Jetzt muss Schalke ebenso egoistisch handeln wie Nübel!

Auf Schalke. Foto: Michael Kamps

Das moderne Fußballgeschäft ist unromantisch. Wie unromantisch, dass mussten die Anhänger des FC Schalke 04 in dieser Winterpause wieder einmal schmerzlich erfahren. Da entschied sich ihr hoch gelobtes Torwarttalent Alexander Nübel, trotz aller Werbungsversuche des Klubs, gegen eine Vertragsverlängerung in Gelsenkirchen. Stattdessen wechselt der Keeper im kommenden Sommer ablösefrei zum FC Bayern München.

Ganz Deutschland diskutiert, ob Nübel sich damit wirklich einen Gefallen getan hat, ob er an Nationaltorhüter Manuel Neuer, der in München eine Institution ist, auf Sicht tatsächlich vorbeikommen wird.

Sicherlich eine spannende Frage. Doch für die Fußballfreunde hier bei uns im Westen, ist eigentlich eine andere Frage deutlich spannender: Was passiert mit Nübel in den kommenden Monaten, wenn er noch an den FC Schalke gebunden ist?

Vor Saisonbeginn machten sie ihr rasant aufstrebendes Torwarttalent in Gelsenkirchen zum Kapitän der Mannschaft. Eine Entscheidung, die ich an dieser Stelle bereits vor einem Monat kritisch hinterfragt hatte.

Inzwischen hat man Nübel das Amt wieder entzogen. Die Entscheidung vor Saisonbeginn entpuppte sich damit als einfacher Werbegag um den jungen Torwart mit Wertschätzung zu überschütten, um ihn zum Bleiben zu bewegen.

Jetzt, wo klar ist, dass Nübel sich gegen den Verein entschieden hat, hat auch der FC Schalke ihm dieses Bonbon wieder weggenommen. Sicherlich nachvollziehbar. Und doch wirkt es, mag es auch gute Gründe dafür geben, wie ich ja auch schon in meinem Text vom Dezember anmerkte, etwas bockig, was da gerade auf Schalke abläuft.

Bleibst du nicht mit viel Herzblut bei mir, dann hast du diese herausragende Rolle auch nicht verdient. Ein bekanntes menschliches Verhaltensmuster, wenn auch kein besonders ehrenhaftes. Sei es drum.

Die Frage, die sich jetzt für Trainer David Wagner stellt, geht ohnehin noch deutlich tiefer als die Frage nach der Besetzung des Kapitänsamtes: Soll Nübel, der nur noch gut vier Monate auf Schalke unter Vertrag steht, überhaupt noch zum Einsatz kommen, oder schenkt man jetzt nicht besser Nübels logischem Nachfolger Markus Schubert, der vor Saisonbeginn aus Dresden ins Ruhrgebiet wechselte, das Vertrauen?

Fakt ist, dass Nübel zu Beginn der am Wochenende beginnenden Rückrunde in der Fußball-Bundesliga ohnehin noch gesperrt sein wird, da er im Dezember einen Platzverweis kassierte. Schubert befindet sich also ohnehin in der Poleposition.

Vieles spricht dafür, den Torhüter nach Ablauf der Nübel-Sperre auch nicht mehr zurückzutauschen. Warum einem Keeper die Chance zur weiteren Entwicklung geben, der sich dafür entschieden hat dem Verein den Rücken zu kehren?

Es macht in der Theorie deutlich mehr Sinn einem Keeper diese Möglichkeiten zu bieten, der womöglich noch einige Jahre in Gelsenkirchen aktiv sein wird, der in den nächsten Jahren zur Stammkraft in Königsblau werden könnte.

Dass Schubert der Sache grundsätzlich gewachsen sein dürfte, das hat er in seinen bisherigen drei Einsätzen gezeigt.

Womöglich ist er auf Dauer (noch) etwas schwächer als Nübel, sonst hätte er in der Hinrunde ja auch nicht auf der Schalker Bank gesessen. Aber der Klub sollte sich jetzt ebenso egoistisch verhalten, wie Schubert es tat, als er seinen Vereinswechsel durchzog.

Es ist nicht verwerflich im Profisport an die eigenen Interessen zu denken. Und genau das sollte Schalke jetzt auch tun!

 

 

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