheit. Die vorgestellte Multimedia-CD soll sich laut Kulturhauptstadtbüro an Künstler, Multiplikatoren und Fachpublikum wenden. Sehr merkwürdig ist, dass – natürlich – ein Internetauftritt mit den Inhalten der CD geplant ist. Allerdings erst irgendwann demnächst. Warum macht man eine Präsentation vor der Presse, wenn es für die Öffentlichkeit noch gar nix zu melden gibt? Normalerweise läuft es doch so, dass ein neuer Internetauftritt vorgestellt wird und just im Moment des Starts der Pressekonferenz geht er online. Hier nicht. Liebe Öffentlichkeit, voraussichtlich im Mai finden Sie unter www.jazzatlas-ruhr.de viele schöne Infos über Jazz im Ruhrgebiet.
Das andere, was auffällt, und es hat vielleicht mit dem Alter derjenigen zu tun, die es machen: Diese CD ist eigentlich ein Buch. Ein Buch mit ein paar O-Tönen. Sehr viel Text, unübersichtlich. Internet funktioniert so nicht. Es ist kleingedruckt, absatzlos, erschlagend. Das hätte man deutlich nutzerfreundlicher machen können. Multimedia bedeutet nicht: Buch plus ne handvoll O-Töne. Wobei die O-Töne auch keine Musik sind, sondern längere Interviewpassagen mit Musikern und Machern, die im Text selbst etwas zusammengekürzt wurden. Alles ganz schön, aber irgendwie auch eine verpasste Gelegenheit. Das hätte man moderner machen können. Es sieht ein bisschen so aus wie Internetauftritte aussahen zu Beginn dieses Jahrtausends. Was knapp zehn Jahre her ist. Ein bisschen Musik gibt es zur Illustration allerdings auch. Was von Eckard Koltermann, Jan Klare und Co. Spielt hier aber nicht die Hauptrolle.
Kurz: Man fragt sich, was uns die Macher damit sagen wollen.
Das anschließende Konzert von „The Dorf“ war super!
Foto: The Dorf / Foto: Michael Gruendel