Die Kammern im Rheinland loben die Kooperation im Ruhrgebiet und wollen einen eigenen Bezirk für das Rheinland.
Udo Siepmamm Foto: IHK-Düsseldorf
Während die CDU von ihrer Forderung nach einem eigenen Ruhrbezirk abrückt , hat das Ruhrgebiet einen Verbündeten in der Auseinandersetzung um einen eigenen Bezirk gewonnen: Die Industrie und Handelskammern des Rheinlandes. Schon 2003 haben die IHKs Aachen, Bonn, Düsseldorf, Köln und Mittlerer Niederrhein ihre Rheinland-Initiative gestartet. Seit dem vergangenen Jahr wurde die IHK-Initiative Rheinland ins Leben gerufen. Udo Siepmann, Hauptgeschäftsführer der IHK-Düsseldorf: "Dahinter steht unsere Überzeugung, dass nunmehr Politik und Verwaltung, aber auch die breite Öffentlichkeit erkennen müssen, dass das Rheinland in Deutschland der einzige Ballungsraum ist, der noch nicht in den Strukturen einer Metropolregion arbeitet. Wir verkaufen somit unsere gemeinsamen Stärken unter Wert."
Von einer Zusammenarbeit innerhalb einer Metropole Rhein-Ruhr hält Siepmann nichts. Kooperationen müssten gelebt werden und könnten nicht auf dem Papier definiert werden. Der IHK-Hauptgeschäftsführer sieht die Kooperatiosmodelle die in den vergangenen Jahren im Ruhrgebiet entstanden sind als sehr positiv. Die im Herbst folgende Übertragung der Regionalplanung auf den RVR ist für ihn ein weitere logischer Schritt dieser Entwicklung. Mittelfristig wollen er und seine Kollegen drei Regierungsbezirke in NRW: Einen für das Ruhrgebiet, einen für das Rheinland und einen für Westfalen: "Wenn eine solche Kooperation gut und nachhaltig funktioniert, dann stellt sich vermutlich irgendwann in der Zukunft fast automatisch die Frage, warum sich die administrativen Strukturen diesem Kooperationsraum nicht anpassen sollten."
Nun müssen nur die Parteien im Ruhrgebiet einen solchen Bezirk offensiv fordern. Während die CDU zurückgerudert ist und die SPD ohnehin die alten Strukturen mit flotten Sprüchen verzieren will sind es im Moment vor allem die Grünen und die FDP im Ruhrgebiet, die die Forderung nach enem Ruhrbezirk aufrecht erhalten – und damit in ihren Landesparteien auf Widerstände stoßen.
Auf dem Kongreß „Globalcity“ vom 7.bis 8.4.2009 in Abu Dhabi fiel mir das auf, was der Region Rhein/Ruhr fehlt, das existentielle Verständnis für eine räumlich-gesellschaftliche Bedeutung der Region.Es wird keine ökonomische und damit gesellschaftliche Perpektive mehr geben,wenn diese globale Maßstäblichkeit nicht verinnerlicht wird. Standort unabhängige Konzerne werden schon wegen ihren notwendigen Kundenorientierungen der „geriatrischen“ und verarmten Staatengemeinschaft westfälischer und niederrheinischer Dörfer den Rücken kehren, die globale Orientierungsnotwendigkeit bestimmt ihre Zukunftsstandorte.Die Bedeutung der Metropolregion Ruhr kennt man schon in Mettmann, von Rhein/Ruhr in London nicht mehr.Die nach der Finanz- und Wirtschaftskrise sich ergebenden Neuordnung der globalen Wirtschaftsstandorte wird ohne große Mitwirkung von Rhein/Ruhr erfolgen,wenn man von einem eigenen Bekenntnis zur globalen Bedeutsamkeit absieht.Und diese Einsicht fordert eine Wirtschaftsregion Rhein/Ruhr.
@Jürgen Dressler: Es geht mir um mehr als wirtschaftliche Kooperationen – es geht dass wir uns ein Zuhause aufbauen, dass zu uns passt und sich nicht an den Bedürfnissen von ein paar Bürokraten und Lokalpolitiker orientiert. Ein urbanes Ruhrgebiet dass das Beste aus sich macht und attraktiv für uns und alle ist, die hier hinkommen wollen. Irgendwie geht es um den altmodischen Begriff Heimat, den ich gehen vermeiden möchte und es doch nicht kann.
Nun zu Ihren Überlegungen: Natürlich macht es Sinn gemeinsam zu Kooperieren wo es sich lohnt: Mit Rotterdam und Antwerpen bei der Logistik, in anderen Bereichen mit Köln und Düsseldorf. Aber das kann nur funktionieren, wenn wir uns hier erst einmal einig sind und unsere Hausaufgaben machen: Wir sind noch längst nicht auf allen Feldern ein attraktiver Kooperationspartner und müssen unsere Stärken entwickeln. Das müssen wir zuerst im Ruhrgebiet schaffen und dann mit Partnern auch außerhalb unserer Kernregion. Das geht aber nur auf Kosten Autonomie der Städte die ja kaum mehr sind als bessere Stadtteile (Einige sind noch nicht einmal das) – und da werden Sie sicherlich Ihre Schwierigkeiten haben. :-). Ich hoffe das der Vorstoß der Kammern aus dem Rheinland wieder etwas Schwung in die Diskussion bringt.
@ Stefan Laurin:Die Entstehung einer räumlichen Gesellschaft ist immer abhängig von ökonomischen Entwicklungspotentialen.Als die Bauern vom Acker kommend ihre Produkte mit dem Erlegten der Jäger tauschten, entstanden die Orte des Handels, der Märkte. Sie wuchsen mit den urbanen Bedürfnissen zu dem, was sie heute sind.
Aber ohne eine lokale Ökonomie werden die Orte verschwinden.
Das Ruhrgebiet ist in seiner Entwicklung nichts anderes als eine große Betriebsfläche von Kohle und Stahl gewesen. Kleine Orte mutierten zu funktionalen urbanen Ergänzugen bei gleichzeitigem Verlust ihrer Eigenarten. Der Rest war betriebliches Wohnen, betriebliche Ver- und Entsorgung und adäquate Verkehrsinfrastrukturen. Die Masse der Menschen ist gleich sozialisiert, die einen gingen zur KAB, die anderen zum DGB. Und die Politik und Bürokratie in dieser Region besitzt die Unfähigkeit, das Gegebene als Perspektive zu sehen.Die Verlogenheit heißt, darin endogene Kräfte für die Zukunft zu sehen.Ohne bedeutsame, das meiste auf den Kopf stellend, Brüche wird es keine Perspektiven geben.Die Radikalität in der Entstehung des Ruhrgebietes muß sich gegen die Interessen der meisten Menschen hier und heute für den Wandel wiederholen.Die „Eingeboren“ von damals spielten auch keine Rolle, weil sie wie heute die Mehrheit keine endogenen Potentiale für zeitgemäße Entwicklungen darstellen.
Und Sie haben völlig Recht mit dem Hinweis, es geht auf Kosten der Autonomie der Städte. Aber diese Städte sind nichts anderes als die historische und politische Gliederung einer riesigen Betriebsfläche von Kohle und Stahl, von idiotischen Politikern und Stadtplanern ausgeheckt.
Wenn heute nach 35 Jahren der düsseldorfer Stadtteil Angermund die telefonische Vorwahl von Duisburg besitzt, erkennt man die wahre Scharlatanerie der Neuordnungen und der politische Wert von Heimat.
In dieser Region ist der Anteil der Altlasten in den Köpfen mindestens so groß wie der im Boden und die Dekontamination soll die Ruhrstadt sein.´???????
@Jürgen Dressler: „“…die Dekontamination soll die Ruhrstadt sein.´???????“Was ist die Alternative? Ein „weiter so“ kann es angesichts der Erfolglosigkeit der Region nicht geben, das ganze Elend in ein och größeres Gebilde zu packen kann es auch nicht sein, weil damit die eklatanten Unterschiede unsere Städte im Vergleiich zu Köln oder Düsseldorf noch deutlicher werden. Engere und verbindlicher Kooperationen innerhalb des Reviers, auch wenn sie für einzelne Städte schmerzhaft sein werden, von mir aus Ruhrstadt, sind die einzige Möglichkeit für spätere Kooperationen mit Düsseldorf und Köln in Ihrem Sinne. Ansonsten werden wir zu Vororten. Das kann man wollen, wenn man zu dem Schluß kommt, der ganze Aufwand lohnt nicht. Ich indes habe da meine Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, auch wenn sie nicht mehr allzu groß ist.