Kaum hatte NRW-Grünen Chef Sven Lehmann laut über ein Ende der Karfreitagsruhe nachgedacht, kam Widerspruch: Aus der Grünen Landtagsfraktion.
In der Rheinischen Post hat der Vorsitzender der NRW-Grünen, Sven Lehmann, laut über die Karfreitagsruhe nachgedacht: „Jeder soll den Karfreitag nach seiner Fasson begehen.“ Eigentlich logisch. Wer an Karfreitag seine Ruhe haben will, lässt an diesem Tag mal die Death-Metal-Scheiben im Schrank. Und wer Death-Metal hören will, soll das natürlich auch auf Konzerten oder im Club tun können und nicht nur in der eigenen Wohnung. Religion ist Privatsache und nicht die Sache des Staates. Ein Feiertagsgesetz damit so überflüssig wie alkoholfreies Bier.
Irrtum.
In einer gerade veröffentlichten Presserklärung widersprach die Landtagsabgeordnete Sigrid Beer (Grüne), gleichzeitig auch kirchenpolitische Sprecherin und Parlamentarische Geschäftsführerin, Lehmann:
„Für mich als Christin ist und bleibt der Karfreitag ein Stolperstein in der Gesellschaft. Und das ist auch gut so. In unserem gesellschaftlichen Alltag nehmen Hektik und Konsum häufig viel Raum ein. Deshalb braucht diese Gesellschaft auch einen stillen Feiertag wie den Karfreitag, an dem sie auf sich selbst zurückgeworfen wird. Dieser Tag bietet allen die Gelegenheit, sich Zeit zur Besinnung zu nehmen und über die Werte menschlichen Zusammenlebens nachzudenken. Ob dies aus christlicher Motivation geschieht oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Jede und jeder kann diesen Feiertag individuell gestalten.
Wir als Grüne begegnen den Christinnen und Christen in Nordrhein-Westfalen mit der gleichen Toleranz und dem gleichen Respekt wie allen Anders- oder Nichtgläubigen. Zu diesem Respekt gehört auch die Achtung vor religiösen Feiertagen.
Am Feiertagsgesetz ist keine Änderung vorgesehen.“
Amen.
Am Karfreitag sollte Death Metal eigentlich Pflicht-Beschallung sein.
Ich will ja nicht spitzfindig sein, aber widerspricht sich die Dame nicht? Das deutsche Feiertagsgesetz ist eine eindeutige Bevorzugung der Christen. Jüdische, muslimische oder andere Feiertage spielen darin keine Rolle. Will man an dieser gesetzlich verankerten alleinigen Einflussnahme des Christentums auf unser aller Leben nichts ändern, kann man nicht zeitgleich von „gleicher Toleranz und gleichem Respekt“ sprechen…
Warum muss eigentlich das christliche Märchen von einem Mord und dem nachfolgenden Zombie als Anlass für einen stillen, zur Besinnung gedachten Feiertag herhalten?
Da gibt es doch tolle Märchen und Erzählungen deutscher Dichter und Denker?
Zum Beuispiel Hensel und Gretel, oder Rotkäppchen. In denen kommen Notwehr und Tyrannenmord vor.
Viel besser geeignet um über die Annahme das „in unserem gesellschaftlichen Alltag […] Hektik und Konsum häufig viel Raum“ einnehmen nachzudenken.
@Ben
Natürlich widerspricht sich Sigrid Beer; als Christin fällt ihr der Widerspruch nicht auf, als Politikerin ist sie evtl. daran gewöhnt widersprüchliches ohne mit der Wimper zu zucken unters Volk zu bringen (es wird schon keiner nachfragen/denken).
@Werner Jurga
Der war gut!
Vielleicht sollte man für nächstes Jahr Karfreitag in allen Kulturhauptstadt-2010-Städten was gleichzeitiges illegales organisieren, so dass es zu Massenverhaftungen oder gar einer drohenden Überlastung der polizeilichen Einsatzkräfte (auch Polizisten machen Ostern gerne Ferien!) kommen muss – ein Aufstand der säkularen Kulturschaffenden! Das wär doch mal was. Muss ich jetzt zum Arzt, weil ich Visionen hab?
@Martin: Gute Idee. Und wenn sie alle verhaften geht die Party im Bau weiter!
Die Grünen wieder. Ich schlage einen Karfreitagskonsens vor. Schrittweiser Ausstieg aus dem Good Friday, Amtsverzicht von Bischof Meissner – dafür ziehen die Grünen Roth zurück. Ich hoffe das kommt durch die Zensur.
Ich hab letztes Jahr Karfreitag ein Konzert veranstaltet.
War ne gute Sache, Polizei ist auch nicht vorbeigekommen.
Wie schön, die Grüne Sigrid Beer bringt der Christin Sigrid Beer Toleranz entgegen. Ich selbst habe als Rechtshänder auch immer mehr Verständnis für meine undefiniert blau-grün-grauen Augen.
Ist es nicht ein wenig unglaubwürdig, seine eigene Doppelrolle zur Toleranz zu verklären?
In Wirklichkeit steckt doch ein Befehlston dahinter: Du, Atheist, hast Dich an folgendem Tag individuell zu besinnen, weil mein angeblicher Messias da seinen angeblichen Todestag hat, der selbstverständlich nie zweimal hintereinander auf denselben Tag fällt.
Hektik und Konsum können ja gerne weiterhin wie an anderen Feiertagen auch durch geschlossene Geschäfte vermieden werden. Und selbstverständlich sollten religiöse Versammlungsstätten oder Privatwohnungen vollen Beschallungsschutz erhalten – wer daheim oder im Kreise der Gemeinde die Besinnlichkeit sucht, soll weiterhin geschützt werden. Wer sich aber bewusst anders entscheidet, dem muss das nicht verboten werden.
Natürlich kann die Kneipe im Wohnhaus nicht die Musik voll aufdrehen, aber es gibt genug Diskos in gewerblichen und anderen entlegenen Lagen oder annähernd schalldichte Räumlichkeiten, in denen das niemanden stören sollte.
Und genau darum geht es bei dem Konflikt, und daran spricht Frau Beer vorbei!
Schutz der freiwilligen Besinnlichkeit, Abschaffung der Zwangsbesinnlichkeit für alle.
Manchmal ist es gut, wenn eine Fraktion eine Partei bremst. Hier ist so ein Fall. Diese Anti-Kirchen-Haltung gefällt mir nicht.
@Christian: Es ist ja keine Anti-Kirchen-Haltung. Wer Ruhe will, soll an Karfreitag Ruhe finden. Und wer es nicht will, soll machen können was er will. Niemand verlangt die Zwangsbespaßung ganzer Städte zu Karfreitag.
@10/11
Eben – es tut keinem Christen weh, wenn sein ungläubiger Nachbar am Karfreitag abends im Theater sitzt und vielleicht sogar lacht.
Der jetzige Zustand ist eher eine Anti-Menschen-Haltung auf christlicher Seite.
Manchmal ist es schlecht, wenn eine Fraktion eine Partei bremst. Hier ist so ein Fall. Diese Pro-Kirchen-Haltung gefällt mir nicht.
ich war noch nie in Israel, aber mir wurde erzählt, dass an Yom Kippur die Geschäfte geschlossen seien u. das Autofahren aus Respekt vor dem höchsten Feiertag fast völlig unterlassen werde (auch von den nicht Religiösen) – aber ist für euch ja kein Problem, ist ja weit weg …
@ Jan
Jan, das stimmt zwar, aber der religiöse Mensch neigt zum Beleidigtsein, wenn man seinen Glauben nicht ernst nimmt. Egal welcher Kirche er anghört.
@Arnold
Es ist nicht beleidigend, wenn jemand am Karfreitag, hinter verschlossenen Türen eines Theaters oder einer Disko, die nicht in Wohngebiete schallt, Spaß hat.
Jan, das sehe ich auch so. Aber der wirklich religiöse Mensch tickt einfach anders. Er ist auch dann beleidigt, wenn er gar nicht beleidigt wurde. Denn sein Gott sieht und hört alles. Auch die hinter den verschlossenen Türen. 😉
@17
Aber ist es denn auch nur im Entferntesten legitim, als Christ von Nicht-Christen zu verlangen, einen angeblichen Gott auf diese Weise zu verehren? Ist das nicht die schlimmste religiöse Nötigung?
Nach meiner Erfahrung neigen alle Menschen zum Beleidigtsein, wenn man ihren Glauben (ihre Mythen, ihre „Werte“, etc.) nicht ernst nimmt. Da rauschen die Beliebtheitswerte in aller Regel richtig in den Keller. Aber es hilft ja nichts: die Aufgabe bleibt, Glauben als Aberglauben zu entlarven, Mythen zu jagen und „Werte“ auf ihre ideologische Funktion hin abzuklopfen.
[…] Nordrhein-Westfalen: SPD will Feiertagsruhe besser schützen (RP ONLINE) – Auch bei den Grünen, aus deren Partei ein Vorstoß kam, wird die Feiertagsruhe hoch gehalten – jedenfalls bei der Grünen-Fraktion (siehe Ruhrbarone). […]
@Jurga
Was man an Ihnen immer sehr gut beobachten kann, wenn man Ihren Knötteropaarien widerspricht LOL…..
Glücklicherweise können sich all die, die aus religiösen Gründen schnell beleidigt sind, sich untereinander nicht einigen.
Denn wenn das geschieht, ist es um alle anderen bald geschehen.
@ Torti (# 21):
Das muss aber unter uns bleiben! Und lustig ist es auch nicht.
(Wenn ich mir das damals erlaubt hätte, da wäre nicht groß diskutiert worden. Da wäre sofort …)
@ Angelika # 14
Die (ultra-) orthodoxen Juden nerven auch die liberalen Juden dort erheblich. Obendrein gehen sie aus religiösen Grund nicht zum Militär. Dafür machen sie aber den meisten Stress mit der Siedlungspolitik und sind zu keinen Konzessionen gegenüber den Palästinensern bereit. Eine gruselige Truppe. Wie alle religiösen Fundamentalisten dieser Welt.
@Arnold Voß,
Daß die Fundamentalisten in Israel allen anderen Streß machen war mir klar.
Aber daß die nicht zum Militär gehen, also andere die Suppe auslöffeln lassen, die sie eingebrockt haben, wußte ich bisher nicht.
Das ist ja interessant! Möglicherweise gilt das auch für andere Fundamentalisten?
Vielleicht für alle?
Vielleicht finden diese Menschen im Streßmachen ihre Erfüllung. Das sollte doch mal untersucht werden.
@ Helmut Junge:
Nee, nee, anderer Religion Fundamentalisten ballern durchaus schon mal etwas rum. Dieses Peacige beibt den jüdisch Orthodoxen vorbehalten. Wobei: Pazifisten sind das auch nicht. Wenn denen auf der Westbank ein Palästinenser komisch kommt.
Aber zum Militär gehen sie halt nicht. Weil sie den Staat Israel ablehnen. Und Arbeiten tun sie auch nicht. Weil das unnötig von den Tora-Studien ablenken könnte. Aber vermehren tun sie sich; so viel Zeit muss sein.
@Werner Jurga,
also gibt es bei Fundamentalisten doch noch ganz individuelle Züge.
Schade, ich hätte sie gerne in einen Topf gesteckt.
@Arnold Voss/24: Auch wenns eigentlich nicht zum Thema passt, muss ich das jetzt mal korrigieren. Es ist schonmal sowas von falsch, „ultraorthodoxe“ mit orthodoxen Juden gleichzusetzen. Orthodoxe Juden gehen sicherlich zum Militär, ultraorthodoxe eher nicht, wobei einige durchaus „dienen“. Letztere sind wiederum in nicht geringen Teilen (sektenabhängig) zu so großen „Konzessionen“ gegenüber Palästinensern bereit, dass sie die Existenz des Staates Israel ablehnen. Das Ganze ist allerdings sehr fragmentiert und deutlich komplizierter als Spiegel oder Tagesschau es abbilden. Dieses ständige „Säkulare sind gut, Religiöse sind böse“ nervt, weil es nicht der Realität entspricht (weder bei den Juden noch bei den Arabern und vermutlich auch bei allen anderen nicht).
Und vor allem: was Angelika schrieb, trifft zu. An Yom Kippur fährt keiner Auto in IL und alle Geschäfte sind geschlossen (in den arabischen Gemeinschaften siehts natürlich anders aus). Auch so ziemlich alle nicht-religiösen Juden nutzen den Tag, um mal abzuschalten, sich zu erholen oder wasweißichwas. Das finden nicht aushnamslos alle toll, aber es ist schon Konsens. Ich hab das selbst mal erlebt und es war sehr angenehm und einfach etwas Besonderes, wobei ich mit Religion nichts am Hut hab.
@ Himynameis
Natürlich habe ich vereinfacht. Ist hier halt kein Religions- oder Soziologieseminar. Ich wollte damit eine Tendenz ausdrücken. Je orthodoxer, je weniger bereit zu „dienen“, je weniger kompromissbereit gegenüber den Palestinensern, je mehr Stress für die Liberalen und die, die gar nicht religiös sind.
In einigen Hotels in Israel gibt es Extra-Aufzüge , weil am Sabbath die Orthodoxen selbst die Benutzung dieses wichtigen Vertikal-Fahrzeuges nicht gerne sehen, bzw. verbieten. Die werden dann in Kraft gesetzt,während die anderen stillstehen müssen, damit die Fundamentalisten Ruhe geben. Es gibt sogar eine Rabbi-Debatte darüber. Das ist nur ein von vielen abstrusen Entwicklungen in Israel.
Wieso es zur seelischen Einkehr notwendig ist das niemand Auto fährt will mir jetzt auch nicht so richtig in den Kopf. Überhaupt finde es nicht sonderlich demokratisch eine bestimmtes Wertgebäude anderen dadurch aufzuzwingen, dass man sie quasi für heilig erklärt und sich deswegen alle anderen fügen müssen.
Für mich ist das einfach nur religiöser Verhaltensterror und nichts anderes. Ich als Nichtgläubiger komme auch nicht auf die Idee ein paar Tage der Ungläubigkeit auszurufen, an denen z.B. keine einzige Kirchenglocke ertönen oder kein einziger Muezzin seinen Gesang anstimmen darf, geschweige denn der Rest der Bevölkerung nach meiner Wertepfeife zu tanzen hat.
Es mag eine Religion ohne religiösen Fanatismus geben, aber umgekehr gilt das nicht. Und bislang hat noch jede kirchlich/institutionell domestizierte Religion Fanatismus erzeugt. Nicht immer und natürlich nicht für alle, aber immer und immer und immer wieder. Da hilft leider auch ihr ganzes differenzieren nicht.
„Sechs Tage kannst du deine Arbeit verrichten, am siebten Tag aber sollst du ruhen, damit dein Rind und dein Esel ausruhen und der Sohn deiner Sklavin und der Fremde zu Atem kommen.“ (Exodus 23,12)
Tja, also das war revolutionär.
Und das war gar kein „…religiöser Verhaltensterror“ (siehe #29 Arnold Voss), sondern ein Wohltat. Endlich ma Päusken nach all diese Maloche! …
Durch die rabbinischen Debatten kamen dann immer weitere Ausfeilungen (Schabbat) dazu. Wer es nicht lebt, kann ja darüber hinwegsehen – ein Grund zur allg. Aufregung ist es ja wohl nicht …
Und was heute in Israel geschieht, hat eben auch (auch, nicht nur – glücklicherweise — sonst wäre es ja ein Staat nur für die Ultraorthodoxen) mit Tora u. Talmud zu tun. Religion ist nicht nur Sache derjenigen, die glauben. Religion hat Geschichte, Kulturtradtition, Identität (Volk, Individuen) beeinflusst, wird es weiterhin tun (in Israel u. in and. Ländern).
Aber zurück zum Ausgangspunkt der Diskussion – zum Karfreitag bzw. der auch staatl. gewünschten (ja geforderten) Karfreitagsruhe. Auch der nicht Religiöse wird m.E. durch rel. Traditionen beeinflusst – u. das, so meine ich, nicht unbedingt zu seinem Schaden. Denn, dass da am Karfreitag keine Glocken erklingen (was durch bestimmten anderen Lärm, der entfällt, wie z.B. Autorennen, Straßenfeste, Kirmes o.ä., noch mehr auffällt), macht das Geläut an Ostern bes. eindrucksvoll. Und ich meine nicht nur, ich weiß es aus vielen Gesprächen mit Nicht-Kirchenmitgliedern, mit Atheisten, dass eben diese Stimmung – Stille, dann Jubel (= Glockengeläut) der Seele gut tut.
Manch einer kommt echt über die dümmsten Vorlagen zur „Israel-Kritik“. :_
Angelika? 2011 aus der Bibel (oder jedes andere „heilige“ Buch) zitieren und daraus etwas für den Alltag ableiten wollen? Echt? Sollte man nicht machen … sowas geht immer nahch hinten los.
1. Timotheus – Kapitel 2 11,12
Ein Weib lerne in der Stille mit aller Untertänigkeit. Einem Weibe aber gestatte ich nicht, daß sie lehre, auch nicht, daß sie des Mannes Herr sei, sondern stille sei.
Meine Schwestern würden mir, zurecht, was husten wenn ich oder jemand anderes das für voll nimmt.
Im übrigen: Welche Seele? Noch so ein Konstrukt Menschlicher Einbildung …
@Christian S. Ich vermute du verwechelst „Israel-Kritik“ mit Religionenkitik (alle!) anhand des Beispiel Orthodoxer Juden in Israel. Orthodoxe/Fundamentalistische Christen, Kopten, Mormonen, Brahamiten, Scientologen, „hierjedeweiteredertausendenreligioneneinfügendieesjegabundvermutlichgebenwird“ sind in doch nahezu beliebig Austauschbar.
Ich habe einen Gegenvorschlag. Wenn sich jetzt alle von der christlichen Minderheit terrorisiert vorkommen. Geht an Weihnachten, Karfreitag, Ostern und an allen kirchlichen Feiertagen arbeiten. Arbeitsfrei zu haben, Party zu machen und gleichzeitig die christlichen Werte mit Füßen zu treten: Das geht nicht
#32 Olaf
Mein Zitat (Exodus, siehe oben) passte m.E. sehr gut, denn A. Voss hatte ja auf die Sabbatruhe Bezug genommen.
Und auch das von dir angeführte Zitat, weiß ich, dank meiner exegetischen Kenntnisse in den Kontext zu stellen. Aber die von dir erwähnte Stelle wurde ja wohl nicht zitiert, um sachlich zur Diskussion beizutragen.
Als Ergänzung zu dem Kommentar von Jochen Winter (#33):
Warum in Dtl. eigentlich kein Geschrei, dass da an Fronleichnam, Christi Himmelfahrt usw. arbeitsfrei ist? Warum wird es von Nicht-Christen als so selbstverständlich angesehen, dass es einen zweiten Weihnachtsfeiertag (arbeitsfrei!), einen zweiten Ostertag (arbeitsfrei!) gibt. Im Nachbarland NL ist das nicht so.
Aber im Nachbarland NL (mehrheitlich calvinistisch geprägt, auch wenn da in bestimmten Prov. viele Kath. wohnen) ist man (wie auch in GB) gewöhnt, nach der Arbeitszeit an einem Wochentag zum Wahllokal gesehen. Der Sonntag wird für so Profanes wie eine pol. Wahl nicht genutzt. Auch dies ein Beispiel wie rel. Traditionen den Alltag einer weitgehend säkularisierten Welt nach wie vor beeinflussen.
p.s.: Quatsch -> vertippt -> nicht „gesehen“, sonder -> zu gehen (und zwar zum Wahllokal …)
@Jochen Winter 33,
Vor dem Christentum wurde im römischen Imperium der 25. Dezember als Geburtsnacht des Mithras gefeiert. Wenn Ostern mit dem Passahfest zu vergleichen ist, gab es dieses Fest wohl auch schon vor dem Christentum.
Einzig der Karfreitag scheint christlichen Ursprungs zu sein.
Insofern ist Ihr Gegenvorschlag auf all diese Feiertage zu verzichten, nicht ganz akzeptabel.
#37 Helmut Junge an Jochen Winter
Also das ist ja Haarspalterei. Auch wenn es bestimmte Hintergründe (Zeitwahl bestimmter Feste – Nutzung von Vortraditionen) gibt, so verbinden wir doch Weihn. u. Ostern mit christl. Lehre.
@Jochen Winter,
Christliche Werte?
Ich finde das niedlich das sich diese WischiWaschi-Religiösen die Ergebnisse der Aufklärung und dem niederriengen von organisierter Religion auf die eigenen Fahnen schreiben.
Man möge doch bitte mal die gleichen Maßstäbe an den eigene Glauben anlegen wie bei der Abwägung ein Auto zu kaufen, eine Versicherung abzuschließen oder einen Fußballverein zu umjubeln.
Im übrigen, als Atheist und Naturalist, darf ich an den kirchlichen Feiertagen die auch gesetzliche Feiertage sind garnicht arbeiten. Auch wenn ich wollte. Es ist mir gesetzlich Verboten (Arbeitszeitgesetz §9) und ich gehöre nicht zu einer der Ausnahmegruppen denen es gestattet wird (ArbZG §10), bzw. von denen es gefordert ist.
Kommen wir auf das eigentliche Problem zurück (vor laute Bibelzitaten und ablenkenden Vorschlägen verliert man das ja schnell aus den Augen, das mit den stillen Feiertagen).
Der Private Glaube ist nicht Privat solange Glaubensgemeinschaften mit Ihren Moralvorstellungen und in Urzeitlichen Texten begründeten Ausnahmeansprüchen die freie Entfaltung beeinflussen.
Vielleicht gelingt es hier jemanden ja mal nachvollziehbar ein säkulares Argument _für_ einen stillen Feiertag zu finden der nicht schon beim schief angucken zusammenbricht. Ich bin gespannt.
Ich habe nichts dagegen das jemand in ruhe und Stille in sich kehrt. Ich habe nur etwas dagegen das mir das selber Vorgeschrieben wird aufgrund Geschichten aus einem Märchenbuch.
Das bauen eines Lebkuchenhauses wird ja auch nicht im Jugendschutzgesetz untersag weil dain Öfen installiert werden können in denen kleine Kinder für Hexen gebraten werden sollen.
@Angelika
Haarspalterei? Und warum verbindest du Weihn. u. Ostern mit christl. Lehre?
Weil du, ohne dir es auszusuchen in einer Zeit an einem Ort geboren wurdest wo das grade en vouge ist.
Ägypten ca. 3000 v.u.Z.: Horus ist en vouge
Griechenland ca. 1200 v.u.Z.: Attis ist en vouge
Persien ca. 1200 v.u.Z.: Mithra ist en vouge
Indien ca. 900 v.u.Z.: Krishna ist en vouge
Griechenland ca. 500 v.u.Z.: Dionesys ist en vouge
Horus, Attis, Mithra und Dionesys teilen sich lt. Texten eine oder mehrer der folgenden Eigenschaften:
Geboren durch eine Jungfrau
Geboren am 25. Dezember
Ein Stern im Osten bei der Geburt
Haben Wunder vollbracht
Waren tot für 3 Tage
Wieder auferstanden von den toten
Warum also sollte eine Geschichte, aus unendlich möglichen (Vorstellung ist unendlich), mehr relevanz haben als die andere? Weil das schon immer so war?
Hallo, Olaf!
Unser Kulturkreis ist nun mal, ob es dir passt od. nicht, ist vollkommen belanglos, durch bestimmte (auch rel.) Traditionen beeinflusst, geprägt. Wir leben nicht in einem luftleeren Raum, ohne Beeinflussung durch die Vergangenheit.
Du findest (vollkommen gleichgültig, was du glaubst, falls dich anzieht, was du ablehnst) in einem bestimmten Umfeld bestimmte Symbole, Metaphern usw. vor. Du findest dies bei Gebäuden, in Texten usw. – auch durch Feiertage, die anscheinend mehrheitlich gewollt sind (Traditionsbindung), sonst fände sich ja eine Mehrheit, diese abzuschaffen. Die Stille am Karfreitag ist Kulturgut so lange, wie sich kein nennenswerter Widerspruch (nennenswerter Widerspruch ist natürlich keine Diskussion bei ruhrbarone … – auch nicht irgendeiner, der mal à la spätpubertäre Anwandlung am Karfreitag bes. laut Musik hört …) regt, sich neue Traditionen bilden.
@Olaf, ich weiß nicht,wie @Jochen Winter es findet, wenn @Angelika für ihn antwortet, aber wie Du an meiner Stelle geantwortet hast, finde ich ganz gut.
Aber eigentlich wollte ich nur darauf hinweisen, daß es zu allen Zeiten, bei allen Völkern heilige Tage gab, an denen gefeiert wurde.
Heilig waren sie, weil die Menschen sich umgeben sahen, von Geschehnissen, die sie sich nicht erklären konnten.
Manchmal gab es einen Traditionsbruch und die heiligen Tage wurden umgedeutet, blieben aber weiterhin heilig.
Heutzutage bahnen sich neue Traditionsbrüche an, sind sogar schon vollzogen.
Aus der Sicht der meisten Menschen haben Feiertage einen unbekannten Hintergrund, aber sie bleiben erhalten. So, wie früher auch. Was wir hier in diesem Blog betreiben, ist eine Auseinandersetzung um die Interpretationshoheit darüber, wie wir diese Tage erleben wollen. Das ist aber immer schon so gewesen.
Nur früher hat das manch einen Kopf den Gravitationskräften ausgeliefert. Heute gibt es schlimmstenfalls eine Anzeige wegen Störung.
So, nachdem ich das geklärt habe, möchte ich noch etwas zu dem 25.Dezember sagen. Mithras war ursprünglich Sonnengott im alten Persien, bevor Zoroaster seine Vision Ahura Mazdas (der weise Herr) ewigen Kampf gegen seinen bösen Zwillingsbruder Angri manju (Ahriman) hatte.
Die von Ahura Mazda geschaffene Menschheit sollte ihm in seinem Kampf beistehen, versagte aber, wegen ihrer Schlechtigkeit.
Ahura Mazda kam in dieser Situation auf die Idee, ein Opfer zu bringen, nämlich seinen Sohn Mithras. Der wurde am 25.Dezember in einer Höhle geboren.
Magier (Priester) brachten ihm Weihrauch Gold und Myhhre.
Und so weiter.
Diese Religion gelangte in veränderte Form über Legionäre nach Rom und wurde Staatsreligion. Der oberste Mithraspriester, genannt Pontifex Maximus trug zum Zeichen seiner Würde eine Mithra. In Rom war meist der Kaiser auch oberster Priester des unbesiegbaren Sonnengottes.
Später, nachdem das Christentum durch Constantin zur Staatsreligion gemacht wurde, gelangte diese Würde samt Titel an den Bischoff von Rom.
Der Feiertag 25.Dezember war im Volk verwurzelt. Er ließ sich nicht abschaffen.
Auf diesen Tag wurde die Geburt von Jesus, von dem man kein Geburtsdatum kannte, festgelegt. Das war noch im 4.Jahrhundert.
Der Tag war vermutlich arbeitsfrei.
@ Christian # 31
Christian, Dummheit ist, wenn man nicht liest bevor man sich ein Urteil bildet. Ehe sie sich also ein Urteil über meine „Israel Kritik“ bilden, sollten sie sich durchlesen was ich sonst hier zu Israel und nicht zur Religion schreibe. Im übrigen sind einige der Menschen die mir besonders lieb sind Juden. Aber es gibt auch Christen und Muslime darunter.
Ein m.E. interessantes Interview zum Thema Karfreitagsruhe:
https://www.evangelisch.de/themen/religion/karfreitag-in-die-oper-nicht-zu-madame-butterfly38815
@ Angelika #30
„Und ich meine nicht nur, ich weiß es aus vielen Gesprächen mit Nicht-Kirchenmitgliedern, mit Atheisten, dass eben diese Stimmung – Stille, dann Jubel (= Glockengeläut) der Seele gut tut.“
Wie man sich doch seine Welt aus ein paar Gesprächen basteln kann und sie dann auch noch für alle anderen als wohltuend erklärt. Ich fasse es nicht.
Haben sie schon mal bei Glockengeläut versucht einen stillen aber doch zugleich klugen Gedanken zu fassen? Weil sie in sich eingekehrt sind um gerade das zu tun? Weil sie Ruhe gesucht habe, in den eigenen vier Wänden? Sich vom Getöse der Straße abgewandt haben? Und sie haben zu diesem Gedanken gefunden und verfolgen ihn, und dann beginnt das große Geläut? Lauter als der Straßenverkehr, lauter als Flugzeuglärm, dass jeder ihn auch hören muss und soll in der weiten Umgebung?
Was für eine Borniertheit, dass nur Gläubige Ruhe und Meditation suchen. Dass man das nur im Kollektiv machen kann, zu vor langer langer Zeit festgelegten Rhythmen und Tagen. Oder weil es in einem Buch steht an das aus welchem Grunde auch immer alle glauben (müssen). Das überhaupt die Einkehr und die Seelenruhe an bestimmte Zeiten geknüpft werden kann. Einkehr marsch marsch! Ruhe marsch marsch! Und dann Jubel, marsch marsch!
@A.Voss
vielleicht bin ich ja so blöd, weil ich zu sehr dem Klang/dem Lärm (wie auch immer …) von Glocken ausgesetzt war …
Vielleicht bekommen Sie es ja partout nicht hin, das Anrede-Sie groß zu schreiben (und zwar nie, nicht nur im letzten Kommentar!), weil auch Ihr Gehirn (Sie schildern es ja eindrucksvoll) durch Glockengeläut malträtiert wurde …
Wer weiß …
Sollten Glocken unsere Gehirne geschädigt haben, dann wäre das allerdings fatal. Und die Stille am Karfreitag wäre doch dann eine Erholung für Ihr Gehirn, für meines.
Da wird es also, wenn Sie die Musikanlage nicht aufdrehen, keine Löcher in Wände bohren o.ä, am Karfreitag (Glockenklang ist da ja nicht!) still sein. Sie werden einen Gedanken finden, diesen verfolgen, bis in die Tiefe hinein verfolgen. Nichts wird Sie stören. Karfreitagsruhe eben!
@ Angelika # 41
„Unser Kulturkreis ist nun mal, ob es dir passt od. nicht, ist vollkommen belanglos, durch bestimmte (auch rel.) Traditionen beeinflusst, geprägt. Wir leben nicht in einem luftleeren Raum, ohne Beeinflussung durch die Vergangenheit.“
Aha! U n s e r Kulturkreis! Da Leben wir nun mal drin! Ob es dir passt oder nicht, Olaf! Und wenns Olaf nicht passt? Muss Olaf dann woanders hin, Angelika? Und die die aus anderen Kulturkreisen in unserem Kulturkreis leben, sollen die gleich mit ihm gehen?
Nein, wir Leben nicht im luftleeren Raum, Angelika.Wir leben nicht ohne den Einfluss der Vergangenheit. Aber wir leben nicht in einer Kaserne. Wir bestimmen unser Verhältnis zur Vergangenheit selbst. Jeder für sich und nicht sie für alle anderen, Angelika. Sie haben keine Hoheit über die Vergangenheit.
Traditionen sind änderbar. Schon mal was von gehört? Traditionen haben keinen Ewigkeitsstatus, und es kann verschiedenen Traditionen nebeneinander geben. Können sie sich das vorstellen? Ne b e n einander, nicht ü b e r einander und die ihrige natürlich ganz oben.
@ Angelika #46
Wenn sie das große Sie der Anrede hier verlangen, dann sollten Sie vielleicht zuerst mal sagen wer Sie sind. Ich weiß nicht mal ob sie eine Frau sind. Weil sie sich hier nicht trauen unter ihrem richtigen bzw. vollen Namen zu schreiben.
Ansonsten denken sie noch mal nach. Könnte es sein, dass ich das sie, weil ich es immer klein schreibe, aus Prinzip klein schreibe? Dass es also nichts mit ihnen zu tun hat? Schauen sie mal in den entsprechenden Merkbüchern nach. Es ist sogar offiziell erlaubt, wenn man es immer tut. Ansonsten ist das hier ein Blog und kein Schönschreibseminar.
Niemand hat ihnen hier Blödheit unterstellt. Nur Borniertheit. Die Borniertheit die darin zum Ausdruck kommt, dass wenn man selbst das Glockengeläut als schön, ja erhaben, ja als Jubel empfindet, es sich nicht vorstellen kann, dass andere vielleicht nicht so empfinden könnten. Das es möglich ist, dass andere Leute anders empfinden als man selbst. Anders hören als man selbst. Dass man sich darüber auch noch lustig macht, weil man sich in der Mehrheit wähnt.
Für Leute die nebenan den Bohrer schwingen oder die Stereoanlage bis zum Anschlag aufdrehen, ja selbst für den Straßenverkehr gelten Regeln, was die Lärmbelästigung betrifft, Angelika. Für die Kirche offensichtlich nicht. Da habe ich Lärm als Jubel zu empfinden. Immer. Da gibt es keine Ausnahme. Das ist nun mal so.
Ein Kommentar von Sandro Schmidt zum Thema Karfreitagsruhe:
https://www.general-anzeiger-bonn.de/index.php?k=news&itemid=10027&detailid=876276
Angelika, welchen Kulturkreis meinst du denn nun?
Den Flickenteppich aus 16 Verschiedenen Regelungen und Gesetzen zur Feiertagsruhe und Tanzverbot?
Den Kulturkreis deutschsprachiger Länder in Europa in dem es Tanzverbote (Stille Feiertage) in Deutschland und seitdem zuletzt das Kanton Luzern im Jahr 2009 sein Tanzverbot aufgehoben hat nur noch im Kanton Appenzell Innerrhoden in der Schweiz, aber nicht in Österreich gibt?
Oder den Kulturkreis in dem das Tanzverbot ein Ausdruck der Solidarität der Jugend mit der kämpfenden Front ist wie sich NS-Propagandist Walter May-Hermannstadt am 11. April 1943 äusserte?
Deine Strohmannargumente kannst du dir schenken. Ich habe nie behauptet das es in NRW, Deutschland und Europa keine Spuren und geschichtliche Verwebung des Christentum gibt.
Ich lehne lediglich den religiotisch wiedersinnigen Schluss ab, aufgrund der Polularität einer Religion in der Vergangenheit, in der Gegenwart und Zukunft Sonderrechte jedweder Art für eben jene Religion zu gewähren.
Ich bin weiter darauf gespannt welche säkularen Argumente für die Einschränkung meines Grundrecht auf freie Entfaltung sowie Religionsfreiheit (hier dann Freiheit von Religion) existieren.