Wenn ich hier im Blog sonst neue Bücher oder Musikalben vorstelle, dann mache ich das mit einer gewissen Distanz, versuche möglichst unvoreingenommen zu sein. In diesem Falle dürfte mir das allerdings wohl nur schwer möglich sein, ehrlich gesagt.
Denn immer wenn ein neues Album des Briten Joe Jackson, dessen Musik mich nun schon seit rund 25 Jahren ganz intensiv durch das Leben begleitet, erscheint, dann gehört dieses Ereignis zu den wenigen dieser Art, die mich schon Wochen vor dem Termin aufmerksam werden lassen, bei mir große Vorfreude wecken.
Ich werde daher hier nun heute auch gar nicht erst den Eindruck zu vermitteln versuchen, dass ich die neuen Stücke aus seiner Feder, nicht mit einer gewissen Voreingenommenheit gehört hätte.
Kein anderer Musiker mit dessen Musik ich meinen eigenen Freundeskreis im Laufe der letzten Jahre so intensiv beschenkt hätte, für dessen Lieder ich dort ständig neue Fans hinzu gewinnen wollte und wohl auch in einigen Fällen tatsächlich konnte. So dann eben auch heute hier im Blog.
Wenn am kommenden Freitag, den 02. Oktober 2015, mit dem neuen Album ‚Fast forward‘ nun endlich das erste Album mit neuem, selbstgeschriebenen Material seit dem 2008er-Album ‚Rain‘ auf den Markt kommt, dann hat die Wartezeit für die Fans des Briten endlich mal wieder ein Ende.
Überhaupt ist es in den letzten Jahren recht still geworden um den inzwischen 61-Jährigen. Seine ‚größte‘ Zeit, zumindest die kommerziell erfolgreichste, liegt schon einige Jahre zurück.
Seine internationale Karriere begann bereits Ende der 1970er-Jahre. Im Zuge der ‚NewWave‘-Bewegung feierte Joe Jackson dann auch einige internationale Hits. Sein wohl bis heute größter Erfolg dürfte die Single ‚Steppin‘ out‘ vom Album ‚Night and day‘ aus dem Jahre 1982 sein. Das Lied hört man auch gut 30 Jahre nach seiner Veröffentlichung noch häufiger einmal im Radio.
Auch Titel wie ‚Slow song‘, ‚Real men‘, ‘Breaking us in two’ oder ‘Is she really going out with him?‘ haben all die Jahre seit ihrer Erstveröffentlichung überlebt, sind auch heute hin und wieder noch zu hören.
Für mich persönlich entdeckt habe ich die Musik des ehemals so schmächtigen, asthmakranken Jungen, leider auch erst im Jahre 1991. Sein Album ‚Laughter & Lust‘ hatte es mir in diesem Sommer damals extrem angetan. Damals begegnete ich seinem Namen bewusst zum ersten Mal.
Und so erforschte ich damals dann interessiert die bisherige Karriere des Briten bestmöglich rückwärts, entdeckte danach dann innerhalb weniger Wochen viele tolle Stücke und Alben.
Leider war ‚Laughter & Lust‘ dann für einige Jahre aber das vorerst letzte ‚Pop‘-Album des leidenschaftlichen Pianisten. Es folgten kommerziell wenig erfolgreiche Ausflüge in die ‚Klassik‘. Alben welche ich mir zwar auch noch zulegte, welche aber nur für wenig Resonanz, auch in meinem Freundeskreis, trafen.
Erst zur Jahrtausendwende widmete sich Jackson dann wieder vermehrt der etwas eingängigeren Popmusik. Es folgten mit ‚Night & Day 2‘ ‚Volume 4‘ und ‚Afterlife‘ auch wieder erfolgreichere Alben. Alles ‚Platten‘, welche auch gegenwärtig noch regelmäßig bei mir laufen, ohne dass man ihre Titel jedoch häufiger Mal in Funk und Fernsehen gehört bzw. gesehen hätte.
Auf Konzerten konnte man Joe Jackson aber über all die Jahre weiterhin verfolgen. Alle paar Jahre kam er auch mal wieder auf Tournee durch die deutschen Lande. Der Kontakt zu seiner Musik musste also nicht abbrechen. In unregelmäßigen Abständen konnte man seine Begeisterung für die anspruchsvollen Kompositionen des Musikers mal wieder auffrischen. Auch im Nachgang des am Freitag erscheinenden neuen Albums ist wieder eine Welttournee angesagt.
‚Fast forward‘, welches ich in der letzten Woche schon kennenlernen durfte, steht dabei ganz in der Tradition der eingängigeren Pop-Alben des Künstlers. Insgesamt 16 Titel, aufgenommen in vier Metropolen (New York, Berlin, New Orleans und Amsterdam) mit jeweils unterschiedlichen Begleitmusikern, zeugen abermals von der Vielseitigkeit Jacksons.
Wer das neue Album durchgängig hört, der kann die unterschiedlichen Akzente der Metropolen und Musiker durchaus heraushören. Die Titel sind abwechslungsreich und insgesamt entspannend. Wer die ‚Platte‘ hört, dem dürfte es gelingen in eine recht entspannte Feierabendstimmung zu kommen. Mit ‚Fast forward‘ und ‚A little smile‘ sind wohl abermals auch mindestens zwei potentielle Hitsingles enthalten, welche einige Radioeinsätze verdient hätten.
Besonders große Aufmerksamkeit, welche Jackson im Laufe seiner inzwischen schon fast 40-jährigen Karriere nicht immer zu Teil wurde, welche er, was ja auch irgendwie für ihn spricht, auch nicht nachhaltig anstrebte, die er aber durchaus verdient hätte, wie ich finde, wird es vermutlich wieder nicht hervorrufen.
Und genau deshalb wollte ich das neue Album aber hier auch zumindest nun einmal kurz vorgestellt haben.
Hört in den nächsten Tagen einfach mal rein! Es lohnt sich! Wirklich!
Jo, dat is der Onkel Joe, den ich "damals" auch ziemlich weit oben auf meiner Playlist hatte. Aber dann war ich 84 in der Düsseldorfer Philipshalle und Onkel Joe hatte das ganze Konzert über nix besseres zu tun gehabt, als die Zuschauer in der bestuhlten Halle permanent zum möglichst lautlosen Hinsetzen während seiner Songs aufzufordern. Öch nööö, dachte ich, sowas brauch ich erst so ab Mitte der 2020er, wenn überhaupt…;-)
@Klaus: Ja, der Herr kann wohl gelegentlich etwas 'eigen' sein. Habe ich auch schon erlebt. Muss Ende der 1990er-Jahre gewesen sein, als er bei einem meiner ersten Jackson-Konzerte (in der gleichen Halle übrigens), einen Konzertbesucher übel beschimpfte, der alleine etwas erleichtert applaudierte, als Jackson sagte, dies sei das vorerst letzte Stück Klassik aus seinem neuen Album an diesem Abend gewesen, er wolle nun mit einigen seiner älteren Songs weitermachen. Fand er damals offensichtlich gar nicht gut, dass dieser Zuschauer seine neuen Stücke nicht so sehr zu schätzen schien wie seine älteren Stücke. Da war ich auch ganz schön erschrocken. Na ja, 'Künstler' halt. 😉
@Klaus
Das Konzert habe ich gut in Erinnerung. Die absolute Frechheit war die Aufforderung an das Publikum erst dann zu klatschen, wenn der letzte Ton des Stücks verklungen sei. Irgendwann skandierte das Publikum den Ruf: "louder, louder", weil es wirklich zu leise abgemischt war. Jackson konterte zynisch: "If you want to hear loud music, go home and turn on your stereo!".
Da bin ich aufgestanden und gegangen.
Trotzdem gehört dieser Sozialneurotiker immer noch zu meinen "all time favourites".
Danke für den Hinweis auf das neue Album von JJ, der mich musikalisch schon über 35 Jahre begleitet.
Ich habe mir die CD heute gekauft und bin doch sehr positiv überrascht. Ein sehr schönes Album, was einen eher ruhigen (gereiften?) JJ zeigt. Für mich eines der besseren Werke von JJ (und habe sie fast alle) …