Ein Aldi-Supermarkt in Utrecht kommt ganz ohne Kasse und nur mit sehr wenig Personal aus. Dieses futuristische Konzept namens ›Shop & Go‹wird aber bei den Kunden nicht angenommen – wie die Welt berichtet. Aldi Nord eröffnete seine Filiale am 20. Juli 2022 und zieht nun nach einer halbjährigen Versuchsreihe eine erste Bilanz. Ein ähnliches Supermarkt-Konzept hat Amazon in London schon vor einem Jahr aufgemacht.
Zum Einkaufen verwenden die Kunden eine App, alles andere erledigen Sensoren in den Regalböden sowie Kameratechnik, die alle Einkaufsbewegungen im Markt erfasst und dem richtigen Kunden zuordnet. Trotz der vielversprechenden Idee scheitert die Einkaufserfahrung oft bereits am Anfang. Das hauptsächliche Problem ist, dass die App nur mit einer Kreditkarten funktioniert, die nur die Hälfte der niederländischen Bevölkerung besitzt. Beim gleichen Amazon-Anbieter sind auch Apple-Pay und Paypal als Bezahlmöglichkeiten möglich.
Unterstützt wird der Discounter bei der Testfiliale in Utrecht von der Firma Trigo Vision ltd. Das Technologieunternehmen entwickelt KI-gestützte Infrastruktur für Einzelhandelsgeschäfte. Alle datenschutzrechtlichen Standards werden hierbei selbstverständlich eingehalten. So sorgt die intelligente Technik beispielsweise dafür, dass Gesichtsdaten direkt herausgefiltert und nicht verarbeitet werden. Zudem verarbeitet das System keine Augenscans, Fingerabdrücke oder andere biometrische Merkmale.
Einige Kunden würden aber auch durch die technische Hürde des Herunterladens der App und deren Einrichtung, was bis zu 10 Minuten dauern kann, abgeschreckt, heißt es. Zudem erfolge die Abrechnung häufig erst viel später nach dem Einkauf. Aldi Nord hat offenbar vergessen, die Anforderungen und Gewohnheiten der Kunden in den Niederlanden zu berücksichtigen. Einige sehen das Konzept als Beispiel für die Inkompetenz und Arroganz eines großen Unternehmens, wie mehrere User auf Twitter spotten.
Trotz aller Herausforderungen hat Aldi Nord seine Pilot-Filiale noch nicht aufgegeben. Obwohl sie bei den Kunden bisher nicht gut ankam, kündigte ein Unternehmenssprecher an, dass zusätzliche Zahlungsoptionen angeboten und die Kunden-App vereinfacht werden sollen.