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Wenn solche Institutionen wie das FZW, die bis dahin so einen Inselcharakter hatten, jetzt also in die erste Liga aufsteigen, in das Visier der Gornys und Standortpolitiker geraten und Vorzeigeprojekte sein müssen: Wie bewahrt man dann die alten Tugenden?
Rüdiger Jordan:
Zur Gesellschaftsform kann ich noch nichts Definitives sagen. Dass die ökonomische Nische verloren geht und alles etwas anonym wird, das habe ich zuerst auch befürchtet. Aber der kleine Club ist mit einer 300er-Kapazität auch nicht größer als der jetzige, und selbst die große Halle hat erstaunlich viel Charakter. Wirtschaftlich gesehen muss da natürlich auch die erfolgreiche Partyreihe laufen, aber ich wäre halt gar nicht hier, auch persönlich nicht, wenn der Umzug nicht auch eine Riesenchance für junge Szenen und unterschiedlichste Gruppierungen in der Stadt und Umgebung wären.
Von den Räumlichkeiten her wiederum ist im Foyer ein offenes Café neben der Halle und dem Club vorgesehen, in denen dementsprechend auch Lesungen, Medienkunstausstellungen, etc ihren Platz finden. Da kann man sich dann auch breit aufstellen und mit den entsprechenden Szenen vernetzen und nicht nur Fließband gleich Konzert A, B, C und Party X, Y, Z veranstalten. Und auch das kommerzielle Programm soll so gefahren werden, dass es weitestgehend angemessen dem Grundprinzip des FZW entspricht. Ansonsten würde das auch nur kurze Zeit funktionieren. Wir möchten schon unseren Charakter bewahren und ein eigenständiges Profil schaffen, neben den anderen Veranstaltungsorten der Stadt.
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Wie begegnet man denn genau denen, vom Konzerthaus über das domicil bis hin zu den Diskotheken, Clubs und Kneipen? Ist das Konkurrenz?
Rüdiger Jordan:
Leider sind nach dem kurzfristigen Zusammenkommen der Clubs um die Loveparade herum alle wieder schön in ihre Iso-Nischen zurück gegangen. Dabei kann gerade das FZW gut Kräfte bündeln. In den Achtzigern waren alle hungrig nach Konzerten und Parties, mittlerweile ist es eher umgekehrt und die Bands, DJs und Veranstalter suchen nach Orten, in denen sie etwas machen können. Ob der Sieger eines Bandcontests dann mal bei einem großen Act im FZW die Vorgruppe macht oder Clubs mal einen populäreren DJ ausnahmsweise bei uns auftreten lassen oder sich zusammen schließen: Das ist alles von unserer Seite her denkbar.
Die Außensicht auf Dortmund ist nämlich eine Düstere. Da sagen dann die Hamburger, Berliner oder Leipziger oft zu recht: „Wieso müsst ihr denn zwei fast identische Reihen am selben Wochentag in zwei kleinen Läden machen? Ihr macht euch ständig gegenseitig das Leben schwer!“ Da bekommt man ein mitleidiges Kopfschütteln aus diesen Städten und die fragen, was man sich da bei uns gegenseitig eigentlich permanent antut. Da passt das FZW dann auf den ersten Blick vielleicht gar nicht da rein, aber kann als Vermittler und Impulsgeber hoffentlich einiges konstruktiv nach vorne bringen.
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Abschließend: Und gemessen an den Metropolen-Ansprüchen, wie sie um die Dortmunder Pop-Akademie, die Kulturhauptstadt und im Grunde eben auch das „U“ herum formuliert werden? Wie positioniert man sich da? Wo bleibt da die Jugendarbeit?
Rüdiger Jordan:
Es entsteht in Dortmund ja gerade eine Pop School im Fritz-Henßler-Haus mit der Musikschule zusammen – um das einmal aufzugreifen, als Beispiel für viele gewachsene Initiativen der letzten 20 Jahre, die jetzt ganz woanders sein könnten, wenn sie zu ihrer Zeit entsprechend gefördert worden wären. Stattdessen kommt immer diese Idee „Wir machen jetzt mal etwas ganz Großes und setzen von oben etwas auf“. Lässt man so etwas wie die Pop School mal wachsen, ohne gleich die Megaambitionen darauf zu setzen, dann kommt da auch etwas „Vorzeigbares“ heraus. Da wäre dann eine Pop-Akademie irgendwann vielleicht genau die richtige Ergänzung für Bands, die aus Dortmund heraus wollen. Aber die Grundlagen müssen erst mal wachsen und da liegt das eigentliche Problem. Da kann dann auch der Export nicht funktionieren, wenn man mit dem zehnten und nicht mit dem ersten Schritt anfängt. Stattdessen setzen dann die üblichen Zersetzungsprozesse umso früher ein.
Der HipHopper aus der Nordstadt, der in einer Pop School auf Jazzer trifft, und was sich für ihn daraus dann entwickelt: Das ist das eigentliche an Popkultur, nicht das Vermischen von Musikstilen und auch nicht das künstliche Generieren von irgendwelchen Popprodukten. Wir müssen aus Kostengründen erfolgreich wirtschaften, aber inhaltlich steht die Jugendkulturarbeit nach wie vor an erster Stelle.
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Es folgen die Zeche Carl in Essen und das Druckluft in Oberhausen, vielleicht auch mehr.
Interessant, was von den tollen Ideen heute, ein Jahr später, übrig geblieben ist: Nichts – Totalversagen – Privatisierung.
Mehr dazu auf meinem kleinen Blog: https://jojoclub.blogsport.eu/