Es ist ein großer Aufreger der hinter uns liegenden Woche: Das Auswärtige Amt hat, nachdem darüber schon tagelang spekuliert wurde, eine offizielle Reisewarnung für das spanische Festland und Balearen-Inseln wie Mallorca und Ibiza herausgegeben. Ausgenommen sind die Kanarischen Inseln. Die sich deutlich verschlechternden Corona-zahlen sind der Grund.
Logisch, dass das jetzt zu vielen Problemen für Spanien-Urlaubern führt. Rückreise? Quarantäne? Stornomöglichkeiten? Konsequenzen auf der Arbeit? Die sich nun stellenden Fragen sind vielfältig und komplex.
In den einschlägigen Nachrichtensender geben sich seit Bekanntwerden der Entscheidung die zu Rate gefragten Experten und Fachleute die virtuelle Klinke in die Hand. Offenbar ist die Verunsicherung bei den betroffenen Urlaubern riesig. Viele von ihnen sind verärgert. Das ist zweifelsohne eine missliche Lage in die man nicht kommen möchte.
Daher ist es umso unverständlicher, dass sich die Betroffenen ja völlig freiwillig in diese Schwierigkeiten gebracht haben.
Es war doch seit Monaten vollkommen klar, dass man in diesem Sommer seinen Urlaub, sofern man denn überhaupt unbedingt eine Reise machen muss/möchte, besser unweit der Heimat verbringt. Einerseits um die Ausbreitung des Corona-Virus nicht unnötig zu beschleunigen, andererseits auch um sich selbst durch vermeidbare Reisen nicht unnötig zu gefährden.
Diesen Leuten waren solche Überlegungen offensichtlich ziemlich egal. Zumindest waren sie ihnen nicht wichtig genug um auf einen Urlaub im Ausland in diesem Sommer verzichten zu können.
Formuliert man es kritischer, werden viele von ihnen schlicht zu egoistisch gewesen sein um auf ihr gewohntes/geplantes Urlaubsvergnügen auch nur in einem Sommer einmal zu verzichten.
Jetzt ist das Wehklagen bei vielen von ihnen groß. In Anbetracht der Vorgeschichte ist Bedauern oder gar Mitleid jedoch völlig fehl am Platze. Wer sich wissentlich in eine Gefahrensituation begibt, der muss die Konsequenzen im Ernstfall tragen.
Es erschließt sich einem eher vorsichtig veranlagten Zeitgenossen einfach nicht, warum die Gesellschaft für die Kosten und Konsequenzen eines dermaßen egoistisch handelnden Mitmenschen aufkommen muss. Sollen diese Leute doch sehen, wie sie aus der selbst eingebrockten Problematik jetzt wieder herauskommen.
Wäre ich der Arbeitgeber eines dieser Individuen, mein Verständnis für eventuelle Zusatzkosten und Ausfälle von Arbeitskräften würde sich in engen Grenzen halten.
Es ist einfach nicht zu verstehen, warum z.B. ein herbeigesehnter Mallorca-Urlaub in diesem Jahr nicht einmal notgedrungen durch ein paar schöne Tage am benachbarten Baggersee oder sonst wo in der näheren Umgebung des Wohnortes zu ersetzen gewesen sein soll.
Selber schuld, kann man da nur sagen!
Volle Zustimmung bei Buchungen in den letzten MOnaten.
Dann stellt sich auch noch die Frage, ob alle Urlauber aus den Risikoländern wirklich in Quarantäne etc. sind bzw. Tests gemacht haben. Falls nicht, sollte auch hier eine volle Haftung erfolgen.
Die Konsequenzen durch Corona sind zu stark. Einzelne Egoisten müssen endlich merken, dass sie so nicht handeln können.
Es ist natürlich tragisch, dass es Behörden nicht schaffen, mit der Bevölkerung eine Basis an Verhaltensregeln durchzusetzen. Die Konsequenzen sind zu stark.
Wie ignorant und asozial gegenüber der Gesellschaft kann man nur sein, sein ICH habe ein Recht auf Urlaub über das Gemeinwohl zu stellen.
Wahrscheinlich erwartet ES nun auch noch in Vollkasko- Manier, auf Staatskosten zurückgeflogen zu werden.
Armselig.
Da kamen wohl mehrere Dinge zusammen: In Urlaub fahren ist in Deutschland eine Heilige Kuh. Die ersten bangen Fragen, ob es denn in diesem Jahr auch möglich wäre, in Urlaub zu fahren, kamen ja schon gegen Ende April auf, als ob es während einer weltweiten Pandemie keine anderen Sorgen gäbe. Egal welches Nachrichtenportal man aufgerufen hat, die Schlagzeile: IST URLAUB DIESES JAHR MÖGLICH? war allgegenwärtig. Dazu kamen Überlegungen wirtschaftlicher Art, und als dann schließlich vollmundig versichert wurde, dass Verreisen prinzipiell o. k. ist, wurde das nur allzugerne geglaubt, obwohl eigentlich jedem hätte klar sein müssen, dass sich die Zahlen ganz schnell wieder ändern können – schließlich rollte in den ersten Ländern gerade die zweite Infektionswelle an, und zwar in solchen, die die Pandemie bis dahin ganz passabel gemeistert hatten (Singapur, China, Japan, Israel…), was den Schluss nahelegte, dass die Situation wie aus dem Nichts kippen kann, auch wenn man meint, man hätte gerade alles unter Kontrolle.
Nun ist Reisen ja an sich etwas schönes, mal rauskommen, was anderes sehen… aber in Deutschland nimmt das zuweilen hysterische Züge an die nur noch übertroffen werden wenn es um Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Autobahn geht. Die Katastrophe ist die Pandemie, nicht die Zumutung, dass man 1 Jahr mal nicht ins Ausland reisen kann!
Ich frage mich, warum so viele Leute in Deutschland das anscheinend anders sehen und ihre Reisewut mit Zähnen und Klauen verteidigen. Liegt es womöglich daran, dass sie mit ihrem Alltagsleben so unzufrieden sind? Ich bin ja als Künstlerin in der privilegierten Situation mein Geld mit dem zu verdienen (bzw. dieses Jahr eher nicht…), das ich am allerliebsten mache, das ist bei den meisten anderen Leuten nun gerade nicht so, entsprechend höheren Stellenwert bekommt dann natürlich der Urlaub. "Die wertvollsten Wochen des Jahres", oder so.
Wir fahren gern in den Urlaub weil es uns einfach gefällt, mal 10-12 Tage etwas anderes zu sehen, als die eigene Wohnung. Oft sind wir auch nach Spanien geflogen. Das Hotel und seine Anlagen waren unwichtig, weil wirTouren ins Land machen. Aber in diesem Jahr haben wir uns unseren Urlaub abgeschminkt, weil es eindeutig zu riskant ist. Eindeutiger geht es kaum. Die Urlauber, die im Frnsehen gezeigt wurden, waren alle Pool-oder Strandurlauber. Die hängen sowohl am Srand, als auch am Pool eng zusammen. Das ist ja ihre Form Urlaub zu machen. Wenn es nicht eng ist, haben sie keinen Spaß. Mit dieser Sorte hatten wir nie viel gemein. Trotzdem, man fliegt ja 2-5 Stunden gemeinsam. Da sitzt man so eng zusammen, daß ein gemeinsamer Luftaustausch unvermeidlich ist. Am Urlaubsort selber kämen wir "nur" am Buffet anderen Menschen nahe, aber im Flieger über viele Stunden schon. Wer das auf sich nimmt, ist absolut selber Schuld. Mitleid hab ich keins, weil ich es mir ja selber verkneife. Ich denke, daß die fast alle infiziert sind, wenn sie aus dem Flughafen raus sind. Sich nicht zu infizieren, grenzt an Wunder.
https://taz.de/Entgrenzung-in-der-Coronakrise/!5699678/
So einfach es ist auf diese Urlauber einzudreschen, sollte man doch einmal versuchen sich in deren Lage zu versetzen. Um preiswert verreisen zu können, bucht man am besten früh. Wir haben unseren Urlaub bisher immer schon bis Ende Janauar gebucht gehabt (Rabatte, da mit Kindern sonst unbezahlbar).
Das werden viele so getan haben. Für diese Leute stelle ich mir vor, das dieser Urlaub das Highlight des Jahres ist. Corona kam erst danach und auch die entsprechenden Reisewarnungen. Umbuchen oder stornieren ist schwierig, denn zum einen muss eine eindeutige Meldung vom Ministerium vorliegen, oder die Alternativen sind jetzt ausgebucht oder teurer (siehe Österreich).
Was daraus für eine Famile mit mehreren Kindern resultiert, mag sich jeder mal ausmalen.
Helmut Junge:
"Trotzdem, man fliegt ja 2-5 Stunden gemeinsam. Da sitzt man so eng zusammen, daß ein gemeinsamer Luftaustausch unvermeidlich ist."
Aber ja – ganz richtig. Nur – in den Medien wurde auf Betreiben der Fluggesellschaften etwas ganz anderes kommuniziert -alles ist ist gut, im Flugzeug findet alle drei Minuten ein kompletter Luftaustausch statt. Nirgens ist die Luft so sauber!
Zu meinem Erstaunen gab es einen Beitrag im Fernsehen, der das als Unwahrheit belegt hat. Die Verteilung der Luftströme, die Vermischung mit aufbereiteter Kabinenluft – das alles läuft auf eine ganz andere Gefährdungslage hinaus. Dieser Beitrag ist dann auch nach meiner Kenntnis nicht weiter verbreitet worden.
Man kann nicht allen Leuten in dieser verwirrenden "Faktenlage" mangelnden guten Willen vorwerfen. Und wenn man die Medienberichterstattung zu Urlaubsorten ansieht, fällt einem auf, dass Urlaubstrände oft genug mit langer Brennweite aufgenommen werden. Womit der Eindruck ensteht (entstehen soll?), dass die Urlauber dicht an dicht am Strand liegen. Sicher gibt es das dichte Liegen wohl auch, nur diese Art der Trickserei mag ich nun gar nicht.
Auch wir haben uns entschlossen, dieses Jahr im Lande Urlaub zu machen – nur den Menschen wurde oft genug etwas anderes kommuniziert.
Was mich zu einem Grundsätzlichen Problem bringt: Man kann die Leute vielleicht zwei oder drei Monate mit ständigen Warnungen und Ermahnungen zum Stillhalten bringen, doch irgendwann wird man ihnen eine Perspektive geben müssen (und ich meine nicht falsche Hoffnungen). Sonst fällt uns "der Laden" auseinander! Was ihnen täglich geboten wird, sind nur Corona Warnnachrichten, keine Perspektive, keine positiven Meldungen – das wird auf Dauer nicht gutgehen! Auch wenn die Lage nicht schöngeredet werden sollte….
@Arnold, abends Tango und morgens Fango geht in Ordnung. Das ist nicht das Problem, weil niemand anderes dadurch getötet werden kann. Wenn jemand sich im Pool oder am Strand kuschelt, und danach freiwillig auf Kontakte mit anderen Menschen verzichten würde, wäre das auch ok. Mir geht es um Personen, die genau das nicht tun.
Für diese Fälle gibt es glücklicherweise gesetzliche Vorgaben, um deren Einhaltung ich bitte. Du weißt das genau, aber möchtest es nicht wahr haben, weil du begeisterter Tangotänzer bist und durch die Coronamaßnahmen stärkere Einschnitte in dein Privatleben empfindest als ich Stubenhocker. Ich kann jeden verstehen, aber mir macht auch jeder Sorgen, der sich nicht ans Gesetz halten will, sobald ich durch solches Verhalten gefährdet werde.
@Ralf Wegener, kann ich nachvollziehen. Urlaub ist auch für mich sehr wichtig. Enkelbetreuung ist mir und meiner Frau sogar noch wichtiger. Da gab es Einschnitte, die ich mir in meinem Leben bisher nicht vorstellen konnte. Doch diese Einschnitte hängen mit einer Seuche zusammen, die ich mir bisher auch nicht vorstellen konnte. Und daß die Menschheit diese Seuche nicht unter Kontrolle bringen konnte habe ich niemals für möglich gehalten. Wir sind fast so hilflos wie im Mittelalter. Einzig Hygienemaßnahmen haben wir besser als im Mittelalter und für die allerschlimmsten Fälle auch Beatmungshilfen, die aber nur der Hälfte der Betroffenen helfen. Die andere Hälfte stirbt trotzdem. Für Haushalte mit Kindern ist der Quarantänezustand unerträglich. Nur, wenn ich einen Lösungsweg wüßte, ich würde es sagen. Ich hoffe auf medizinische Hilfe, die wirklich hilft. Gesagt wurde schon alles, und diesmal auch von jedem. Zur Zeit stirbt trotz der Enschränkungen von 20 Infizierten nur Einer. Wenn wir keine Maßnahmen durchführen würden, wären es von 10 Infizierten Einer, und es würden sich noch viel mehr Menschen infizieren. Vielleicht sogar 2 Drittel der Bevölkerung. Die Reisewarnungen haben auch etwas damit zu tun, daß viele Urlauber vom jeweiligen Reiseland keine Rückreisegenehmigung bekamen. Das haben manche Urlauber völlig aus ihrer Erinnerung gestrichen. dabei ist das nur kurze Zeit her.
@Ralf Wegner
Man muss glaube ich unterscheiden. Die Leute die schon vor März gebucht haben, die können wohl momentan nicht einfach stornieren. Es waren keine Risikogebiete, es gab keine Reisewarnung. Bei denen sollte man auch kostenlose Tests durchführen. Es gibt aber auch viele die erst vor kurzer Zeit gebucht haben. Ein Arbeitskollege ist letzten Monat auch spontan übers Wochenende nach Mallorca geflogen. Da war kein Wanderurlaub in den Bergen. Das war Saufurlaub. Und für solche Leute hab ich kein Verständnis. Die sollen ihre Tests auch ruhig selbst zahlen.
Frankreich ist mit 2850 Neuinfizierten/Tag auch schon in der zweiten Welle. Das entspricht etwa dem 3-fachen der deutschen Zuwachszahlen, die vom RKI als besorgniserregend bezeichnet werden. Reisewarnungen nach Frankreich sind mir aber nicht bekannt.