Jüdische Fußballvereine im nationalsozialistischen Deutschland – Eine Spurensuche

Jüdische Vereine CoverEin wahrlich ambitioniertes Buch-Projekt, welches Lorenz Peiffer und Henry Wahlig da mit diesem Vorhaben angegangen sind. Und weil das Ergebnis nun tatsächlich durchaus bemerkenswert ist, das Buch aber vermutlich trotzdem nicht gerade zu den Verkaufsschlagern der nächsten Wochen gehören dürfte, möchte ich das Werk hier bei uns im Blog heute auch einmal kurz vorstellen, so einer etwas größeren Öffentlichkeit bekannt machen.

Das in dieser Woche ganz frisch im Verlag ‚Die Werkstatt‘ erschienene Werk befasst sich nämlich erstmals mit der Geschichte jüdischer Fußballvereine im nationalsozialistischen Deutschland. Eine Thematik, welche so zuvor noch nie angegangen wurde und sicherlich für sport- und politikinteressierte Leser grundsätzlich durchaus auch von einigem Interesse sein dürfte.

Dass da von den beiden vermutlich sehr viel Arbeit geleistet wurde, das merkt man diesem Buch von der ersten Seite an. Immerhin knapp 600 geschichtsträchtige Seiten sind es dann am Ende geworden. Prall gefüllt mit Zahlen, Fakten, Fotos und viel historischem Wissen.
Was liegt dem Buch genau zugrunde?

Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten begannen deutsche Fußballvereine im Frühjahr 1933 mit dem Ausschluss ihrer jüdischen Mitglieder. Juden waren nun gezwungen, sich in eigenen jüdischen Sportgruppen zu organisieren. Diese Vereine bauten in den kommenden Jahren, im Schatten von Terror und Verfolgung, ein beeindruckendes Sportsystem mit separaten Wettkämpfen und Meisterschaften auf.08B-Sign 8-SpoA 1300 Innentrio 031 (547x600)

Das nun frisch vorgelegte Werk fasst die Geschichte der knapp 200 jüdischen Fußballvereine, die bis zu den Pogromen des 9. November 1938 im Deutschen Reich existierten, erstmals so kompakt in Buchform zusammen.

Dabei handelt es sich allerdings so nicht um ein Buch, welches man klassischer Weise von der ersten bis zur letzten Seite kontinuierlich durchlesen wird. Es handelt sich vielmehr um eine Art Nachschlagewerk. Vereine sind hier nach Städten und Regionen sortiert und werden nacheinander alle in detailreichen Porträts vorgestellt.

In den Tagen seitdem das Buch nun hier bei mir liegt habe ich es immer wieder zur Hand genommen und jeweils einzelne Teile daraus gelesen und einzeln für mich verarbeitet.

Schon interessant und beeindruckend so langsam zu erahnen, welche Vereine in einzelnen Regionen die im eigenen Leben bisher eine größere Rolle gespielt haben, so verlustig gegangen sind. Diese immense Anzahl von jüdischen Clubs war zumindest für mich sehr überraschend. Egal ob Dortmund, Bochum, Duisburg, Gelsenkirchen usw., jede Großstadt hat damals diverse jüdische Fußballvereine gehabt, welche hier mit ihrer jeweiligen Vereinshistorie portraitiert werden.

Für sport- und politikinteressierte Leser ist dieses Buch daher in jedem Fall ein Gewinn für die vorhandene Buchsammlung.

Kleiner Haken: Mit 44,90 Euro ist das Buch natürlich nicht gerade günstig. In Anbetracht der vermutlich recht geringen Auflage und der immensen Arbeit die darin steckt, wundert der recht hohe Verkaufspreis aber auch nicht wirklich.

Alle Fotos aus dem Buch zeigen wir hier mit freundlicher Genehmigung des Verlages ‚Die Werkstatt‘.

Gebundene Ausgabe: 576 Seiten
Verlag: Die Werkstatt
ISBN-13: 978-3730702215
Preis: 44,90 Euro

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Thomas Weigle
Thomas Weigle
9 Jahre zuvor

Das besprochene Buch ist sein Geld wert, wie überhaupt diese Göttinger Werkstatt sehr rührig in Sachen Fußballgeschichte ist. Zum Thema Juden im deutschen Fußball sind u.a. zu erwähnen "Lederball und Davidstern", "Julius Hirsch. Nationalspieler. Ermordet.", "Wir waren die Juddenbube" über die SGE, "Der FC Bayern und seine Juden" und und und.

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[…] Angaben aus Pfeiffer/Wahlig: Jüdische Vereine im nationalsozialistischen Deutschland, Die Werkstatt, Göttingen 2015 bzw. Schulze Marmeling(Hg): […]

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