Kay Voges, der Intendant des Dortmunder Theaters, über Dortmund, falsche Zahlen und die Aufgabe des Theaters.
Es ist ein nasskalter Samstag, einer der Tage, die man am liebsten vergessen möchte und Kay Voges sitzt im Sissikingkong in der Dortmunder Nordstadt. Die letzten Wochen waren abwechslungsreich für ihn: Kurz nachdem er gute Besucherzahlen verkündet hatte, konnte er in der WAZ nachlesen, dass eigentlich keiner in sein Theater will und ein borussischer Brachialkomödiant mit einer BvB-Revue nötig sei, um das Haus zu retten. Mit den Stimmen von CDU und SPD schloss sich dem auch noch der Kulturausschuss der Stadt an. Eigentlich gute Gründe, Schnaps zu trinken, aber vor Voges dampft ein schwarzer Tee.
“Die BvB-Revue ist eine Belastung für das ganze Haus. Auch wenn sie in der Oper laufen wird, werden wir das im Theater merken. Die Werkstätten und die Technik werden uns nicht so unterstützen können, wie es sein sollte.”
Aber ihn stört weniger die BvB-Revue, sondern das versucht wurde, sein Theater zu beschädigen, um sie politisch durchzusetzen: “Unsere Auslastung liegt bei über 84 Prozent im Januar 2011. Wir haben hart dafür gearbeitet. Was und wie über uns berichtet wurde war unfair.”
Hart arbeiten – das heißt für Voges seit Monaten eine sieben Tage Woche. Nicht nur am Theater. Er hat sich Dortmund beigebracht, sich mit der Stadt beschäftigt, das Gespräch gesucht mit Wirtschaftsförderern, Politikern und Bürgerinitiativen. “Ich will Theater für diese Stadt und ihre Menschen machen. Unser Programm muss zu Dortmund passen, muss etwas mit der Stadt und ihren Menschen zu tun haben.
Ein erster Schritt war die vielbeachtete Reihe “Stadt ohne Geld”, die unter dem Motto stand “Wer Theater will muss sagen wofür.” Es gilt auch für die Arbeit von Voges und seinem Ensemble.
“Dortmund ist eine Stadt im Umbruch, hier gibt es viele Konflikte und Probleme. Das muss im Theater spürbar sein. Wir müssen uns, wie die ganze Stadt, die Frage stellen: Wo wollen wir hin? Wie wollen wir zusammen leben?”
In den Stücken und Veranstaltungen von “Stadt ohne Geld” holte Voges Verkäufer des Obdachlosenmagazins Bodo auf die Bühne, diskutierte die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens und entlarvte mit dem virtuellen Institut für Urbane Krisenintervention (IFUK) den Kreativwirtschaftshype des Kulturhauptstadtjahres.
Er will ein Theater machen, dass die Menschen erreicht und er ist gegen alles, was sie davon abhält, ins Theater zu gehen. “Theater, aber auch die Oper oder die Stadtbücherei und die Museen müssten umsonst sein. Die Menschen haben das alles schon mir ihren Steuern bezahlt. Es gehört ihnen.”
In der kommenden Spielzeit wird Voges in die Nordstadt gehen und dort spielen. Und er wird bekannte Regisseure und Schauspieler nach Dortmund holen. Unter Voges wird das Theater Dortmund wieder vom Feuilleton wahrgenommen. Das gefällt Voges, auch wenn es für ihn nicht im Zentrum steht: “Wir werden von den Dortmundern bezahlt, wir arbeiten für die Dortmunder.”
[…] Intendant Kay Voges im Interview: “Theater, Museen und Büchereien sollten für alle k… – […]
U.a. glokal gedacht, fein!