Kassierer Sänger Wolfgang Wendlands Rede zum Gendern vor dem Hauptausschuss Bochum: „Sprache verändert sich, sollte aber nicht von oben nach unten verändert werden“

Wolfgang Wendland bei einer Podiumsdiskussion 2020 Foto. Roland W. Waniek

Wolfgang Wendland, der Sänger der Wattenscheider Punkband „Die Kassierer„, begründete gestern vor dem Hauptausschuss der Stadt Bochum seinen Antrag zum Gendern. Wendland forderte die Stadt auf, künftig auf den Genderstern zu verzichten. Da diese Entscheidung vom Oberbürgermeister und nicht vom Rat und seinen Ausschüssen getroffen wird, beschloss der Ausschuss , das „mangels Zuständigkeit kommunalpolitischer Gremien keine inhaltliche Entscheidung bezüglich der Eingabe erfolgt.“ Wir dokumentieren seine kurze Rede:

„Wenn die öffentliche Sprache in Schule, Medien, Gesetzgebung konsequent nach diesem Muster gehandhabt würde, würde die private Sprache bald nachziehen.“ schreibt Luise F. Pusch laut Emma die feministische Sprachpäpstin schon Anfang der 80er und benennt so unfreiwillig in ihrem Aufsatz „Das Deutsche als Männersprache Diagnose und Therapievorschläge, warum das, was heute „gendern“ genannt und laut Umfragen von einer Mehrheit abgelehnt wird, so unangenehm macht: der Versuch staatlicher und öffentlich-rechtlicher Stellen, Sprachveränderungen zu etablieren.

Sprache verändert sich, sollte aber nicht von oben nach unten verändert werden. Gerade eine Stadtverwaltung sollte hier zurückhaltender agieren.

Wenn große Publikationen wie  FAZ, WAZ oder der Spiegel auf Asterisk oder Doppelpunkt verzichten, muss sich nicht die Verwaltung auf den Weg machen, vermeintlicher Vorreiter zu sein,

zumal die Rechtslage eindeutig ist:

  • 23 Abs. 1 Verwaltungsverfahrensgesetz NRW: Die Amtssprache ist deutsch.

Die Orthographie ergibt sich aus den Empfehlungen des Rechtschreibrats.

  • 4 Satz 2 des Landesgleichstellungsgesetz:

„In der internen wie externen dienstlichen Kommunikation ist die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern zu beachten.“

Natürlich kann man auch innerhalb dieses Rechtsrahmens zum Beispiel durch Substantivierte Partizipien oder Adjektive neben der Doppelnennung zum Ausdruck bringen, dass Nichtbinäre Geschlechtsidentitäten bedacht werden, aber wenn Asterisk und Glottisschlag Einzug halten, wird es politisch.

Dann muss Beispielsweise eine Güterabwägung zwischen Geschlechtergerechtigkeit und Barrierefreiheit stattfinden. Die Aussage „Aus Sicht des Blinden- und Sehbehinderten Verbandes ist der Genderstern als barriereärmstes Sonderzeichen empfohlen.“ in der internen Handlungsempfehlung der Stadt Bochum ist eine sehr euphemistische Zusammenfassung dessen was von dort aus wirklich gesagt wurde. Oder es muss die Frage diskutiert werden, wie weit sich der Staat sprachlich von der Mehrheit der Bürger entfernen sollte. Um hier nur zwei Beispiele zu nennen.

Diese politische Diskussion berührt die „allgemeinen Grundsätze, nach denen die Verwaltung geführt werden soll“ § 41 Abs.1 GO NRW und ist Sache des Stadtrats.

Die Diskussion scheint unendlich zu sein, seit die feministische Linguistik mit der Kritik am generischen Maskulinum vor 40 Jahren begann und die Stadt tut gut daran, sich einfach auf die Empfehlungen des Rechtschreibrats zu verlassen und sie nicht parallel zu dieser entscheidenden Stelle zu führen.“

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