KIZ haben was Provokantes getwittert. Nachdem sie was Provokantes gesungen hatten. Und viele gehen steil, selbst der geschätzte Kollege Fallenstein. Man wähnt sich in einem Paralleluniversum, in dem bisher niemand KIZ kannte, man unsicher hinsichtlich deren Ernsthaftigkeit sein kann, und in der man nichts sagen darf, was irgendwem irgendwie nicht gefallen könnte. Also in Nordkorea. Oder in einem studentischen AStA.
Was die Jungs da gemacht haben, ist ein schönes Stück Satire, oder Ironie, oder welcher Begriff auch immer nach langen Debatten dafür gewählt würde, und das auf mehreren Ebenen.
Sie gehen sie nach vorne, wo Andere zurückgewichen sind.
Nach Feine Sahne Fischfilet standen nun KIZ im Fadenkreuz des „ihrseidaberauchvollböseextreme“-Vorwurfs. Statt sich aber zu rechtfertigen, dafür, dass sie machen, was sie seit Jahren machen, oder gar dafür um Entschuldigung zu bitten, setzen sie noch einen drauf. Genau das Gegenteil dessen, was man an Krisen-PR sonst betreibt. Ein bißchen Trump-Style. Immer einen mehr. Bis einer heult.
Sie nutzen die Empörungsschickeria. In Zeiten, in denen die Empörung stets das Hirn wegtwittert, haben KIZ das richtige Medium und den richtigen Ton gewählt, um zu punkten. Es funktionierte: es retweeten, aufregen, empören, Wut ausdrücken und dadurch ein Thema viral gehen lassen, über das in einer Woche keiner mehr spricht. Genau so macht man das.
Sie verlachen die Schneeflocken-Verlacher. Nicht zuletzt dieser Blog hat sich immer wieder gegen Schneeflocken, sprich Gruppierungen, ausgesprochen, die überempfindlich sind, und sich durch alles verletzt und verärgert fühlen. Gleichzeitig sind unter den Schneeflocken-Verlachern eben nun viele, die so gar nicht über den Tweet lachen können, empört, verletzt und, ja, genau, Schneeflocken.
Vielleicht zuletzt: sie triggern maximal die AfD, und lassen sie ins Leere laufen. Sie entziehen sich dem gehypten „ABER WAS WIRD DIE AfD DARAUS MACHEN?“ – das seit Monaten und Jahren die AfD immer und immer weiter stärkt. Man kann sich derzeit kaum vorstellen, wie Diskurse in diesem Land möglich waren, ohne immer und jederzeit die AfD mitdenken zu müssen, stets im vorauseilenden Gehorsam.
Hätte man das alles nicht auch anders machen können? Doch. Bestimmt. Aber man muss es eben nicht, in einem freien Land.
Dieser Art von Humor ist dumm, geschmacklos.
Es ist einfach inzwischen widerwärtig, wie einige sich fortschrittlich, links oder liberal gebende Leute Einwohner aus Gelsenkirchen, Duisburg etc. ignorieren, die es einfach satt haben, dass der Fortschritt an Freiheit, den sie selber mitgegangen sind, jetzt von islamfreundlichen Hipstern kassiert wird.
Ich habe an Hochschulen schwulenfeindliche Sprüche gehört von Leuten, die bei jedem Schiefangucken sofort Rassismus wittern.
Ich habe erlebt, wie ein Türke mit Osmanen-Jacke eine Schwarze rassistisch beleidigt hat. In Gelsenkirchen wurde der Diktator Erdogan mit Hupkonzerten gefeiert.
Ich habe von Einwanderern judenfeindliche und verschwörungstheoretische Bemerkungen gehört.
Wer dieses alles bagatellisiert und eine Humorvolle Aufforderung zum Töten herunterspielt, sollte sich mal die alltäglichen Folgen des Verhaltens bestimmter Einwanderergruppen vor Augen führen.
Humor?
Nicht meiner.
Der Tweet kombiniert was aus einem alten Text und macht etwas neues, noch böseres draus, was in Islamistenkreisen bis hin in gemäßigtere Kreise anschlußfähig ist: Journalisten sind schuld am schlechten Bild des Islams.
Wer das mit "Humor" rechtfertigt, verkennt oder billigt dass wenige der mittlerweile fast dreitausend Leute, die das likten, die ganze Geschichte mitbekamen oder auch nur ein ähnliches Verständnis für Satire haben. Da wird in der Regel nicht überlegt, wie das – so als Kunstform – rezipiert werden könnte – sondern das nimmt man erst mal als Statement.
Ob man das darf?
Sicher.
Man darf dummes, hetzerisches Zeugs verbreiten und dann erstaunt tun, wenn es jemand ernst nimmt. Man wäscht die Hände in Unschuld: Schließlich war es ja Kunst. Geistige Wegbereiter sind nie schuld, an dem, was sie anzetteln. Das ist die gleiche Argumentation, die andernorts nicht akzeptiert würde (zu Recht).
Vielleicht fehlt auch die Empathie für die, die im Zweifelsfall betroffen sind: Nach Drohungen von Rechten und Islamisten brauchen jetzt Journalisten und andere in dem Bereich tätige nicht gerade noch Leute, die auch Linke darauf bringen, sie zu bedrohen. Da wird nicht selten aus dem, der zu Islamismus berichtet, der Gegner, weil man als fachfremder Krawallbruder die Trennung nicht versteht und sie sich auch nicht erklären lassen will. Denn der Gegner steht ja schon fest..
Natürlich kann man diese Meinung haben – vom Sofa aus und nie in Gefahr, von Linken missverstanden zu werden. Nie in Gefahr, die Faust unter der Nase zu haben, weil man ordentliche und statthafte Ideologiekritik macht.
Insofern wundert so viel Empathie mit den angeblich unverstandenen Künstlern – und so wenig Empathie mit potentiellen Opfern dessen, was da angezettelt wird.
"Sie gehen sie nach vorne, wo Andere zurückgewichen sind" – also rein in jeden Scheißhaufen, der sich bietet. "Kindisch" wäre jetzt eine heftige Beleidigung von Kindern. Aber man kommt in die Headlines, was ein Glück…:(
Solange da in der headline nicht Ruhrbaronfresse steht, ist doch alles easy, oder etwa nicht?
Ahja. Wer solchen „Humor“ mag, fand dann wohl auch die paulchen Panther-Videos des nsu unterhaltsam. Aber die einen hier halten sich ja für die Guten. Wobei…das war bei den anderen wohl auch so. Hauptsache, es gibt eine tragfähige Rechtfertigung für Menschenfeindlichkeit.
Es ging um pro und contra, Thomas. Ich selber finde es natürlich nicht gut, wenn Religionskritiker wie ich , und sei es nur "satirisch", im wahrsten Sinne des Wortes ans Messer geliefert werden. Und das auch noch bei den Ruhrbaronen. Aber als Contra über Satirefreiheit geht das in Ordnung.
Es ist geschmacklos, mehr nicht.
Schon vergessen, dass die Journalisten von Charlie Hebdo für ihre Haltung umgebracht worden?
Es gibt genügend Gründe sich mit den teilweise sehr übergezogenen Kampagnen der Presse kritisch auseinanderzusetzen, aber diese Provokation geht m.E.n. zu weit
@#6:
Du bist wirklich nicht in der Lage qualitative und quantitativen Unterschiede zwischen dem NSU und KIZ wahrzunehmen?
Dann ist eine Diskussion tatsächlich ohne Sinn.
Kommst du aus Sachsen?
Wow.
"Kommst du aus Sachsen"
Inwiefern ist dies in der Diskussionen relevant.
Wie sind "Sachsen" denn so?
Bei Vergleichen gibt es immer Überschneidungen UND Unterschiede. Sonst wäre es kein Vergleich. Ich habe auch nicht "den NSU" zum Vergleich herangezogen, sondern die Paul Panther – Videos.
Oder möchtest du hier etwa die Videos "qualitativ und quantitativ" (sic!) mit den abscheulichen Morden vergleichen?
Kommst du aus Sachsen?
Es ist schon erstaunlich, zu welchen Vorurteilen, Wahrnehmungsverzerrungen und Verschwörungstheorien (aktuell bspw. in Bezug auf Maaßen) die "guten" Menschen greifen, wenn ihnen die Realität im Weg steht.
Ich habe nur gefragt, ob du aus Sachsen kommst. Nichts mehr.
Ich komme nicht aus Sachsen, und du?
Und den Strohmann zum NSU knicke ich mir zu beantworten.
"Ich habe nur gefragt, ob du aus Sachsen kommst. Nichts mehr." aus dem Mund eines Psychologen ist schon eine bankrotterklärung. Ich befürchte, das weißt du selber.
Ich komme auch nicht aus Sachsen. Aber s.o.
Knick dir das mal. Ist manchmal besser.