Die Kampagne #nichtegal engagiert sich nach gegen Hass im Netz. Zumindest will sie das. Dabei greift sie zu einem fragwürdigen Mittel. Sie schaltet Anzeigen und verkauft sie als journalistische Berichterstattung.
Zum Beispiel twitterte die Kampagne über eine Anzeigenveröffentlichung mit den Worten: „Die Zeit hat die fünf besten Reaktionen auf negative Kommentare im Netz zusammengetragen.“ Es war nicht „Die Zeit“. Ein Dienstleister aus dem Zeit-Verlag hatte PR für die Kampagne gemacht.
Das Gegenteil von Gut
An anderer Stelle erfanden die Macher gar einen „Bericht„. Das fiel Johannes Boie, Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung, auf.
#Nichtegal kauft Werbung bei @zeitonline, die wie ein Artikel aussieht, nennt das dann: "Die Zeit berichtet" — unseriös. https://t.co/Cck5MAiAvw
— Johannes Boie (@johannesboie) October 4, 2016
Die Kampagnen-Macher löschten daraufhin ihre falsche Darstellung mit einer lauwarmen Entschuldigung.
Wer bei solchen verlogenen Methoden erwischt wird, gießt Wasser auf die Mühlen jener, die „Lügenpresse“ brüllen. Es ist schlimm genug, dass immer mehr Menschen den Unterschied zwischen PR und Journalismus nicht mehr sehen wollen und diese Verachtung ins Netz kübeln. Jetzt bestärken Kampagnen-Macher sie auch noch.
Sie meinen es ja nur gut. Aber bei so katastrophalen Ergebnissen ist das auch egal.
Ich denke nicht, dass dieser Fall den Medien schadet. #nichtegal ist ja keine Zeitung, sondern ein Projekt der Regierung und diversen Interessengruppen. Außerdem hat die Süddeutschen Zeitung den Schmu ja aufgedeckt und nicht gelobt.
"Sie meinen es ja nur gut."
Eben nicht. Was hier als Kampf gegen Hass im Netz verkauft wird, ist ein Kampf gegen Meinungsäußerungen, die ein Heiko Mass, die Amadeu Antonio Stiftung und andere nicht mögen, die aber in der großen Mehrheit nicht strafbar sind. Hier wird de facto das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung bekämpft.
[…] Auch gutgemeinte PR-Lügen sind #nichtegal! […]