Kobanes Fall wird zum Symbol für die Unfähigkeit des Westens, seine Feinde zu bekämpfen



In Kobane wiederholt sich Geschichte.

„Mag Gott der Gerechte sein Urteil über die furchtbare Ungerechtigkeit fällen, die dem (…) Volk widerfahren ist, und möge Er alle Schuldigen strafen. Unsere Helden sind die Soldaten, deren einzige Waffe gegen Panzer, Flugzeuge und Geschütze ihre Revolver und Petroleumflaschen waren. Unsere Helden sind die Frauen, die die Verwundeten pflegten und unter Kugeln Meldedienste leisteten, die in zerbombten Kellern für Kinder und Erwachsene kochten, die den Sterbenden Linderung brachten und trösteten. Unsere Helden sind die Kinder, die in den rauchenden Ruinen unschuldsvoll spielten.“

Das ist keine Erklärung aus Kobane, wo die Kurden zur Zeit ohne nennenswerte Luftunterstützung und mit unzureichender Bewaffnung gegen die Truppen des Islamischen Staates kämpfen. Es ist einer der letzten Funksprüche der Polnischen Heimatarmee, die 1944 in Warschau den Aufstand gegen die Deutschen wagten und erleben mussten, dass  die Rote Armee vom anderen Ufer der Weichsel aus zu sah, wie sie von der Wehrmacht und der SS massakriert wurden. Die Nazis hielten an ihrer Vernichtungspolitik bis zum Schluss fest – sie sollte noch bis zum letzten Tag des Krieges weitergehen – und die Sowjetunion hatte kein Interesse daran, dass die Polen sich selbst befreiten. Lieber ließen sie es zu, dass der polnische Widerstand vernichtet wurde.

Die Nachrichten aus Kobane erinnern mich an Warschau 1944. Während der Islamische Staat in Kobane einmarschiert, stehen die Truppen der Türkei nur wenige Kilometer entfernt und greifen nicht ein. Ein Sieg des Islamischen Staates ist Erdogan lieber als die Sicherung der Kurden. Es ist ein zynisches Machtspiel, in dem Erdogan die Rolle Stalins einnimmt.

Aber eines ist anders: Es war den westlichen Alliierten  1944 ohne Unterstützung der Sowjetunion auch aus der Luft kaum möglich, die polnische Nationalarmee zu unterstützen. Sie  benötigten die Flughäfen in der Sowjetunion – und die durfte sie nicht nutzen. Die Alliierten benötigen heute nicht die Flughäfen der Türkei. Sie könnten die dringend benötigten Waffen über Kobane abwerfen. Und sie könnten die Stellungen des Islamischen Staates so massiv angreifen, dass die Truppen der Salafisten  geschwächt wären, auch wenn auch dieser Krieg nicht aus der Luft gewonnen werden kann.

Beides geschieht nicht. Aus Rücksicht auf die Türkei. Aus Rücksicht auf die Stimmen in den eigenen Ländern, die glauben, Freiheit müsse nicht verteidigt werden. Kobane, so sieht es zur Zeit aus, wird fallen. Der Fall der Stadt ist eine Schande für den Westen und die Türkei. Aber der Fall Kobanes wird mehr als das sein: Er wird zum Menetekel, zum Symbol für die Unfähigkeit des Westens, entschlossen militärisch gegen seine Feinde vorzugehen. Den Preis dafür werden nicht nur die Männer und Frauen zahlen, die zur Zeit in Kobane kämpfen – den Preis werden wir alle zahlen.

Erinnern wir uns kurz an den Text des Menetekels – es klingt seltsam aktuell:

„Gezählt, das heißt, Gott hat gezählt die Tage Deiner Königsherrschaft und sie beendet. Gewogen, das heißt, Du wurdest auf der Waage gewogen und für zu leicht befunden. Zerteilt wird Dein Königreich und den Persern und Medern übergeben“.

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Helmut Junge
Helmut Junge
10 Jahre zuvor

Entsetzlich, sich das vorstellen zu müssen, aber alle Informationen über die Situation sagen, daß es so ist und nicht anders. Obama könnte eingreifen, tut es aber nicht. Er sieht zu, wie diese Stadt in die Hände der IS fällt. Ebenso die türkische Armee, die in Ruf und Sichtweite ihre Panzer postiert hat, aber auch zusieht. Währenddessen dringt die IS in großer Übermacht in die Stadt ein.

Sascha Stoltenow
10 Jahre zuvor

Die German Chairforce schlägt wieder zu. So tragisch die Schicksale der Menschen in Kobane auch sind. Die Medienlage ist keine Basis für eine Einsatzplanung. Die Vorstellung, es reichte, dort Waffen abzuwerfen ist naiv. Kobane macht die Dilemmata sichtbar, die aus den unterschiedlichen strategischen Interessen der Beteiligten resultieren. Unsere Betroffenheit kann aber kein Grund sein, dort zu intervenieren.

Nansy
Nansy
10 Jahre zuvor

Ich nehme mal an (..in Ermangelung besserer Erklärungen) dass die Amerikaner aus Rücksicht auf den strategischen Partner Türkei, so dich an der Grenze zur Türkei, nicht stärker eingreifen wollen – die Fähigkeit dazu hätten sie doch wohl. Das wäre nätürlich zynisch und menschenverachtend.
Die Türkei wird sich mit ihrem Lavieren zwischen dem Islamischen Staat und der Koalition der Willigen auf dauer keinen Gefallen tun – im Gegenteil, der IS wird eine solche Politik auf Dauer nicht honorieren….

Erdgeruch
Erdgeruch
10 Jahre zuvor

Aber das wäre ja die PKK und das sind doch Terroristen…

Sascha Stoltenow
10 Jahre zuvor

Welche Massaker? Die medialen? Ich hoffe nicht.

Helmut Junge
Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@Sascha Stoltenow, die USA ist bereit seit Wochen erklärtermaßen im Krieg gegen IS. Dabei ignoriert sie auch die Landesgrenze nach Syrien und hat bereits etliche Angriffe gegen IS in Syrien geflogen. Sie hat mehrere Stellungen bombardiert. Aber jetzt nicht in Kobane, wo der IS so massiv getroffen werden könnte. Dabei haben die Amerikaner noch vor wenigen Tagen behauptet, sie hätten keine sichtbaren Ziele mehr, und der Krieg würde deshalb allmählich schwierig aus der Kuft zu führen. Bittesehr, Die IS greift mit schweren Waffen auf absolut übersichtlichem Gelände seit längerer Zeit diese Stadt an. Diese Stellungen sind sehr leicht zu vernichten. Aber wenn sie erst in der Stadt sind, dann geht das nicht mehr, ohne zivile Opfer in größerer Zahl.

Sascha Stoltenow
10 Jahre zuvor

@Helmut Junge: Ah, Sie sind vor Ort. Das konnte ich natürlich nicht ahnen. Vielleicht sollten Sie Ihr Wissen den Luftwaffen der beteiligten Ländern anbieten.

Hubi
Hubi
10 Jahre zuvor

Man sollte Obama den Friedensnobelpreis wieder entziehen.

🙁

Helmut Junge
Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@Sascha Stoltenow, es gibt viele Quellen über die man sich informieren kann. Sehr viele Leute sind vor Ort, die ihre Berichte in die Medien setzen. Auch in den offiziellen Nachrichtenmedien werden diese Quellen mitbenutzt. Und was das Gelände betrifft, wird es sich seit den Google Earth aum verändert haben.

Sascha Stoltenow
10 Jahre zuvor

Wie ich bereits sagte: Chairforce. Dumm nur, das Zielerfassung und vor allem Allokation von Luftfahrzeugen und Wirkmitteln nicht via Google möglich sind. Das ist kein Computerspiel. Das ist Krieg.

Helmut Junge
Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@Sascha Stoltenow, ich möchte Ihnen nicht verschweigen, daß ich friedlichen Lösungen immer sehr aufgeschlossen gegenüber stehe. Es gibt in Deutschland auch eine ungezählte Schar von sich selbst als Pazifisten bezeichnende Menschen, die immer genau wissen, daß es prinzipielle Verhandlungslösungen für alle Fälle gibt. Leider meldet sich gerade niemand von denen, um eine Delegationsgruppe zu Verhandlungen mit der IS zu bilden. Niemand von denen, die es sonst immer sagen, meldet sich auf meinen Aufruf. Keine Frau Käßmann, kein niemand. Dabei wäre doch jetzt DIE Gelegenheit die Theorie des Pazifismus durch ein Beispiel zu belegen. Wenn Sie bereit sind, bekommen Sie von mir und allen, die guten Willens sind, das Votum.

Nansy
Nansy
10 Jahre zuvor

@Sascha Stoltenow: Zitat: „Unsere Betroffenheit kann aber kein Grund sein, dort zu intervenieren“

Ich bin nicht betroffen! – Ich bin empört! Ich sehe auch keinen Grund, Menschen denen der Kopf abgeschnitten wird, die gekreuzigt oder bis zum Hals eingegraben werden, unter „tragische Schicksale“ abzubuchen.
Allerdings ist ihrer Methode der Diskussion (alles in Zweifel ziehen bzw. Ableugnen) kaum vernünftig beizukommen…

Sascha Stoltenow
10 Jahre zuvor

: Ihre Empörung ist auch kein Grund dort zu intervenieren. Das, was ich als Praktiker in Zweifel ziehe, ist die Kompetenz der hier Diskutierenden, die Handlungsmöglichkeiten richtig einzuschätzen.

pommeskind
pommeskind
10 Jahre zuvor

Erdogan wartet in Ruhe ab, bis die IS die Drecksarbeit für ihn erledigt hat, dann erst wird die türkische Armee intervenieren. Die Waffenlieferungen gehen aus politischen und strategischen Gründen ausschließlich an die Peschmerga im irakischen Kurdistan. Die Coalition könnte, wenn sie wollte, den ganzen Spuk zumindest um die Belagerung von Kobane sehr zügig beenden, da würde es im Prinzip schon ausreichen, für ein paar Stunden eine Spectre kreisen zu lassen. Die aktuelle Lage in Kobane ist so gewollt. Schlimm.

trackback

[…] Laurin hat sich jetzt bei den Ruhrbaronen ebenfalls mit Kobane und dem Warschauer Aufstand beschäftigt. Die Idee, der Westen könnte aus der Luft Waffen abwerfen, ist aber etwas kurios. Das ginge nur […]

Hubi
Hubi
10 Jahre zuvor

@Helmut Junge:

Frau Käßmann schlägt doch eine SItzblockade gegen den IS im Irak vor:

https://twitter.com/Zugzwang74/status/517779607920320514/photo/1

der, der auszog
der, der auszog
10 Jahre zuvor

Als Kommunikationsberater weiß man scheinbar alles und mit entsprechender Kampferfahrung bei der Bundeswehr zudem noch alles besser.

http://bendler-blog.de/uber/

@Sascha Scheltow
Wenn sie die Massaker an den Kurden in Frage stellen – Zitat: „Welche Massaker?“ (#6) – dann verfügen Sie offenbar über eine völlig andere Wahrnehmung als ich, der im Gegensatz zu Ihnen noch an keinem militärischen Einsatz teilgenommen hat.

Kann es sein, dass Sie noch traumatisiert sind?

Helmut Junge
Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@Hubi, da ist es wieder, dieses Vorschlagen, was Andere tun sollen. Sie soll die Sitzblokade machen, aber dort, wo sie es vorschlägt. Es erwarte Eigenleistung von diesen Besserwissern. Andere auffordern, das ist keine Leistung. Vormachen, Beispiel geben usw.

Sascha Stoltenow
10 Jahre zuvor

@Stefan Laurin: Eine mandatierte Mission und vor allem eine Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland sowie Ausbau der grenznahen Aufnahmelager als schnelle Nothilfe.

Müller
Müller
10 Jahre zuvor

Was der BendlerBlogger sagen möchte ist, dass die bisher in Syrien eingesetzten Waffensysteme (z. B. F-18 Jagdbomber) nicht primär konstruiert sind, um CAS-Einsätze zu fliegen. Dafür fehlt es an Aufklärung am Boden durch eigene Einheiten. Erdkampfflugzeuge wie die A-10 oder Kampfhubschrauber wären das Mittel der Wahl, können (oder sollen) in Kobane allerdings nicht eingesetzt werden. Zudem fliegen diese deutlich niedriger, was die Gefahr eines Abschusses durch die ISIS erhöht.

Bedeutet: Mit den bislang eingesetzten Mitteln ist es unmöglich die Kurden wirkungsvoll zu unterstützen. Dies könnte nur Erdogan, der wird dies aber nicht tun.

pommeskind
pommeskind
10 Jahre zuvor

Britische und amerikanische SOF operieren bereits in der Region. Zielbeleuchtung wäre also möglich, wenn gewollt. Ist es aber augenscheinlich nicht. A-10 sind ebenfalls präsent (Incirlik). Es fehlt allein am Willen.

Sascha Stoltenow
10 Jahre zuvor

Was der BendlerBlogger auch sagen möchte, ist, dass wir uns sowohl durch Nicht-Handeln als auch Handeln schuldig machen, dass unsere nicht-militärischen Handlungsmöglichkeiten bei weitem noch nicht ausgeschöpft sind, und, in der Tat, sowohl unsere als auch die militärischen Handlungsmöglichkeiten der Willigen nicht wirklich geeignet sind, um ein Ziel – welches Ziel eigentlich – zu erreichen, und, dass, von alldem losgelöst, die Reflex- und Impulslogik der medialen Kommunikation denkbar schlechte Grundlagen sind, um Entscheidungen über ein militärisches Engagement zu treffen. Dass die tönende Wochenschau nun crowd-gesourced wird, verändert ihre propagandistische Absicht und Wirkung nicht.

Arnold Voss
Arnold Voss
10 Jahre zuvor

@ Sascha Stoltenow

Sie können nicht einerseits sagen, dass es keine sicheren Informationen gibt und andererseits dann konkrete Vorschläge unterbreiten, was zu tun wäre. Eine mandatierte Mission ist obendrein völliger Quatsch, weil – sofern Gefahr im Verzug ist – durch die Mandatierung zu viel Zeit verloren ginge. Entweder halten sie also einfach ihre Klappe, weil sie nichts wissen, oder aber sie sagen hier offen, dass ihnen das was in Kobane passiert am Arsch vorbeigeht.

Und nein, ich bin weder empört noch betroffen. Sie beleidigen einfach nur meinen Verstand.

keineEigenverantwortung
keineEigenverantwortung
10 Jahre zuvor

Kobane lliegt in Syrien! Zum syrischen Bürgerkrieg gab es Bemühungen über die Vereinten Nationen, die von Rußland blockiert wurden. Zurzeit haben wir leider eine schwache Diplomatie.

Aufgabe Deutschland ist es in erster Linie, dafür zu sorgen, dass ausländischen terroristischen Gruppen die Unterstützung aus Deutschland entzogen wird. Ggfs. müssen hierfür Gesetze angepasst werden. Hier wurde zu lange zugeschaut. Auch aktuell ist der Staat eher Zuschauer. Die Bevölkerung allerdings auch, wenn man bspw. die Teilnehmerzahlen von Demos betrachtet.
Sollen wir ohne UN-Mandat agieren?

Wer spricht vom unabhängigen Staat Irak, der im Wesentlichen mit Machtkämpfen beschäftigt ist, aber für die eigene Sicherheit verantwortlich ist?
Die BW musste bspw. über Bagdad nach Erbil fliegen, da Irak dies so wollte. Es scheint dort wohl wichtigere Themen zu geben als Frieden und Glück für die Bevölkerung.

Warum soll immer der Westen eingreifen, wenn für die Verantwortlichen im Land Machtspielereien wichtiger sind? Hier ist auch die Bevölkerung der Länder gefragt. Revolutionen, die langfristig erfolgreich sind, kamen immer aus dem Inneren. Die letzten „Demokratisierungsversuche“ waren doch eher Pleiten.

Wie soll denn konkret eingegriffen werden? Soll Syrien oder der Irak besetzt werden? Welche Gruppe soll unterstütz werden?
Was ist eigentlich mit der Bevölkerung der Länder? Sollte sie nicht für die Sicherheit im eingen Gebiet sorgen?

RMB
RMB
10 Jahre zuvor

Was der Bendlerblogger sagt ist nichts anderes als das Kobane nicht wichtig genug ist 😉

Wo ein Wille da ein Weg, nur um das richtig zu machen sind nicht nur Flugzeuge und Drohnen notwendig, sondern „boots on the ground“ und Angesichts der verpfuschten Einsätze in Afghanistan und Irak, wer will das schon ?

Und Mandat ? Im UN-SR ?? Muahahahahaha Das ist gelebte Realssatire 😉

Arnold Voss
10 Jahre zuvor

@ Keine Eigenverantwortung

Was soll dieses komplizierte Getöse? Die Lage in Kobane ist sehr einfach. Man kann die Kurden vor Ort wirkungsvoll unterstützen wenn man will und damit Menschen vor einem brutalen Feind schützen. Wenn man es also nicht tut, dann will man es nicht.

f.luebberding
10 Jahre zuvor

Arnold Voss

Interessante Kommentare. Sie sind der einzige Beobachter, den ich kenne, der die Lage in Kobane für einfach hält. Das gab es aber auch schon früher. Einer, der auch alles für einfach hielt, hieß Bush und war der letzte US-Präsident dieses Namens.

keineEigenverantwortung
keineEigenverantwortung
10 Jahre zuvor

@29:
Einfach?
Wer soll denn dort kämpfen wollen? Insbesondere, wenn es nicht um den Einsatz von Distanzwaffen geht?
Die heimische Bevölkerung flüchtet ja auch überwiegend.

Welche Gruppen sollen aufgerüstet werden?

Es gibt wohl wenige Konflikte, so so schwer zu durchschauen sind, wie dieser.

Arnold Voss
10 Jahre zuvor

@ keineEigenverantwortung @ f-luebberding
Die Kurden in Kobane brauchten keine weiteren Bodentruppen, so lange der Feind nicht im Ort angekommen war. Sie brauchten Unterstützung aus der Distanz und haben explizit darum gebeten. Es war auch ganz klar wer dazu die Waffen hat und diese sogar in der Nähe. Es waren also genügend Informationen da von Leuten die mehr vor Ort nicht sein können und die Objekte und Personen die aus der Distanz anzugreifen waren. Es musste obendrein Niemand neues dafür in den Krieg eintreten. Das nenne ich insgesamt eine relativ einfache militärische Entscheidungslage.

Thomas Weigle
10 Jahre zuvor

@ Hubi 19 Danke für den Link. Unfassbar.

Arnold Voss
10 Jahre zuvor

@f.Luebberding

1. Es ist Quatsch, das George Bush alles für einfach hielt. Er hatte übrigens fast genau dieselben Berater wie die Präsidenten davor und danach und er hat sie auch angehört. Er hat jedoch die falschen Entscheidungen getroffen.
2. Man kann eine Entscheidungslage dadurch komplizierter machen, in dem man zu lange zögert, eine Entscheidung zu fällen.
3. In Kobane war die militärische Entscheidungslage relativ einfach, die politische allerdings nicht, denn Obama will nach meiner Einschätzung unbedingt Erdogan im Boot halten.

P.S. Ach ja, man kann eine Entscheidungslage auch kompliziert reden, um eine rechtzeitige Entscheidung zu vermeiden.

f.luebberding
10 Jahre zuvor

Voss

„In Kobane war die militärische Entscheidungslage relativ einfach, die politische allerdings nicht, denn Obama will nach meiner Einschätzung unbedingt Erdogan im Boot halten.“

Womit das auch geklärt wäre.

Arnold Voss
10 Jahre zuvor

Hey, Luebberding(chen), wie wäre es jetzt mal mit einer inhaltlichen Stellungnahme? Haben die USA nach ihrer Ansicht nicht die Mittel Panzer aus der Luft zu treffen? Bemüht sich Obama nicht seit Wochen, Erdogan in sein Bündnis gegen die IS zu bringen? Haben die Kurden in Kobane um amerikanische oder türkische Bodentruppen gebeten? Schreiben sie doch einfach mal konkret wo ich mit meiner Einschätzung falsch liege, anstatt mit Floskeln zu reagieren.

malik
malik
10 Jahre zuvor

Nun ja das sympelste in der Sache wenn Israel eingreifen würde. Schon würde die Welt aufstehen und protestieren! So läuft das halt. Nun regen sich alle auf das die USA nicht genug bombt, aus welchen mehr oder weniger guten/schlechten Gründen auch immer. Hätten sie schon eher eingegriffen hätten die Menschen geschriehen wie schlimm doch die Amis sind.
Von der Türkei mal ganz zu schweigen, dieser Staat schiesst sich selber immer mehr ins Abseits. Mal schauen was die Welt sagt wenn dann die Türkei durch ISIS angegriffen wird um dort die Pseudo-Europa-Moslems zu bekämpfen.
Siche,r die Welt hat sich mit dem verhalten gegenüber Kobane ein neues dunkles Kapitel in der Geschichte erarbeitet, nicht nur USA und Türkei. Wer hier anfängt Schuldzuweisungen zu machen leugnet nur die eigene Verantwortung im Spiel des Lebens.
(Obriger Text kann stellen von zynismus & sarkasmus enthalten)

In diesem Sinne wünsche in den Menschen in Kobane alles erdenklich Gute und die Kraft möglichst viele ihrer Gegner mit in den sicheren Tot zu nehmen! Auf das die dort gelebte Ideen einer emanzipativen Welt nicht vergessen wird!

>>Was dieser Frieden verdient ist Krieg!<< (Krieg; Keinen Frieden, …But Alive)

Weil Gewalt zu diesem System gehört,
Nur schade dass das dich sonst nicht stört.
Sieh den Penner auf der Straße und den Junkie im Dreck,
Hör Phil Collins und sieh weg.
Saddam oder Bush sind nicht das Problem.
Wir haben so viele Irre kommen und gehen gesehen.
Geduldet, erlaubt mit unserer Doppelmoral,
Der Rest der Welt er steht linksliberal.
Wir haben 2000 Jahre Kultur im Genick.
Wir haben 20 Programme, alle auf einen Blick.
Doch die Kriege kommen und gehen wie die Jahreszeiten.
Nur die Köpfe ändern sich die die Schlachten leiten.
Ich darf nur kein zynischer Abschaum werden.
Nur Wracks lachen los, wenn tausende sterben.
Doch geht's wieder los seid ihr alle betroffen.
Und ich treff mich mit Freunden und es wird gesoffen.
Denn ich krieg keinen Frieden.

f.luebberding
10 Jahre zuvor

Voss

Manchmal reicht bekanntlich ein Satz. Sie erzählen erst, alles wäre einfach, um dann später auf das Gegenteil hinzuweisen. Ansonsten will ich mich nicht andauernd wiederholen. Mein Blog ist bekanntlich nicht geheim – und dort ist meine Position nachzulesen.

der, der auszog
der, der auszog
10 Jahre zuvor

Kobane liegt in Syrien und nicht im Nordirak. Wenn mich nicht alles täuscht kämpfen in Kobane nicht die Peshmerga sondern die Volksverteidigungseinheit YPG. Diese kurdische Miliz ist der militärische Arm der PYD (Partei der demokratischen Union). Die PYD wiederum ist der syrische Ableger der türkischen PKK.

Das Mantra der Bundesregierung lautet, seit man sich bereit erklärt hatte die kurdischen Peshmerga zu unterstützen: „Keine Waffen an die PKK“

Ähnlich wie in den USA, der Türkei und den meisten EU Staaten ist die PKK bei uns als terroristische Vereinigung eingestuft. Das ist der Grund für das derzeitige Dilemma. Die westliche Welt steht auf den Hügeln der Türkei und schaut dem Untergang Kobanes zu, denn in ihrer diplomatischen Logik wird Kobane nicht nur von Terroristen (ISIS) angegriffen, sondern auch von Terroristen (PYD = PKK) verteidigt. Deshalb gibts von unserer Seite keine Unterstützung für die Kurden.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass wenn irgendwann einmal das Problem mit ISIS gelöst worden sein sollte, es international zu einer Neubewertung der PKK kommen wird, da diese sich im Kampf gegen ISIS bislang recht engagiert gezeigt hat. Besser wäre es gewesen, wenn es eine solche Neubewertung bereits gegeben hätte, denn im März 2013 hat die PKK eine Waffenruhe erklärt und ihr Führer, der inhaftierte PKK-Chef Abdullah Öcalan eine neue Ära ankündigte, in der der Politik vorrang gegeben werden soll.

Sascha Stoltenow
10 Jahre zuvor

@Arnold Voss: Losgelöst von den Beleidigungen gefragt, plädieren Sie also dafür, den Primat der Politik aufzuheben? Fein. Dann müssen Sie nur noch Truppe finden, die Ihren Anweisungen folgt. Das sollte einfach sein.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
10 Jahre zuvor

@#39 der, der auszog: Soweit ich das verfolgt habe, schleimt Erdogan doch seit einiger Zeit auch bei der PKK rum, weil er die Wahlstimmen brauchte und auch weiterhin braucht. Außerdem gibt es doch offizielle Friedensverhandlungen mit der PKK, auch wenn der türlische GröFaz am Wo.ende IS und PKK als Terroristen gleichstellt – und dann wiederum gegen Assad stänkert, der auch gegen die IS vorgehen will, aber ebenso ein Erzfeind Erdogans ist, der wiederum mit dem IS „diplomatische Verhandlungen“ führte, um 49 türkische Geiseln gegen 180 in der Türkei inhaftierte Dschihadisten einzutauschen, wobei er jetzt dschihadistische Anschläge auch direkt in Ankara fürchtet, während der IS evt. die türkische Exklave in Syrien mit dem Grab des Großvaters von Osman I. angreifen könnte…

Nun gut, vielleicht brauche ich es auch nicht mehr weiter verfolgen, wie sich der IS bei dieser völlig verrückten Gemengelage in der Region einfachst breit machen kann, weil da Niemand ’nen Plan hat. War nicht auch mal „die Bombe“ für solche unlösbaren Situationen im Gespräch?

Helmut Junge
Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@Sascha Stoltenow, Sie sind also Reserveoffizier und sollten deshalb durchaus wissen, worüber Sie reden, wenn es um Waffensysteme geht. Aber wenn ich Ihnen folge, dann heißt das, was Sie sagen, doch im Klartext, daß sowohl die USA, als auch ihre Verbündeten nicht die richtige Ausrüstung haben, um einen Gegner, der mit schweren Waffen eine Großstadt einkreist, zu bekämpfen, obwohl Obama herumtönt, daß er Isis erledigen will.
Soll sich dabei jeder denken, was er will. Aber ein UN-Mandat hat Obama nicht, macht ihm aber bei seinen anderen Aktivitäten im gleichen Land nichts aus. Oder wollen Sie sagen, daß dort nur Sand umgewühlt wird? Gäbe es auch kein Mandat für.

WALTER Stach
WALTER Stach
10 Jahre zuvor

1.
Die USA bekämpfen mit ihrer Luftwaffe den IS.
Warum?
Wenn die USA die Kämpfer des IS tatsächlich daran hindern wollen, Kobane einzunehmen, müßten sie ihren Einsatz quantiativ und qualitativ deutlich erhöhen, was sie kurzfristig könnten.
Das machen die USA augenscheinlich nicht.
Deshalb meine Frage nach dem Warum ihres begrenzten Luftwaffeneinsatzes, der dem IS vermutlich die Einnahme von Kobane relativ problemlos ermöglichen wird.
Und dann?
2.
Es kann niemand, wenn er Ernst genommen werden will, bestreiten, auch nicht bei den Ruhrbarone, daß der IS zur Zeit unter den weltweit agierenden Terrororganisationen „führend“ ist in der Kategorie „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“.
Deshalb habe ich, wie schon an anderer Stelle bei den Ruhrbaronen von mir angemerkt,, Probleme damit, wie relativ zurückhaltend die Staatengemeinschaft -UN/UN-Mandat für eine deutlich zu verstärkenden Militäraktion gegen den IS- auf dieses verbrecheriches Regime reagiert.

3.
Unbestritten würde das, was ich unter 2.gesagt habe im Falle seiner Realisierung den IS erheblich treffen, möglicherweise sogar substantiell, aber…….
Die Probleme, die politischen Spannungen, neue militärische Konflikte in der gesamten Region -Türkei, Syrien,Irak,Israel, Palästina, Jordanien usw. -die Frage nach einer staatlichen, teilstaatlichen Eigenständigkeit der Kurden engeschlossen-wären allerdings nicht mit einem -nachhaltigen?-militärischen Erfolg gegen den IS gelöst. Sie könnten sich deshlb sogar noch verschärfen.

Zusammengefaßt:
Zudem, was kurzfristig getan werden sollte, habe ich eine Meinung -sh.2-.
Zudem, was langfristig in der Region zu geschehen hat, um weitere kriegerische Auseinandersetzungen auszuschließen, habe ich keine Meinung.

Ich will auch nicht betonen, daß hier die internationale Politik gefordert ist; niemand kann und will -sh.40-den Primat der Politik in Frage stellen. Nur wer, wann, wie, wo sich dem Problem einer umfassenden und nachhaltigen Lösung der Gesamtproblematik in der Region stellen kann, stellen wird, stellen will, weiß ich nicht; ohne Beteiligung aller (!!)Konfliktparteien, ohne Beteiligung der USA und ohne Beteiligung Russlands (!!) wäre der Versuch, zu einer solchen Lösung zu kommen, von vornherein aussichtslos.

Derzeit sehe ich nicht die geringste Chance, ohne weitere kriegeriche Auseinandersetzungen in der Region zu einer friedlichen Lösung der Gesamtproblematik zu kommen, die -über Kompromisse- für alle Konfliktparteien letztlich akzeptabel wäre.

Also….
„Weitere kriegerische Auseinandersetzungen; weitere situations- und interessenabhängige militärische Interventionen der USA (und anderer) immer einhergehend mit dem Versuch, den jeweiligen Konflikt „einzudämmen“, weitere eklatante Menschenrechtsverletzungen, weitere Flüchltingsströme usw.usw.

Wolle
Wolle
10 Jahre zuvor

Es stimmt, der polnische Heimatschutz und der heutige Heimatschutz der Kurden in Kobane sind absolut vergleichbar. Und die Tatenlosigkeit des Westens, speziell der USA und der Türkei sind ein ebenso barbarischer Akt wie die Gräueltaten der IS. Mich widert es an, dass sich hier selbsternannte Kenner aufspielen, die zu erklären versuchen, warum man nicht militärisch und strategisch helfen kann oder darf. In Kobane werden Menschen abgeschlachtet und selbst die vor Ort, bzw. in der Nähe befindlichen Korrespondenten diverser Medien wundern sich, dass weder die US Airforce noch die türkische Armee dem Morden ein Ende machen, obwohl Sicht und Gelände bestmöglich sind. Und noch schlimmer ist es, dass die Vereinten Nationen nicht reagieren und die EU plötzlich die Hände faltet. War es doch in Libyen gegen Ghadaffi ganz anders. Aber Kobane hat wohl kein Öl……

Nora
Nora
10 Jahre zuvor

Wenn man bedenkt, dass die Türkei EU-Beitrittskandidat ist und so der IS-Terrorstaat an einer möglichen EU-Aussengrenze liegt, wird mir ganz übel.

Statt auf Obama und Erdogan zu schimpfen, wäre in dem Fall auch die EU gefragt hier schnell aktiv zu werden.

Helmut Junge
Helmut Junge
10 Jahre zuvor

Wir kritisieren die Handlung bzw. Nichthandlung der USA nicht alleine. Bei Spiegelonline habe ich einen Artikel ,it dem Titel: „Die Schande von Kobane“ gefunden.
Daraus dieser Ausschnitt:

“ Seit Beginn der Belagerung von Kobane schaut die ganze Welt zu. Hunderte Journalisten stehen jenseits der Grenze auf türkischem Boden und beobachten, wie der IS Stunde um Stunde weiter in den Stadtkern vordringt.
Jede neue schwarze Flagge, die die Islamisten in der Stadt hissen, ist ein Propagandaerfolg, den die Miliz nicht einmal mehr selbst per Internetbotschaften verbreiten muss. Millionen von Menschen erleben es live und stellen fest: Selbst militärisch mächtige Nationen sind entweder nicht in der Lage oder nicht willens, Einhalt zu gebieten. Terrororganisationen in aller Welt fühlen sich durch den IS-Erfolg ermutigt, ihren „Heiligen Krieg“ mit neuem Schwung aufzunehmen oder sich gleich dem IS anzuschließen.“
http://www.spiegel.de/politik/ausland/kobane-westen-versagt-in-syrien-gegen-is-islamischer-staat-a-995779.html

Gerd
Gerd
10 Jahre zuvor

Man verzeihe mir den Zynismus, aber es zeigt sich hier mal wieder:

‚Für Moslems, die weder von Juden, noch von Amerikanern getötet wurden, interessiert sich keine Sau!‘

Sascha Stoltenow
10 Jahre zuvor

@Helmut Junge: Nach dem, was berichtet wird, haben die USA im Irak die Einverständnis der Regierung und agieren in Syrien durch ihre Luftangriffe mit Duldung der Regierung Assad, die sich wiederum gegen den Einsatz von Bodentruppen ausgesprochen hat. Die Türkei hingegen macht einen gemeinsamen Angriff auf Assad zur Bedingung für ein Eingreifen.

Zur Frage der Ausrüstung: Theoretisch verfügbare Ausrüstung ist nicht gleich der Ausrüstung, die in einem konkreten Fall zum Einsatz gebracht werden kann.

@Wolle: Es steht Ihnen frei, die Idee der Ruhrarmee zu revitalisieren und sich überall dort zu engagieren, wo Menschen abgeschlachtet werden. Dass das wiederum bedeutet, andere zu töten, ist eines der Dilemmata, die Sie dann selbst lösen müssen.

Müller
Müller
10 Jahre zuvor

Die BBC erklärt noch einmal, warum es eben nicht so simpel ist die Kurden effizient aus der Luft zu unterstützen, wenn keine Spezialeinheiten am Boden sind.

http://www.bbc.com/news/world-middle-east-29524140?ocid=socialflow_twitter

Helmut Junge
Helmut Junge
10 Jahre zuvor

„Theoretisch verfügbare Ausrüstung ist nicht gleich der Ausrüstung, die in einem konkreten Fall zum Einsatz gebracht werden kann.“
Wenn die Ausrüstung knapp gehalten wird, stimmt das. Wo ist der gigantische Rest, der theoretisch zur Verfügung stünde? Ich habe den Eindruck, die amerikanische Präsenz dort findet nur medial statt. Früher sah man Tag und Nacht die Feuer der Raketen und anderer Geschosse. Heute sind es Worte, bestenfalls Zeilen. unüberprüfbar, ob da Wirklichkeit hinter steckt.

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