Jörg Metes, Kai Hafez und ein Interview in Qantara

Kai Hafez Foto: Uni Erfurt


Jörg Metes zu Ehren. Von unserem Gastautor Jonas Dörge.

Am 29. Juni2023 veröffentlichte das Innenministerium den Bericht „Muslimfeindlichkeit – Eine deutsche Bilanz“. Nicht nur angesichts der Tatsache, dass in 27 Ländern mit ca. 800 Millionen Einwohnern der Islam Staatsreligion ist, oder in Ländern wie Indonesien, die Türkei und in Nigeria weitere 400 Millionen Moslems unangefochtenen eine hegemoniale Macht darstellen und die Verfolgung von Moslems nur in Burma und in China stattfindet, haben wir es mit einem sehr erstaunlichen Vorhaben zu tun, sondern auch deswegen, weil die Autoren dieser über 400 Seiten starken „Studie“ ausdrücklich das Thema der Gefahr, die vom politischen Islam für die Freiheit im Allgemeinen und für Juden, Frauen und Homosexuelle im Besonderen ausgeht ausdrücklich ausklammern, die Autoren eine Änderung des Grundgesetzes zugunsten einer weiteren Islamisierung fordern und den penetranten Versuch unternehmen eine Parallele von Antisemitismus und „Islamfeindlichkeit“ zu ziehen. Systematische Auseinandersetzungen mit der im Innenministerium agierenden Politikerclique und mit den in deren Auftrag agierenden zivilgesellschaftlichen Akteuren, die mit ihrer Fürsprache für eine dezidiert politische und aufklärungsfeindliche Religion einen manifesten Verrat an freiheitlich-republikanischen Werten betreiben, blieben bisher aus. Mit Jörg Metes, der sich zur gleichen Zeit wie ich diesem mit viel Aufwand und Staatsknete produzierten ideologischen Machwerk annahm, verabredet ich, dass er seine ironisch gehaltene Polemik bei den Ruhrbaronen und ich meine Auseinandersetzung in der Zeitschrift Bahamas veröffentlichte.[1] Angesichts des Umfangs des Berichts konnte beides nur ein kleiner Beitrag zu einer noch zu leistenden grundsätzlichen und ausführlichen Kritik sein. Diese ist um so notwendiger als wir es hier mit einem Versuch zu tun haben, staatlicherseits auch hier eine „Brandmauer“ in das Feld der politisch zu führenden Auseinandersetzung zu errichten, die Kritik an der islamischen Landnahme abwehrt und ausgrenzt.

Am 16. Juni schickte mir Jörg eine Nachricht: „Hier ein Interview mit Expertenkreismitglied Kai Hafez. Mir fehlt die Kraft, mich noch länger mit ihm zu befassen. Vielleicht hast Du ja noch welche? Er hat ein recht ungeheuerliches Interview gegeben. Gute Grüße“[2]

Gleichsam ihm zu Ehren werde ich mich also diesem Interview in den folgenden Zeilen widmen.

Kai Hafez wird in Wikipedia als deutscher Politik- und Medienwissenschaftler vorgestellt. Seit 2003 ist er Professor für Vergleichende Analyse von Mediensystemen und Kommunikation an der Universität Erfurt. Viele seiner Veröffentlichungen befassen sich mit dem Thema Islam. Er gehört zu denen, die die These vertreten, dass es eine „starke Tendenz zu Negativismus und polarisierender Berichterstattung“ sei, die zu Ängsten und Aversionen gegenüber dem Islam beitrügen und diese Religion mit Gewalt assoziierten.[3] Mit einer solchen Sichtweise auf den politischen Islam war der Professor für die Mitgliedschaft im staatlich initiierten und finanzierten „Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit UEM“ und als Mitautor des Berichts Islamfeindlichkeit prädestiniert.

Das Interview in der Internetplattform Qantara, das Jörg unangenehm auffiel, hat auf dem ersten Blick erst einmal nichts mit dem Thema „Muslimfeindlichkeit“ zu tun. In dem Interview drückt sich vielmehr eine Fürsprache für die auch in Deutschland zu beobachtende verrückte Volte der politischen Wahrnehmung des islamisch-palästinensischen Terror- und Vernichtungskrieges gegen Israel aus, die nach Ansicht Hafez jedoch noch nicht radikal genug ausgefallen sei. Auf die Frage, worin sich die deutsche Berichterstattung von der internationalen unterscheide, eröffnet Hafez das Interview wie folgt:

„Palästinensische Ziele wie die angestrebte Zwei-Staaten-Lösung und der gesamte Komplex des israelischen Kolonialismus werden [in den internationalen Medien] stärker fokussiert. Außerdem wird das Thema Antisemitismus weltweit nicht so hoch gehandelt wie in Deutschland.“

Worin dieser hohe Handel mit dem Thema Antisemitismus bestünde, verrät uns Hafez nicht. Hier könnte man Eike Geisel, Wolfgang Pohrt oder Henryk M. Broder zu Rate ziehen, die alle überzeugend dargelegt haben, dass die Befassung mit dem Thema Antisemitismus in Deutschland vor allem einem Schuldablasshandel gleicht, dessen Habenseite es ist, dass man – nachdem die letzten Täter verblichen waren – vor lauter Vergangenheitsbewältigung moralisch erhaben den heute lebenden Juden und den jüdischen Staat Mores lehrt, wenn dieser „unverhältnismäßig“ auf Vernichtungs- und Terroraktionen palästinensischer Volkstumskämpfer und islamischer Ummah-Krieger reagiert. Das genügt der vom postmodernen Ideologiesubstrat des Postkolonialismus durchfaulten internationalen Öffentlichkeit und den nationenübergreifend agierenden NGOs und Engagierten der Zivilgesellschaften natürlich nicht.

Man spürt förmlich wie die Stimme des Professors vor Kühnheit erzittert und seine Ausführungen mit letzter Tinte von den Interviewern im Notizblock aufgeschrieben wurden als Hafez diesen „Handel“ als eine „Hypermoralisierung“ beklagt und dekretiert: „wir dürfen nicht unseren eigenen historischen Ballast auf den Schultern der Palästinenser abladen.“ Obwohl es Antisemitismus unter den Palästinenser gebe, seien diese nicht dafür verantwortlich zu machen, denn in Israel gebe es „Antiarabismus und Islamfeindlichkeit“. Antisemitismus sei hingegen eine von Deutschland den Palästinensern auferlegte Bürde sowie ein Reflex, der unsere Gesellschaft seit Jahrzehnten gefangen halte. Deswegen sei es generell notwendig, sich „über die Definition von Antisemitismus Gedanken“ zu machen. Hafez, der auch Geschichte studiert hat, tischt die These auf, Antisemitismus bedeute eine „rassistische, negative kollektive Zuschreibung an eine religiöse oder ethnische [hervorgeh. v. J.D.] Gruppe“ und wischt damit ohne großes Federlesens die Erkenntnisse einer seit Jahrzehnten währenden Forschung und Theoriebildung von der wahnhaften Weltanschauung über den Juden vom Tisch, um dann mit großem Getöse die grassierende Islamfeindlichkeit zu beklagen, die sich seit dem 7. Oktober in Deutschland Bahn breche und die sich darin ausdrücke, „dass Palästinenser […] nie in gleicher Weise in die Empathie der Mehrheit der deutschen Medien mit einbezogen worden“ seien und außerdem „tendenziell dehumanisiert“ würden. Der dies bewirkende Begriff vom Antisemitismus führe zu einer „Blockade“, die es Deutschland nicht ermögliche, Israel als einen „neo-kolonialen Komplex [zu] beklagen“ was uns international isoliere und dazu beitrüge, dass Deutschlands Ansehen „massiv den Bach runter“ ginge – aber auch im Land an Vertrauen verlöre.

„Bisher war das Systemvertrauen vieler Muslime in Deutschland höher ausgeprägt als bei vielen Nicht-Muslimen. Es gibt Untersuchungen, wonach sie Deutschland als einen verlässlichen Rechtsstaat betrachten. Abgesehen von der Polizei hatten deutsche Institutionen bis vor kurzem ein relativ gutes Image bei Migranten. Wir sind aber durch den Gaza-Krieg dabei, diesen Kredit zu verspielen und Menschen mit Migrationshintergrund endgültig in Parallelgesellschaften abzudrängen.“

Haben sich migrantische Jugendliche sowie Menschen mit Migrationshintergrund von den politischen und medialen Eliten entfernt und mussten Parallelgesellschaften gründen, weil die politischen und medialen Eliten an den Tagen nach dem 7. Oktober keine Süßigkeiten an die Jubelpalästinenser verteilten und weil sie in Berlin die Polizei gegen die Sturmabteilung für die palästinensische Sache in Stellung brachten, als diese die FU-Berlin vom Juden und israelischem Einfluss befreien wollten? Hafez überlässt die Antwort dem Leser.

Hafez gibt sich zunächst generös, indem er konstatiert, man könne sich „darüber unterhalten, ob ein Israelbild, das sich nur auf negative Facetten konzentriert, antisemitisch wird“, doch im gleichen Atemzug ist es ihm, nicht nur an der, nicht nur in der postmodernen Ideologie, wohlfeilen Verflachung und Aushöhlung des Begriffs vom Antisemitismus bestellt, nein, er muss natürlich auch den Zusammenhang von Kritik an Israel und am Zionismus mit Antisemitismus abstreiten. „Das Bedienen alter Stereotype über die Einseitigkeit einer kritischen Themenagenda“ könne in einer „Konfliktdebatte“ nicht zum Tragen kommen. Die fast durchweg betriebene Übernahme der Zahlenangaben des Gesundheitsministerium genannten Propagandaministeriums der Hamas von durch israelischen Beschuss umgekommener Kinder in den deutschen Leitmedien, die seit Monaten in fast allen Medien und von zahlreichen Hilfsorganisationen verbreitete Mär von der Hungersnot und die These vom Völkermord im Gaza, wie das Gerücht über die Vergiftung des Grundwassers und über das Versiegen der Brunnen im Gaza, die Lügenmärchen über sexuelle Gewalt israelischer Soldaten gegen palästinensische Frauen, das alles hat für Hafez „nichts mit Antisemitismus zu tun“, denn Israel würde nur „für seine Kolonial- und Militärpolitik“ kritisiert oder man setze sich so für einen Waffenstillstand ein.

Die Interviewer monieren eine „seltsame Kälte“ angesichts toter Zivilisten. Die Empörung über die vielen toten Frauen und Kinder sei überschaubar. Hafez sekundiert dieser These und schwadroniert darauf los: Palästinenser seien „nie in gleicher Weise in die Empathie der Mehrheit der deutschen Medien mit einbezogen“. Eine grotesk zu nennende Wahrnehmung angesichts der Berichterstattung und Kommentierung in deutschen Medien und den Verlautbarungen des Auswärtigen Amtes.

Es gibt Bürgerkriege, militärische Konflikte und Elend in Ländern wie dem Sudan, den subsaharischen und zentralafrikanischen Staaten, am Horn von Afrika, im Jemen, in Burma usw. mit Hunderttausenden von Toten, Flüchtlingen und Hungernden und die allermeisten dieser tatsächlich zivilen Opfer militärischer Aktionen diktatorischer Regime und bewaffneter Banden in Failed States gehören darüber hinaus nicht zu jenen, die Pogrome veranstalteten, Menschenjagden und Entführungen zu verantworten hatten, wie es die in ihrer Mehrheit der Hamas zustimmenden Bevölkerung im Gaza getan oder für richtig befunden hat und es immer noch tut. Trotzdem oder vielleicht deswegen kommt das Schicksal dieser Menschen in den Medien und noch mehr in der gesellschaftlichen Debatte nur in Spurenelementen vor und für die Unterschriftenkartelle, für die wohlfeilen Erklärungen Kulturschaffender und zum handfesten Protest auf der Straße taugt ihr Schicksal schon gleich gar nicht.

Während es den Kritikern Israels Kolonial- und Militärpolitik darum geht, den Völkermord unterschiedslos im Zeitalter des Kolonialismus zu verorten und maximal zuzugestehen, dass der deutsche Vernichtungsfuror gegen die Juden nur eine der vielen Reisen in das Herz der Finsternis gewesen sei, scheren sich die palästinensischer Politiker um solche Verrenkungen wenig. Die Wut darüber, dass es Hitler verabsäumte sein Werk zu Ende zu führen, die Enttäuschung darüber, dass Rommel und Rauff nicht über Al Alamein hinwegkamen finden ihren Widerhall in der Parole von der notwendigen Befreiung von der „German Guilt“ und in ungehobelter Version im Diktum Ahmad Abbas, die Palästinenser seien einem fünfzigfachen Holocaust ausgesetzt. Für Hafez ist das nicht mehr als ein diffuser Rassismus. Und auch der spiele tatsächlich keine Rolle, denn das von der Fatah, der Hamas bis hin zu den Kleingruppen PFLP und Islamic Jihad usw. vertretene antisemitische Ziel, Israel zu überwinden, die Juden aus der Levante zu vertreiben oder hinter jedem Stein und jedem Busch aufzustöbern um sie zu erschlagen, wird von Hafez in eine Agenda umgelogen, in der es um territoriale Ansprüche ginge.[4]

Trotz des seit ca. Hundert Jahre währenden Krieges gegen die Juden im Nahen Osten, trotz der Legion zählenden antijüdischen und antisemitischen Verlautbarungen und Verwünschungen führender arabischer Politiker der Levante und ihrer Spießgesellen, trotz der seit 1948 immer wieder ausformulierten Vernichtungsdrohungen gegen Israel steht für Hafez fest, eine „Konfliktanalyse“ könne nicht das Ergebnis haben, dass Israel „nicht allein das Opfer im Nahost-Konflikt ist.“ Israel sei seit Jahrzehnten „genauso Täter [hervorgeh. v. J.D.] wie Opfer, vielleicht sogar mehr Täter.“ So genau weiß man es nicht, man munkelt‘s nur: Israel, der Staat der lebenden Juden könnte ja das Problem sein und so wird aus dem Vernichtungskrieg gegen Israel ein Konflikt, aus dem Geraune des Professors ein Gerücht über den jüdischen Staat und Deutschland kommt in seiner Weltanschauung die Rolle zu, für eine Lösung der Probleme zu sorgen, die dieser Täter-Staat den ideellen Gesamtunterdrückten bereite. Man wird doch mal ein Frage lösen können, damit Deutschland international und unter den Migranten wieder an Ansehen gewinnt.

Weil Hafez den seit ca. hundert Jahren praktizierten antisemitische Terror meiner Ansicht nach leugnet[5], muss ein anderer her, der für Terrorismus anzuklagen wäre. Hafez beklagt, dass Israel Staatsterrorismus anwenden würde, der von Deutschland nicht verurteilt wird, obwohl dieser genauso wenig legitim sei, wie der „Untergrundterrorismus der Hamas“. Hinter dieser an sich schon ungeheuerlichen Gleichsetzung des einen tatsächlichen mit dem anderen vermeintlichen Terrorismus drückt sich tatsächlich jedoch eine verschwiemelte Verharmlosung des einen aus, der zuletzt am 7. Oktober 2023, ohne es zu verbergen, höchst offiziell von den politisch Verantwortlichen aus dem Gaza zum Krieg gegen die Juden erklärt wurde. Die Besucher des Supa-Nova-Festivals und die Bewohner der am Gaza gelegenen Kibbuzims mussten die Erfahrung machen, was es bedeutet, staatlichem Terrorismus ausgesetzt zu sein. Hafez dazu lapidar: „Auch auf der anderen Seite sind Fehler gemacht worden. Die Hamas hat sich zu einer autoritären Organisation ohne demokratische Legitimation entwickelt.“

Im Gestus der wissenschaftlichen Analyse wird von dem deutschen Professor die Wehrhaftigkeit des jüdischen Staates dem Terror der Hamas nicht nur gleichgestellt, sondern zur viel schlimmeren Form der Kriegsführung erklärt und er redet in letzter Konsequenz sogar einen Krieg Deutschlands gegen Israel das Wort, wenn er mit folgendem denkwürdigen Satz reüssiert: „Außerdem war die Haltung westdeutscher Staaten (sic!) und des ostdeutschen DDR-Vorgängerstaates nicht immer so eindeutig auf der Seite Israel verortet.“

Welche westdeutsche Staaten meint der „Politikwissenschaftler“? Stand der historischen Forschung und der Politikwissenschaften ist, dass 1948 die Bundesrepublik Deutschland gegründet wurde. Die Besatzungszonen der Westalliierten waren, bis auf das aus der französischen Besatzungszone ausgegliederte Saarland, keine souveränen Staaten. Der formell autonome Status des Saarlands von 1947 bis 1957 führte tatsächlich dazu, dass es in diesem Zeitraum zwei westdeutsche Staaten gab. Doch weder die BRD ohne das Saarland noch das Saarland pflegten bis 1957 Beziehungen zu Israel. Die DDR zeichnete sich dagegen seit 1949 durch eine Feindschaft zum jüdischen Staat aus. Der terroristische palästinensische Volkstumskampf wurde spätestens seit den sechziger Jahren von der DDR aktiv unterstützt und die gegen Israel Krieg führenden Staaten Syrien und Ägypten wurden mit Waffen und Ausbildungspersonal beliefert. Jeffrey Herf nannte diese Politik der DDR (und der westdeutschen Linken) den „Unerklärten Krieg gegen Israel“. Während sich die DDR also keineswegs durch eine ignorante Haltung gegenüber den arabischen Terrorpaten und Vernichtungskriegern auswies, trug die Regierung unter Willy Brandt dazu bei, dass Israel 1973 fast in den Abgrund gestürzt wurde, als die Bundesrepublik sich weigerte, den US-amerikanischen Transportflugzeugen die Überflugrechte freizugeben, die das mit dem Rücken zur Wand stehende Israel mit dringend benötigten Waffen beliefern sollten. Hafez bezeichnet diesen Verrat an Israel lakonisch als eine Phase, in der „sozialdemokratische Regierungen arabische Interessen größer geschrieben“ hätten. Doch heute würden „60 Prozent […] den Islam als gefährlichste Religion der Welt“ ansehen, beklagt Hafez, womit wir am Ausgangspunkt der Ausführungen angekommen sind. Hafez wünscht sich, dass in Deutschland die arabischen Interessen wieder groß geschrieben werden und hat eine Lösung: Die Bundesregierung soll doch den Empfehlungen des Berichts „Muslimfeindlichkeit – Eine deutsche Bilanz“ folgen.

[1]Jörg Metes,Unabhängiger Expertenkreis Muslimfeindlichkeit: Strukturelle Bewusstseinsschaffung | Ruhrbarone . Jonas Dörge, Handreichung zur Islamisierung, in: Bahamas, Heft 94, 2024.

[2]Medienwissenschaftler Kai Hafez zur Nahost-Berichterstattung“Deutschland erleidet einen Reputationsverlust wie die USA im Irakkrieg“, in:Qantara.de, (aktualisiert) 20.06.2024; ähnlich: ders.: Medienwissenschaftler zur deutschen Nahost-Berichterstattung: „Wir müssen über die Polarisierungen hinausblicken“, in Qantara.de, 24.04.2024.

[3]Perlentaucher: Die politische Dimension der Auslandsberichterstattung. Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.09.2002.

[4]In dem Interview im April führt Hafez das so aus: „Antisemitismus ist sicher in arabischen Ländern und in der hiesigen arabischstämmigen Bevölkerung verbreitet. Dazu gibt es wissenschaftliche Daten. Aber es handelt sich hier wie gesagt um einen asymmetrischen Krieg und um einen Territorialkampf, der eine lange Geschichte hat. Antisemitismus gibt es, aber man kann diesen Konflikt nicht als „arabischen Rassismus“ labeln. Der „arabische Rassismus“ ist nicht der Urprung (sic!) dieses Konflikts, genauso wenig wie es der israelische Rassismus gegenüber den Arabern ist.“ ob.zit.

[5]Auch im April drückt sich Hafez davor, die islamisch fundierte antisemitische Ideologie und den terroristischen Charakter der Hamas klar zu benennen. „Die Hamas scheint in unseren Medien ein sehr klarer Fall zu sein. Sie wird als Terrororganisation dargestellt, das war nicht immer so, aber jetzt ist dieses Label sicherlich legitim und verdient. [hervorgeh. v. J.D.]“

 

Mehr zu dem Thema und Jörg Metes:

 

In eigener Sache: Nachruf auf Jörg Metes

Unabhängiger Expertenkreis Muslimfeindlichkeit: Strukturelle Bewusstseinsschaffung

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Kristin
Kristin
1 Monat zuvor

Vielen Dank für die Analyse und die anhaltende Beschäftigung mit diesem zutiefst deprimierenden Thema!

Wie politisch interessiert Medienwissenschafler Hafez argumentiert (wie es – ihm – gerade passt), kann man sich auch klar machen, wenn man neben dem im Artikel behandelten Interview bei Quantara auch ein Interview von 2019 in der Zeit nachliest.
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-03/diskriminierung-muslime-islamfeindlichkeit-deutsche-kai-hafez/seite-2

Dort sagt er 2019:

„Die Politik nimmt mir derzeit viel zu sehr Rücksicht auf die „besorgte“ und für Islamfeindlichkeit anfällige Hälfte der Bevölkerung“

Im Quantara-Interview 2024 heißt es dagegen bezogen auf „Israelkritik“:

„Wir können darüber sprechen, welche Positionen vollständig und ausgewogen sind. Aber eine solche Debatte sollte grundsätzlich nicht tabuisiert werden.“

Bei Kritik am Islam(ismus) liegt nach seinen Behauptungen in diesen Interviews also meistens unsachliche Feindlichkeit („Hälfte der Bevölkerung“ ) vor, „Israelkritik“ dagegen darf – nein muss im Namen der Meinungsfreiheit! – sein und ist eigentlich selten – schon gar nicht bei Palästinensern – antisemitisch. Wer bestimmt das? Kai Hafez! – allerdings ohne Empirie und ohne Argumente, dafür gegen die Evidenz (es sind Synagogen und nicht Moscheen die hierzulande von der Polizei geschützt werden müssen).

Wie autoritär er spricht, erkennt man auch an weiteren Formulierungen

„… die ich als aufrührerisch empfinde.“

und

„Ich erwarte von deutschen Politikern das, was die neuseeländische Regierungschefin Jacinda Arden gemacht hat. Sich hinzustellen, zur Bekundung von Mitgefühl auch mal symbolisch ein Kopftuch umzulegen und ganz klar zu bekennen: Auch der Islam gehört zu Deutschland, Islamfeindlichkeit wollen wir nicht.“

Irgendeine Begriffsarbeit, die wenigstens aus der Ferne an Wissenschaft erinnern würde (er wird mir als Leser immerhin als MedienWISSENSCHAFTLER vorgestellt), vermisst man in diesen Interviews sowieso.
Eine Parteinahme für und eine gegen etwas kann ich dagegen deutlich ausmachen.
 

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