Endlich ist Herbst, dass Wetter passt nun wieder zur Jahreszeit. Es darf regnen, es darf kalt sein und natürlich hoffen wir weiter, dass die Sonne manchmal scheint. Wenigstens gab es im September noch einige Schön-Wetter-Wochenenden, die uns mit dem ins Wasser gefallenen Sommer versöhnten. Überhaupt, seit der Wahl in Berlin ist das Wetter nicht so richtig schlecht. Hhmm??? Mal sehen, ob heute noch ein Gewitter über der A100 aufzieht…
Die schönen Tage nutzen wir auch gleich. Zum einen natürlich zum Rausfahren oder sogar Baden. Und natürlich zum Ernten: neben Tomaten auf dem Balkon (wo immer noch mehr wachsen) auch Kastanien. Eimerweise. Kinder-Eimerweise. Unser Hinterhof, wo ein alter schiefer Kastanienbaum steht, ist nun etwas aufgeräumter und unsere Wohnung etwas voller – mit Kastanien. Der größte Spaß war die Reinigung jeder einzelnen Kastanie. Ben nahm jede Einzelne in die Hand und tauchte sie ins wassergefüllte Waschbecken. Linus trocknete sie ab. Es war unser persönliches Erntedankfest.
Bei strahlendem Sonnenschein sind wir mal wieder auf Erkundungstour. Plötzlich kommt ordentlich Wind auf. Unsere Überlegungen, einen Drachen holen und steigen zu lassen, gehen in den ersten Regentropfen unter. Schnell ins Trockene. Doch zu Hause ist weit, die Kinder sind langsam. Also ab ins Kinder-Café. Da gibt es Spielzeug, Platz zum Toben und wenn mal etwas umkippt, ist es nicht gleich ein Riesen-Drama. Und für mich gibt es einen schönen warmen Kaffee – Entschuldigung: Latte Macchiato natürlich!
Glücklicherweise sind in den letzten drei Jahren einige Kinder-Cafés am Prenzlauer Berg aus dem Boden geschossen. Ganz im Nordwesten in der Paul Robeson Straße ist das Eltern-Kind-Café Milchbart. Es gibt einen großen weißen Raum, in dem die Großen selbstgemachten Kuchen (Karottenkuchen ist hier ein großer Renner) und Getränke genießen können, sowie ein Extra-Spielzimmer für die Kleinen zum Toben. Das macht den Besuch etwas ruhiger für die Erwachsenen.
In der gleichen Straße etwas weiter, vorbei am Arnimplatz, kommt Freund Blase. Viele, die im Osten aufgewachsen sind, erinnern sich sicherlich an früher, wenn die Eltern sagten: „Freund Blase, noch mal son Ding und es setzt was…“ Ursprünglich stammt der Name aus dem russischen Trickfilm „Die drei Holzfäller: Strohhalm, Blase & Bastschuh“ (1959). Blase steht für jemanden, der faul ist. Und faul darf man im Freund Blase sein. Als Sitzgelegenheit gibt es Bänke und Kissen, die nur an den Wänden stehen und wo man sich herrlich hinfläzen kann. In der Mitte eine große Spielfläche, die besonders für die kleinen Krabbler weich gepolstert ist. Ganz wichtig: Hier laufen alle barfuß.
Über die Schönhauser Allee geht es weiter zum Helmholtzplatz. Nicht zu übersehen – in einer Top-Lage, mitten auf dem Platz – ist das Kiezkind. Abgesehen von dem Fuhrpark an Bobby-Cars und Dreirädern vor der Tür, der auch bei schönstem Sonnenwetter Kundschaft anlockt, ist der Sandkasten im warmen Café unübertrefflich. Allerdings ist oft kaum ein Durchkommen, der Geräuschpegel sehr hoch, und die Bedienung ist nicht immer gut gelaunt.
Nicht weit vom Helmholtzplatz, in der Schliemannstraße, liegt das große Spielzimmer. Es hat einen Raum, der nur mit einem Klettergerüst ausgefüllt ist und ein Séparée mit Bällchenbad. Die Kuchen im Spielzimmer sind entgegen dem allgemeinen Prenzlberg-Trend nicht selbstgemacht. Das ist allerdings geschmacklich nicht zu merken. Heißer Tipp: der Wunderkuchen.
Etwas abseits, aus Sicht eines Prenzlbergers fast schon in Mitte, liegt das Onkel Albert in der Zionskirchstraße. Außer Getränken und Essen gibt es auch Kleidung zu kaufen. Onkel Albert geht über drei Etagen, ist 120 Quadratmeter groß und trotz Treppe natürlich sicher für die Kinder.
Leider gibt es Viertel des Prenzlbergs, in denen noch kein Etablissement dieser Art zu finden ist, zum Beispiel im Kollwitzviertel. Im Winskiez gibt es immerhin das Café La Bohème in der Winsstraße 12. Offiziell ist es eine intergenerationelle Kontakt- und Begegnungsstätte des Freundeskreises Tina Modotti Archiv e.V., der den Treffpunkt betreibt. Vormittags sind eher ältere Menschen zum Klönschnack hier. Dazu gehörte auch die Schriftstellerin Elfriede Brüning, die mit fast101 Jahren die Älteste ist. Am Nachmittag senkt sich der Altersdurchschnitt aber drastisch und manche Kinder nutzen das Spielzeug und den Platz im ‚Kinderzimmer‘ zum Toben, während sich die Eltern über die günstigen Preise für Getränke und Kuchen freuen. Oft gibt es auch Veranstaltungen für Kinder, z.B. jeden Mittwoch um 17 Uhr gibt es ein Puppenspiel oder ähnliches. Das Café La Bohème hat seinen ganz eigenen Charakter und Charme, den man allerdings mögen muss.
Im Bötzowkiez herrscht wiederum gähnende Leere in puncto Eltern-Kind-Cafés. Eine angenehme Zuflucht bietet aber trotzdem das Cafe tous les jours. Die Bedienung ist einfach unschlagbar freundlich und kinderlieb, das Preis-Leistungsverhältnis auch hier sehr gut. Es gibt eine Spielzeugkiste, die unsere Jungs immer wieder hervorholen und inspizieren. Das reicht locker für einen entspannten Latte Macchiato, Samstagmorgen auch mit Frühstück (am Wochenende unbedingt reservieren).
Falls es im Oktober herbstlich regnen sollte, bleiben wir einfach zu Hause, verteilen unsere Kastanien in der Wohnung und basteln eine Laterne für den St. Martinstag. Oder wir gehen in eins der Kinder-Cafes.
Kaffee, Kuchen, Krabbeln
Milchbart, Paul Robeson Str. 6, Tel.: 030-66 30 77 55, Öffnungszeiten: 9 bis 19 Uhr
Freund Blase, Paul Robeson Straße 21, Öffnungszeiten: 9.30 – 18.30 Uhr, Tel.: 0176 67386961, Spielbeitrag 1-1,50 Euro.
Kiezkind, Auf dem Helmholtzplatz, Tel.: 0177-44 40 436, Öffnungszeiten: 9 bis 19 Uhr
Das Spielzimmer, Schliemannstraße 37, Tel.: 44 03 76 35, Öffnungszeiten: 10 bis 19 Uhr, Eintritt für die Kinder.
Onkel Albert, Zionskirchstraße 63, 10119 Berlin, Telefon: 030-44 04 56 10, Öffnungszeiten: So – Fr. von 10 bis 19 Uhr
Café „La Bohème“ – Projekt intergenerationelle Begegnungen, Winsstraße 12, Tel.: 030-4862 3010, Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 11-19 Uhr
Tous les Jours, Hufelandstraße 16, Telefon: 030-42 80 91 60, Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 7 bis 20 Uhr, Sa. + So. 8 bis 20 Uhr
Ich weiß, es gehört sich nicht, aber ich muss hier mal kurz Werbung machen. Ein solches Café gibt es nämlich demnächst auch im Bochumer Ehrenfeld:
Das Bullerbüdchen
https://www.bullerbuedchen.de/
Gab es doch schon längst in Bo, hat gerade aber wieder seine Pforten geschlossen. Die „Henriette“ auf der Alten Hattingerstr.
Insgesamt aber muss ich sagen, dass mich vor dieser Art Café immer grusel, da dort zumeist ein ganz spezielles, finanziell gut abgesichertes Klientel anzutreffen ist, schließlich muss man sich die Säftchen oder den Latte Macchiato für 3,90 € auch leisten können.
Mag sein, dass dem nicht so ist, wenn man Kinder hat.
Und jetzt das ganze nochmal bitte fürs Ruhrgebiet 🙂
Meine Heimatstadt Wanne-Eickel,möchte ich hier mit gewissem Stolz vermerken, hatte so ein Cafe schon, und hat es glaube ich auch heute noch, als meine Tochter noch im Kindergartenalter war. Das ist unglaubliche 20 Jahre her.
Ich habe damals sehr genossen, dass es sowas überhaupt gab. In einem ehemaliger evangelischen Kindergarten, bestehend aus einem schönen alten Gebäude mit wunderschönem Garten. Das Eltern-Kind Frühstück gab es da aber leider nur am Sonntag.
Ich geh da jetzt hin. In die Milchbar. Bis gleich. 🙂
P.S. zu #4 @ Anon #3
Das Cafe gibt es wirklich noch und mittlerweile hat das ganze Haus sogar eine Website:
https://www.treffpunkt-eickel.de/
Höööm ja in Berlin, gibbet da auch Kopfhörer? Sonst geb ich die kleinen nur ab und geh zum nächsten Matellmusikladen… *grins