Kapital schlägt häufig genug eben doch Tradition – 1899 Hoffenheim bleibt in Liga 1

Hoffenheim Trikot 2Es hatte sich nach dem Hinspiel im Kraichgau in der Vorwoche ja bereits angedeutet: Der von vielen ungeliebte Erstligist 1899 Hoffenheim hat die Relegationsspiele gegen den Dritten der zweiten Liga, den 1. FC Kaiserslautern, sportlich erfolgreich überstanden und darf folglich ein weiteres Jahr beim Konzert der ganz Großen mitspielen.

Nach dem 3:1-Heimsieg am Donnerstag der Vorwoche ließen die von vielen ungeliebten Emporkömmlinge aus dem Jahre 2008 am gestrigen Montag auch noch einen 2:1-Auswärtssieg in der Pfalz folgen.

Was von den beiden Spielen für den neutralen Betrachter aus der Ferne davon hängen bleiben wird, das ist jedoch vor allem der Unterschied der Stimmung, der Unterstützung, der Begeisterung in den beiden Fanlagern.

Es war sehr beeindruckend was die in den letzten Jahren leidgeprüften Fans der ‚Lauterer‘ dabei ablieferten. Schon in Hoffenheim waren sie die deutlich lautstärkere, aktivere Fangruppe.

Gestern, beim Heimspiel, dann die ‚Krönung‘: Trotz sportlichen Scheiterns dominierten sie selbst nach dem Schlusspfiff das optische und akustische Geschehen auf den Rängen. Etliche Minuten nach dem Spiel präsentierte sich dem Betrachter die Tribüne noch immer als stolz feiernde, rot-weiße Wand. Toll!

Tränen flossen, Lieder wurden angestimmt. So macht es Spaß Sport als Zuschauer mit zu erleben. Und auch die Aktiven auf dem Rasen zeigten sich zu Tränen gerührt, applaudierten den eigenen Fans.

Und in der Hoffenheim-Kurve? Da wurde natürlich auch gejubelt und gefeiert. Im Vergleich zu den Pfälzer-Anhängern glich das Ganze dort jedoch eher einer braven Pflichtveranstaltung.

Dieses Erlebnis hat auch mir noch einmal ganz deutlich gezeigt was für ein Unterschied es ist, ob man als Fan Anhänger einer echten Traditionsmannschaft im bundesdeutschen Fußball ist, oder eines erst vor wenigen Jahren mit wirtschaftlicher Macht empor gestiegenen ‚Werksclubs‘. Und das meine ich jetzt ganz sachlich, keinesfalls ‚gehässig‘ o.ä..

Was ebenfalls eine Erkenntnis des gestrigen Abends ist: In der Realität schlägt die Tradition eben doch nicht das Geld. Zumindest in der Regel nicht.

Das mag man bedauern, sich in eine andere Welt träumen bzw. wünschen. Aber wirklich ändern kann man es nicht.

Insofern müssen sich auch viele Anhänger von Borussia Dortmund, die mit diesem Slogan in den letzten Wochen den Abstieg der Hoffenheimer umschreiben wollten, noch einmal umstellen.

Die von SAP-Millionär Dietmar Hopp finanziell unterstützten Hoffenheimer bleiben der ersten Bundesliga mindestens noch ein weiteres Jahr erhalten. Und den am Ende entscheidenden Grund dazu lieferte eben genau dieser BVB, der es versäumte seine sportliche Überlegenheit im letzten Bundesligaspiel zu mehr als nur einem Tor gegen die Süddeutschen  zu verwerten und das Spiel so am Ende noch unglücklich mit 1:2 verlor. Eine Tatsache, welche dem Dorfverein überhaupt erst die Teilnahme an den beiden Relegationsspielen gegen Kaiserslautern ermöglichte.

Ob Hoffenheim sich nun sobald noch einmal die Blöße geben wird sportlich so weit unten in der Tabelle zu agieren, das ist zumindest zweifelhaft. Schließlich hat Gönner Hopp ja noch etwas ‚Spielgeld‘ in der Hinterhand…

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Jochen Hoff
11 Jahre zuvor

Ich mag weder Hoffenheim noch die SAP und Herr Hopp ist auch niemand der mich wirklich überzeugt. Aber ich sehe keinen Unterschied darin, ob der FC Bayern in seinen Anfängen vom deutschen Steuerzahler mit einem Olympiastadion subventioniert wurde und diesen Vorteil mit allerlei Tricks ausbauen konnte, oder ob Hoffenheim von Hopp subventioniert wird. Bei beiden zahlt am Ende der Steuerzahler.

Julian
Julian
11 Jahre zuvor

genauso wie Leverkusen, Essen, Wolfsburg, …

der, der auszog
der, der auszog
11 Jahre zuvor

Wie gut, dass Evonik und Signal Iduna mit Kapital nicht viel am Hut haben, weil Karl Marx seine Bücher überwiegend bei Arsenal in London schrieb.

jovan
jovan
11 Jahre zuvor

der fc bayern war erstmals 1932 dtsch. meister und musste nach dem im folgejahr stattgefundenen regierungswechsel in dtld. seine vereinsführung austauschen. eine regierung, die einen speziellen ruhrpottverein außerordentlich protegierte übrigens.
und man darf sich gerne mal die mühe machen und recherchieren, welche tollen traditionsvereine bereits alles staatliche unterstützung erhalten haben, sei es in form von geschenkten stadien, schuldenerlasse, sponsoring durch kommunale betriebe, o.ä.
aber zu kaiserslautern noch: ausgerechnet das hasserfüllteste und ressentimentgeladenste fußballpublikum in dtld. abzufeiern, finde ich ekelig und den ruhrbaronen unangemessen.

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

1.
Hoffenheim war die eindeutig bessere Mannschaft -in beiden Spielen.
2.
Ich denke, für die fußballerische Qualität der Bundesliga bringt Hoffenheim mehr als Kaiserslautern.
3.
Kaiserslautern hätte allerdings zu Auswärtsspielen mehr Fans mitgebracht als Hoffenheim, was jedoch für den BVB bei ohnehin ausverkauftem Stadtion weitgehend uninteressant ist.
4.
Mir war es als Fuballfan, speziell als BVB-Fan letztlich egal, ob Hoffenheim oder Kaiserslautern………..

5.
Robin, und „Kapital schlägt………………“

Ich muß -leider- sh.auch Der,Der -3-……….feststellen, daß die verfügbaren Finanzen, egal woher sie resultieren, für jeden Verein das „Maß aller Dinge“ sind.

Und leider ist folglich auch zu konstatieren, daß es eben die „Wechsel“beziehungen -wörtlich und bildlich gemeint-zwischen dem Verfügbaren „auf dem Festgeldkonto“, dem sportlichen Erfolg und der Verpflichtung neuer hochklassiger Spieler gibt -gilt selbstverständlich auch für BVB. Und das daraus zwangsläufig eine Zwei- oder gar Dreiklassengesellschaft im Profifußball entsteht, scheint ebenfalls eine unabwendbare Folge dieses Systemes zu sein. Freiburg spricht nicht gegen diese Aussagen. Freiburg ist -erfreulicherweise- eine Ausnahme von diesem System, die es immer wieder, aber immer seltener ‚mal gibt.

Robin,
ich bin kein Sympatisant von Hoffenheim oder von Herrn Hopp.
Gleichwohl unterscheidet sich Hoffenheim und vor allem der Millardär Hopp wohltuend von FC Bayern, vom Millionär Höness, von Rummenige, von Sammer, denn den Hoffenheimern und vor allem Herrn Hopp ist maßlose Arroganz , wie sie immer wieder vom FC Bayern demonstriert wird, völlig fremd!

Robin Patzwaldt
11 Jahre zuvor

@jovan: Mir sind richtig emotionale, lebhafte, begeisterungsfähige Fans allerdings (solange alles im Rahmen bleibt natürlich) im Fußball immer deutlich lieber als eine Art Theater- oder Opernpublikum. Und das völlig unabhängig von den Teams welches diese Fans dann unterstützen. Mir würde es auch gefallen, wenn Hoffenheim so stimmungsvolle und treue Fans hätte.

Auch ich habe übrigens schon davon gehört, dass das Publikum in Lautern sehr extrem ist. Aber das wurde gerade gestern hier im Blog (im Dortmund-Teil) so ähnlich in einem Kommentar auch noch von den Dortmunder-Fans behauptet. Hängt also ganz offensichtlich auch davon ab von welchem Team man selber Fan ist. Schlechte Fans sind häufig schlicht die ‚Anderen‘.

(Womit ich übrigens nichts gegen Theater- oder Opernfans sagen möchte. Fußballfans sind in der Regel halt nur irgendwie ganz anders. 😉 )

Nobby.Brinks
Nobby.Brinks
11 Jahre zuvor

Hat Bayer keine Tradition? Ist das keine Tradition?

Am 1. Juli 1904 wurde der Turn- und Spielverein 1904 der Farbenfabrik vormals Friedrich Bayer Co. Leverkusen gegründet. Am 31. Mai 1907 wurde die Fußballabteilung gegründet. Im Jahr 1933 trugen die Spieler erstmals das Bayer-Kreuz auf ihren Trikots.
Von 1951 bis 1965 spielte der Verein in der höchsten deutschen Spielklasse, der Oberliga West. Im Jahr 1962 stieg Leverkusen wieder in die höchste Spielklasse auf.

discipulussenecae
discipulussenecae
11 Jahre zuvor

zu #7: Bayer Lerverkusen ist erst 1979 in die Erste Bundesliga aufgestiegen.

Zum Artikel: Kaiserslautern und Hoffenheim sind zwei Mannschaften, die mir beide unsympathisch und daher gleichermaßen egal sind. Zudem kann ich das Gejammere über den Einfluß des Kapitals vs. ehrliche Fußballtradition nicht mehr hören oder lesen: Jeder Schnürsenkel der FCK-Spieler wird von einem Sponsor teuer bezahlt; die Stadt Kaiserslautern hat 2003 dem damals kurz vor der Insolvenz stehenden FCK das Stadion völlig überteuert abgekauft und damit den Verein gerettet; die Westkurve heißt mit Sicherheit nicht umsonst ‚Karlsberg-Westtribüne‘; diese Liste ließe sich noch länger fortführen. Fußball ist nun einmal ein Geschäft, das sich allein in Deutschland im Milliardenbereich bewegt, und alles Lamentieren über diesen Zustand ist völlig anachronistisch.

Und als Leser der ‚Ruhrbarone‘ interessieren mich Berichte über südwestdeutsche Fußballspiele der zweiten Klasse nur am Rande.

Jörg
Jörg
11 Jahre zuvor

Warum macht man bei Borussia Dortmund stimmung gegen Herrn Hopp?

Welche Hintergründe gibt es? Warum diese Stimmungsmache?

In Dortmund hat sich keiner zu jammern!

1. Dortmund hat ein WM-Stadion bekommen, wie Schalke!

2. Dortmund war Pleite und hat frisches Geld aus Bayern bekommen.

3. Dortmund hätte ohne die vielen Westfalen weniger Zuschauer!

1899 Hoffenheim ist zu recht in der Ersten!

1. 1899 Hoffenheim hat die nötigen 3 Punkte in Dortmund geholt.

2. 1899 Hoffenheim war die eindeutig bessere Mannschaft!

3. 1899 Hoffenheim zudem eine gute Jugend.

F95 ist zu recht in der zweiten Liga! Lautern auch.

1. 9 Punkte in der Rückrunde zun zu wenig.

2. Lautern in zwei Spielen schwach!

Schade für Düsseldorf, für alle rheinischen Städte! Schade deshalb, weil es für den BVB, für Schalke keine Karten gibt und der 1.FC Köln, F95 und der MSV in der Zweiten spielen.

jovan
jovan
11 Jahre zuvor

@robin: ohne die geringste sympathie für den bvb zu empfinden (nein für s05 auch nicht), bleibe ich doch bei meiner ansicht über das pfälzische landvolk. damit habe ich aber keine aussage über die sympathisanten der tsg getätigt. selbstredend ist auch mir wichtig, dass im stadion leidenschaft herrscht. auch meine woche ist schlechter, wenn mein verein am wochenende verloren hat.
und zum bvb vllt. noch: durchaus habe auch ich den eindruck, dass dort eine selbst-lemke-isierung stattfindet (tsg, bayern, götze/reus, geschenkte lizenz, weitgehende ignoranz gegenüber den eig. nazis). wer sich ständig als „die guten“ im kampf gegen „das böse“ darstellt, wird irgendwann abstoßend. eben wie werder bis vor einigen jahren (lautern natürlich auch immer wieder, oder st.pauli, freiburg…). und um mich angreifbar zu machen „mein“ verein ist der Spielverein aus Meiderich, bei dem auch so einiges im argen liegt.

Nobby.Brinks
Nobby.Brinks
11 Jahre zuvor

@discipulussenecae

Bayer Leverkusen ist 1979 in die Erste Bundesliga aufgestiegen.
Im Jahre 1962/63 spielten in der Oberliga West die Vereine, 1. FC Köln, BvB 09, MSV, Preußen Münster, A. Aachen, S04, Schwarz-Weiß Essen, Viktoria Köln, Bayer 04 Leverkusen, RWO, BMG, Hamborn 07, F95, Westfalia Herne, Marl-Hüls. Leverkusen war somit vor der Bundesliga in bester Gesellschaft und in der höchsten Klasse. Als Aufsteiger belegte Leverkusen den 9 Platz und hat sich nicht für die 1. Bundesliga qualifiziert.
Abgesehen davon, Leverkusen entstand auf der grünen Wiese rund um das Werk und ist nach dem Chemieunternehmer Carl Leverkus benannt. Folglich ist es auch nur natürlich, dass dort ein Werksverein entstand.

@Robin Patzwaldt

Warum treten Hans- Joachim Watzke und Heribert Bruchhagen als der Traditionsvereine kritisch gegenüber Bayer Leverkusen und Wolfsburg auf. Sie fordern einen neuen Schlüssel bei der Verteilung der TV-Gelder nicht nur nach dem sportlichen Erfolg. Faktoren wie Zuschauerzahl, TV-Quoten und landesweite Popularität sollen mit in den Schlüssel. Also, es geht nur um die Verteilung von Geld!
Warum aber müssen Traditionsvereine wie der 1. FC Kaiserslautern, die immer ausverkaufte Stadien haben, öfters gerettet werden. Lauterer darf nach einigen Nothilfen sich als Werksklub von der Pfalz bezeichnen. Warum wird Offenbach gerettet und Aachen auf der anderen Seite nicht!

Martin Böttger
Martin Böttger
11 Jahre zuvor

@11 Nobby
Du weißt wahrscheinlich auch selbst, dass die Zuschauereinnahmen nur einen Bruchteil der Finanzierung des Profifußballs ausmachen. Den Löwenanteil bilden die TV-Einnahmen. Die werden nach dem Prinzip vergeben, die Ersten werden die Ersten bleiben, die Letzten bleiben die Letzten. Transparenz wird vermieden, der Murdoch-Sender Sky veröffentlicht keine Zahlen, welche Spiele wie viel geguckt und bezahlt werden, jedenfalls nicht für uns. Die Vereinsvorstände, unterstelle ich, bekommen diese Zahlen aber durchaus und halten sie ebenfalls unter Verschluß.
Dieses System führt unweigerlich zu einem immer langweiligeren Ligabetrieb; die Unten gehen kaputt – schaut Euch mal im „Amateur“-Fußball um – und oben entsteht ein geschlossenes System von Langeweile, das sporadisch von Pseudo-„Classicos“ unterbrochen wird.
Sollen wir also jetzt deutschen Software-Milliardären, arabischen Scheichs und russischen Oligarchen die Füsse küssen dafür, dass sie sich den einen oder anderen Verein als Spielzeug kaufen und damit die Langeweile mit S04, Hoffenheim, PSG, ManCity und Machatschkala ein bisschen auflockern? Und diejenigen, die sich gleich mehrere Vereine leisten (z.B. VW/Audi mit Wolfsburg und Bayern, oder Quatar mit PSG, Barca u.a.), können dann auch gleich die Spielergebnisse aushandeln…
Mag ja sein, dass es unrealistisch ist, diese Entwicklungen aufhalten zu wollen. Es kann einen nur auch niemand zwingen, das gut zu finden.
Und wer das „nicht mehr hören kann“ muss halt in eine andere Welt gehen. Es lebe die freie Meinung 😉

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