Es gibt Menschen, denen hört man in Erziehungsfragen zu. Weil sie Fachleute sind, weil sie selbst Kinder haben, weil beides zutrifft.
Und dann gibt es Leute, die sich zu Erziehungsfragen äußern, obwohl sie keine Kinder und keine Ahnung haben.
So wie Jorge Mario Bergoglio, ein 79jähriger kinderloser Typ, der meint, Kinder bräuchten schonmal ´ne Tracht Prügel. Nur nicht ins Gesicht!
Die meisten kennen Jorge unter dem Namen „Franziskus I“, Herrscher über den Vatikanstaat, einen Staat, in dem Kartenzahlung nicht möglich ist, weil er internationale Geldwäscheregeln nicht befolgt. Insofern darf man hier auf alles gefasst sein.
Und Franzi-Boy liefert.
Durch die Medienlandschaft tickert heute die Nachricht dass der autokratische Herrscher folgende Anekdote erzählte:
Und Franzi-Boy reagierte darauf so, wie man es auch von seinen Vorgängern erwartet hätte:
Wie schön! Er weiß um den Sinn der Würde.
Er muss sie bestrafen, aber tut es gerecht und geht dann weiter.
Nun. Das ist natürlich Bullshit. Psychologisch, pädagogisch, politisch und ethisch.
Ein Mißverständnis? Krisen-PR des Hofstaates läuft nun an? Äh, anders.
Ein Mitarbeiter der Pressestelle des Vatikan erklärte:
Wer hat seine Kinder nicht gezüchtigt oder ist von seinen Eltern als Heranwachsender gezüchtigt worden?
Nun: ich beispielsweise züchtige, sprich schlage, mein Kind nicht. Und nehme befriedigt zur Kenntnis, dass es in 39 Staaten dieser Erde auch untersagt ist.
Beim Kurzempörungsdienst Twitter machen Meme zu den skandalösen Aussagen die Runde. Wer dort mitlästern will: als Hashtag scheint sich #pontislap abzuzeichnen.
Ernsthaft:
Wer seine Kinder schlägt, der missachtet immer ihre Würde. Immer.
Es ist stets verletzend für das Kind, psychisch oder physisch. Jede Relativierung dieser Aussage ist unangebracht und falsch.
Eltern, die ihre Kinder schlagen, wissen es manchmal nicht besser, vielen fehlen alternative Strategien zur Lösung innerfamiliäre Konflikte.
Es ist beschämend für eine Institution, die den Kern ihrer Marke mit Nächstenliebe definiert, Gewalt gegen wehrlose Menschen zu rechtfertigen.
Es bleibt zu hoffen, dass sich die deutschen Kardinäle und Bischöfe klar von diesen menschenverachtenden Aussagen distanzieren. Ansonsten machen sie sich zu Erfüllungsgehilfen der Kindswohlgefährdung!
„Es bleibt zu hoffen, dass sich die deutschen Kardinäle und Bischöfe klar von diesen menschenverachtenden Aussagen distanzieren….“
Es wäre schon viel erreicht, wenn sie sich nicht selbst an Kinder vergreifen würden, sonst wäre die bloße Distanzierung eben bloß eine Heuchelei.
Da weiß man, welche Geisteshaltung Walter Mixa dazu getrieben hat, Heimkinder, die ja noch nicht einmal ihm persönlich anvertraut waren, zu vertrimmen.
Wer des öfteren mal nicht weiter weiß, dem helfen gerne die Familienberatungsstellen der Kommune.
Es tut nicht weh über seine Sorgen und Nöte zu sprechen und hilft durchaus bei nächsten Mal bei Wut nicht zu zuschlagen.
Und wer sich prügeln will, der geht in den Boxring.
„Wer seine Kinder liebt, züchtigt sie“. Hab ich mal irgendwo gehört oder gelesen, oder war es: „Wen Gott liebt, den züchtigt er“?
@4
Es kann nicht sein, dass religiöse Parallelgesellschaften für sich in Anspruch nehmen, dass z.B. der Körperverletzungsparagraph für sie nicht gilt.
[…] ist der Zusammenschluss aller 66 Bischöfe in Deutschland. Was sagen diese Oberhirten nun zu den Gewaltideen ihres Papstes? Leider nichts. Und dadurch doch so […]
Für den Pabst ist das Schlagen von Kinder vertretbar, solange dabei die Würde der Kinder nicht verletzt wird?
Die Begriffe Schlagen und Würde kriege ich in diesem Zusammenhang nicht überein.
Das Schlagen von Kindern ist ohne Ausnahme würdelos und demütigend. Erschreckend, wenn dieser kaputte Kleriker die Akzeptanz dieser unsagbaren Handlungen auch noch mit der Liebe zu den schutzbefohlenen Kindern rechtfertigt. Das widert mich regelrecht an!
Der Vorteil der päpstlichen Erziehungsmethode liegt für alle schlagenden Väter und Mütter auf der Hand: Wenn das Kind angezogen ist, kann man von den Schlägen so gut wie nichts mehr sehen. Im Rahmen der äußerst gewalttätigen Kirchengeschichte kann man das auch aus der Sicht des Kindes sehr wohl als Fortschritt im Bereich der Menschenwürde ansehen.
Auch der Islam hat interessante Regeln für das Schlagen von Kindern:
http://www.islam-ist-frieden.de/kindererziehung/erlaubt-islam-schlagen-kindern
Und noch etwas zum Thema bei den Evangelen:
http://www.taz.de/!115077/
Ich hatte das Kommentieren bei den Baronen ja eigentlich aufgegeben. Da das hier aber mein Thema ist, dann doch nochmal.
Ich würde mich freuen, wenn Gewalt gegen Kinder nicht so ein (journalistisches) Eintagsfliegenthema wäre. Natürlich ist es richtig, denn alten Mann zu kritisieren. Das was er da von sich gegeben hat, habe ich aber, so und ähnlich, in den letzten 25 Jahren, in denen ich mit familiärer Gewalt. Verwahrlosung und Missbrauch konfrontiert bin, ständig und immer wieder gehört- das bisschen Gewalt/die Ohrfeige hat mir auch nicht geschadet. – bla bla bla. Erinnert sich noch jemand an „Deutschland misshanelt seine Kinder“? An den kurzen Aufschrei der Empörung? Und das zum Alltag hinüberschleichen danach? Ich befürchte jetzt wird es ähnlich laufen- Alle regen sich ein bisschen über den Papst und den Vatikan auf, dann wird das Thema ad acta gelegt und weiter geschwiegen. Derweil erleben hunderte Kinder Tag für Tag ihre persönliche und grausame Hölle – und niemanden interessiert es. Wenn es dann mal wieder soweit ist, und ein Kind stirbt, wie vor nicht all zu langer Zeit hier in Soest, kann der Mob seine Rache-, Gewalt- und Lynchphantasie an der Mutter/den Eltern abreagieren und zum Alltag übergehen. Ursachenforschung wird sowenig betrieben wie über das Verhältnis von Macht und Gewalt in Familien debattiert wird. Interessiert auch keine Sau.
Kurz und knapp gesagt: Wer sich über den Papst und den Vatikan aufregt und ansonsten schweigt, ist ein Heuchler.
die „gerechte Bestrafung“ war schon immer das Lieblingsthema der Kirche und der Religionen
man sieht ja wohin das führt
armseliger Papst!
@ laughingstone # 11
Wir diskutieren hier andauernd über Gewalttätigkeit in jeder Form. Kinder sind besonders schwache Opfer, aber sie sind nicht die einzigen. Es geht dabei im Kern um die Gewalt in der Familie. Um die Tatsache, dass die meisten Gewalttaten außerhalb von Kriegszeiten eben nicht von Fremden sondern von Verwandten und Bekannten an Verwandten und Bekannten jeden Alters verübt werden. Dass Gewalt ein grundsätzliches Verhalten ist, das gerade innerhalb der Familie und der „Erziehung“ immer wieder neu legitimiert wird. In diesem Fall vom Oberhaupt der katholischen Kirche. Dass uns das besonders aufregt liegt bei dem gesellschaftlichen Einfluss, den dieser Mann hat, doch wohl auf der Hand.
@ #11:
Nur kurz: Du erwischt den Falschen. Ich bin Gründungsmitglied des Vereins „Leben ohne Gewalt“ http://www.leben-ohne-gewalt.de/ – arbeite seit über 10 Jahren in der Jugendhilfe und arbeite, wenn ich nicht journalistisch tätig bin, als Gutachter in Familiensachen. Ich mache Erziehungsberatung und informiere immer wieder über das Thema.
#12 und #13
Ich wollte hier überhaupt niemanden erwischen 🙂
Aber stimmt es nicht: Wer sich über den Papst aufregt und ansonsten schweigt, ist ein Heuchler? Ich bleibe dabei.
Mein Kommi ging weder grundsätzlich gegen die Barone noch gegen dich, Sebastian. Nur sehe ich nicht, dass es eine breite gesellschaftliche Diskussion über familiäre Gewalt geben würde. Ich sehe aber schon die kurzfristige Empörung über den Papst und den Vatikan – die genauso schnell wieder abklingt, wie sie aufgekommen ist. Ich habe die „Empörungswellen“ schon zu oft erlebt. Während in aller breite über den Missbrauchsskandal in der kath. Kirche diskutiert wurde und darüber, wie mit Sexualstraftäter umzugehen ist, habe ich z.B. die breite gesellschaftliche Diskussion über Missbrauch innerhalb der Familie vermisst. Das Thema wurde und wird totgeschwiegen. Die Kinder stehen allein da. Wie lange noch?
Und Arnold. Ich habe ja gesagt, dass es richtig ist den Papst zu kritisieren. Überhaupt keine Frage. Nur reicht das nicht!
sollte # 13 #14 heißen
Nach dem „Vermehren wie die Karnickel“, dem „eins vor den Latz geben“, wenn die Mutter beleidigt wird und dem heutigen „Pontislap“ sollten wir dem Papst schnell die restlichen PEGIDA-Demotermine mailen, damit er da noch mal auftreten kann, bevor der genauso denkenden „Volksmitte“ das Licht komplett ausgeht.
Um das hier für mich abzuschließen, noch ein paar Fragen die mir durch den Kopf gehen
Woran liegt es, dass es scheinbar so leicht ist, die Finger in die Wunden der kath. Kirche zu legen (nicht dass das nicht nötig wäre), während die Fragen über das Verhältnis von Macht und Gewalt innerhalb von Familien tabuisiert und verschwiegen werden?
Woran liegt es, dass eine Gesellschaft jahrelang über (sexuelle) Gewalt (innerhalb der kath. Kirche) debattiert, der Bereich der sexuellen Gewalt innerhalb der Familie aus dieser Diskussion aber ausgeklammert wird, obwohl es doch offensichtlich ist, dass ein großer Teil der sexuellen Übergriffe in den Familien bzw. im familiären Umfeld stattfinden.
Woran liegt es, dass im Zusammenhang mit dem Adoptionsrecht für homosexuelle Paare insbesondere von der konservativ-bürgerlichen Seite das Kindeswohl entdeckt wird, obwohl man doch auf Grund der gesellschaftlichen Realität eher berechtigte Zweifel daran haben könnte, ob die bürgerliche (Klein)familie grundsätzlich dem Kindeswohl dient?
Woran liegt es, dass Milliarden in die Jugendhilfe (die vor allem eins ist: ein Riesengeschäft) gepumpt werden,und trotzdem die familiäre Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, wenn auch nicht steigt, so doch auf hohem Niveau stagniert? (die Frage wie viele Kinder und Jugendliche tatsächlich betroffen sind seriös zu beantworten, ist auf Grund der hohen Dunkelziffer sowieso nicht möglich).
Woran liegt es, dass soziale Arbeit seit vielen Jahren oft nicht mehr ist, als Elendsverwaltung und das sie scheinbar jeden, aber auch wirklich jeden gesellschaftlichen emanzipatorischen Anspruch aufgegeben hat.
Nun ja, auf diese Fragen mag jeder seine eigenen Antworten finden. Ich habe da so meine Vermutungen.
@ laughingstone # 15
Die Familie ist nun mal als grundsätzlich schützenswerte Institution anerkannt und damit auch das Elternrecht der wie auch immer gearteten Erziehung. Damit ist auch das grundsätzliche Ausgeliefertsein des Kindes an seine enge soziale Umwelt institutionalisiert. Es hat nicht nur genetisch keine Wahl, denn es entscheidet nun mal nicht selbst über seine Geburt. Es hat auch sozial keine, denn an welche Menschen es dabei gerät, liegt ebenfalls außerhalb seines Zutuns.
Das ist die Grundungerechtigkeit des Lebens und sie ist bislang nicht zu verändern gewesen. Obendrein haben viele Neugeborene dabei eben auch Glück, denn viele Familien sind für sie wirklich ein Hort der Geborgenheit und des fürsoglichen Wachsens und Gedeihens durch die Eltern und/oder ihrer sonstigen Erziehungsberechtigten. Dazu muss man erst mal was Besseres finden.
Liebe und Brutalität liegen in den Familien in denen das nicht so ist, obendrein eng nebeneinander. Selbst die Eltern die ihre Kinder schlagen und quälen haben in der Regel auch positive Gefühle für ihre Kinder. Das macht ja gerade die besondere emotionale Verzweifelung der Kinder aus und ist in seiner Dramatik und Fürchterlichkeit für sie eine lebenslagend prägende Erfahrung.
#19 Arnold Voss
„Die Familie ist nun mal als grundsätzlich schützenswerte Institution anerkannt und damit auch das Elternrecht der wie auch immer gearteten Erziehung.“
Bedeutet dass, über dass was in Familien passiert nicht gesprochen werden darf? Dass , was in Familien tagtäglich passiert, nicht kritisiert werden darf? Das wäre ein Armutszeugnis.
In Art. 6 Grundgesetz steht im übrigen auch: Über die Pflege und Erziehung wacht die staatliche Gemeinschaft. In § 1631 BGB Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafung, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig. Angesichts der gesellschaftlichen Realität versagt die „staatliche Gemeinschaft“. Ich möchte, dass darüber gesprochen wird.
„Obendrein haben viele Neugeborene dabei eben auch Glück, denn viele Familien sind für sie wirklich ein Hort der Geborgenheit und des fürsoglichen Wachsens und Gedeihens durch die Eltern und/oder ihrer sonstigen Erziehungsberechtigten. Dazu muss man erst mal was Besseres finden.“
Ich will die Familie nicht abschaffen. Ich möchte, dass darüber debattiert wird, was in vielen Familien schiefläuft und warum das so ist.
„Selbst die Eltern die ihre Kinder schlagen und quälen haben in der Regel auch positive Gefühle für ihre Kinder. Das macht ja gerade die besondere emotionale Verzweifelung der Kinder aus und ist in seiner Dramatik und Fürchterlichkeit für sie eine lebenslagend prägende Erfahrung.“
Das habe ich nicht bezweifelt. Es ist auch im Regelfall so, dass es für die Kinder, die von ihren Eltern auf fürchterlichste Weise gequält wurden, nichts wichtigeres als die eigenen Eltern gibt. Wie oft habe ich erlebt, dass Kinder, die untergebracht waren, weggelaufen sind – auf direktem Weg zu ihren Eltern, obwohl sie sehr genau wussten, was sie dort erwartet.
Aber auch das ändert nichts daran, dass über Familien, familiäre Gewalt und familiäre Strukturen gesprochen werden muss. Darüber was wichtiger ist, wenn beides miteinander in Konflikt gerät. Das Recht der Eltern auf Pflege und Erziehung, oder aber das Recht der Kinder auf gewaltfreie Erziehung. Allein deshalb sollte das Recht auf gewaltfreie Erziehung ins Grundgesetz aufgenommen werden, um deutlich zu machen, dass dieses Recht ebenso wichtig ist, wie das Recht auf Pflege und Erziehung.
Ein Recht auf einklagbare Liebe gibt es ja leider nicht. (Ist schon klar, kann es auch nicht geben)
Was das Grund-Recht auf gewaltfreie Erziehung betrifft, bin ich ganz bei ihnen. Und natürlich muss mehr über das Unrecht und die Gewalt in Familien diskutiert werden. Auch und gerade in intakten Familien, um die allgemeine Aufmerksamkeit gegenüber den Qualen von anderen Kindern zu erhöhen. Wenn nämlich die soziale Umgebung und Nachbarschaft des betroffenen Kindes unsensibel für seine Leiden ist, dann nützen auch die besten Gesetze zu seinem Schutz nichts.
„Und natürlich muss mehr über das Unrecht und die Gewalt in Familien diskutiert werden“
Eben. Deswegen würde ich mir wünschen, dass das Thema auch journalistisch ein wenig kontinuierlicher behandelt würde, um die Debatte anzustoßen.
Diejenigen, die das Thema häusliche/familäre Gewalt immer wieder ansprechen stehen ja auch ganz schnell im Ruf ganz üble Femischistinnen oder zumindestens, nicht weniger üble, Links-Gegrünte Siff-Faschisten zu sein, die nur ein Ziel haben: die Zerstörung der Familie, der letzten Trutzburg und Bastion des heiligen christlich-jüdischen Abendlandes deutscher Nation.
Der letzte Absatz hat natürlich nichts mit den Baronen zu tun. Ich bin mir bewusst, dass hier niemand so denkt (hoffe ich wenigstens). Trotzdem musste das mal raus und das wird man als Deutscher ja noch mal sagen dürfen. 🙂
Eine Vorlesung von Prof. Michael Tsokos. Einer der Autoren des Buches „Deutschland misshandelt seine Kinder“.
Vorsicht, man muss eine ganze Menge aushalten können, wenn man die Vorlesung hören möchte. Geht extrem an die Nerven, ist aber eindrücklicher als alles was ich noch sagen könnte.