Gleich vorweg. Ich bin Nichtraucher. Seit über 10 Jahren. Und in New York fahre ich Fahrrad seit über 25 Jahren. Auch Gestern mal wieder. Fast den ganzen Tag. Jetzt, im Juni, kann man das noch tun ohne an der puren Hitze zu verzweifeln. Im Juli ist selbst der Fahrtwind so warm, dass man sich bei jedem Tritt in die Pedale eine kalte Dusche wünscht.
An sonnigen Werktagen wie es gestern einer war, empfiehlt sich natürlich ein Ritt durch den Central Park. Nicht nur weil es dort viel Schatten gibt. Den gibt es in Manhattan durch die vielen Wolkenkratzer auch ohne Bäume. Man kann im größten Park der Stadt nämlich an den Arbeitstagen auch die Nebenwege passieren, ohne alle Nase lang den Ruf eines Parkwärters oder eines Polizisten zu vernehmen, der einen freundlich aber bestimmt auffordert, das Rad zu schieben.
Die New Yorker selbst sind da sowieso großzügiger. Aber an den Wochenenden sind auch sie von Bikern genervt, die selbst auf schmalen und nichts desto trotz mit vielen Fußgängern bestückten Wegen nicht von ihrem Fahrzeug steigen. Da rutscht ihnen auch schon mal ein eher unfreundliches „Walk your bike, please“ heraus. An Tagen wie gestern macht das nur das Aufsichtspersonal. Aber es sind nur wenige und man steigt wieder auf, wenn sie wieder außer Sichtweite sind.
Das tun sie schnell wieder, denn der Park ist riesig und außerhalb der großen baum- und strauchlosen Flächen sehr verwinkelt. Seine Macher haben es ca. 1850 auch so gewollt. Der Park sollte ein landschaftlicher Kontrapunkt zur quirligen und lauten Stadt drum herum sein. Obwohl sie zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht drum herum war. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gab es nur weniger Häuser am Rande des Parks. Heute allerdings ist er rundherum dicht und hoch bebaut.
Natürlich ist er auch deswegen immer voller Menschen. Überall. Auch an Wochentagen. Nur dass es nicht ganz so viele sind. Aber ganz ohne Menschen ist er auch dann nur an sehr wenigen Stellen. Genauer gesagt nicht mal da, denn wenn man genau hinschaut entdeckte man an diesen menschenleeren Orten die Liebespaare, die noch in der Phase des heimlichen Rückzugs sind. Die die Menschenmassen meiden, weil sie noch gerne alleine miteinander die Zeit verbringen.
Aber warum erzähle ich das alles? Wer schon mal da war, hat es sicher selbst gesehen. Selbst wenn er nicht mit dem Fahrrad unterwegs war. Wenn man es aber mit dem Rad ist und obendrein fast den ganzen Tag in Bewegung, dann hat man einen statistisch ernstzunehmenden, fast objektiven Überblick z.B. über die Anzahl der Raucher unter den Besuchern des Central Parks. Und jetzt kommt es: Ich habe zum ersten Mal dort keine Raucher gesehen. Keinen einzigen! Nirgends!
Die Stadtverwaltung bzw. die Stadtpolitiker haben es nämlich seit dem 1 Mai dieses Jahres verboten. Nicht nur im Central Park. In allen öffentlichen Parks. Flächendeckend. Und die New Yorker halten sich offensichtlich dran. Ich bin auf dem Rückweg nach Brooklyn vom Central Park einmal längs durch Manhattan gedüst. Dann um die Südspitze um über die Brooklyn Bridge die Innenstadt ganz zu verlassen. Ich habe auch außerhalb der Parks insgesamt nur 4 Raucher gesehen. Einsam auf bzw. an der Straße stehend.
P.S. Am Abend vor meiner Tour saß ich mit 12 jungen Leuten in einem privaten, sehr schön begrünten Hinterhof an der Atlantic Avenue in Brooklyn zusammen. Bei ökologisch korrektem Essen und Trinken. Zu meinem Erstaunen rauchte gut die Hälfte der fröhlichen Bohemiens an dem Abend zumindest sporadisch. Auch ein Marihuana-Zigarettchen macht zu späterer Stunde die Runde. Begleitet von einer heftigen Diskussion zu eben diesem neuen Rauchverbot, die mich bezüglich der kontroversen Argumente sehr an die diesbezüglichen Diskussionen in diesem Blog erinnerte.
Bevor jetzt wieder das übliche ideologische Geschwurbel zum Thema Nichtraucherschutz in diesem Blog einsetzt: War es nicht so, dass dieses Rauchverbot hauptsächlich deswegen erlassen wurde, weil die Zigarettenkippen den größten Teil des Mülls im Park bildeten?
Die halten sich dran? Das ist ja fast so schlimm wie in Deutschland. In Frankreich z.B. rauchen alle ganz ungeniert direkt unter den Verbotsschildern.
@ Eva #1
Nein Eva, das war nicht der Grund. Auch im Central-Park, wie überall in New York, wurde schon vor dem Verbot sehr wenig öffentlich geraucht. Ist halt die Ostküste der USA.
Der Grund war rein gesundheitlicher Natur, im Sinne des Nicht- bzw. Mitraucherschutzes. Wobei das in einem Park dieser Größenordnung schon eine leicht absurde Note hat.
in NYC bekommt man jetzt auch einen Strafzettel mit bis zu 130$ wenn man als Radfahrer nicht auf dem Radweg bleibt.
Danke für dieses herrlich böse Video!
Ja, Bürgermeister Bloomberg wird immer mehr zum neuen Rudi (Giuliani). Der hat am Ende seiner Ära sogar versucht, den New Yorker Fußgängern beizubrigen, bei Rot an der Ampel stehen zu bleiben, egal ob ein Auto kreuzt oder nicht. Die New Yorker gehen immerer noch bei Rot über die Ampel, auch wenn die Polizei dabei steht, und Rudi ist schon lange Geschichte. So wird es auch Bloomberg mit seinem Kampf gegen die „wilden“ Biker gehen.
Im Moment gibt es einen neue Ordnungswillen in der Stadt. Aber nur von Oben. Wobei der hier gezeigte Officer auch da eher die Ausnahme von der Regel ist. Die Anzahl der New Yorker die das Fahrrad täglich benutzen ist mittlerweile so groß, dass solche Polizisten bzw. ihre Strafen in ihrer sachlichen Idiotie in der Öffentlichkeit eher das Gegenteil von Begeisterung hervorrufen.
Die Biker, wie man auch an diesem Video sehen kann, wehren sich gegen diese Art der Diskrimnierung nach allen Regeln der medialen Kunst. Und sie haben mittlerweile auch ein schlagkräftige politischer Vertretung. Sie werden am Ende die Sieger sein. Die Stadt funktioniert nämlich nur, weil die New Yorker immer schon die offiziellen Regeln nach den praktischen Bedingungen des Alltags auslegen.
Nicht beim Rauchen, da ist die Gesundheitsbewegung in einer Weise im Vormarsch, dass man Angst und Bange bekommen kann. Aber beim alltäglichen Stadtverkehr weiß selbst Bloomberg, was er an seinen Radlern hat.
Einerseits posaunt er ihre immer größere Zahl als ökologischen Erfolg heraus, andererseits muss er ihnen jetzt auch irgendwie Herr werden. Denn sie nehmen sich im Stadtverkehr zweifellos immer mehr heraus. Sie erobern sich die Straßeen der Metrpole und da sind Konflikte mit dem etablierten Autoverkehr unvermeidlich.
Aber es gibt Regeln für diese Konflikte. Mag sein, dass sie Bloomberg nicht kennt. Die Mehzahl der Biker kennt sie.
https://www.ruhrbarone.de/biking-the-metropolis-radfahren-in-new-york-city/
Arnold,
ich beneide Dich. War im April 10 Tage in New York (Manhattan, da vor allem Greenwich und East Village und sonst so die touristische Oberfläche).
Im Central Park am Ostersonntag auf der Terrasse von Loebs Boathouse essen, wunderbare Blicke, friedliches multikulturelles Treiben auf dem kleinen See davor.
Bis die Rechnung kam. 😉
Wahrscheinlich kommst Du als Radfahrer noch besser klar als wir als Fußgänger, dieses Dauertempo und das „Go,go, go!!!, wenn meine Schwägerin mal nicht so schnell konnte (hat letztes Jahr eine schwere OP überstanden). Ein herzhaftes „Fuck you“ haben wir auch mal abgekriegt von einem Autofahrer, dem wir nicht schnell genug waren. Aber sonst nur nette Leute, wirklich.
Ja Gerd, dafür das diese Stadt sehr schnell ist und ihren Bewohnern ziemlich viel abverlangt, sind die New Yorker sogar überdurchschnittlich freundlich. Wahrscheinlich aus der Erkenntnis heraus, dass, wenn man sich über alles geich aufregen würde, was in dieser Stadt schief läuft, man Abends nur noch totmüde ins Bett fallen kann. Und das tun die meisten von ihnen nicht. Stattdessen gehen sie sehr gerne aus. Und wenn man sich in seinem Stadtteil etwas auskennt, dann muss das auch nicht teuer sein.