K-Wort benutzt: Gesine Lötzsch löst Kommunismusalarm aus

Gesine LoetzschSie hat es gesagt, genauer: sie wird es noch sagen. Aber geschrieben hat sie es schon, das K-Wort. Und sie ist immerhin die Vorsitzende der Partei Die Linke, die Gesine Lötzsch. Genauer: eine der beiden Vorsitzenden. Der andere ist Klaus Ernst und – aus einer ganzen Reihe von Gründen – irgendwie ein Problem. Aber die Gesine Lötzsch – nach Parteilogik das passende Gegenstück: weiblich, ostdeutsch, Reala – galt eigentlich immer als enorm vernünftig. Der Parteilogik folgend: irgendwie kein Problem. Und jetzt das! Lötzsch verwendet in einem Beitrag, den sie am Samstag auf der Konferenz „Wo bitte geht’s zum Kommunismus?“ das K-Wort, ohne gleichzeitig direkt darauf hinzuweisen, dass im Namen dieses K-Wortes schwerste Verbrechen begangen wurden – Massenmorde, der Archipel Gulag, die Berliner Mauer, eine chronische Unterversorgung der Bevölkerung mit Gütern des täglichen Bedarfs, und im Tal der Ahnungslosen gab es nicht einmal Westfernsehen. 

Kein Wunder also, dass dieses K-Wort „Emotionen auslöst“, wie Bodo Ramelow das ausdrückt. Im Westen, versteht sich; und offenbar weiß die – wie gesagt: Ostdeutsche – Frau Lötzsch aus Berlin nicht, „welche Emotionen sie im Westen mit diesem Schlüsselbegriff auslöst“. Das vermutet jedenfalls der Vorsitzende der Linksfraktion Thüringens, der aus dem Westen stammt, obschon dieses neue Bundesland wie alle anderen neuen Bundesländer im Osten liegt. Kurzum: er weiß um der doch eher etwas negativ besetzten Emotionen, die mit dem schlimmen K-Wort insbesondere dort verbunden werden, wo schon seit der Ermordung Rosa Luxemburgs die Leute reflexartig Angst vor der Verstaatlichung ihres Kühlschranks bekamen. Zwar konnten damals nur ein paar reiche Leute in den USA einen Kühlschrank ihr eigen nennen, aber es gibt ja auch arme Leute, die gegen die Reichensteuer sind. Man weiß ja nie, vielleicht könnte sie einen doch irgendwann einmal stören, die Reichensteuer. Sicher ist sicher, und deshalb hätte Bodo Ramelow „das Wort Kommunismus nicht benutzt“.

Der Weg zum Kommunismus“ sei, so gab es der Bundestagsabgeordnete und ehemalige Vorsitzende der Berliner Linkspartei Stefan Liebich verbindlich durch, „nicht Teil der Programmdebatte“. Sie wird die Linken in diesem Jahr nämlich verfolgen, und deshalb war es Liebich wichtig, einmal ganz klarzustellen, worüber geredet werden darf und worüber nicht. Zwar gab sein Kumpel, der jetzige Berliner Vorsitzende Klaus Lederer zu Protokoll, „Gesine Lötzsch bislang nicht als eine Vorsitzende erlebt (zu haben), die die Linke in eine kommunistische Partei umwandeln will“; doch Liebich hatte das jetzt gelesen. Und zwar auf Spiegel Online: „Programmdebatte: Linke-Chefin erklärt Kommunismus zum Ziel der Partei“. Da haben wir es! Das sind schon Profis. Nein, nicht die Vereinigung der Vorsitzenden aller möglichen Linken, sondern die Jungs von Spiegel Online. So macht man das.

Man knöpft sich Lötzschs Text vor, der in der Jungen Welt veröffentlicht wurde und dem bis dahin kein Mensch verständlicherweise auch nur die geringste Beachtung geschenkt hatte, sortiert ihn in freier Interpretation in die Programmdebatte der Linkspartei ein und stellt – noch freier interpretiert – fest: „Linke-Chefin erklärt Kommunismus zum Ziel der Partei.“ Immerhin hatte die Chefin bemerkt: „Die Wege zum Kommunismus können wir nur finden, wenn wir uns auf den Weg machen und sie ausprobieren, ob in der Opposition oder in der Regierung.“ Damit steht die Überschrift: Linke will Kommunismus. Was wohl das Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED zu dem Vorschlag gesagt hätte, sich auf den Weg zu machen und auszuprobieren? Egal, das K-Wort ist gesprochen, und Kommunismus ist Kommunismus. Allerdings erfahren wir von Gesine Lötzsch nicht so ganz genau, was das eigentlich ist, dieser Kommunismus. Typisch: der Kommunist ist gerissen und verschleiert seine Ziele. Ein kleiner Hinweis findet sich allerdings doch in ihrem Text: „Wenn Kommunismus das Gemeinschaftliche betont und der Liberalismus den einzelnen, dann wollte Rosa Luxemburg beides zugleich.“ So wollte es Otto Schily eigentlich auch; doch dem war immerhin klar, dass das irgendwie nicht gehen kann.

Gesine Lötzsch feiert Rosa Luxemburg, was insofern clever ist, als dass die ultralinke Szene ihre Helden braucht und sich mit Rosa Luxemburg gewiss die richtige ausgesucht hat. Bei Lötzsch wird aus Luxemburg eine „radikale demokratische Sozialistin und konsequente sozialistische Demokratin“, was gewiss zwei verschiedene Aspekte dieser herausragenden Persönlichkeit markieren soll, mit der sich „der sowjetische Parteikommunismus“ nicht „versöhnen“ konnte. Wir können nur erahnen, dass sich bei Gesine Lötzsch alles ganz ähnlich verhalten dürfte wie bei Rosa Luxemburg. Doch bei Spiegel Online hat man Anderes im Sinn. Man ruft ganz einfach mal den Alexander Dobrindt an, also den Generalsekretär der CSU, und fragt ihn, was er davon hält, dass Frau Lötzsch jetzt den Kommunismus zum Parteiziel der Linken erklärt habe. Und dann sagt der:  „Frau Lötzsch stellt sich außerhalb unserer Verfassung. Wer den Kommunismus zum Parteiziel erhebt, greift die freiheitlich demokratische Ordnung unseres Grundgesetzes an.“ Damit steht die Überschrift: „Kommunismus-Bekenntnis: CSU fordert Totalüberwachung der Linken“. Man füge den eigenen Recherche-Ergebnissen schnell noch eine profunde Analyse des Geschehenen hinzu: „Der Text war eine Steilvorlage für den politischen Gegner“, und fertig ist die Lauge.

Da inzwischen auch CDU-Generalsekretär Gröhe angefangen hat zu toben, ist auch Frank-Walter Steinmeier, der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, über das Stöckchen, das ihm die Abteilung Antikommunismus hingehalten hat, gesprungen. Das Hamburger Abendblatt ließ er wissen, dass er sich „an den Kopf“ fasse, dass Lötzsch „zurück zum Kommunismus“ wolle, also „dorthin, wo wir Unfreiheit und Misswirtschaft 70 Jahre regieren sahen“. Angeblich rief er die Führung der Linkspartei zu einer raschen Klärung auf. Wen bitte? Wörtlich sagte er dem Abendblatt, er sei „gespannt, wie sich die anderen Führungsfiguren der Linken dazu äußern würden“. Ja, das ist aufregend. Oder sagen wir: es wäre aufregend, wenn Spiegel Online nicht längst des Dramas dritten Akt aufgeführt hätte: die Reue. „Die Linke ist linkssozialistisch, wir sind und werden keine kommunistische Partei. Und ich werde auch kein Mitglied der kommunistischen Plattform“, erklärte die gescholtene Parteiführerin. Klare Abgrenzung vom Kommunismus, und überhaupt habe sie das K-Wort nur deshalb benutzt, weil es im Titel der Veranstaltung am 8. Mai auftaucht. Und wenn man sie fragt, warum es die Linkenvorsitzende überhaupt für nötig erachtet, mit der DKP-Chefin und einer Ex-RAF-Frau zu diskutieren, erklärt sie, sei es ihr „Ansporn, im Publikum auch diejenigen für die Linke zu gewinnen, die unsere Partei für zu angepasst halten„. Entsprechende Vorbehalte gegen die Linke gäbe es nämlich im „linksextremen Milieu“.

Ach so ist das also. Wobei wir jetzt schon wieder nicht wissen, ob Gesine Lötzsch die Linkspartei dem linksextremen Milieu anpassen möchte oder aber das Milieu an die Partei. Vermutlich wird es ein offener Dialog; man wird es ja schon sehen. Immerhin kommt Lötzsch mit konkreten Ansätzen einer „revolutionären Realpolitik“ im Sinne Rosa Luxemburgs, selbstverständlich auf der Höhe der Zeit: energetische Gebäudesanierung, CO2-freie Städte, Verlagerung des Transports auf die Schiene. „Heißt das neuerdings Kommunismus?“ spottet die taz. Wenn das die ultralinken Straßenkämpfer vom Schwarzen Block auch lesen, hat Lötzsch am Samstag auf der Konferenz schon wieder ein Problem. Sie will dazu auffordern, „für einen Richtungswechsel der Bundespolitik zu kämpfen“ – so heißt es im Text. Vermutlich ahnt sie nicht, um noch einmal Ramelow zu zitieren, „welche Emotionen sie im Westen mit diesem Schlüsselbegriff auslöst“. Mit diesem R-Wort: Richtungswechsel. Da fährt die Szene aber voll überhaupt nicht drauf ab. Es müssen schon die K-Wörter sein: Kommunismus, Klassenkampf, Kackbratze. Mal sehen, ob sie das checken wird, die Gesine …

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Helmut Junge
Helmut Junge
13 Jahre zuvor

Ich glaub, die paßt gar nicht mehr in die rote Jacke (vom Foto) rein.
Aber, wie heißt das so schön? Das soll jetzt mal keine Kritik sein!

Martin Böttger
Martin Böttger
13 Jahre zuvor

Die allgemeine Aufregung der konkurrierenden Parteien und fast aller relevanter Medien wird der Linkspartei eher nützen. Endlich findet sie wieder überhaupt Beachtung und diese reflexhaften Reaktionen werden wiederum eher antiautoritäre Reflexe der „Wutbürger“ mobiliseren.
Was ich an der akuellen Erscheinung der Linkspartei viel kritisierenswerter finde, ist, dass von ihr kaum eine gute Idee für morgen oder übermorgen zu bemerken ist. Orte, an denen sowas heute eher diskutiert wird, scheinen mir Treffen wie re:publica oder die CCC-Kongresse zu sein, die zwar von den meisten Parteien, auch der Linkspartei, kaum verstanden, aber längst auch von klügeren Traditionsmedien und sogar der Bundesregierung ernstgenommen werden.

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[…] K-Wort benutzt: Gesine Lötzsch löst Kommunismusalarm ausRuhrbarone […]

Angelika
Angelika
13 Jahre zuvor

#2 Martin Böttger „…wird der Linkspartei eher nützen…“

Ich vermute, dass das Gegenteil eintritt. In den sog. alten Bundesländern löst der Begriff Kommunismus m.E. mehrheitlich Abwehr, Erschrecken o.ä. aus.

Erika
Erika
13 Jahre zuvor

Schade,
aber der soziale Kapitalismus hat eben auf ganzer Linie versagt…

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[…] Kommunismus II: Sie hat es gesagt, genauer: sie wird es noch sagen. Aber geschrieben hat sie es schon, das K-Wort. Und sie ist immerhin die Vorsitzende der Partei Die Linke, die Gesine Lötzsch … ruhrbarone […]

Frank
Frank
13 Jahre zuvor

Hätten Sie nicht geschrieben, dass mit dem K Wort der Kommunismus gemeint ist, so hätte es sich bei diesem Beitrag auch um die Kirche handeln können. Ist schließlich auch ein K-Wort in dessen Namen schwerste Verbrechen begangen wurden. Zugegeben: ist etwas länger her, erst recht wenn man im Sinne der Kirche rechnet.

Dieter Carstensen
13 Jahre zuvor

Die Linke … SEUFZ

schönes Foto von Gesine Lötsch übrigens, meine Freundin sagte sofort, „die rote Lederjacke der Lötsch war teuer, ich habe die mal bei Armani gesehen, als wir noch nicht zusammen waren und konnte sie mir nicht leisten, zumal sie sie auch nicht in blau hatten und 662 Euro für das Teil war mir dann doch zu viel“!

Ob Gesine Lötsch für ihre schicken, roten Armani Jäckchen im Kommunismus noch einen Lieferanten findet?

Meine Freundin meinte zu dem Foto auch: „Ist das eine Domina aus dem Sado-Masostudio Berlin – Mitte? Die sieht so streng erzieherisch aus.“

Ich habe dann nur noch geflucht, weil ich vor Lachen den Tee über meinen Laptop geprustet habe und alles sauber machen musste.

Frauen … SEUFZ

Frank (Frontmotor)
Frank (Frontmotor)
13 Jahre zuvor

Ich glaub, das war das erste politische Statement der LINKEN in zwei Jahren, oder? Es hat schon einen Nachrichtenwert, wenn die sich mal nicht übereinander äußern, sondern politisch.

Eine Frage:
Hat das K-Wort in NRW größeren Alarm ausgelöst als die Verstaatlichung der Banken in den letzten zwei Jahren?

Ich meine: Im Kommunismus werden die Banken erst verstaatlicht und gehen dann bankrott. Im Kapitalismus gehen sie erst bankrott und werden dann verstaatlicht.

gerhard k.
gerhard k.
13 Jahre zuvor

Politiker wie Westerwelle und auch zahlreiche Medien bezeichnen die Politiker der Linken doch ständig als Kommunisten. Daran hat man sich schon gewöhnt.
Und nun spricht die Vorsitzende der Linken von Kommunismus. Und was passiert? Politiker und Medien rasten aus.
Verstehe ich hier was falsch? Bin ich im falschen Film? Erst bezeichnet man sie als Kommunisten, und wenn sie sich als Kommunisten ausgeben, ist man echauffiert?
Bin ich der einzige, der das seltsam findet?

Ich verstehe die Aufregung sowieso nicht.
Bei Sarrazin wurde auf Meinungsfreiheit gepocht, bei Lötzsch hingegen wird auf Verfassungsfeindlichkeit hingewiesen.

Alle fünf Sekunden stirbt auf dieser Welt ein Kind an Hunger. So steht es im World Food Report der FAO, der Ernährungsorganisation der Uno. Alle fünf Sekunden, jetzt, während ich diesen Kommentar absetze, hinterläßt in erster Linie der Kapitalismus, nicht der Kommunismus hinterlassen die marktwirtschaftlichen Hooligans ihre Leichen. Die Ursache ist strukturelle Gewalt, verursacht durch einen ökonomischen 3. Weltkrieg gegen die Ärmsten dieser Welt.

Stefan Laurin
Admin
13 Jahre zuvor

@Gerhard K: In Ländern mit Kapitalismus und Demokratie gibt es in der Regel keinen Hunger. Kriege, Unterentwicklung, Korruption, Religion etc. sind die Hauptgründe für das Elend. Nicht der Kapitalismus. Und zum „Ausrasten“ der Medien: Das eine Politikerin für die Einführung eines Systems plädiert, das schlicht eine Diktatur ist und für den Tod von Millionen Menschen verantwortlich war ist schon bemerkenswert. Mich hat es indes nicht erschüttert: Ich habe von der SED nichts anderes erwartet.

gerhard k.
gerhard k.
13 Jahre zuvor

Meine Kritik an den LINKEN, speziell an Frau L. ist eigentlich anderer Natur:
Frau Lötzsch weiß, dass im bürgerlichen Lager bei den kommenden Landtagswahlen nicht mehr besonders viele Wählerstimmen abzufischen sind. Deshalb ist sie sich nicht zu schade, auch im linksradikalen Lager mit Verbalradikalismen auf Stimmenfang zu gehen.

Bekanntlich ist Frau Lötzsch nicht Mitglied der Kommunistischen Plattform, einer 1-%-Gruppe in den LINKEN. Insofern darf man getrost an der Authentizität Ihrer “Offenbarung” zweifeln. Das macht ihre Strategie durchschaubar. Anerkennung findet aber die geschickte Skandalisierung des Begriffs Kommunismus nach der Devise, besser negativ in den Medien, als überhaupt nicht.

Wie Frau Lötzsch wirklich tickt, zeigt sich an ihrer wiederholten Aussage, dass die LINKE “völkerrechtswidrige Kriege” ablehne. Mit diesem Adjektiv konfrontiert verweigert Frau Lötzsch mir bisher jegliche Erklärung, warum sie nichts gegen völkerrechtskonforme Kriege hat, bzw. warum sie diesen Zusatz nicht einfach wegfallen läßt. (Eine entsprechende Wortverbindung findet sich auch auf der Homepage von Klaus Ernst.)

Zum Hunger in den „reichen“ Ländern erlaube ich mir, auf die wie Pilze aus dem Boden schießenden „Tafeln“ in Deutschland hinzuweisen.

ch_we
ch_we
13 Jahre zuvor

@Stefan:
„In Ländern mit Kapitalismus und Demokratie gibt es in der Regel keinen Hunger.“

Und an diesem Satz kann man schön erklären, was Koinzidenz von Kausalität unterscheidet. Die Tatsache, dass es in einer Demokratie wie Deutschland keinen Hunger gibt, könnte ja etwas damit zu tun haben, dass Bismarck aus Furcht vor einem weiteren Erstarken der Sozialisten eine Sozialgesetzgebung eingeführt hat. Nur von Kaptalismus alleine verschwindet der Hunger nicht und auch die Demokratie braucht er nicht zwangsläufig. Kann man in China gerade auch ganz gut sehen – ebenso, dass ein „kommunistisches“ Regime nicht immer für Arbeiterrechte eintreten muss. Wenn man das eh nicht schon wusste.

Das ist aber für diese Debatte um Lötzsch total unwichtig. Was hat sie denn getan? Sie hat einen Artikel geschrieben, der so auch in jeder Juso-Zeitschrift, die über ein wenig Restwürde verfügt, stehen könnte. Und zwar für ein Publikum, das seine Zeit gerne mit der Exegese der ‚Klassiker‘ verbringt. Und um deren Aufmerksamkeit zu erzielen, schreibt sie zu Beginn kurz „Kommunismus“, definiert den Begriff nicht, langweilt dann mit xtausend-Zeichen über Luxemburg herum und landet am Ende des Artikels dann doch wieder beim „demokratischen Sozialismus“. Dazu kommt dann noch die obligatorische Erwähnung des ‚Novemberverrats‘ und fertig ist die identitätsstiftende Parteifolklore für den linken Flügel. Und genauso sind auch die Reaktionen darauf nichts als Foklore für die eigene politische Identitätsstiftung.

Hans-Dampf
Hans-Dampf
13 Jahre zuvor

„In Ländern mit Kapitalismus und Demokratie gibt es in der Regel keinen Hunger. Kriege, Unterentwicklung, Korruption, Religion etc. sind die Hauptgründe für das Elend.“

Die Denke der deutschen Sozialdemokratie im Jahre 2011. Und genau deswegen brauchen wir die LINKSPARTEI.

Anton Kowalski
Anton Kowalski
13 Jahre zuvor

@Stefan Laurin
„In Ländern mit Kapitalismus und Demokratie gibt es in der Regel keinen Hunger.“
Da lachen ja die Hühner! Soweit sie das bei ihrer ihrer dixionverseuchten Fütterung noch können. Google doch nur mal „Hunger in Deutschland“… Und schau Dir Tafeln an…

Stefan Laurin
Admin
13 Jahre zuvor

@Hans Dampf: Wofür brauchen wir die Linkspartei? Damit ein paar Altfunktionäre-Ost und ein paar Politspinner-West nicht ganz beschäftigungslos sind? Ich gönne ja jedem, auch noch im hohen Alter die Polit-Pubertät nachzuholen. Und natürlich nette Jobs zu bekommen. Einen gesellschaftlichen Nutzen kann ich allerdings nicht erkennen.

Ch_We:Das so etwas auch in einer Juso-Postille stehen könnte zeigt was es eigentlich ist: Poserei. Denn mehr war es ja auch bei den SPD-Kindern in Wirklichkeit nie.
Zur Demokratie: Ihre große Leistung ist die friedliche Moderation von Konflikten. Das eine Gruppe eine andere komplett über den Tisch zieht ist sehr selten. Und das werden auch Länder wie China irgendwann einmal verstehen – vielleicht erts, wenn es einmal richtig gekracht hat. Die unterdrückten Konflikte mit Tibetern, Muslimen, Umweltschützern und Wanderarbeitern zeigen, dass einen Diktatur das nicht leisten kann. Vor allem nicht auf Dauer, wenn die Wachstumsraten allein aus dem Grund irgendwann sinken, weil China zu einer „reifen Volkswirtschaft“ wird.

@Anton: Die Tafeln gehören auch zum System. Caritas und Engagement sind Teil demokratischer Gesellschaften. Tafeln gibt es meines Wissens nach in Nordkorea nicht – und dort wären sie nötiger als in Deutschland. Wer hier nichts zu essen hat und auf Tafeln angewiesen ist, hat sich vielleicht auch entschlossen, dass ihm zur Verfügung stehende Geld für andere Dinge als Lebensmittel auszugeben. Was natürlich ok ist. Und Dank der Tafeln geht das ja auch.

ch_we
ch_we
13 Jahre zuvor

@Stefan:

Ja genau: Lötzsch betreit Poserei zur Identitätsstiftung. Aber: Die Reaktionen von Spiegel, CSU etc. sind auch nichts anderes als die altbekannte anti-kommunistische Identitätsstiftung. Klare Win-Win-Situation. Die einen dürfen sich als Opfer der Medien fühlen, die anderen erreichen leichte Aufmerksamkeit durch Argumentrecycling.

Zum Thema China: Auch richtig. Besonders der Wanderarbeiterkonflikt ist hier interessant, aber auch, ob sich die Menschen in den Sweatshops, wo dein Handy und mein Laptop hergestellt wurden, organisieren werden können, um ihre Rechte auf würdige Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Kapitalistische Betriebe sind nämlich per se erstmal eine demokratiefreie Zone, auch wenn sie in einer „Volksrepublik“ ihre Fabriken haben. Ich denke aber, dass es schwieriger wird, in China soziale Rechte durchzusetzen, wenn die Wachstumsraten sinken.

Rosa L.
13 Jahre zuvor

@ Werner Jurga

Danke für den link zu SPIEGEL – SPAM – finde ich Klasse:

„10 Gründe, warum der Kommunismus schlecht für uns wäre

Jetzt ist die Katze aus dem Sack. So müssten wir alle leben, ginge es nach der LINKEN (…)“

so: https://www.spiegel.de/spam/0,1518,738171,00.html

Helmut Junge
Helmut Junge
13 Jahre zuvor

@Werner Jurga,
Während die anderen hier einen Glaubenskrieg zelebrieren, ohne zu erklären, welchen „K“ sie jeweils als wahren „K“ meinen, wenn sie über „K“ sprechen, bringst du die Diskussion mit einem einzigen Hinweis auf das Niveau, das ich so liebe.
Dafür hast du den Till-Eulenspiegel Preis verdient.
Du oder der Spiegelautor.

Arnold Voß
Arnold Voß
13 Jahre zuvor

@ all

Halllloooo Leute, die Idee des Kommunismus wurde nicht von den Kommunisten sondern von den frühen Christen erfunden. Das nur zur geistesgeschichtlichen Orientierung. Als Gesellschaftsform ist der reale Kommunismus allerdings auch bei denen nach relativ kurzer Zeit gescheitert. Dafür scheinen selbst die gütigsten Menschen auf Dauer nicht gemacht zu sein.

Die Idee des Kommunismus findet sich allerdings in vielen eher gruppen-als gesellschaftsorientierten sozialen Organisationsformen bis heute wieder. Viele Mönche und Nonnen leben bis heute nach dem Prinzip alles mit allen zu teilen und fast ohne jedes privates Eigentum.

Auch Menschen die als zufällige oder dauerhafte Gruppe in höchste Not geraten verhalten sich häufig für die Dauer dieser kollektiven Drangsal nach den Prinzipien des Kommunismus. Ja sie sind nur so als Gruppe überhaupt überlebensfähig.

Das gleiche tun enge Freunde und funktionierende Familien untereinander auch ohne Not. Sie versuchen einander nicht gegenseitig auszubeuten und lassen ihr privates Eigentum von anderen unendgeltlich mitnutzen, d.h. sie geben und teilen gerne, ja aus Überzeugung und gegen jedes Kalkül der privaten Gewinnoptimierung.

Arnold Voss
13 Jahre zuvor

@ 8 Dieter Carstensen

Ich weiß zwar nicht, wie man nach diesem Foto diese Jacke zweifelsfrei als Armani Produkt identifizieren kann, aber sie steht ihr gut und rot ist nun mal eine Signalfarbe. Nur ein Klemmi kann daraus was mit Sado-Maso phantasieren.

P.S. Kleiner Tipp für kniepige Häuslebauer: Armani gibt es mittlerweile auch in gut sortierten Secondhand Läden.

Hans-Dampf
Hans-Dampf
13 Jahre zuvor

@ Stefan Laurin

„Einen gesellschaftlichen Nutzen kann ich allerdings nicht erkennen.“

Das wundert mich überhaupt nicht. Für rechte Sozialdemokraten ihres Schlages heißt gesellschaftlicher Nutzen die Liberalisierung des Arbeitsmarktes, die Pflicht drei Minijobs gleichzeitig zu haben; die Pflicht als Gerüstbauer bis 67 arbeiten zu müssen oder die Instrumantalisierung der Shoa um Deutschland wieder in den Krieg führen zu können etc.

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Da aber erfreulicherweise nicht alle Menschen bereit sind, den Kakao durch den sie gezogen werden auch noch zu trinken, hat auch die LINKSPARTEI ihre Daseinsberechtigung.

Stefan Laurin
Admin
13 Jahre zuvor

@Hans Dampf: Ich? Sozialdemokrat? Pruhuust! Lach! Heul! Kreisch! 🙂
Den Rest den Sie geschrieben haben halte ich natürlich auch für Unfug.

Dieter Carstensen
13 Jahre zuvor

@22 Lieber Arnold Voss,

ich habe nur meine Partnerin zitiert. Ich weiss nicht wie das bei Ihrer Frau ist, aber die meine kennt sich aus bei Mode, leider manchmal zu gut zum Leidwesen meines Scheckbuches, bzw. meine silbernen Mastercard.

Mir selber wäre das ehrlich gesagt gar nicht aufgefallen, was Gesine Lötsch sich da scheinbar für ein teures Teilchen als Jacke gekauft hat, aber meiner Süssen fiel es halt auf.

Nennen Sie mir doch freundlicherweise mal ein paar Second Hand Shops wo es Armani Lederjacken gibt, ich kann dann bei dem nächsten Einkauf meiner Liebsten eine Menge Geld sparen.

@24 Stefan Laurin,

Sie sollen Mitglied des SPD sein? Wäre mir neu, ich glaube Sie bewahren sich Ihre journalistische Unabhängigkeit, ich kann nicht erkennen, daß Sie in irgendeiner Partei sind, zumindest nicht aus Ihren Artikeln.

Aber gerüchteweise wurde mir aus gut informierten politischen Kreisen in Bayern beim letzen Frühschoppen in Mittenwald zugeflüstert:

„Der Stefan Laurin, ist das nicht der Journalist aus dem Kohlenpott, der den nächsten Wahlkampf für unseren Horsti Seehofer organisiert?“

Vor Schreck habe ich erstmal sieben Obstler getrunken, das konnte nun wirklich nur ein Gerücht sein, genauso wie das Gerücht, Sie wären jetzt in Die Linke eingetreten, weil Sie Gesine Lötschs rotes Armani Lederjäckchen so schick fänden und auch in dem Berliner Die Linke Sado – Maso Club mitmachen wollen.

Bestimmt stapeln sich auf Ihrem Schreibtisch MASSENHAFT Eintrittsformulare für alle Parteien, die Ihnen „wohlmeinende“ Die Ruhrbarone Leserinnen und Leser unaufgefordert zu senden.

Gerüchteweise geht jetzt um, dass Sie demnächst Renate Kühnast im Berliner Standesamt Wedding heiraten wollen und Klaus Wowereit der Trauzeuge sein soll …

So ist das, mit den Gerüchten, ggg

Arnold Voß
Arnold Voß
13 Jahre zuvor

@ Dieter Carstensen

Habe weder eine Frau noch eine Silberne Mastercard. 😉

Preiswerte und sehr gut erhaltene Armanis, Pradas, Guccis usw. laufen unter Designer-Second-Hand. In Dortmund kenne ich so einen Laden ganz nahe der Innenstadt. War ich mit einer Freundin drin, die nur dieses Zeug kauft. Auf eigene Rechnung allerdings.

Patrizia
Patrizia
13 Jahre zuvor

Was für eine „kranke, rückwärtsgewandte Denke“ muss Frau Lötzsch, – als Vorsitzende einer nicht so kleinen, deutschen Partei -, haben, um als Zukunftsperspektive, trotz der mörderischen Vergangenheit, einem offenbar immer noch obrigkeitshörigen Volk, das abgehalfterte, zutiefst menschenfeindliche Gesellschaftsmodell des Kommunismus verkaufen zu wollen ?

Alle Menschen schön „zurechtgebogen“, – nur dann sind sie Teil „des Volkes“ oder der „kommunistischen Wertegemeinschaft“ und nur dann dürfen sie am gesellschaftlichen Leben teilhaben -, notfalls in einem typisch deutsch organisierten Lager, – mit fein säuberlicher Lagerordnung -, „zurechtgehackt“, wenn sie nicht wollen, wie eine allwissende Funktionärskaste will, ist also das Ziel der deutschen Linken ?

Was unterscheidet eigentlich den deutschen Nazi von dem deutschen Kommunisten ? … einmal von der Tatsache abgesehen, dass bei den Nazis die Menschen wegen ihrer „falschen Rassenzugehörigkeit“ im Lager gelandet sind und bei den Kommunisten die Menschen wegen ihrer „falschen Gesinnung“ im Lager landen ?

Wie so ein kommunistisches Gesellschaftsmodell der „Chancengleichheit“, der „Nicht-Diskriminierung“, der „Nicht-Ausbeutung“ etc. in der Realität verwirklicht wird, darüber kann sich jede und jeder mit Hilfe der Geschichtsbücher über Pol Pot’s Kambodscha oder Mao’s China informieren. Ok, ich gebe gerne zu,
dass die Deutschen „das Lagerleben“ und das hierfür notwendige „Rechtssystem“ anders organisieren würden; das haben sie ja in der Vergangenheit bewiesen.

Schön ist und bleibt für alle anderen Deutschen, alle Nichtdeutschen, HumanistInnen und jene dem Leben positiv Gegenüberstehenden, dass das „Zukunftsszenario“ von Frau Lötzsch und damit auch der typische, deutsche Menschenfeind, ganz wunderbar beschrieben in der Todesfuge, … die Lötzsch ist ja blond und hat blaue Augen …

„der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau“

„dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith“

… im eigenen Volk keine politische Mehrheiten mehr findet.

Rosa L.
13 Jahre zuvor

@ Patrizia #27

was soll das sein ?

ein weiterer Ausflug ins „satirische Fach“, wie ich einen Ruhrbaron per e-mail fragte?

(für die gute, wahre, schöne Satire: https://www.spiegel.de/spam/0,1518,738171,00.html )

Arnold Voß
Arnold Voß
13 Jahre zuvor

@ Patrizia

Keine Frage, der Kommunismus als Gesellschaftsmodell kann nur in reinem Horror enden. Was die deutschen Nazis und (nicht nur) die deutschen Kommunisten betrifft, gibt es jedoch, neben frappanten Ähnlichkeiten, einen nicht zu unterschätzenden Unterschied den man sehr wohl auch als Antagonismus deuten kann.

Es waren die deutschen Kommunisten die die deutschen Nazis nach ihrer Machtergreifung zu allererst in ihre Lager gesteckt haben. Es war das kommunistische Russland das die deutschen Nazis mit einem Vernichtungskrieg überzogen haben, den die Welt so noch nie erlebt hat.

Patrizia
Patrizia
13 Jahre zuvor

@Rosa L.

… wenn Sie Frau Lötzschs „Suche nach den Wegen zum Kommunismus“ als Satire
betrachten, ist mein Beitrag nur eine Fortsetzung dieser Satire 🙂

Ich finde ausserdem, dass die sozialistischen Menschenschinder tagtäglich „Real-
satire“ schreiben. „Der Sozialismus oder Tod“ – Präsident in Venezuela setzt wegen
einer Überschwemmung das Parlament ausser Kraft, der „liebe Führer“ Kim Jong-il
ballert nach Südkorea, tötet vier Menschen und nimmt die 11-Millionenstadt Seoul
in ein Art Geiselhaft … wer einmal in Korea war weiss wie exponiert der Grossraum
Seoul, – nur wenige Kilometer von der nordkoreanischen Grenze entfernt -, liegt …

Und jetzt hat der „liebe Führer“ keinen Nahrungsmittellieferanten mehr. An der
gigantischen „nordkoreanischen Tafel“ sitzen die zwangssozialisierten Menschen,
schauen in ihre leeren Reisschalen und pflegen ihre Hungerödeme … wenn das
nicht Satire pur ist … das sind alles bedauernswerte Habenichtse, die tragen alle
dieselbe Kleidung, die loben alle denselben „lieben Führer“ … mehr „Gemeinsamkeit“
geht fast nicht; das sollte sich die deutsche, sozialistische Lötzsch anschauen,
dann könnte sie sich „ihre Suche“ abblasen.

@Arnold Voss
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass gesellschaftspolitische Analysen aus der
Vergangenheit und die darauf basierenden Gesellschaftsmodelle in den seltensten
Fällen für Lösungsansätze zu heutigen Gesellschaftsfragen taugen. Die Zeit ist viel
zu schnelllebig. Was heute richtig erscheint, kann morgen schon überholt sein.

Ein fertiges Gesellschaftsmodell gibt es nicht, es sei denn, man könnte/wollte einen „status quo“ in die Zukunft fortschreiben. Dies schliesst sich aber genauso
aus, wie eine Rückkehr zum „status quo ante“ eines Zeitpunktes X. So gesehen
bleibt nur die mühsame und kräfteraubende Anpassung des bestehenden Modells,
eine demokratische Gesellschaftsform mit möglichst viel Bürgerbeteiligung, an die
sich veränderden Rahmenbedingungen.

Was den Krieg der der „Nationalsozialisten“ gegen die „Kommunisten“ betrifft, so
war das doch auch ein Krieg von „VolksgenossInnen“ gegen „GenossInnen“, mit
dem feinen Unterschied, dass die „VolksgenossInnen“ den Krieg begonnen haben.
Ansonsten sind doch die Gemeinsamkeiten frappierend … beide haben in der Vor-
kriegszeit auf ihren nationalen Hoheitsgebieten zigtausende abgeschlachtet, beide
haben diese Praxis, soweit mir bekannt, an den gefangenen Soldaten fortgesetzt
und beide, zuerst die Nazis später die Sowjets, an der fremden Zivilbevölkerung
weitergeführt … während meiner Tübinger Studienzeit hat mir eine ältere Frau,
welche in der damaligen Zeit als kleines Mädchen mit ihren Eltern aus Stettin
geflüchtet ist, schreckliche Schauergeschichten über die „einmarschierenden Russen“ erzählt … Wo also ist bitteschön der Unterschied ?

Wenn jetzt die Sozialistin Lötzsch heute Wege zum Kommunismus sucht, kommt
dann morgen der Faschist XY und sucht Wege zum Nationalsozialismus ? … das
ist doch pervers 🙁

PS: Bevor ich es wieder vergesse …
Allerseits noch ein superschönes, aufregendes Neues Jahr 🙂

Patrizia
Patrizia
13 Jahre zuvor

sollte heissen …

… das sollte sich die deutsche Sozialistin Lötzsch anschauen, dann könnte sie
„ihre Suche“ abblasen.

… tut mir leid … schrecklich … den Rest korrigiere ich nicht

Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
13 Jahre zuvor

Kommunismus hat sie gesagt. Man könnte sich die Frage stellen welchen sie meint, da kann man viel drunter verstehen, wenn man einen Blick auf die Liste bei Wikipedia wirft (https://de.wikipedia.org/wiki/Kommunismus#.C3.9Cberblick), allerdings wohl insgesamt wenig gutes.

Geht man an das Thema ideologiearm an und nähert sich von der grundlegenden Definition her, in der klassenlos die Produktion rational und gemeinschaftlich geplant wird, so läßt die Mathematik unterbestimmter Systeme, und Volkswirtschaften sind informell unterbestimmte Systeme, jedweden Kommunismus als ein Hirngespinst vergangener Tage erscheinen, getreu der Devise, wer an die Planwirtschaft glaubt, glaubt auch, die Erde sei eine Scheibe.
Aber eigentlich meinte Fr. Lötzsch ja angeblich einen demokratischen Sozialismus im Sinne von Rosa Luxemburg. Nur hatte auch die kein Problem mit notwendiger Gewalt und diktatorischen Eingriffen, wenn denn unzweideutig die große Mehrheit des Proletariats sie billigt, also eine Diktatur der Mehrheit. Letzteres ist sonst eher eine abfällige Beschreibung der Demokratie vom rechten oder linken Rand (da ist sich das Pack mal wieder einig) und es wäre also logischer Weise, das ist nur eine Poente solchen Gefasels, gar nichts zu ändern.
Der Einwand, den gemeinten, angestrebten demokratischen Sozialismus habe es so noch nie gegeben, geht ebenso ins Leere. Wenn all die bisherigen Sozialismuskonzepte von Revolution und Diktatur des Proletariats nicht gemeint sind, dann entsprechen sie nicht den bisherigen Definitionen. Wer heute von Quantenfluktuation redet, meint nicht die Äthertheorie, wer mit den gleichen Worten in entscheidenden Teilen etwas anderes ausdrücken will, hat entweder ein Sprachproblem, oder will sein Publikum auf den Arm nehmen.

Man darf den Beitrag von Fr. Lötzsch getrost als Geschwätz bezeichnen, die Begriffe, die sie verwendet, sind höchstwahrscheinlich wissentlich als inhaltsbefreite Leerhülsen verwendet worden. Die Ergüsse haben das gleiche Niveau und dienen dem selben Zweck wie päpstliche Antimodernismustiraden, marktfundamentalistische Erlösungsversprechen oder Predigten zurück zum „wahren“ Islam, sie sollen Gemeinden, die mit der Moderne und ihren Unwägbarkeiten nicht klar kommen, die ideale Gesellschaften wünschen, oder ihre Phantasmen dahin deuten, Selbstvergewisserung bieten.

Wer mag, soll das diskutieren, wer mag, soll das inhaltlich ernst nehmen, aber man sollte sich darüber im klaren sein, daß Vertreter dieser Sekten keinerlei Bedürfnis an irgendeinem irritierendem Erkenntnisgewinn haben. Wer diesen nebulösen, inhaltsarmen, ewiggestrigen, selbstreferentiellen, Befindlichkeit geprägten Unfug ernsthaft diskutieren will, kann auch ernsthaft die Erdscheibe besprechen.

John Dean
13 Jahre zuvor

Ich kann dem Artikel von Frau Lötzsch nichts – aber rein garnichts abgewinnen. bei mir im Blog begründe ich das ausführlich. Und natürlich sind die Reaktionen der „bürgerlichen“ Medien und Parteien auf Lötzsch i.d.R. ziemlich schwach, teils richtiggehend reaktionär – wobei der CDU-Generalsekretär interessanterweise diesmal noch zu den besseren Kandidaten zu rechnen ist imho – weil er nämlich verstanden hat, was Lötzsch meinte.

Und das, was sie meint, ist erbärmlich wie großspurig zugleich.

Helmut Junge
Helmut Junge
13 Jahre zuvor

Dean (34),
Ich habe ihren lesenwerten Artikel überflogen.
Fehlt noch die Analyse, über den Versuch von Lötsch sich da herauszuwinden.
Der ist deshalb untauglich, weil sie nicht einmal erklären kann, was sie unter „Kommunismus“ versteht. Sie hat überhaupt eine Ahnung davon, worüber sie spricht, und macht alles nur konfuser. Jetzt muß die „Linke“ Wahlkämpfe zu diesem Thema führen. Und zwar so, als stünde der Übergang in diesen Gesellschaftszustand unmittelbar bevor.
Da spielt es keine Rolle, daß Lötsch vermutlich eine uralte Utopie meint. Der Begriff ist anderweitig bereits millionenfach verbrannt worden. Für den überwiegenden Teil der Menschheit ist dieser Begriff deshalb keine Utopie, sondern ein Synonym für die Hölle.
Da gibt es keine Arbeiterklasse, die fahnenschwenkend fordernd auf diesen Zustand erkämpfen will. Nur, Lötsch weiß das immer noch nicht.
Was die Plan-und Konzeptlosigkeit von Frau Lötsch betrifft, sagt das nur, daß sie den Fragestellungen, die ihr in ihrem Amt nun täglich begegnen, nicht gewachsen ist, aber das wäre ja nicht so schlimm, wenn es überhaupt jemanden in ihrer Partei gäbe, der damit zurecht käme.
Es gibt nämlich keine Wirtschaftstheorie, die die Umwandlung der kapitalistischen Wirtschaftsordnung in eine sozialistische Wirtschaft glaubwürdig begründen kann.
Darum hampeln die alle so herum und erzählen den Leuten und sich gegenseitig solch einen Schwachsinn.
Bei denen kommt halt alles in einen Topf. Da kann dann jeder nach Belieben dran herumrühren.
In Wirklichkeit hat diese Partei genau wegen der fehlenden Wirtschaftstheorie überhaupt kein Ziel. Kann sie auch nicht.
Sie hat kein Ziel, keine Theorie, kein Programm, aber zwei Flügel!
Dabei möchte aber gesellschaftlich gestalterisch ganz vorne sein.
In der Praxis sieht das dann so aus, daß alle schon mal losrennen, aber keiner weiß wohin.
So, wie in einer früheren Kindersendung wo es sinngemäß hieß: „Ob du recht hast, oder nicht, sagt dir gleich das Licht.“ Wenn`s Beifall gibt, war es richtig, und wenn es Ärger gibt, war es eben falsch.

Arnold Voß
Arnold Voß
13 Jahre zuvor

@ Patrizia

„Wo also ist bitteschön der Unterschied ?“

1. In der Sowjetunion gab es zwar auch immer wieder Judenhass aber nichts was auch nur in Ansätzen mit dem von den Nazis verübten Holocaust vergleichbar wäre. Wenn das kein Unterschied ist, was ist es dann?

2. Wer in einem Weltkrieg diesen Ausmaßes angreift ist nicht eine nebensächliche sondern die Kernfrage. Das Feindbild des Bolschewismus wurde übrigens in der entsprechende Kriegspropaganda der Nazis gerne und systematisch mit dem des Weltjudentums verknüpft.

3. Der Krieg gegen die Nazis hat die Sowjetunion ca. 25 Millionen Opfer gekostet. Unzählige Vergewaltigungen inbegriffen.Dagegen ist das, was ihnen die ältere Frau in Tübingen erzählt hat zwar eine fürchterliche aber eine durchaus zu relativierende Geschichte.

4. Ohne diesen gewaltigen sowjetischen Blutzoll wären die deutschen Nazis kaum zu schlagen gewesen. Ja ohne die Sowjetunion wären die westlichen Allierten wohlmöglich gar nicht gegen die Nazis angetreten.

Nicht zu vergessen, dass viele der später vertriebenen und drangsalierten Deutschen vorher fleißig gejubelt haben, als die eigenen Soldaten gen Sowjetunion gezogen sind. Und sie hätten noch mehr gejubelt, wenn ihr Führer diesen Krieg gewonnen hätte.

Nur so als Lesetip, was dann den „slawischen Untervölkern“ noch zusätzlich geblüht hätte, die Dokumente die Ralph Giordano in seinem Buch „Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte“, zusammengetragen hat. Nach dieser Lektüre spätestens würden sie die Gleichsetzung von Kommmunismus und Faschismus vorsichtiger handhaben.

Natürlich machen diese Unterschiede den Kommunismus nicht wirklich besser, oder weniger totalitär. Aus der Opferperspektive gesehen hat der Kapitalismus allerdings auch schon eine lange und breite Blutspur hinter sich gelassen.

Trotz alledem bin ich froh, dass ich durch einen glücklichen Zufall nicht im Machtbereich des sowjetischen/kommunistischen- sondern des amerikanischen/kapitalistischen Imperiums geboren worden bin und dass noch zu meinen Lebzeiten das sowjetische an sich selbst gescheitert ist.

Aber mal sehen, was das sich zur Zeit bildenden chinesische Imperium der Welt noch an kriegerischen Erfahrungen beschert. Erst recht wenn es sich ernsthaft mit dem amerikanischen anzulegen bereit ist. Ja dazu gezwungen ist, weil die Rohstoffe dieser Welt einfach nicht mehr für alle reichen bzw. deren Wert durch keinen Marktpreis der Welt mehr ausgehandelt werden kann.

trackback

[…] gibt viele Wege zum Kommunismus, „sehr viele unterschiedliche Wege“ sogar, ließ uns die Parteivorsitzende der Linken, Gesine […]

Patrizia
Patrizia
13 Jahre zuvor

@Werner Jurga
Monsieur Jurga jetzt bleiben Sie hübsch cool und versuchen Sie mir nicht irgend-
eine „politische Ideologie“ anzuhängen. Für mich ist Kommunismus, Totalitarismus,
Faschismus etc., die „übelschmeckende Sosse“ schlechthin; da muss ich nichts
mehr anrühren, obwohl ich mich in dieser Hinsicht,- das ist Teil meiner Freizeit-
gestaltung -, ganz gerne betätige 🙂

Der Fall Nordkorea ist nun einmal bittere Realität. Jede Debatte über die Ideologie
Kommunismus kann diese Realität nicht ausklammern. Glauben Sie denn im Ernst,
dass irgendjemand, der nicht Teil des privilegierten Parteiapparates in Nordkorea
ist und sein Alltagsleben unter dieser importierten, menschenverachtenden
Ideologie Kommunismus bewältigen muss, – welche der Durchschnittskoreaner
weder versteht noch mit seinen traditionellen Werten vereinbaren kann -, lustig
findet ???

Wenn nein, dann verstehe ich ihren Beitrag nicht. Für mich ist der Zynismus mit
dem sog., oder selbsternannte (?), europäische Intellektuelle aus dem linken,
politischen Spektrum sich mit ihrem Halbwissen über die furchtbaren Erfahrungen
der asiatischen Bevölkerung mit dem Kommunismus herablassend äussern, zutiefst
zuwider. Wissen Sie eigentlich, dass die ehemalige faschistische, kaiserliche
Armee Japan’s weniger tote chinesische Zivilisten, trotz des schlimmen Massakers
in Nanking, zu verantworten hat, als die Kommunistenhorden um Mao-Tsetung ?

Ich bin keine Ideologin; nie wieder Faschismus, nie wieder Kommunismus (oder
Sozialismus) und nie wieder religiöser Fundamentalimus ist nicht nur etwas für Voll-
blutliberale, sondern ein Imperativ, weil es um unser aller Wohl geht.

Helmut Junge
Helmut Junge
13 Jahre zuvor

@Patrizia (38+27)
Auch wenn Sie sich an @Jurga wenden.
mich hat nicht das Niveau Ihres Kommentars gestört. Das ist schließlich Ihr eigenes Problem, aber ein Satz aus Ihrem Kommentar (27) ist selbst nach Wochen noch verdächtig, rassistischer Gesinnungsäußerung Ihrerseits zu sein.
Ich zitiere deshalb unvollständig, damit der Kern dessen, der mich an Ihnen zweifeln läßt, klarer herauskommt:
„dass das “Zukunftsszenario” von Frau Lötzsch und damit auch der typische, deutsche Menschenfeind, ganz wunderbar beschrieben in der Todesfuge, … die Lötzsch ist ja blond und hat blaue Augen …
Patrizia, was ist denn der „typische, deutsche Menschenfeind“?
Wenn Sie nämlich unterstellen, daß es „typische“ Eigenschaften gibt, die die Deutschen von anderen Menschen unterscheiden, und zwar über die Generationen hinweg, denken Sie auf einer Basis, die allgemein als Rassismus eingeordnet wird.
Dazu kommt noch der Nachsatz “ … die Lötzsch ist ja blond und hat blaue Augen…“ Dieser Satz läßt den Schluß zu, daß Ihnen blonde Menschen mit blauen Augen, selbst in unserer Zeit, verdächtig erscheinen.
Wissen Sie, daß das, was Sie hier formulieren, zu einem allgemeinen Aufschrei der Empörung geführt hätte, wenn Sie statt blond und blau „schwarz“ geschrieben hätten? Das wäre geschehen, obwohl Sie vielleicht etwas anderes meinten, als ich da aus Ihrem Kommentar herauszulesen geneigt bin.
Ich schreibe das hier nur deshalb so krass, um Ihnen, die immer krasse Kommentare schreibt, zu zeigen, wie dünn das Eis ist, auf dem Sie sich bewegen.

Patrizia
Patrizia
13 Jahre zuvor

@Arnold Voss

Naja, hinter den nackten Zahlen, welche Sie wie ein guter Buchhalter zum
Besten geben, verschwindet das individuelle Schicksal. Es dürfte viele Opfer
gegeben haben die vorher nicht jubelten. Sie wurden quasi doppelt abgestraft.

Was die Ursachen des kollektiven Mordens betrifft, da mag es die von Ihnen
ausgemachten Unterschiede zwischen dem „Nationalsozialismus“ und dem
„Kommunismus“ gegeben haben. Die einen haben gemordet aus „niedrigen
Beweggünden“, die anderen verübten „nur Totschlag“ an Andersdenkenden.
Nach den europäischen Rechtsordnungen ist das, zugegeben, ein Unterschied.

Zitat…
„Natürlich machen diese Unterschiede den Kommunismus nicht wirklich besser,
oder weniger totalitär. Aus der Opferperspektive gesehen hat der Kapitalismus
allerdings auch schon eine lange und breite Blutspur hinter sich gelassen.“

Da liegen Sie nun definitiv falsch. Ihre zitierte „breite Blutspur“ des Kapitalismus,
– absichtlich oder unabsichtlich entlehnt aus der Propagandakiste von
Sozialisten, Kommunisten, Anarchisten und sonstigen schrägen Zeitgenossen -,
taugt vielleicht als Feindbild oder zur Rechtfertigung sozialistischer Verbrechen
in der Vergangenheit, aber mit der Realität hat sie wenig gemein.

Das (Finanz-)Kapital, und dieses haben offenbar die LinksideologInnen als den
Satan schlechthin ausgemacht, ist international und „völlig neutral“. Es unter-
scheidet weder zwischen Völkern, Rassen und Kasten noch zwischen Klassen
oder Religionen. Es bewegt sich dorthin, wo es unter Rentabilitätsgesichts-
punkten, in Kombination mit Sicherheit, die bestmöglichsten Renditen erzielt …
und dies ist allein in Friedenszeiten möglich. Die USA hatten ihre ökonomisch
besten Zeiten unter Reagan und Clinton. Ein wesentlicher Grund dafür war das
Nichtführen von grösseren, kostspieligen, bewaffneten Auseinandersetzungen.

Kriege, egal ob Angriffs-, Verteidigungs- oder Bürgerkriege, vernichten Kapital.
Das beste Beispiel ist der letzte Irakkrieg.Lässt man die menschlichen Tragödien
ausser acht, so war und ist dieser Krieg, ganz unabhängig davon ob berechtigt
oder nicht, eine gigantische Kapitalvernichtungsmaschinerie, die abgesehen von
einigen Logistik- und Securityunternehmen, eigentlich nur Verlierer kennt. Ganz
ähnlich düster sieht die Bilanz in Afghanistan aus.
Bei der von Ihnen ausgemachten „kapitalistischen Blutspur“ sind Sie während
Ihrer Geschichtsforschungen ganz offensichtlich bei den Untaten der spanischen
Conquistadoren hängengeblieben. Das hat sehr viel mit Feudalismus und wenig
mit einer auf „kapitalistischen Grundsätzen“ basierenden Demokratie zu tun.

Hat unsere kapitalistische Schweiz in ihrer jüngeren Geschichte Krieg geführt ?
… nein, wieso auch. Obwohl es uns während der Weltkriege sehr schlecht ging,
wäre es keinem vernünftigen Kapitalbesitzer in den Sinn gekommen, durch eine
Beteiligung an diesen Kriegen, eine höhere Rendite erzielen zu wollen. Die Mär
vom Krieg des Kapitals, zwecks höherer Rendite, gegen wen auch immer, ist ein
Anachronismus, verbreitet von nationalen und internationalen Sozialisten, der
an Dümmlichkeit kaum zu überbieten ist.

Kapital, Ergebnis der von Menschen geschaffenen Werte, benötigt Frieden,
Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Nur unter diesen Bedingungen kann es sich
optimal entfalten und zum Wohle aller genutzt werden. Wer weiss, wer weiss …
ohne die unsinnigen Kriege der letzten hundert Jahre hätten wir vielleicht in
vielen Regionen der Welt schon ein fächendeckendes Grundeinkommen ohne
befürchten zu müssen, damit gewaltige Wanderungsbewegungen in die Sozial-
systeme auszulösen.

Den Gegensatz USA-China, welchen manche europäischen Geopolitiker gerne
herbeidichten, – wahrscheinlich lassen sie sich dabei zu sehr von den Analysen
alter, versoffener KGB-Funktionäre in den russischen Gazetten beeinflussen -,
gibt es so nicht. Die Kapitalverflechtung beider Länder ist relativ eng und dürfte
sich in Zukunft weiter vertiefen. Daran ändern auch die bekannnten Konflikte
um unterschiedliche Wertevorstellungen, Menschenrechte, Wirtschaftsspionage
etc. nichts. Die gemeinsamen Interessen überwiegen bei weitem. Der ständig propagierte Konflikt um Rohstoffe wird, – wenn die Politik ihr Primat endlich wahrnimmt und „den Krieg gegen die Umwelt“ unterbindet -, zu einem Wettbe-werb der Ideen und eben nicht zu bewaffneten, kapitalvernichtenden Konflikten
führen.

leon
leon
13 Jahre zuvor

@ Patrizia

„Wer marschiert hinter dem ersten Tank? Das ist der Dr. Rasche von der Dresdner Bank.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Rasche

Mich würde eine detaillierte Darstellung interessieren, wie die im Zweiten Weltkrieg neutrale Schweiz an den Finanzgeschäften der NS-Diktatur beteiligt war.

Oedipa Maas
Oedipa Maas
13 Jahre zuvor

@41
Das kann man doch nicht einfach so vergleichen. Das war schließlich gänzlich unideologisch!

Helmut Junge
Helmut Junge
13 Jahre zuvor

@all,
weil hier von der Neutralität des Finanzkapitals die Rede war, fiel mir gerade dazu ein, daß die Schweiz heute die Konten von Mubarrak eingefroren hat. Und zwar sofort nach dessen Entmachtung.
Für alle Diktatoren, die noch im Amt sind, gilt das natürlich nicht.
Ja, wenn das nicht ein Zeichen von Neutralität ist!

Helmut Junge
Helmut Junge
13 Jahre zuvor

@all,
Nachtrag zur Neutralität des Finanzkapitals.
Ich vermute, daß die Schweiz nach dem Krieg auch die Konten der Nazigrößen eingefroren hat. Vielleicht auch nicht. Ist da eigentlich etwas zu bekannt? Vielleicht schlummern da ja noch, wegen der Neutralität, Vermögen auf geheimen Schweizer Konten? Wem würden die eigentlich gehören?

Arnold Voß
Arnold Voß
13 Jahre zuvor

@ Patrizia

Patrizia, schon mal was von Ausbeutung gehört? Schon mal was von Kinderarbeit? Schon mal was von der steuerlichen Abschreibungsmöglichkeit für Schmiergeldern? Schon mal was davon, dass Pharmakonzerne ihre Pillen an Menschen in der dritten Welt testen, ohne dass die das wissen? Schon mal was von süchtig machenen Stoffen in Lebensmitteln? Schon mal was von den räuberischen Ursprüngen der großen Vermögen? Schon mal was aus der Zeit des Frühkapitalismus? Schon mal was von der Unterstützung deutscher Unternehmer für Hitler? Von den politischen Einflüssen großer Konzerne auf Dritte-Welt-Diktaturen? Schon mal was darüber wie der weltweite Handel mit Organen funktioniert und der mit hochgefährlichen Müll- und Giftstoffen? Vom engen Zusammenhang zwischen mafiösen und legalem Kapital und welche Rolle bestimmte Banken dabei spielen? Was die Termingeschäfte mit Weizen in armen Ländern anrichten können? Von privaten Boni so groß wie der Haushalt ganzer Staaten? Von der Privatisierung von Grundwasser in Ländern die sehr wenig davon haben? Usw. usw.

Gott im Himmel, was sind sie nur für eine Schönrednerin der realen Verhältnisse und der konfliktreichen Geschichte unserer freien Gesellschaften! Und was für eine Liebhaberin abstrakter Theoreme die nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben!

Um das noch mal klar zu stellen, Patrizia: Ich bin trotz alledem für ein marktorientiertes ökonomisches System, weil es, was die möglichen Übeln und Mängel betrifft, noch das mit den geringsten ist. Aber ihre Art der Geschichtsklitterung und totalen Systemüberzeugung, einschließlich des herablassenden bis gehässigen Tons gegenüber ihren Kritikern, hätte in jedem stalinistischen Schauprozess , mit umgekehrten Vorzeichen natürlich, Beifallsstürme der Nomenklatura hervorgerufen.

Sie taugen als Lobbyistin Patrizia, als Analytikerin sind sie ideologisch ähnlich verblendet wie alle die,denen sie hier dauernd eben dieser Verblendung vorwerfen. Unsere Freiheit ist nicht das quasiautomatische Geschenk eines bestimmten gesellschaftlichen Systems sondern Ergebnis unserer dauernden Kritik, Achtsamkeit und unserer Bereitschaft die Werte der Freiheit zu verteidigen. Gegen wen auch immer.

Patrizia
Patrizia
13 Jahre zuvor

@Helmut Junge

Zum „typisch, deutschen Menschenfeind“ gibt es hier eine Beschreibung …

https://www.tittelbach.tv/programm/fernsehfilm/artikel-23.html

Wenn Sie mir Rassismus vorwerfen, müssen Sie dies auch dem Verfasser der
„Todesfuge“ tun. Ihren kollektiven Aufschrei bei der Verteidigung von Vaterland,
dem Lötsch-Demokratieverständnis und dem „tiefsinnigen Schürfen“ nach Wegen
zum Kommunismus, – die sind eigentlich bekannt, die Resultate auch -, ist ja sehr
lobenswert, ändert aber nichts daran, dass mein Verständnis von Demokratie ein
anderes ist und lebenswertes Leben sich für mich anders anfühlt.

Und Monsieur Junge, Sie müssen sich nicht rassistisch verfolgt fühlen. Sie werden
es vielleicht nicht glauben, aber bei uns in der Schweiz gibt es viel spannendere
Lebensaufgaben, als „die Deutschen“ rassistisch zu verfolgen.

Ein kleiner Tipp am Rande … bevor Sie sich über Geld, zweifelhafter Herkunft, auf
Konten in unserer Schweiz moralisch entrüsten, würde ich an Ihrer Stelle zuerst
einmal die deutsche Exportindustrie auf ihre ethischen Grundsätze hin überprüfen.
Wer liefert Luxusautos oder andere Luxusgüter, Industrieprodukte, Waffen, in der
EU schon lange verbotene Pestizide etc, etc … an die Diktatoren dieser Welt ?

@Leon
Was wollen Sie mir denn mit diesem Link sagen ? … dass alle Bänker Nazis waren
oder alle Nazis bei der Bank gearbeitet haben oder dass es ohne die ehemalige
Dresdener Bank kein nationalsozialistisches Deutschland gegeben hätte … oder
was denn nun ?

Ja klar der Bänker wars 🙂 … das ist sowas von cool … befassen Sie sich einmal
mit der Verschuldungspolitik der Weimarer Republik, dann mit der „Entschuldungs-
politik“, besser Enteigung der Gläubiger, nach der Machtübernahme 1933 und der
nachfolgenden Ausgabe von „Reichsanleihen“ zur Finanzierung der deutschen
Rüstungsindustrie. Dass ein Bankinstitut, ganz unabhängig davon wer es leitet,
sich nicht weigert, Anleihen einer auf demokratischem Wege installierten Regierung
aufzulegen bzw. zu verkaufen, dürfte auch dem letzten Witzbold einleuchten.
Haben sich denn etwa Fabrikarbeiter geweigert Panzer zusammenzuschrauben
oder Bäcker geweigert Brot zu backen, – zum Wohle der VolksgenossInnen -, oder
Bauarbeiter geweigert Lager zu errichten …

Bevor Sie sich mit weiter mit unserer Schweiz befassen und vielleicht noch auf die
Idee kommen, dass das ganze deutsche Faschisten- und Kommunistenelend von
den „Geldsäcken“ aus der Schweiz gelenkt wurde, wäre es ratsam, sich mehr mit
den Wirtschaftsbeziehungen zwischen der ehemaligen UDSSR und dem Deutschen
Reich zu beschäftigen. Da gibt es vieles zu entdecken, was GenossInnen unter-
schiedlicher Couleur so verbindet.

Oedipa Maas
Oedipa Maas
13 Jahre zuvor

@Patrizia
„Wer liefert Luxusautos oder andere Luxusgüter, Industrieprodukte, Waffen, in der
EU schon lange verbotene Pestizide etc, etc … an die Diktatoren dieser Welt ?“

Na, die demokratische, freiheitliche und daher auch marktwirtschaftliche Bundesrepublik Deutschland natürlich. Und zwar völlig unideologisch. Wo ist also das Problem?

leon
leon
13 Jahre zuvor

@ Patrizia

Ihre Sicht der Rolle des Großkapitals bei der Installierung der NS-Diktatur ist bizarr, Zitat Patrizia:

„Dass ein Bankinstitut, ganz unabhängig davon wer es leitet, sich nicht weigert, Anleihen einer auf demokratischem Wege installierten Regierung aufzulegen bzw. zu verkaufen, dürfte auch dem letzten Witzbold einleuchten.“

Ulrich
Ulrich
13 Jahre zuvor

@ Patrizia
Meinen Sie mit „einer auf demokratischem Wege installierten Regierung“ etwa die Hitler-Regierung?

Helmut Junge
Helmut Junge
13 Jahre zuvor

@Patrizia,
Sie schreiben,
„bevor Sie sich über Geld, zweifelhafter Herkunft, auf
Konten in unserer Schweiz moralisch entrüsten, würde ich an Ihrer Stelle zuerst
einmal die deutsche Exportindustrie auf ihre ethischen Grundsätze hin überprüfen.“
Ja, Patrizia, was ist das denn? Das soll ja wohl heißen, daß ich als Deutscher erst mal meine eigene Nase anfassen sollte, bevor ich das Recht habe, die Schweizer Finanzwelt zu kritisieren?
Das mache ich sogar immer, aber für mich ist das wie bei einer Wurst. Die hat zwei Enden, so oft die auch geschnitten wird. Ich muß immer beides betrachten. Die beiden Enden gehören auf ewig zusammen. Ohne Finanzkapital keine Exportindustrie.
So, wie Sie reagieren, scheinen Sie das ja auch so zu sehen, denn sonst wäre Ihr Vergleich doch völlig sinnlos. Sind wir uns zufällig einig?
Ohne Ihre Ausführungen wäre ich gar nicht darauf gestoßen, daß es Gelder zweifelhafter Herkunft in Ihrem Land gibt. Dafür sei Ihnen gedankt.
Was Ihren Rassismus gegen blauäugig blonde Deutsche betrifft, mache ich mir keine Sorgen, ich hab Ihnen da nur mal einen Spiegel entgegengehalten, weil Sie selber schnell Leute an den Pranger stellen. Außerdem glaube ich an einen temporären Charakter Ihres diffusen Deutschenhasses, weil Sie vor ein paar Monaten noch des Lobes voll waren über das Land, das Ihnen Ihr Studium finanziert hat. Wer weiß, was da in Ihren Beziehungen dramatisches passiert ist.

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