#Katar2022: Dem DFB droht selbstverschuldet der Super-GAU

Der WM-Pokal. Foto: Robin Patzwaldt

Die erste Woche der FIFA Fußball-WM 2022 in Katar neigt sich ihrem Ende zu. Und wenn man ehrlich ist, wurde die Befürchtungen, die es schon weit vor dem Turnier gab, in den ersten Tagen des Turniers sogar noch deutlich übertroffen.

Echte WM-Stimmung mag bisher nicht aufzukommen, der sportliche Wert der absolvierten Spiele ist bislang überschaubar, es gab so viele Debatten rund um Themen abseits des Sports wie wohl noch nie zuvor, und die deutsche Mannschaft steht nach einer erschreckend schwachen Leistung in ihrem  Auftaktspiel, die mit einer 1:2-Niederlage gegen Underdog Japan bestraft wurde, sportlich schon vor dem Aus. Am Sonntag muss gegen Spanien jetzt unbedingt ein Sieg her, wenn das Turnier nicht bereits wie bei der WM 2018 in Russland nach der Vorrunde beendet sein soll.

In Anbetracht dieser vielen Negativschlagzeilen und dem damit verbundenen riesigen Imageverlust auf allen Ebenen stellt sich jetzt endgültig die Frage, ob der DFB nicht besser schon im Vorfeld auf eine Teilnahme an dem Turnier im Wüstenstaat verzichtet hätte.

Schon seit Jahren wurde darüber diskutiert, ob man an einem solchen Turnier überhaupt teilnehmen dürfe. Es mehrten sich im Laufe der Zeit die Stimmen, die dem DFB einen Verzicht naherlegten. Schon zum Zeitpunkt der Qualifikation für Katar, war das allen Fußballinteressierten klar. Die wirtschaftlichen Interessen und der Gedanke an die Sportler, für die eine solche WM häufig der Karrierehöhepunkt ist, setzten sich durch.

Deutschland erwog in der Endphase der Debatten rund um Katar 2022 im Vorfeld der Veranstaltung keinen Verzicht mehr. Europameister Italien entzog sich einer solchen Diskussion, indem die Auswahl die Qualifikation in den Sand setzte. Konnte man das damals noch als eleganten Weg belächeln und mit Ironie begleiten, ist die Nichtteilnahme der Italiener am Ende vielleicht sogar wirklich der klügere Weg gewesen.

Dem DFB droht in Katar jetzt nämlich der Super-GAU: Erst die leidige Debatte um die One-Love-Binde, bei der der Verband vor der FIFA einknickte, dann der damit verbundene Schaden durch den Rückzug von Sponsor REWE, dazu der sportliche Offenbarungseid gegen Japan. Wenn es ganz dumm läuft, scheidet die DFB-Auswahl schon am Sonntag nach dem zweiten Spiel vorzeitig aus und hätte dann tatsächlich überall nur verbrannte Erde hinterlassen.

Ein gigantischer Imageschaden droht, der sich sogar leicht in das Gegenteil hätte verwandeln lassen, wenn der Verband nach erfolgter Qualifikation der FIFA aus eigenem Antrieb und mit guten Argumenten seinen freiwilligen Verzicht übermittelt hätte.

Das wäre ein echtes Zeichen der Stärke und der Entschlossenheit gewesen. Es wäre zwar zweifelsohne auch dann ein wirtschaftlicher Schaden entstanden, das Image aber wäre durch eine solche Aktion in breiten Teilen der Öffentlichkeit gestärkt worden. So aber droht jetzt die totale Pleite. Gesichtsverlust (fast) aller DFB-Vertreter, ein sportlicher Offenbarungseid der Mannschaft, ein gescheiterter Trainer und dazu noch ein riesiger wirtschaftlicher Schaden. Käme es wirklich so, viel ungeschickter hätte man die Sache dann wohl nicht angehen können….

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
11 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Emscher-Lippizianer
Emscher-Lippizianer
1 Jahr zuvor

Für das Spiel gegen Spanien habe ist der Rioja dann wohltemperiert, die kamarische Goya im Humidor und auf den Grill kommt leckeres Iberico.
Viva Espana! Danach können die Experten des DFB auf ihre geschenkten Uhren schauen, was die Stunde geschlagen hat.

Helmut Junge
Helmut Junge
1 Jahr zuvor

Ich hab nirgendwo Fahnen gesehen, obwohl Deutschland gespielt hat . Die TV-Einschaltquote während des Spiels war extrem niedrig. Bei den Frauen war sie fast doppelt so hoch.
Woran das jetzt konkret lag, will ich nicht beurteilen. Fest steht, dass ich selber nach dem Aus in Rußland vor 4 Jahren, damals noch unter Löw, den ich für fähig hielt, keine Lust mehr auf ein deutsches Spiel hatte. Zwischendurch hab ich mir doch ein Spiel unter dem Nachfolger von Löw angesehen. Da war aus meiner Sicht nichts anders. Ich bin jetzt auch nicht enttäuscht, weil ich so etwas erwartet hatte.
Das Spiel hab ich nicht gesehen, aber viele Kommentare dazu gelesen.
Zufällig hab ich beim zappen durch etliche Programme das Spiel England gegen USA entdeckt. Da bin ich die letzten 20 Minuten hängen geblieben.
Ich hatte das Gefühl, einen Kampf zu beobachten.

Bochumer
Bochumer
1 Jahr zuvor

Ach Gott..Die WM 2006 kam auch nur durch Bestechung nach Schland, die Moralkeile kann dee DfB gern zu Hause lassen. Sportlich ist der mir kolportierte Wechsel Götze für Müller ein solcher Offenbarungseid, dass ich nur müde Lächeln kann. Was macht Gomez eigentlich gerade?

Christof Bieker
Christof Bieker
1 Jahr zuvor

Fussball in Deutschland ohne.a.L. hat kaum sportlichen Wert,so wie er praktziert wird!

Joe
Joe
1 Jahr zuvor

Warum eigentlich dauernd diese Häme für das deutsche Team? Klar ist der Austragungsort Katar Mist! Klar hat der DFB mal wieder Fehler ohne Ende gemacht! Aber warum macht es vielen vermeintlichen deutschen Fußballfans so einen Spaß, dieses Team durch den Kakao zu ziehen? Versteckter Rassismus, da es sich um eine Multikultii-Truppe handelt? Frust, da man im eigenen Leben nichts hinkriegt? Ich würde es gerne verstehen…

Und ich für meinen Teil fiebere Sonntag Abend mit, alle anderen brauchen ja nicht zu schauen…

thomas weigle
thomas weigle
1 Jahr zuvor

@ Joe. Die haben die Häme allemal verdient. 2018 wollten sie den Titel verteidigen-Finito nach drei grausligen Spielen,21 wollten sie Europameister werden-Finito im Achtelfinale. Jetzt wollen sie mit dem 5.Stern nach Hause kommen. Dieser Anspruch ist auf Grund der Leistungen der letzten Jahre einfach nur grotesk und verdient jede Häme.

Wolfgang Kopp
Wolfgang Kopp
1 Jahr zuvor

Der DFB ist ein k(*vom Moderator editiert*) Verein, der vor einem noch k(*vom Moderator editiert*)eren und zudem menschenfeindlicheren Weltverband eingeknickt ist. Wer glaubt, Spitzensport habe noch etwas mit Sport zu tun hat, dem ist nicht mehr zu helfen. Es geht nur noch um knallhartes Business und die Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen. Deshalb schaue ich schon seit der WM in Brasilien mir das nicht mehr an. Auch keine Bundesliga, nicht mal die Sportschau. Es interessiert mich einfach nicht mehr weil ich die Umstände, unter denen diese Veranstaltungen stattfinden, nicht ausblenden kann. Deshalb kann ich dem sportlichen Desaster, vor dem die Nationalmannschaft steht, nicht einmal Häme entgegenbringen. Es interessiert mich so viel wie die kalten Füße von Herrn Beckenbauer.

Emscher-Lippizianer
Emscher-Lippizianer
1 Jahr zuvor

@Joe
#5

Es ist keine Häme. Es ist mittlerweile die Freude zu sehen, wie unreformierbare Organisationen, die nicht aus Fehlern lernen wollen, scheitern. Und da diese Organisation ein Spiegelbild der Gesellschaft ist, macht es umso mehr Freude. Höchste moralische Ansprüche, viele überbezahlte und unterqualifizierte Frühstücksdirektoren, viel Tamtam mit Blabla und was ist das Ergebnis: Nüscht.

trackback

[…] beschäftigt die umstrittene FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar die Gemüter weit mehr mit Themen abseits des Platzes als mit dem sportlichen Geschehen auf dem […]

trackback

[…] waren, Deutschland hätte auf eine Teilnahme am seit Jahren umstrittenen Turnier in der Wüste wohl besser schon im Vorfeld komplett verzichten sollen. Dann wäre der Imageschaden auf allen Ebenen jetzt nicht so […]

trackback

[…] für viel Aufsehen in Fußballdeutschland sorgte. DFB-Direktor Oliver Bierhoff zog aus dem abermals schwachen Auftreten der DFB-Elf bei einem großen Turnier die Konsequenzen und trat nach 18 Jahren in Diensten des Verbandes von […]

Werbung