Diskussionen zwischen Sportvereinen und ihren Fans über umstrittene Sponsoren und Geldgeber gibt es schon seit Jahren. Egal ob der SC Werder Bremen mit Wiesenhof, der FC Schalke 04 mit Gazprom, oder aber auch der VfL Bochum mit Netto oder Vonovia, viele Klubs entschieden sich zuletzt für Gönner, die bei relevanten Teilen der Fanszene unbeliebt waren und es noch immer sind. Von Hertha BSC und seinem umstrittenen Geldgeber Lars Windhorst einmal ganz zu schweigen.
Die Gründe für die Kritik an diesen Sponsoren sind vielfältig. Es geht und ging dabei schon um Tierwohl, schlechte Arbeitsbedingungen oder sonstige wirtschaftliche Hintergründe, die vielen Anhängern als unwürdig erschienen ausgerechnet mit ihrem Lieblingsverein in der Öffentlichkeit verbunden zu werden.
Im Regelfall entledigten sich die Vereine diesen störenden Debatten durch schlichtes Aussitzen. Das versuchte in der vergangenen Woche auch der FC Bayern München. Jedoch agierten die Vereinsvertreter an der Isar, mit Präsident Herbert Hainer und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Oliver Kahn an der spitze, dabei im Rahmen der Jahreshauptversammlung der Bayern so unsouverän und geradezu amateurhaft, dass aus der Angelegenheit im Nachgang sogar ein nationales Thema wurde, das wieder einzufangen jetzt offenbar das dringende Anliegen der Vereinsführung ist.
Dass ausgerechnet der sportlich und wirtschaftlich allen anderen Vereinen im Lande so deutlich überlegene Branchenprimus im Umgang mit Kritik seiner Fans an seinen Sponsorenverträgen und Geldgebern aus Katar so ungeschickt auftritt, das verwundert dann schon.
Dabei war und ist das Thema für die Münchener längst nicht mehr neu. Schon als der FC Bayern vor Jahren seine Partnerschaft mit Katar einging und im Laufe der Jahre intensivierte, hagelte es Kritik. Geld aus dieser Quelle dürfe der wirtschaftlich allen anderen Klubs in Deutschland weit enteilte Erstligist einfach nicht annehmen, wenn es nach dem Wunsch vieler Sympathisanten ginge. Das habe er, so meinten viele seiner Anhänger, doch auch gar nicht nötig. Geld von den ‚Scheichs‘ anzunehmen, widerspreche zudem grundsätzlich dem Ansinnen des Vereins. Häufig starteten die Bayern in den vergangenen Jahren dennoch in ein Wintertrainingslager in der Wüste. Stets begleitet von Kritik. Wirklich geändert hat sich dadurch bislang jedoch nichts.
Erst als teile des Anhangs bzw. der Mitglieder jetzt mit einem Antrag auf der Jahreshauptversammlung darauf drängen wollte, die Partnerschaft mit Qatar Airways möglichst rasch zu beenden, zumindest aber den laufenden Vertrag nicht zu verlängern, drohten den Vereinsverantwortlichen tatsächlich auch spürbare finanzielle Konsequenzen.
Sollte ein entsprechender Antrag auf der Jahreshauptversammlung erörtert werden? Der FC Bayern entschied sich für eine Hinhaltetaktik, die Teile der Mitglieder so sehr auf die Palme brachten, dass die JHV in dieser Woche im Chaos und wüsten Unmutsbekundungen endete.
Vereinsvertreter wie Fans zeigten sich hinterher darüber entsetzt. Der entstandene Imageschaden war für den Klub offenbar so groß, dass Präsident Hainer jetzt im Nachgang notgedrungen das Gespräch mit Michael Ott, dem Antragsteller bei der Versammlung sucht, wie gestern national in den Medien berichtet wurde.
Das Thema ist inzwischen sogar so groß geworden, dass es den dürftigen 1:0-Sieg der Profimannschaft im Top-Spiel der Bundesliga am Samstag deutlich überstrahlt(e).
Man kann über die Partnerschaft mit den Sponsoren aus Katar ja denken was man will, dass der große FC Bayern, trotz der Möglichkeit sich ausgiebig auf diesen drohenden Zwist vorzubereiten, so unsouverän mit den Kritikern des Katar-Deals umgeht, zeigt, dass es in Sachen Professionalität bei den Münchenern, längst nicht so erstklassig zugeht, wie die Konkurrenz und Millionen von Fußballfreunden viele Jahre lang glaubten.
Dieser Klub soll wirklich deutlich besser geführt sein als alle anderen im Lande? Tatsächlich kaum zu glauben, wenn man die turbulenten Bilder aus der Jahreshauptversammlung 2021 noch einmal mit etwas Abstand auf sich wirken lässt.