Und jährlich grüßt das Murmeltier: Anfang Juli, die Teams der deutschen Eishockeyligen stellen ihre Kader zusammen, vereinbaren Vorbereitungsspiele und möchte mit dem Verkauf der Dauerkarten beginnen, jedoch ist es wie in jedem Jahr. Gut zwei Monate vor dem Saisonbeginn stehen weder Modus noch Gegner endgültig fest. Was für die unteren Ligen normal ist, hat in diesem Sommer durch den überraschenden Rückzug der Hamburg Freezers auch die Deutsche Eishockey Liga erwischt. In den letzten Tagen klärte sich dann, dass die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven den Platz der Hamburger in der kommenden Spielzeit einnehmen werden. Und auch für die drei Ruhrgebietsteams in der Oberliga Nord besteht weiterhin eine gewisse Unsicherheit ob der kommenden Gegner.
Nach der äußerst erfolgreichen Premierensaison für die zweigleisige Oberliga in der vergangen Spielzeit spielt sich nun auch im drittklassigen Eishockey das so typische Sommertheater ab. Die Pläne des DEB waren die Oberliga Süd, welche aktuell aus neun Teams bestand aufzustocken. Die in Frage kommenden Mannschaften waren davon jedoch zunächst wenig begeistert und nach zähem Ringen gibt es nun mit den Clubs aus Hochstadt, Lindau und Waldkraiburg drei Nachrücker aus der Bayernliga. Nachdem es für die Oberliga Nord zunächst danach aussah, dass die Saisonvorbereitung ohne solche Querelen ablaufen würde, teilten die Icefighters Leipzig mit, dass es eine massive Schieflage bezüglich der Finanzierung ihrer Heimspielstätte in Taucha gäbe. Die notwendigen 150000€ konnten jedoch im letzten Moment mittels eines Crowdfounding-Projektes aufgebracht werden und dem Vernehmen nach bleiben die Leipziger der Oberliga Nord erhalten. Weniger gut sieht es für den EHC Neuwied aus. Der Verein stellte vor Wochenfrist einen Insolvenzantrag und wird nicht in der Oberliga an der Start gehen.
Von all dem lassen sich die Verantwortlichen in Duisburg, Herne und Essen jedoch wenig beirren. Die Füchse aus Duisburg, im letzten Jahr noch als Top-Favorit an der Start gegangen, wollen diese Position erneut einnehmen. Die Leistungsträger der vergangen Saison konnten gehalten werden und mit Björn Barta konnte man einen gestandenen DEL-Profi gewinnen. Auf der Torhüterposition holte man den jungen und äußerst talentierten Justin Schrörs aus Essen, welcher jedoch durchaus in der Lage sein könnte, die großen Fußstapfen von Sebastian Stefaniszin auszufüllen.
Auch der Herner EV möchte in der kommenden Spielzeit erneut weit oben mitspielen und konnte unter anderem in Person von Kreuzmann, Pietsch, Ackers, Hauptig, McLeod und Nieberle die Leistungsträger der letzten Saison an sich binden. Dazu kommt, dass man mit Bradley Snetsinger den Top-Scorer der letzten Saison verpflichtet hat, was das Team von Frank Petrozza zu einem ernsthaften Kandidaten für die ersten Plätze macht.
Auch Frank Gentges, Trainer der Essener Moskitos war äußerst aktiv in Sachen Neugestaltung des Kaders. Wie zu erwarten war, konnten nach den starken Leistungen der letzten Saison viele junge Spieler nicht gehalten werden. Als Ersatz für den nach Duisburg abgewanderten Goalie Schrörs wurde Sebastian Staudt aus Leipzig verpflichtet, welcher in der letzten Saison einer der stärksten, wenn nicht sogar der bester Torhüter der Liga war. Erneut setzt Gentges auf junge, talentierte Spieler. Die in der letzten Saison noch mit Förderlizenz ausgestatteten Lautenschlager aus Düsseldorf und Granz aus Köln kommen nun fest an den Westbahnhof. Dazu gesellen sich gestandene DEL2 und Oberliga-Spieler wie Sebastian Eickmann und Robin Slanina, sowie mit Velecky, Bires und Hildebrand einige Leistungsträger der vergangen Saison. Mit diesem Kader gelten die Stechmücken durchaus als Kandidat für die Play-offs.
Obwohl in Form von Björn Barta, Bradley Snetsinger und Sebastian Staudt einige Top-Spieler ins Ruhrgebiet wechselten, dürfte der größte Transfer-Coup der kommenden Spielzeit dem Ligakonkurrenten aus Hamburg gelungen sein. Durch den Rückzug der Hamburg Freezers aus der DEL und dem Abstieg der Eishockeyabteilung des HSV sind die Crocodiles Hamburg nun plötzlich die Nummer eins im Kufensport der Hansestadt, was sie in die Position brachte Christoph Schubert verpflichten zu können. Schubert spielte von 2002 bis 2010 in Nordamerika und ab 2005 dort für Ottawa und Atlanta in der NHL. Anschließend kehrte er nach einem kurzen Abstecher über Skandinavien nach Hamburg in die DEL zurück und war in den vergangen sechs Jahren Leistungsträger und Kapitän der Freezers. Medial größere Beachtung, auch über die Eishockeyszene hinaus, bekam seine – leider frustrane – Rettungsaktion für die Freezers. Da Schubert jedoch sehr an Hamburg hängt, dort lebt und auch seine Karriere dort beenden möchte, schnürrt nun ein ehemaliger Nationalspieler und gestandener NHL-Profi seine Schlittschuhe für einen Drittligisten. Für die Oberliga kann das nur gut sein.