Keine Kinder, aber Gedanken

"Seelenkarussel" / Foto: Chantal Stauder

Kunst gebiert keine Kinder, aber Gedanken. Und manchmal ist sie ein bisschen so wie der berühmte „Traum eines lächerlichen Menschen“ von Dostojewski. Vom 2. bis zum 9. April zeigt das Blaue Haus in Dortmund die Ausstellung „Seelenkarusell – Lyrische Malerei“. Zu sehen sind Bilder und Gedichte der jungen Künstlerin Alina Cebula. Anlässlich ihrer ersten Ausstellung sprach ich mit ihr über die Zuversicht, wenn es eigentlich nichts zu verlieren gibt und die Brotlosigkeit der Kunst. Dabei bewies sie durchaus Sinn für Humor.

Viele Menschen bevorzugen ein Leben, in dem man eine Lebensversicherung, eine Laptop- und eine Hundeversicherung braucht, um angstfrei Brötchen kaufen zu können. Auf`s Spiel gesetzt wird das allenfalls für drei Wochen mit einer rundum-sorglos-Versicherung für den Urlaub. Dem Risiko ‚Leben’ möchte man sich lieber nicht ungeschützt aussetzen. Aber jedes Leben wird von Zeit zu Zeit zum Kunstwerk und wenn man zufällig Künstler ist, zeichnet man auf, was sich abspielt. Deswegen ist der Künstler ein Sysiphos. Er kämpft gegen die Vergeblichkeit, obwohl er sie bannt.

Das ist deine erste Ausstellung. Wie kam es dazu?

Es war so, dass ich mir fest vorgenommen hatte, ein Jahr, nachdem ich angefangen habe regelmäßig zu malen, eine Ausstellung zu machen. Aber das ist jetzt glaube ich sogar schon zwei Jahre her. Die Zeit rennt so. Aber ich habe mich quasi beim Wort genommen.

Was erhoffst du dir von der Ausstellung?

Ich habe so etwas ja noch nie gemacht und stelle deswegen eigentlich keine Ansprüche an die Ausstellung. Ich wünsche mir, einen schönen Abend mit Menschen zu verbringen und dass verschiedene Leute die Gelegenheit haben, meine Bilder zu sehen. Ich versuche nicht zu viel zu erwarten, damit man nicht enttäuscht ist aufgrund irgendwelcher Dinge, die passieren könnten.

Für Alina Cebula ist es die erste Ausstellung / Foto: Chantal Stauder

Was könnte denn passieren?

Dass niemand kommt und die Musiker und ich den Abend alleine miteinander verbringen. Aber vielleicht könnte das auch schön werden.

Wie bist du zur Malerei gekommen?

Ich habe darüber nachgedacht, was ich wirklich will und bin zu dem Entschluss gekommen, dass es das Malen ist. Am Anfang habe ich erst ganz viele Skizzen gemacht und wollte dann irgendwann auch wissen, wie das Ganze wohl in Groß aussieht. Es ist eine Art, meinen Kopf zu leeren. Die Bilder tauchen überall auf. Ich halte sie dann schnell in Skizzen fest und irgendwann ist es so weit, dass ich sie auf Leinwände übertragen kann – sofern es meine Motivation erlaubt. Aber daran gewöhnt man sich ziemlich schnell und macht das irgendwann ganz automatisch.

Das mit dem Malen habe ich aber auch aus einem Wunsch nach Freiheit heraus gemacht und damit auch aus einem Wunsch nach Glück. Das Paradoxe ist: Wenn man diese Freiheit dann hat, ist das auch mit gewissen Forderungen verbunden. Zum Beispiel das Bild auch tatsächlich fertig zu stellen. Aber so ist das ja mit vielem im Leben.

Würdest du sagen, dass es eine Form der Selbstverwirklichung für dich ist?

Vielleicht der Anfang davon. Es ist auf jeden Fall eine Darstellung meines Inneren, meines Selbst. Aber um von Selbstverwirklichung zu sprechen, braucht es wahrscheinlich Jahrzehnte.

"Erste Kreaturen" / Foto: Chantal Stauder

Ist dieser Weg auch eine berufliche Perspektive für dich?

Ja, klar. Wenn es sich ergibt. Deswegen habe ich auch ein entsprechendes Studium gewählt. Ich studiere Kunst und Textil an der TU Dortmund. Es ist aber auch auf Lehramt ausgelegt, so dass mir diese Möglichkeit ebenfalls offen stünde. Ich glaube aber auch, dass ich dabei nichts zu verlieren habe, wenn ich das mache, weil ich genau genommen eigentlich nichts habe.

Was meinst du damit?

Wenn man es genau betrachtet, ist es doch so, dass wir nichts wirklich dauerhaft besitzen, sondern höchstens etwas erfahren können, das bleibt.

Wie finanzierst du dich denn?

Ich arbeite neben dem Studium noch mit Menschen, die eine Behinderung haben und konnte in meiner Verwandtschaft den Brauch kultivieren, dass man mir zu Geburtstagen, Weihnachten und so weiter einfach Farben und Leinwände schenkt. Das klappt sehr gut.

Könntest du von der Kunst allein leben?

Ich kann auf jeden Fall gut damit leben. Weil immerzu von ‚brotloser Kunst’ gesprochen wird, habe ich irgendwann ein Video gedreht. Es heißt passenderweise ‚Brotlose Kunst’. Es geht darin um ein Toastbrot, das zu Kunst wird – allein dadurch, dass es im Video auftritt. Dabei zeichne ich um das Brot herum Gesichter, Formen und dergleichen. Es ist eine Art festgehaltener Interaktion dieses Objekts mit der Kreativität in mir. So wird aus Brot Kunst und Kunst ist nicht mehr Brot-los.

Die Ausstellung ist vom 4. bis zum 7. April jeweils von 18.00 bis 20.00 Uhr geöffnet

Mister George und Ras Benji

Zur Ausstellungseröffnung gibt es Livemusik von Mister George und Ras Benji. Das Duo bietet musikalische Geschichten aus dem Spannungsfeld der Karibik und des „südlichen Münsterlandes“ – in Patois, auf Deutsch, Englisch und Katalanisch.

Mister George macht deutschsprachige Reggaemusik und spielte unter anderem mit Xavier Naidoo auf dem europäischen Reggaefestival „Summerjam“. Den Weltreisenden Ras Benji lernte er über eine Bob-Marley-Tribute-Band in Dortmund kennen. Der aus Jamaika stammende Derek „Ras Benji“ Benvenuta, seines Zeichens sonoriger Reggaesänger und Rastafari, ist seit fast zwei Jahrzehnten fester Bestandteil der deutschen Reggaeszene. Anlass genug, um neben eigenen Liedern und Songs aus der Reggaetradition Jamaicas, immer wieder auch Marleys Juwelen in das gemeinsame musikalische Programm einzuflechten. Zusammen bieten Mister George (Vocals und Gitarre) und Ras Benji (Vocals und Percussion) kurzweilige musikalische Beiträge im Gleichgewicht narrativer Elemente und stimmungsvoller Reggaeparty.

Vernissage: Samstag 2. April, um 18.00 Uhr

Finissage: Samstag 9. April, um 18.00 Uhr

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Marco
Marco
13 Jahre zuvor

Kunst ist nicht mehr brotlos. Das ist so genial. Wünsche viel Erfolg mit der Ausstellung.

Eric
Eric
13 Jahre zuvor

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