Matthias Hecht gibt sich täglich die Minute. Morgen, am 26. November 2020, veröffentlicht er die 250. Minute. Am 15.04.2020 stellten die Ruhrbarone den Podcast des Bochumer Schauspielers und Regisseurs vor. In der erzwungenen Corona-Pause erdacht und geboren, sendet Hecht seine Gedankenschnipsel täglich in die Welt. Wo andere einen vollquatschen und die Gehörgänge fluten, würzt Hecht seinen Cast mit Kürze. Dieses Format hebt sich ab und erreicht so die Gehörgänge seiner Zuhörer. Matthias Hecht heute im Interview bei den Ruhrbaronen:
Ruhrbarone: Hallo, Matthias! Wer hätte im April gedacht, dass dein Podcast morgen in die 250. Runde geht. Jeden Tag ein Gedankensplitter im Podcast-Format. Wird das nicht langweilig?
Hecht: Damit habe ich natürlich nicht gerechnet. Ich habe nichts von alledem erwartet, was rund um meinen Podcast passiert ist. Langeweile als Zustand kenne ich so gut wie gar nicht. Weder in Bezug auf meinen Podcast, noch im Zusammenhang mit meinem Leben. Wenn ich „Langeweile“ jetzt mal als Zeit begreife, in der nicht viel passiert, dann genieße ich solche Momente. Ich sitze zum Beispiel gerne mal einfach nur so da und denke oder gucke aus dem Fenster. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal „Langeweile“ empfunden habe.
Was den Podcast angeht, so ist jede Gute Minute für mich ja ein Anlass, täglich darüber nachzudenken, was ich erlebt habe. In meinen Erinnerungen zu kramen, Kleinigkeiten Aufmerksamkeit zu schenken, um daraus die Idee zu schöpfen, die Episode zu gestalten.
Für mich ist es nach wie vor jedes Mal herausfordernd, weil ich ja vorher nie weiß, was am Ende der Gedanke sein wird. Da ich mir die Zeit nehme, ist es für mich hinterher verblüffend, auf was man so kommen kann.
Zur Person:
Matthias Hecht lebt in Bochum, ist freiberuflicher Schauspieler und Regisseur. Er ist künstlerischer Leiter des jungen Ensembles „Young’n’Rotten“ am Rottstr 5 Theater. Im November 2019 gab er mit der Inszenierung von Dürrenmatt´s DIE PHYSIKER sein Regiedebüt. Zudem steht er auch immer wieder im Bochumer ZEITMAULtheater auf der Bühne. Seit 2007 führt er eine künstlerische Liaison mit dem Schauspieler, Regisseur und Autor Rolf Dennemann und der Künstlervereinigung artscenico e.V. Dortmund. In enger Zusammenarbeit war Hecht in unzähligen nationalen und internationalen Performances und Bühnenstücken zu sehen.
Ruhrbarone: Nach 250 Guten Minuten. Was bewegt dich, damit weiter zu machen?
Hecht: Vieles. In erster Linie die Freude, die mir der Podcast bringt. Ich meine, es macht einfach Spaß, mir jeden Tag die Aufgabe zu stellen einen positiven Gedanken zu formulieren, um nicht in dieser derzeitigen Unsicherheit zu versinken. Und selbstverständlich motivieren mich die vielen, tollen Rückmeldungen und die so überraschend große öffentliche Wahrnehmung.
Es ist ja im Grunde genau das eingetreten, was ich mir zu Beginn für mich dadurch erhofft habe. Wenn das dann auch noch anderen Menschen gefällt, gibt es keinen Grund aufzuhören. Und mich reizt der Gedanke, niemals damit aufzuhören. Auf eine Art ist es auch ein Tagebuch, ein Zeitzeugnis.
Und darin eines Tages quasi herumzublättern oder es jemandem zu überreichen ist ein schöner Gedanke. Es ist ja jetzt schon so, dass ich nicht mehr genau weiß, was in den jeweiligen Episoden das Thema war. Wenn ich mir dann vorstelle, in 10 Jahren heißt es „Episode 3.650“, kann ich es kaum erwarten. Ob ich das allerdings schaffe, mag ich nicht voraussagen.
Ruhrbarone: Du hast vor einiger Zeit deine Hörer und Fans gebeten, dich zu unterstützen. Über die Plattform Steady kann man dir monatlich einen Betrag zuwenden. Ich habe gesehen, dass du derzeit monatlich mit 17,00 € unterstützt wirst. Was kostet dich der ganze Aufwand? Im materiellen und auch immateriellen Sinne.
Hecht: Ich spreche da nicht gerne von Kosten. Ich investiere Zeit und Energie, die es mir aber auch absolut wert ist. Die Idee, mich unterstützen zu lassen, ist noch ganz frisch. Mir geht es darum, Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Wertschätzung für mein Schaffen mit einem kleinen Beitrag zum Ausdruck zu bringen.
Da meine üblichen beruflichen Tätigkeiten zum größten Teil weggebrochen und derzeit nahezu nicht planbar sind, ist der Podcast gerade meine einzige Konstante. Für die Zukunft kann ich mir vorstellen, das noch weiter auszubauen. Da freue ich mich natürlich wahnsinnig über jeden einzelnen Menschen, der mich unterstützt – mit welchem Beitrag auch immer.
Denn mein Podcast ist überall frei und kostenlos zu hören.
Matthias Hechts Podcast Die GUTE MINUTE
Spotify
https://open.spotify.com/show/5sVtQ9JrwaBAPpJnC9h1Vv?si=M01GLPPWRher98FAXSiQFg
Apple Podcast
https://podcasts.apple.com/de/podcast/die-gute-minute/id1504046178
Pressestimmen
Süddeutsche Zeitung/Podcast Tipp Monat Juli 2020
(…)“Hecht erzählt – mit markanter Schauspieler-Stimme – von der Freude über eine gelbe Plastikgießkanne, sinniert über Zeitempfinden oder über Begriffe wie „nach Hausfrauenart“. Das ist mal amüsant, mal belanglos, mal anekdotisch, mal philosophisch. In jedem Fall: kurzweilig. Ganz egal, ob man den Ultrakurzpodcast nun als Alltagsbegleiter hört oder mehrere Folgen am Stück.“(Aus: Süddeutsche Zeitung/Podcast Tipps Monat Juli/Elisa Britzelmeier/16.07.2020)
WDR 3: Kultur am Mittag