Wikipedia hat in letzter Zeit häufiger Ärger mit fanatischen Muslimen. Der Grund: Die Web-Enzyklopädie hatte in einem Artikel über den arabischen Religionsstifter Bilder Mohammeds präsentiert.
Streitgrund: Mohammed-Zeichnung aus Afghanistan, 15. Jahrhundert. Bild: Wikipedia
Nun haben die Lexikon-Macher reagiert und werden einen speziellen Zugang für strenggläubige Muslime zur Verfügung stellen, der ihnen den Anblick ihres Religionsstifters erspart. Eine schöne Idee, die sicher bald zahlreiche Nachahmer finden wird, denn in so eine Enzyklopädie findet man immer wieder Sachen, die einem nicht ins Weltbild passen. Je schlichter das Gemüt, je häufiger kommt so etwas vor. Mir fallen da noch ein paar Spezialzugänge ein: Für christliche Fundamentalisten könnte es ein Wikipedia ohne die Artikel über Darwin, die Evolutionstheorie und Richard Dawkins geben. Sozialdemokraten könnten sicher ohne den Artikel über Kurt Beck besser leben und warum nicht gleich ein Kinder-Wiki mit allem Wissenswerten über den Osterhasen, den Weihnachtsmann und den Klapperstorch? Ach, der arme Diderot, der Begründer des ersten Enzyklopädie wird sich gerade im Grabe drehen – gehören nicht auch Bilder von Mohammed, die Evolutionstheorie und das Gerücht, es gäbe keinen Weihnachtsmann, zum Wissen der Welt, das eine Enzyklopädie jedem präentieren sollte? Und wer es nicht wirklich wissen will, bleibt nun einmal dumm.
Kinder-Wikipedia (oder was sich dafür hielt) gabs sogar mal: klick, wurde aber nach intensiver Löschdiskussion gelöscht. Je nach dem wie das technisch umgesetzt wird (ich hab bisher noch keinen Knopf für die Islamansicht gefunden, wer weiß wie’s geht?), erwarte ich ein ähnliches Schicksal auch für die Islamversion/-ansicht von Artikeln.
Ich wäre ja generell für ein Scheuklappen-Ruhrgebietswiki: Alles was über den Förderturm der Zeche Zollverein hinaus jenseits des Horizontes ersichtlich ist, ist nur im internen Bereich einsehbar.