Fußball ist gelegentlich so herrlich inkonsequent. Da wurde doch vor wenigen Wochen der ehemalige Schalke-Profi Christoph Metzelder, aktuell noch bis zum Saisonende als Sky-Experte unter Vertrag, als möglicher zukünftiger Sportdirektor beim FC Schalke 04 gehandelt und ein vielbeachteter Fan-Protest wurde durch einige Extremisten auf der Gelsenkirchener Nordkurve initiiert, weil Metzelder auch eine Dortmunder Vergangenheit hat, sich früher aus Sicht einiger Königsblauer zu häufig öffentlich sichtbar zum großen Rivalen, dem BVB, bekannt hat.
In diesen Tagen, wo die Trainerkandidaten für die Nachfolge des zum Saisonende scheidenden Huub Stevens medial diskutiert werden, da gilt neben dem aktuellen Gladbach-Coach Dieter Hecking ausgerechnet der 47-jährige David Wagner als einer der Top-Kandidaten für den Job bei den Königsblauen.
Schon ein kurzer Blick in das Ruhrbarone-Fotoarchiv zeigt, dass hier jetzt auch in Sachen Wagner eigentlich ein vergleichbar emotionaler Konflikt drohen müsste. Doch gelten in Sachen Trainerkandidaten offenbar plötzlich aus irgendwelchen Gründen andere Regeln als für Sportdirektoren. Denn zu hören ist hier aktuell nichts von Widerständen gegen den Kandidaten, der früher über Jahre hinweg die zweite Mannschaft des Nachbarn trainiert hatte, dort ebenfalls stets große Leidenschaft für den schwarz-gelben Erzrivalen zeigte.
Selbst beim Fachblatt Kicker hat man die Trainersuche bei den Königsblauen inzwischen auf zwei finale Kandidaten heruntergebrochen. Gut unterrichtete Kreise wollen wissen, dass die Entscheidung in Sachen Übungsleiter wohl zwischen Hecking und Wagner fallen wird. Sportvorstand Jochen Schneider schweigt aktuell noch zu dem Thema, doch die Entscheidung soll offenbar schon in Kürze bekannt gegeben werden.
Über das Thema Hecking hatten wir hier im Blog kürzlich bereits kurz diskutiert. Für diesen spricht sicherlich, dass er die wünschenswerte Erfahrung mitbringt, die von Nutzen sein dürfte, und deren Fehlen für Domenico Tedesco im Laufe der laufenden Rückrunde zum Verhängnis wurde.
Andererseits ist Hecking bislang nicht unbedingt als ein großer Erfolgstrainer bekannt. Die Erfolge seiner Trainerlaufbahn sind eher im Mittelfeld der Liga angesiedelt. Er stabilisierte viele Teams, doch außer dem DFB-Pokal-Sieg 2015 mit dem VfL Wolfsburg fehlt hier die große Aura des Erfolges. Nicht umsonst möchte Borussia Mönchengladbach die Weiterentwicklung des eigenen Teams ab Sommer ja auch in andere Hände legen.
Die kann auch Wagner bislang nicht vorweisen. Zwar gelang ihm in der englischen Premier League ein schöner Achtungserfolg als er mit dem Underdog Huddersfield Town vor zwei Jahren zunächst sensationell in die Premier League aufstieg und in der ersten Saison dann die Klasse hielt. Im vergangenen Januar erfolgte jedoch sein freiwilliger Rücktritt, nachdem sein Team abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz lag.
Auch Wagners Zeit in Dortmund war nur mäßig erfolgreich. Seine Ära in der Verantwortung war zwischen 2011 und 2015 von vielen Höhen und Tiefen geprägt. Nach dem Abstieg 2015 aus Liga 3 blieb der Erfolg in der Regionalliga West aus. Wagner löste auch hier damals in Absprache mit dem Verein seinen Vertrag im Oktober 2015 auf, heuerte danach dann beim englischen Zweitligisten in Huddersfield an.
Nicht vergessen werden sollte bei den aktuellen Diskussionen rund um den Schalker Markt, dass auch Wagner, wie Metzelder, eine Schalker Vergangenheit als Kicker hat. Der gebürtige Hesse kam in zwei Spielzeiten auf insgesamt 36 Profi-Einsätze und drei Tore.
Doch während Metzelder durch seine Jahre beim BVB für große Teile des königsblauen Anhangs für einen leitenden Job auf Schalke ‚verbrannt‘ zu sein scheint, ist ein vergleichbarer Widerstand gegen den Klopp-Trauzeugen Wagner bislang nicht zu vernehmen. Schon kurios…
@Joe: Beleidigungen schalten wir nicht frei. Wenn es auch sachlich geht, dann diskutiere ich das gerne mit Ihnen, denn dazu machen wir das ja hier. 🙂
Der Torwart Jens Lehman war ja in Dortmund auch nicht unumstritten bei den BVB Fans. Das lag aber weniger an seiner Schalker Vergangenheit, als viel mehr an seiner Unbeherrschtheit, die nicht selten zu roten Karten und Punktverlusten führten.
@DEWFan: Ich erinnere mich. Der Kopfballtreffer damals für Schalke gegen den BVB war seiner späteren Beliebtheit in Dortmund auch nicht zuträglich. 😉
Schätze, dass auch die Fans der Blauen mittlerweile die Schnauze voll von irgendwelchen Liga-2-Trainern haben, die dann nach einem halben Jahr wieder rausgekantet werden (müssen?). Da wird wohl geschlossen auf Hecking gesetzt, so dass Wagner so oder so kein Thema ist bzw. sein wird.
Herr Patzwaldt, Sie haben ein Glaskinn. Mein Kommentar enthielt keine Beleidigung. Er war allenfalls etwas robust formuliert. Aber gut, Sie haben hier das Hausrecht und die Interpretationshoheit. Ahistorisch war ihr Kommentar und aus diesem Grund sehr ärgerlich, denn er geschah imho in der Absicht, einfach nur kontextlos mit Denunziationstendenz rumzumeinen. Wie auf einer Klowand. Sei es einer realen, oder einer virtuellen.
Gleichzeitig muß ich anmerken, daß ich auf zahlreichen realen Klowänden schon geistereiche gute Texte gelesen habe. Und natürlich auch schon eine Menge Scheiße.
Das Verkündungsmedium sagt ja nicht zwingend etwas über den Inhalt aus.
@Joe: Ganz wie Sie meinen…. 😉
Wagner war 1997 Europapokalsieger mit den Blauen – kann man nachlesen….
@Erik: Klar, und Metzelder Pokal- und Supercupsieger. So what?
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