Juicy Beats verliert 10.000 Zuschauer zum Vorjahr

Das 2024er Juicy Beats im Dortmunder Westfalenpark war am vergangenen Wochenende schlecht besucht | Foto: Peter Hesse

Im Jahr 2019 erlebte das Juicy Beats im Dortmunder Westfalenpark seinen absoluten Peak – vor fünf Jahren kamen 52.000 Zuschauer und die erlebten bei bei bestem Wetter eine gut besuchte Sause. In den Corona-Jahren 2020 und 2021 fiel das Festival aus, danach kamen Jahre der Ernüchterung: 2022 kamen 41.000 Zuschauer, 2023 nochmal 44.000 Besucher und jetzt am vergangenen Wochenende nur noch 34.000 Ticketkäufer.

Die Gründe für den Besucherschwund sind vielfältig. Gerade alles um den Festivalbereich ist teurer geworden, egal ob Bühnen oder Lautsprecher-Anlagen-Verleiher, Stromkosten oder Versicherungen – alles kostet ein Vielfaches mehr. Auch der Westfalenpark hat als Pächter für Miete, Gärtner- und Aufforstungsarbeiten nochmal die Preise kräftig erhöht, die auch an die Besucher weitergegeben werden: ein normales Bier kostet inzwischen sechs Euro, eine vegetarischer Asia-Nudelimbiss zehn Euro und die Tageskarte liegt inzwischen bei 80 Euro. Mit einer hohen Inflationsrate schauen die Verbraucher in Deutschland viel genauer auf das verfügbare Geld, was sie in ihrer Freizeit ausgeben. Und steigende Inflationsraten bedeuten für die Bürgerinnen und Bürger immer einen Verlust der Kaufkraft.

Zudem setzt das Juicy Beats Festival auf eine komplett junge Zielgruppe, mit Acts wie Paula Hartmann, Alligatoah oder Cro, deren Gagenforderungen auch nochmal saftig angezogen haben. Gab es früher sogenannte „Kumpel-Deals“ auf Vertrauensbasis, beharren heute Mangements von bekannten Künstlern darauf, ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen knallhart durchzusetzen. Dazu vermissen Kenner der Szene beim Juicy Beats ein durchmischtes Programm, was drei Generationen an Musikhörern anspricht:  Remmidemmi-Hip Hop und Trap für Kids, Old School Electro für Milennials – und dazu ein ausgesuchtes Indie und Rock Programm von Tocotronic bis Notwist für die gesetzte Genaration in Akademiker-Jobs – gerade die ältere Zielgruppe wird vom Juicy Beats im Programm überhaupt nicht mehr berücksichtigt.

Allein in England haben in dieser Sommersaison schon 40 Musik-Festivals den Betrieb wegen schlechter Vorverkaufszahlen eingestellt, auch in Deutschland hat es Festivals wie das Melt in Gräfenhainichen (Saschesn-Anhalt), das Third Room Festival (Hattingen) – und dazu im letzten Jahr haben schon das Download Festival und das Bang Your Festival (beide aus Baden-Württemberg) ihren Entertainment-Betrieb eingestellt. Nach Corona habe sich die ganze Szene gewandelt und die Voraussetzungen für die Veranstaltung eines Events seien heute völlig anders, als noch vor der Pandemie. Spezial-Bühnentechniker, wie ein Rigger zum Beispiel, kosten in ihren Tagesgagen heute doppelt so viel, wie noch vor Corona. Für das nächste Jahr müssen sich die Macher des Juicy Beats etwas einfallen lassen. Was sie genau planen, steht derzeit noch nicht fest.

 

 

 

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