Kabarettist, Physiker und Buchautor Vince Ebert hält die Protestaktionen der Klima-Gruppe „Letzte Generation“ für „destruktiv“. „Sie erzeugen keine konstruktiven Lösungen. Wenn ich nur vor der Apokalypse warne, erzeuge ich Angst und Panik. Und Panik – das weiß man aus der Hirnforschung – ist die schlechteste Idee, irgendwelche konstruktiven Ideen zu entwickeln“, sagt er im Podcast „Die Wochentester“ (Kölner Stadt-Anzeiger/RedaktionsNetzwerk Deutschland) im Gespräch mit den Moderatoren Wolfgang Bosbach und Christian Rach. „Wenn ich den Klimaschutz über alles andere stelle, weiß ich nicht, ob das ethisch und moralisch ist.“ Mit moralischen Zurechtweisungen erzeuge man bei vielen zudem das Gegenteil des Erhofften.
Eberts Aussagen sind zu hören im Podcast „Bosbach & Rach – Die Wochentester“ mit Wolfgang Bosbach und Christian Rach auf ksta.de/podcast und auf rnd.de. Der Podcast ist außerdem abrufbar über Apple Podcasts, Spotify, Amazon Music, Audio Now, Deezer und Podimo.
Da greift der Vince aber deutlich zu hoch.
Apokalyptiker haben keinerlei Problemlösungskompetenz, das ist richtig. Apokalyptiker kann, die Apokalypse vor sich, nur zurück, sie sind ergo Teil der klassischen Rechten.
Aber Apokalyptiker erzeugen nicht zwingend Panik, sie sind und waren schon immer auch Inspiration für Satire. Was von beidem geschieht, liegt beim Publikum.
In Zeiten der Wahrnehmungsökonomie hat Panik einen klaren Startvorteil. Beim gegebenen „Bildungsstandart“ unserer Medienschaffenden, die
von stromerzeugenden, aber von Weißen verhinderten (Verschwörung!), Fernsehbildschirmen berichten,
von jeder Sachkenntnis befreit an die unbedingte Gefährlichkeit der Gentechnik glauben und
weil die Risiken der Kernenergie relativ klar überschaubar sind, (nur allzu menschlich) in Panik verharren,
sollte man als aufgeklärter Bürger nicht auch noch selbst MINT-Analphabet sein, um mit der Herde in Stampede durchzugehen.
Bislang reagierte die Masse des Publikums auf die Apokalyptiker moderat genervt. Das Publikum ist also erfreulich klüger als Apokalyptiker und unsere Boten der Apokalypse zusammen. Nun fühlen sich die Apokalyptiker natürlich nicht hinreichend wertgeschätzt. Eigen- und Fremdwahrnehmung fallen deutlich auseinander. Der inhärenten Logik der Apokalyptiker gemäß wandelt sich der Ton von dräuend zu schrill.
An dem Punkt stehen wir heute.
Und wir stehen auch darum heute dort, weil es keine satirische Auseinandersetzung mit dieser neurechten Umweltbewegung gegeben hat.
Was seinerseits an zwei fundamentalen Missverständnissen liegt.
1. Öko wurde lange Zeit als grundsätzlich links verstanden. Der Erkenntnis, daß es auch rechte und rechtsextreme Ökos gibt, hat man sich erst in der letzten Zeit geöffnet.
2. Glaubt der ganz überwältigende Teil der Satiriker und deren Publikum, Satire sei, wenn man zusammen über dritte Lacht. Dabei ist dies A…schkriecherei des „Satirikers“ bei der zahlenden Kundschaft und Häme des Publikums.
Der echte Satiriker hält es mit dem namengebenden Satyr, er fickt alles und jedes was nicht schnell genug auf den Bäumen ist.
Von dieser Art Satiriker haben wir meiner Wahrnehmung nach keine handvoll. Ob es ein zahlreiches Publikum gibt, daß die für diese Form der Satire nötige Selbstironie mitbringt, vermag ich nicht zu beantworten. Für die Hauptsendezeit wird es wohl eher nicht reichen.
Nun Herr Ebert, walten Sie Ihres Amtes als Satiriker! Die Bahn ist für Sie frei, die Spießer beim ÖRR haben Sie doch schon abserviert, da haben Sie nichts mehr zu verlieren.