Joseph „Jumpin Joe“ Beyrle war ein antifaschistischer Held des Zweiten Weltkriegs und der einzige Soldat, der je in der US-Army UND der Roten Armee gedient hat. Seine Geschichte klingt unglaublich, ist aber wahr. Von unseren Gastautoren, der Königlich Bayerische Antifa.
Joe Beyrle wuchs in Michigan (USA) auf, seine Großeltern waren aus Bayern emigriert, zuhause wurde Englisch und Bairisch gesprochen. Er war gerade 18, als die Vereinigten Staaten Hitlerdeutschland den Krieg erklärten. Beyrle pfiff auf sein Basketball-Stipendium und meldete sich freiwillig zur Airborne-Special-Force, wo er sich schnell den Spitznamen „Jumpin Joe“ für seine waghalsigen Fallschirmsprünge verdiente.
Monate vor der alliierten Landung in der Normadie erklärte er sich zweimal bereit, alleine und geheim über Frankreich abzuspringen, um die Resistance mit 250.000 Dollar in Goldbarren zu versorgen. Beide Male kehrte er erfolgreich wieder zur Operationsbasis in England zurück.
„Seems like I’m not in paradise yet, cause angels don’t speak German.“
Seinen ersten Kampfeinsatz gegen die Nazis sah Beyrle während der Operation „Overlord“ als Teil der Luftlandestreitkräfte der 101. Airborne im Hinterland der Normandie. Beim Sprung wurde er von seiner Einheit getrennt und bei seiner Landung von deutschem Gewehrfeuer empfangen. Im Schutze der Nacht gelang ihm nicht nur die Flucht, sondern auch die Sprengung eines deutschen Stromgenerators. Unglücklicherweise lief er auf dem Weg zum eigentlichen Missionsziel Wehrmachtssoldaten in die Hände und wurde gefangengenommen. Prompt flüchtete er erfolgreich und wurde wieder gefangengenommen. Beyrle schrieb:
„I was interrogated 20 to 24 hours a day. They (Gestapo) were trying to get the usual questions answered: Why me as a German was I fighting for the „Jews“, Roosevelt and Morgenthau, against „my own people“ … Sometime during the questioning, I called a german officer an S.O.B. (dt. H*sohn) … and woke up several days later in a hospital with a big headache and a bashed head.“
Seine Verachtung für die Faschisten steht ihm auf seinem Gefangenen-Foto ins Gesicht geschrieben (siehe Bild). Beyrles Krieg war noch lange nicht vorbei. Sein erster Ausbruchsversuch aus einem Stalag in Ostdeutschland brachte ihm nur kurze Freiheit, dafür eine weitere Woche Gestapo-Folter und beinahe eine Hinrichtung als Spion. Zurück im Lager und mit der Information, dass die Rote Armee auf dem Vormarsch nicht weit entfernt sei, flüchtete „Jumpin Joe“ ohne Umschweife ein zweites Mal, erfolgreich. Kurz darauf stellte er sich einer russischen Panzereinheit auf Erkundung als geflüchteter US-Soldat vor: „Ya Amerikanskiy tovarisch!“ – Ich bin ein amerikanischer Genosse!
„Njet.“ – „Da.“
Statt sich von den Rotarmisten versorgen und in die Etappe bringen zu lassen, bat Beyrle die verdutzenden Russen, ihn doch einfach bei ihnen mitkämpfen zu lassen, wenn er doch schon einmal da sei. Der verantwortliche Offizier lehnte natürlich rundweg ab, was Beyrle natürlich nicht auf sich sitzen ließ. Bei erster Gelegenheit nahm er den kurzen Dienstweg und stellte sich persönlich und ungefragt der Battalionskommandatin vor, zufällig die berühmte Alexandra Samusenko, die aus Rache für ihren ermordeten Mann gegen die Faschisten kämpfte. Die hasserfüllte Entschlossenheit, mit der Beyrle ihr seinen Wunsch vorbrachte, an der Seite der Roten Armee zu stehen, überzeugte sie. Joe Beyrle wurde inoffizieller Rotarmist in der 1. Gardepanzer-Armee. Wie den Nazis zum Spott zog Beyrle nach schweren Kämpfen als Befreier in sowjetischer Uniform in eben jenes Gefangenenlager ein, aus dem er zuvor als US-Soldat entkommen war.
Die seltsame Geschichte vom amerikanischen G.I. an der Ostfront hatte die Runde gemacht, und als Beyrle nach einer Verwundung im Lazarett lag, besuchte ihn der sowjetische Feldmarschall Schukow persönlich. So beeindruckt der Feldmarschall auch von „Jumpin Joes“ Erzählungen war, er kam zur Überzeugung, dass der Spaß nun ein Ende haben musste. Beyrle wurde mit einem Freifahrtsschein von höchster Stelle zur US-Botschaft in Moskau geschickt, wo man ihn erst einmal inhaftierte, weil er offiziell als tot gemeldet war. Im April 1945 konnte Beyrle endlich seine Heimreise antreten und durfte den endgültigen Sieg über Nazi-Deutschland im Kreise seiner Familie erleben.
Jospeh Beyrle sprach später vor seinen Kindern nur gut über seine Zeit mit der Roten Armee. Er trank nach dem Krieg offenbar regelmäßig mit russischen Freunden Wodka auf die Gesundheit Stalins und Roosevelts. Zum 50. Jahrestag des D-Day wurde Beyrle von Präsident Clinton und Präsident Jelzin für seine Dienste im Kampf gegen den Faschismus ehrenhaft ausgezeichnet. 2004 starb „Jumpin Joe“. Er ist ein wunderschönes Symbol für antifaschistische Solidarität und Einigkeit über alle ideologischen Gräben hinweg.
Vergeltsgott for your service, Sepp.